Laura Lay - Flamingofeuer

  • Laura Lay ist das Pseudonym von Antje Wagner, und dies ist ihr erster Roman für Erwachsene.


    Der Schriftsteller Leon leidet an einer Schreibblockade und fürchtet, als Autor abgeschrieben zu sein. Da tritt eine Frau per E-Mail an ihn heran und macht ihm das Angebot, erotische Erzählunge für sie zu schreiben, sie würde ihn pro Seite bezahlen. Daraus entwickelt lLaura Lay ein ausgeklügeltes Geschichten- in-der-Geschichte-Konstrukt, das durch starke Frauenfiguren, die die Weiblichkeit feiern ebenso beeindruckt wie durch Wortgewandtheit und Srachgewalt.


    Alle Geschichten sind subtil und aufs Engste miteinander verzahnt und von einem Hauch Übersinnlichkeit durchdrungen, der mir ebenso wie der Stil sehr gefallen hat.


    Dies ist ein Buch, das beweist, dass sich Erotik und Niveau nicht auschließen müssen.


    Die Erotik ist immer geschmackvoll beschrieben, mal soft, mal hart, mal hetero, mal queer, und auch die Stimmungen der einzelnen Geschichten sind höchst unterschiedlich. Mal ergreift ein allwissender Erzähler das Wort, dann wieder ein Ich-Erzähler, es gibt sich ebwechselnde Erzählstränge ebenso wie stringente Erzählungen. Atmosphärisch und stilistisch ist das Buch dadurch sehr abwechslungesreich.


    Es geht um alle denkbaren Spielarten der Liebe, die dem Leser in immer anderer, aber immer dichter Atmosphäre entgegentreten.


    Dies ist unbestritten bislang mein liebster Erotikroman und Highlight 2019.


    Sehr beeindruckend!

  • Inhalt

    Leons zweiter Roman muss ein rauschender Erfolg gewesen sein; doch nun ist sein Ruhm verblasst, das Geld verbraucht. Leon verbindet mit dem Gedanken an seinen Erfolgsroman „Die schwarze Augenmaske“ etwas Peinliches, das er noch nicht einmal sich selbst gegenüber auszusprechen wagt. Irgendetwas stimmte nicht mit seinem erotischen Roman. Leon Walsky habe ich mir vorgestellt wie den armen Poeten in seiner Dachkammer. Er muss seine restlichen Habseligkeiten verkaufen und kann die nächste Miete nicht mehr bezahlen. Ein exklusiver Schreibauftrag für erotische Geschichten könnte seine Rettung aus der Not sein. Seine Mäzenin Tanya von Rosenfels gibt sich wohlhabend und bietet sich am Standort ihres frisch erworbenen Gutshauses als bevorzugtes Klatschthema an. Die Sicht der Bewohner dieses wirtschaftlich proper wirkenden Ortes auf Tanya R. erzählt in Ichform der Deutschlehrer Christian Konrad. Leon bricht derweil auf zum Flamingo-Gehege des Zoos; denn seine Auftraggeberin hat ihm schriftlich exakt übermittelt, was sie wünscht. Alles scheint perfekt zu klappen, Tanya fordert, Leon liefert, Tanya überweist umgehend sein Honorar.


    Laura Lay fügt ein dicht geknüpftes Netz von miteinander verknüpften Personen und Orten zusammen, das wie das Muster eines orientalischen Wandteppichs wirkt. Immer wenn ich glaubte, ich wäre allen Ranken und Windungen gefolgt, entdeckte ich eine neue Perspektive, eine neue Windung im Muster. Schon der Rahmen der Geschichte wirkt verschlungen. Eingepasst in den Rahmen werden in knappen Worten Einzelgeschichten (mit geschmackvollen erotischen Szenen), die zunehmend die Neugier steigern auf die rätselhafte Beziehung zwischen Autor und Mäzenin. Die sexuelle Identität der Figuren scheint fließend zu sein und damit die Leser immer wieder herauszufordern. Dazwischen prasseln Unwetter auf die Protagonisten herein, neue Blickwinkel eröffnen sich. Fragen über Fragen … Befinde ich mich eigentlich gerade in meinem Buch oder in Leons Manuskript? Könnte eine Figur ihre Geschichte verlassen und in Leons Wirklichkeit eintreten? Wirkt Christian mit seinem Vertretungsvertrag nicht auch wie ein armer Poet? Wie viele Tanjas gibt es im Buch in wie vielen Schreibweisen? Welche Rolle spielt die Wahrsagerin?


    Fazit

    Die verblüffende Auflösung krönt schließlich einen kunstvoll verwobenen Plot, der immer wieder Zweifel an meiner Wahrnehmung säte, als würde ich auf optische Täuschungen schauen. Blicke in spiegelnde Fensterscheiben, Zweifel der Figuren an den Geschehnissen, immer wieder Illusionen, diese beinahe fotografischen Blickwinkel haben mich überrascht und gefesselt. Dekoriert wird das Spiel mit der Illusion mit süffisanten Seitenhieben auf den Literaturbetrieb.

    Lassen Sie sich überraschen ….


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow