Andrea Schacht - Mord im Badehaus

  • Zum Inhalt:


    Mord im mittelalterlichen Köln – Fährmannstochter Myntha ermittelt wieder.

    Die Bademagd Molly war allseits beliebt – besonders bei Männern, denn sie geizte nicht mit ihrer Gunst –, aber nun ist sie tot. Ermordet! Myntha, die Tochter des Fährmanns von Mülheim, ist entsetzt, als ihre Brüder ihr diese Nachricht bringen. Verdächtige gibt es genug: zum Beispiel den Pfarrer, der Mollys Dienste gerne genossen hatte, oder der Hauptmann der Wache. Doch als Myntha klar wird, dass auch ihre beiden Brüder die schreckliche Tat begangen haben könnten, ermittelt sie auf eigene Faust – und stößt auf ein tragisches Schicksal und einen verzweifelten Täter …

    (Quelle: amazon.de)



    Meine Meinung:


    Man möge mir bitte verzeihen, dass diese Rezi ein wenig knapp und allgemein ausfällt - ich erstelle sie v.a. deshalb, weil ich dieses Buch als meinen besten historischen Roman 2018 nominieren möchte und es bisher leider noch keine Rezi gibt.


    Ich habe das Buch im März 2018 gelesen und damals in meiner Leseliste mit fünf Sternen bewertet, erinnere mich aber nicht mehr an viele Details. Im Gegensatz zum Rest der Reihe (und ihren Vorgänger-Reihen um Almut und Alyss) habe ich diesen Band bisher auch nur einmal gelesen.


    Es ist ein "typischer" Andrea-Schacht-Roman: Leicht und flüssig zu lesen, ohne dabei übermäßig seicht zu werden; auch tiefgründigere Themen streifend; im historischen Setting gut recherchiert und anschaulich verortet. Vor allem aber: wie immer von einer großen Warmherzigkeit und jeder Menge Humor geprägt, wofür ich Andrea Schachts historische Krimi-Romanreihen so sehr liebe. Ihre HeldInnen sind nie vollkommen, aber sie stehen zu ihren Fehlern, versuchen, Ungeschicklichkeiten und Schuld wieder gutzumachen, und wenn sie selbst im Dreck landen, tun sie ihr Bestes, sich wieder herauszuarbeiten. Sie haben keinen perfekten Charakter, suchen aber das Gute in sich und anderen. Sie folgen Wertvorstellungen und Idealen (ohne dabei den Zeigefinger zu heben), wissen aber auch, wann man ruhig mal fünfe gerade sein lassen kann. Sie jagen nicht nur ihrem eigenen Glück hinterher, sondern denken auch an andere und greifen ihren Mitmenschen bei Bedarf kräftig und großzügig unter die Arme. All das wird ja heutzutage gern als "Gutmenschentum" verschrien, aber ich persönlich mag es, wenn Menschen nach solchen Werten leben. Die Welt ist auch in Andrea Schachts Romanen ganz realistisch ein Ort, an dem gestohlen, geschlagen und gemordet wird. Dennoch machen ihre HeldInnen das Umfeld, in dem sie sich bewegen, zu einem besseren Ort. Ich lese diese Bücher immer mit einem Lächeln und als geliebte Wohlfühlbücher ganz besonders dann, wenn es in meinem eigenen Leben mal arg stressig zugeht.


    Da die Autorin ja leider verstorben ist, wird die Reihe um die unbeugsame Fährmannstochter Myntha unvollendet bleiben und man wird nicht mehr erfahren, auf welche verschlungenen Wege Andrea Schacht sie und ihren Rrrrabenmeister im eigentlich geplanten fünften Band noch geschickt hätte. Man merkt diesem vierten Band aber m.E. auch an, dass die Autorin die Entwicklungen etwas schneller als gewohnt vorantreibt bzw. sehr deutliche Andeutungen macht, in welche Richtung das Ganze am Ende gehen soll. Sie hat wohl geahnt, dass ihr nicht mehr genug Zeit bleiben könnte, um auch den letzten Band noch zu schreiben. :|


    Ein traurig-schöner Abschied von einer Reihe, die ich immer wieder gern zur Hand nehme.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Über die Autorin (Amazon)

    Andrea Schacht (1956 - 2017) war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit »Die elfte Jungfrau« kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie auch danach mit vielen weiteren Romanen eroberte.

