Reiner Engelmann - Straßenkinder - Im Dschungel der Städte

  • Straßenkinder

    werden als Straßenratten, Trebegänger, Ungeziefer, Buschköter oder Motten bezeichnet. Eine senegalesische Zeitung sah in ihnen gar ,menschlichen Sperrmüll'.


    Straßenkinder

    sind auf der Straße zu Hause. Hier arbeiten sie tagsüber, und wenn sie keinen Kontakt mehr zu ihren Familien haben, schlafen sie nachts auf Pappkartons, alten Decken, Bürgersteigen, in Abflussrohren, Hauseingängen, Autowracks oder Abbruchhäusern.


    Straßenkinder

    betteln, sammeln Müll, waschen und bewachen Autos, bieten ihre Dienste als Boten und Lastenträger an oder arbeiten als fliegende Händler.


    Straßenkinder

    leben aber auch vom Stehlen, vom Drogenhandel oder von Prostitution.


    Straßenkinder

    werden verachtet, verfolgt, verjagt, vergewaltigt, gefoltert und ermordet.


    Straßenkinder

    sind in der Mehrzahl Jungen und meist zwischen acht und fünfzehn Jahre alt. Die Zahl der jüngeren Kinder steigt jedoch ständig.



    Da hilft es auch nicht, dass am 20. November 1989 das "Übereinkommen über die Rechte des Kindes" von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die Zahl der schon vorhandenen Millionen und aber Millionen Straßenkinder wächst von Jahr zu Jahr weiter an.


    Reiner Engelmann war mit seinem Buch auf Lesetour und wurde von einem Schüler gefragt, welchen Sinn es bei dieser großen Zahl denn mache, ein Kind zu wählen, das man unterstützt. Seine Antwort:


    Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir können uns zurücklehnen und einfach sagen, dass man doch nichts tun kann. Oder wir können uns anstrengen, unsere Phantasie einsetzen und uns etwas überlegen, wenigstens einem Kind oder einer begrenzten Zahl von Kindern zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen.


    Reiner Engelmann berichtet über das Schicksal von Mutarama Mukamurenzi, die von heute auf morgen nach einem Massaker in ihrem Zuhause die einzige Überlebende war. Sie war erst zehn Jahre alt und hatte schon Schreckliches gesehen: die tote Nachbarin, der man den Kopf abgetrennt hat, die Freundin ihrer Schwester mit aufgeschlitztem Bauch, Köpfe, die auf Pfähle aufgespießt waren. Und nun ihre Familie. Bevor die Männer ins Haus kamen, konnte sie sich unter dem Bett verstecken. Erst nach einer Woche traute sie sich hervorzukriechen und flüchtete in die Stadt. Was sie dort erlebte, sollte kein Kind erleben müssen. Durch Zufall erfuhr sie von einem Mann, der es möglich machen sollte, Kindern wie ihr ein würdigeres Leben zu bieten. Doch es dauerte noch Wochen, bis sie all ihre Kraft zusammennahm und sich auf den Weg zu ihm machte.


    In einem zweiten Teil gibt es Informationen, Diskussionsbeiträge und Kontaktadressen von Hilfsorganisationen und im abschließenden dritten Teil erfahren wir von Juan und seinem Schicksal.


    Ich bewundere Reiner Engelmann dafür, dass er den Wehrlosen und Opfern eine Stimme gibt. Er engagiert sich besonders in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung. Mit Schulklassen und Erwachsenen macht er regelmäßig Studienfahrten nach Auschwitz. Wer Interesse hat, kann über seine Homepage oder bei Facebook mit ihm Kontakt aufnehmen.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)