Land of Stories 1 (Die Suche nach dem Wunschzauber) - Chris Colfer
Fischer Sauerländer
592 Seiten
Kinderbuch/Märchen
Band 1
13. März 2019
Inhalt:
Als Alex und ihr Zwillingsbruder Conner ein altes Buch zum Geburtstag geschenkt bekommen, ahnen sie nicht, dass der dicke Schmöker ein Portal in ein magisches Reich ist. Sie geraten in eine Welt, in der es nicht nur gute Feen und verwunschene Prinzen gibt, sondern auch ein böses Wolfsrudel und eine noch viel bösere Königin. Doch ganz so einfach ist die Sache mit Gut und Böse leider nicht. Denn in all den Jahren nach dem Happy End haben die Märchenwesen einige Marotten entwickelt, was die Zwillinge in so manche verzwickte Lage bringt. Außerdem haben sie nicht den blassesten Schimmer, wie sie wieder nach Hause finden sollen.
In einem geheimnisvollen Tagebuch steht die Lösung - doch hinter dem ist auch die böse Königin her ...
Meinung:
600 Seiten an einem Tag? Aufgeteilt auf vielleicht 20 Stunden?
Bisher haben das nicht viele Bücher geschafft. Doch mit „Land of Stories“ ist das überhaupt kein Problem.
Dieses Büchlein ist wie Disneyfilme im Hirn.
Aber nicht einzeln, nein. Sondern alle zusammen und auf einmal.
Als hätte man sie in einen Topf geworfen und daraus eine ganz eigene Welt erschaffen - das ist „Land of Stories“.
Groß, gewaltig, magisch, eigenartig, mit hilfreichen und weniger hilfreichen Kreaturen, aber vor allem eins: wunderschön.
Die Zwillinge Alex und Conner könnten unterschiedlicher nicht sein.
Bis auf ihre kupferfarbenen Haare und ihre Liebe zu guten Geschichten scheinen sie nichts gemeinsam zu haben.
Alex ist leicht zu begeistern, sie liebt Bücher und ist eine kleine Streberin, denn sie hat mehr Wissen angehäuft als so manch andere 12 Jährige. In der Schule ist Märchenkunde ihr Lieblingsfach, während Conner hierbei regelmäßig in Tiefschlaf fällt.
Er ist der faule, chaotische Typ, was ihn anscheinend cool macht und hinkt oft und gerne mit allem hinterher.
Die beiden Zwillinge sind so speziell, so gegensätzlich und doch so gleich, dass ich sie direkt ins Herz geschlossen habe.
Aber nicht nur das, denn das Abenteuer, das sie erleben, ist eins der schönsten von denen ich je im Kinderbuchbereich gelesen habe - mal abgesehen von Harry Potter.
Den meisten Menschen werden Cinderella, Schneewittchen und Co hoffentlich ein Begriff sein.
Sie sind die Traumfiguren der Kinder, die Märchen, die man abends im Bett von den Eltern vorgelesen bekommt.
Sie alle wurden beschönigt und mit Happy End ausgestattet - denn von grausigen Toden und schlimmen Dingen will keiner lesen. Die Kinder sollen schließlich etwas lernen und das geht viel besser mit positiven Gefühlen, als mit negativen.
Die Happy Ends geben Hoffnung. Was aber passiert danach?
Diese Frage haben sich Alex und Conner zwar noch nie gestellt, aber sie sind im Begriff es herauszufinden, als sie schwuppdiwupp kopfüber ins Abenteuer ihres Lebens stürzen. Schon beim Anlesen habe ich gemerkt, wie einfach mir der Schreibstil von der Hand ging und wie großartig er ohne Probleme Bilder in die Köpfe zaubert. „Land of Stories“ erzählt von bösen Königinnen, von Racheplänen, von Dornenhecken und Meeresschaum.
Es nimmt den Leser mit ins Land der Trolle und Kobolde, hetzt ihn durch die Zwergenwälder und gefühlt durch alle sieben Königreiche. Das Lesen selbst fühlte sich wie Fliegen an.
Als würde ich über dem magischen Land auf einem Teppich liegen und die Zwillinge auf ihrer Reise begleiten.
Zeitweise habe ich sogar ihr Kichern und ihre Schreie im Ohr gehabt, wenn sie auf der Flucht waren.
Es war alles unheimlich greifbar und so authentisch, wie ein Märchenland nur sein kann. Ich bin echt begeistert.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings, auch wenn der, in Anbetracht der stimmigen, restlichen Geschichte, nicht der Rede wert ist: Die Zwillinge begegnen auf ihrer Suche nach den Zutaten für den Wunschzauber sonderbaren und gefährlichen Kreaturen. Sie wissen nicht wer Freund oder Feind ist und geraten hier und da in ausweglose Situationen.
So viel Glücksgefühl und Hoffnung diese Geschichte auch vermitteln mag - manch eine dieser Situationen war mir einfach zu schnell gelöst. Es erschien mir als wollte der Autor Spannung an diese Stellen setzen, hat sich beim Schreiben selbst dann aber eines besseren belehrt und das Ganze fix wieder aufgelöst. Das war ein bisschen schade, da ich irgendwie gern noch mehr von Alex klugem Köpfchen und Conners Tapferkeit gesehen hätte.
Aber vielleicht lag auch gerade darin der Zauber der Geschichte, ich bin mir nicht sicher.
Für meinen Geschmack hätten die Zwillinge gern noch mehr an ihre Grenzen geführt werden können.
Fazit:
„Die Suche nach dem Wunschzauber“ ist ein grandioser Auftakt für das „Land of Stories“ Universum.
Ein Märchenbuch in einem Märchenbuch - nur besser irgendwie, denn die Geschichten von Rapunzel, Rotkäppchen und Co sind nach dem Happy End noch lange nicht zu Ende.
Entdeckt mit Alex und Conner die magische Welt hinter den Buchstaben, die so fesselnd und faszinierend ist, dass man nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Springt von einem Abenteuer ins nächste, begrüßt Feen und laufende Fische, lasst euch einlullen von romantischen Szenarien und fürchtet euch vor dem großen bösen Wolfsrudel.
„Land of Stories“ ist unglaublich magisch, für Märchenfans ein Muss, aber auch für alle, die schon immer davon geträumt haben mitten in die Geschichten hineinspringen zu können.
Bewertung:
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ (5/5)