Constanze Wilken - Die Frauen der Villa Fiore

  • Der Toskana und dem familieneigenen Weingut im Rufina hat Giulia Massinelli für einige Jahre den Rücken gekehrt, um sehr gegen den Willen ihres Vaters in New York als Wirtschaftsprüferin zu arbeiten. Als sich ihre Beziehung in Luft auflöst und sie auch um ihre berufliche Reputation fürchten muss, kehrt sie in ihre Heimat zurück, um bei ihrer Familie ihre Wunden zu lecken, wobei es ihr Vater Lorenzo wahrlich nicht leicht macht. Das Weingut steht nach der Umstellung auf biologischen Anbau vor dem Durchbruch, denn der Fino Uno ist ein guter Tropfen geworden. Doch die Vermarktung und auch der Vertrieb müssen neu aufgestellt werden. Bei allem hilft ein Flying Winemaker namens Paul, mit dem sich Giulia schon bald sehr gut versteht. Allerdings gibt es jemanden, der die Familie und die Früchte ihrer Arbeit unbedingt sabotieren will. Immer wieder gibt es rätselhafte Vorfälle, die die Massinellis zurückwerfen. Wer ist der Übeltäter und was sind die Gründe für diese Sabotageakte?


    Constanze Wilken hat mit ihrem Roman “Die Frauen der Villa Fiore - Giulias Geschichte” einen glanzvollen Auftakt ihrer Trilogie um die Töchter der Familie Massinelli vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, detailreich und bildhaft, der Leser wird mit den ersten Worten in die Seiten gesogen und darf sich an Giulias Fersen heften, ihre Gedanken- und Gefühlswelt erleben und sich in der Familie Massinelli häuslich einrichten. Die Autorin lässt den Leser an der harten Arbeit des Weinbaus teilhaben, aber auch an den Schwierigkeiten, mit denen die Winzer zu kämpfen haben, wenn sie auf biologischen Anbau umgestellt haben. Weinanbau ist von so vielen Faktoren abhängig, dass nur Idealisten wohl diesen Beruf für ihr Leben wählen. Die Landschaftsbeschreibungen sind wunderbar farbenfroh, vor dem Auge des Lesers entstehen die herrlichen Landschaften der Toskana, ein Rundgang durch Florenz ist ebenfalls drin, sowie das Wandeln durch die Weinberge nicht nur im Rufina, sondern auch im californischen Napa Valley. Das italienische Flair, der Familienzusammenhalt und die alten Familiengeheimnisse sowie die Rivalität zwischen Brüdern findet ebenso ihren Platz in dieser wundervollen Geschichte. Die Seiten fliegen nur so dahin.


    Die Charaktere sind liebevoll mit individuellen Eigenschaften versehen, ihnen wurde regelrecht Leben eingehaucht. Der Leser fühlt sich in ihrer Mitte pudelwohl, darf mit ihnen am Esstisch sitzen und neben einem guten Tropfen und wahren Leckereien auch einen Blick auf ihre zwischenmenschlichen Beziehungen werfen. Giulia ist eine starke und mutige Frau, die mit ihrem Vater ständig im Clinch liegt. Beide sind sture Charaktere, doch Giulia ist meist sachlich und pragmatisch, während Lorenzo immer kurz vorm Herzkasper ausrastet und seine Spitzen verteilt. Giulias Mutter Manuela ist der Ruhepol in der Familie, die alle im Griff hat, vor allem Lorenzo. Der amerikanische Önologe Paul ist ein offener und freundlicher Mann, dem man anmerkt, dass er für seinen Beruf lebt. Milena und Bianca sind Giulias jüngere Schwestern, die beide ebenfalls fleißig und erfolgreich arbeiten. Großmutter Tereza ist eine sture alte Frau, die als Patriarchin einige Geheimnisse hütet und sich kaum etwas entlocken lässt. Aber auch Protagonisten wie Dario, Salvatore oder auch Mauro geben der Handlung immer wieder ein neues Gesicht und lassen den Leser durchgängig neugierig bleiben.


    “Die Frauen der Villa Fiore - Giulias Geschichte” ist ein sehr gelungener Auftakt, der sehr neugierig auf die Folgebände macht. Herrliche Lesestunden gefüllt mit Spannung, Liebe, Familiengeheimnisse und viel “La vita italiana” vom Feinsten! Hier hat die Autorin alles richtig gemacht. Einfach wunderbar! Absolute Leseempfehlung!


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    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Die Italienerin Giulia Massinelli kehrt aus dem kalten, nassen und beklemmenden New York, das all seinen Reiz für sie verloren hat, zurück in ihre Heimat. Jahre hat sie das Weingut ihrer Eltern in der Toskana nicht besucht, weil sie dieses im Zwist mit ihrem Vater verlassen hatte und entgegen der Wünsche des Vaters, im Familienbetrieb zu arbeiten, eigene berufliche Wege gegangen und Wirtschaftsprüferin geworden ist.


    Nach dem Scheitern ihrer Beziehung und dem drohenden Verlust ihres beruflichen Ansehens, steckt Giulia in finanziellen Schwierigkeiten und ist gezwungen, bei ihrer Familie unterzukommen, um sich über ihren weiteren Weg klarzuwerden.


    Giulias Vater Lorenzo hadert immer noch mit der zurückliegenden Entscheidung seiner Tochter, und schnell wird deutlich, dass er es Giulia nicht einfach macht, seine Anerkennung zu erlangen.


    Lorenzo Massinelli hat seinen Betrieb vor einigen Jahren auf biologischen Weinbau umgestellt. Mit Hilfe des kalifornischen Flying Winemakers Paul, der mit Hingabe seinen Beruf ausübt, ist es gelungen, einen ausgezeichneten Chianti heranzuziehen. Ein Durchbruch ist auch dringend nötig, damit das Weingut wirtschaftlich besser dasteht. Nach anfänglicher Skepsis erkennt Giulia, welch wertvoller Mensch Paul ist, und mit ihm gemeinsam entwickelt sie Strategien zur Vermarktung und zum Vertrieb des vielversprechenden Weines.


    Alles könnte so perfekt sein. Dann verunfallt der Kellermeister, Wein wird verunreinigt, die Vorfälle häufen sich. Wer neidet den Massinellis einen möglichen Erfolg? Und können weiteres Unglück verhindert und die Verursacher enttarnt werden?



    Constanze Wilken ist als Autorin für mich eine Entdeckung. Ihre Geschichte, oder vielmehr "Giulias Geschichte", erzählt sie mit sehr viel Atmosphäre, einprägsamen Bildern, Wärme und einem hohen Wohlfühlfaktor.


    In „Die Frauen der Villa Fiore“ spielt die Liebe eine große Rolle. Allerdings nicht nur die zwischenmenschliche Liebe. Es ist die Liebe zum Land, zur Heimat, zum Wein, zu dem, was man tut. Und dabei beschränkt Constanze Wilken sich nicht allein auf das Leben in der Toskana. Nein, auf das Weingut von Pauls Großvater Noah im Napa Valley in Kalifornien habe ich mich ebenfalls gern einladen lassen und in Gedanken den Zinfadel „gekostet“.


    Auch wenn die Autorin die Grazie und Anmut der Toskana mit ihrer bezaubernden Landschaft in schönsten Farben schildert, vergisst sie nicht, auf das Widersprüchliche hinzuweisen: Armut und Reichtum, Leidenschaft und Gleichmut, Brutalität und Charme liegen dicht beieinander.


    Darum gefällt es mir, dass in den Roman Hintergrundinformationen einfließen. Hier hat Constanze Wilken umfangreiche Recherchearbeit geleistet, und sie versteht es meisterhaft, Wissenswertes - beispielsweise über den Weinanbau - so zu vermitteln, dass dies nicht zu einer langweiligen Lehrstunde wird.


    Ihr Schauplatz ist ein toskanisches Weingut, das auf den biologischen Anbau der Früchte setzt. Dabei thematisiert die Autorin, dass sich die Weinlandschaft verändert und inzwischen Klasse statt Masse gefragt ist. Der Markt ist hart umkämpft, und viele Menschen sind abhängig vom Erfolg des Weines. Und für einen guten, einen hervorragenden Wein braucht es neben Geduld, Leidenschaft und besten Zutaten, viel Arbeit, sorgfältige Planung, das Abwägen zahlreicher Risiken und Glück mit dem Wetter.


    Mitzuerleben, wie die Menschen gemeinsam etwas schaffen, hat mich begeistert. Dafür tragen die Figuren dieser Geschichte einen erheblichen Teil bei, denn ich habe in kurzer Zeit (fast) alle ins Herz geschlossen.


    An erster Stelle Giulia und Paul. Dann Manuela und Lorenzo. Und Milena und Bianca und Dario. Ja, auch Nonna Teresa. Die gesamte schwierige, liebenswerte, sture, vereinnahmende, herzliche Familie.


    Guilia lernt, nicht mehr davonzulaufen, wenn es heikel wird. Ihr liegt mit jedem Tag, den sie auf dem Land der Massinellis verbringt, mehr daran, dass sich Erfolg einstellt. Ihre Verbundenheit zu ihrer Familie, zur Villa, den Menschen, die hier tätig sind, wächst, und sie begreift die große Bedeutung des Ganzen.


    Paul mag ich einfach, seine offene Natur, ohne oberflächlich zu sein, die direkte und gelassene Art, die Dinge zu betrachten. Sein Humor und die Tatsache, dass er sich nicht so leicht etwas vormachen lässt, zeichnen seine Persönlichkeit aus. Er ist von Giulias schroffem Gehabe wenig beeindruckt und geht immer wieder auf sie zu, und er verliebt sich in die schöne, starke, eigensinnige, ja auf ihre faszinierende Art komplizierte Italienerin.


    Und auch Giulia entdeckt ihre Gefühle für Paul. Aber gibt es für beide eine Zukunft? Denn Paul wird in Kalifornien bei seinem kranken Großvater dringend erwartet...


    Und so belasse ich es bei einem Schlusswort von Manuela, Giulias Mutter, und freue mich auf ein "Wiedersehen": „Man kann sich nicht aussuchen, wann man dem richtigen Menschen begegnet. Doch wenn man überhaupt das Glück hat, ihn zu finden, muss man den Mut für die richtige Entscheidung aufbringen.“ (Seite 381)


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