    Mittelung von mir

    Sie verstarb leider am 26. Oktober 2017 Nach langer Krankheit. Ich trauere sehr um sie.

    Produktinformation (Amazon)

    Taschenbuch: 352 Seiten

    Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag; Auflage: Erstmals im TB (19. Februar 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3734103797

    ISBN-13: 978-3734103797


    Der vierte Myntha-Band

    In Bademeister Juppes Badehaus war die Bademagd Molly ermordet worden. Juppes wollte dies Reemt, dem Fährmeister, melden, denn der war nicht da gewesen und konnte Molly somit nicht ermordet haben. Ein Schöffe bearbeitete den Mord und nahm kurzerhand alle Männer fest, die an dem vorangehenden Tag im Badehaus waren. Nur durch eine Bürgschaft konnten auch Mynthas Brüder wieder freikommen. Und der Schöffe ließ sich das gut bezahlen.

    Henning, des Rabenmeisters Frederic Gehilfe, sann immer noch auf Rache an dem Mann, der seinen Herrn ermordet hatte. Als sein Meister ihn einem Ritter schickte, nahm er das zum Anlass, nach dem Mörder, dessen Namen er kannte, zu forschen. Doch damit begab er sich in große Gefahr.

    Dann gibt es noch den Müller Rickel, der unter dem Pantoffel seiner Schwester Swintje stand und um Myntha warb. Doch die Unterschrift unter dem Vertrag verzögerte sich immer wieder, weil Swintje nichts gut genug war.


    Meine Meinung

    Dies ist der vierte Band um die Fährmannstocher Myntha, die schon viel Schlimmes erlebt hatte, wie wir aus den Vorgängerbänden wissen. Ich war wieder schnell in der Geschichte drinnen und konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Myntha schlafwandelte ab und zu und das legten ihr manche im Ort negativ aus. Doch ich denke, wenn Frederic Unholdin zu ihr sagte, so meinte er das nicht wirklich ernst. Natürlich ist es Myntha zu verdanken, dass der Mörder der Bademagd (und noch anderer) gefasst wurde. Doch sie selbst geriet dabei wieder mal in Lebensgefahr. Leider müssen wir Leser die Geschichte nun selbst weiterspinnen, denn die großartige Autorin Andrea Schacht ist ja im Oktober 2017 verstorben. Dabei hätte ich so gerne gewusst, ob Myntha und Frederic ein Paar werden, denn wie heißt es so schön? Was sich liebt, das neckt sich. Nun müssen wir Leser uns das Happyend selbst ausdenken. Ich denke auch Frederic hatte ein Auge auf Myntha geworfen, auch wenn er das nicht (noch nicht?) zugeben konnte. Frederic trauerte immer noch um Seine Frau und sein Kind, die beide elendiglich verbrannt sind. Und er ist auf der Suche nach dem Täter. Auch das werden wir nicht mehr erfahren, ob er ihn gefunden hat, und wer es war. Aber nichtdestotrotz hat mir das Buch wieder vergnügliche Stunden beschert, denn es hat mich gut unterhalten. Ich war richtig gefesselt und konnte es kaum aus der Hand legen. Von mir daher eine Lese-/Kaufempfehlung und volle Bewertungszahl.

    Soeben habe ich gerade gesehen, dass die Autorin Julia Freidank den Abschlussband um die Fährmannstochter Myntha schreibt, so dass er Im November 2019 erscheint: Das Erbe der Kräuterfrau ist der Titel. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Nachdem mir Band 1 (Die Fährmannstochter) und 2 (Die silberne Nadel) nur so mittelmäßige gefallen hatten, Band 3 (Das Gold der Raben) aber total spannend und unterhaltsam war, musste ich nun auch unbedingt die Fortsetzung lesen.

    Auch dieses Mal ist der Geschichte ein Dramatis Personae (=Personenverzeichnis) vorangestellt. Ich finde so eine Aufzählung der Protagonisten immer sehr hilfreich, da sie mir vorab schon mal einen kleinen Einblick gewähren und z.B. auch Verwandtschaftsverhältnisse übersichtlich halten.


    Im Vorwort erläutert die Autorin zwei Themen. Zum Einen das Badehaus, in welchem das Vergnügen, sprich die Entspannung (in jeglicher Wese) im Vordergrund steht, und zum Zweiten die Raubritter, die ihre ursprüngliche Gesinnung verloren haben.


    Kommen wir aber zur eigentlichen Geschichte, die kaum angefangen schon mit Rückblick auf den Vorgängerband gewährt. So ganz unabhängig scheint diese Geschichte wohl doch nicht zu sein, da immer wieder auf das Rheingold, vom Vorgängerband, angespielt wird. Hier sollte man wirklich zuvor Band 3 gelesen haben, da die Zusammenhänge sonst nicht klar sind.


    Die kleinen dialektische Einlagen haben mir sehr gut gefallen, auch wenn ich manche Sätze 2-3 mal lesen musste, um sie zu verstehen. Aber nun ja, so hat eben jede Region ihren Dialekt. So ein kleine Worterklärung am Ende des Buches hätte ich dennoch begrüßt.


    Diese Story ist sehr abwechslungsreich und man springt von dem einen Handlungsstrang zum Anderen. Beide sind spannend, wobei mir die Mordgeschichte doch etwas besser gefiel.

    Am Ende hatte ich jedoch das Gefühl, als würde etwas fehlen. Oder wollte man unbedingt noch eine Fortsetzung daraus machen und hat den Schluss dieser Story einfach weggelassen? Gerade die Liebelei fand ich zum Schluss irgendwie seltsam und unausgewogen. Schade!


    Merkwürdig war auch, dass nach dem letzten Satz so gar nichts mehr kam. Nur noch eine weiße Seite. Wäre es ein Film, würde ich sagen, dass der Abspann fehlt.


    Kurz nach zu Cover und Klappentext:

    Meiner Meinung nach, wurde das Cover wieder sehr passend zur Story ausgewählt. Man sieht eine Frau (ob es nun Mythna darstellen soll?) und im Hintergrund eine große Stadt, evtl. Köln. Stimmig zu den bisherigen Covern der Reihe.

    Der Klappentext gibt nicht allzuviel preis und macht deshalb neugierig. Neugierig auf Molly, aber auch neugierig, ob die beiden Brüder wirklich etwas damit zu tun haben.


    Fazit:


    Einen Punkt ziehe ich ab, da sehr viele Rückblicke mit Anspielungen auf den Vorgängerband sind. Wer diesen jedoch nicht gelesen hat, dem dürften die Zusammenhänge nicht ganz schlüssig erscheinen. Klar, es animiert dann zum Kauf der kompletten Reihe, jedoch bleibt der Lesegenuss für dieses Buch auf der Strecke. Zugleich hätte ich mir am Ende des Buches ein Register mit Worterklärungen gewünscht, da nicht jeder den rheinischen Dialekt spricht und die mittelalterlichen Begriffs deuten kann. Ich denke, dass eine einzige Seite bei diesem Buchformat ausreichend und ohne großen Aufwand zu bewerkstelligen gewesen wäre.


    Einen weiteren Punkt ziehe ich für den Schluss ab. Für mich hatte es den Anschein, als hätte man mitten in der Geschichte abgebrochen, schnell irgendein Ende gebastelt, so dass für einen Nachfolgeband noch etwas von der Story übrig blieb. Kein Abspann ... gar nichts. Nur noch eine leere Seite.