Sigrid Undset - Frau Marta Oulie / Fru Marta Oulie

  • Kurzmeinung

    Hypocritia
    Dass eine Frau vor 100 Jhr. so zutiefst ehrlich und authentisch geklungen hat, lässt mich nicht kalt
  • Zum Inhalt:


    Marta Oulie hat ihren Mann betrogen. Überzeugt, ihre Ehe sei auf einem Tiefpunkt angelangt, fängt sie eine Affäre mit Henrik, dem besten Freund und Geschäftspartner ihres Mannes, an. Aber es kommt ganz anders: Otto Oulie erkrankt an Tuberkulose. Marta und Henrik beschließen, ihre Beziehung zu beenden. Doch die Ereignisse überstürzen sich: Ottos Krankheit spitzt sich dramatisch zu, seine zuvor blühende Firma gerät in Schwierigkeiten, und Marta muss feststellen, dass sie von ihrem Liebhaber schwanger ist. In dieser Situation beginnt sie, Tagebuch zu führen. Sie will über sich und ihre Ehe Klarheit gewinnen.

    Sigrid Undsets erster Roman verursachte bei Erscheinen wegen seiner Freimütigkeit einen Skandal. Zugleich ist er ein lebendiges Zeitbild Norwegens des frühen 20. Jahrhunderts (...)

    (Quelle: Inhaltsangabe im eBook, gekürzt)



    Meine Meinung:


    Manchmal denke ich, auch NobelpreisträgerInnen müssen erstmal üben... :lol: Das ist so ein Roman (bei nur 73 Seiten im eBook eigentlich eher eine Erzählung) mit viel Potenzial, von dem jedoch längst nicht alles genutzt wird.


    Zunächst die Thematik: Zu ihrer Zeit revolutionär, das allein verdient schon Anerkennung. Eine berufstätige Frau, die sich für die Unabhängigkeit, die Selbstbestimmung, das Wahlrecht von Frauen einsetzt, dann eine den Familien gar nicht so genehme Liebesheirat eingeht, Kinder bekommt, allmählich von ihrem zwar lieben, aber doch sehr konventionell denkenden Mann auf das Heimchen am Herd und schmückende Beiwerk reduziert wird - und aus dieser Situation ausbricht, indem sie ihren Mann betrügt. Was nach einem Wendepunkt in ihrem Leben aussieht, wird dann aber doch keiner...


    Mehr sei zum Inhalt nicht verraten. Es ist allerdings ohnehin schwer, Inhalte zu spoilern, wenn ein Buch so angelegt ist, dass gleich auf den ersten Seiten im Prinzip alles verraten wird und man dann v.a. in den Tagebuchrückblenden nur noch erfährt, wie es aus der Sicht der tief bereuenden Heldin dazu gekommen ist. Das finde ich erzähltechnisch nicht besonders gelungen; ich hätte die Entwicklung lieber "live" mit verfolgt, anstatt sie im Nachhinein erzählt zu bekommen. Oder wenn schon in Rückblenden, dann bitte nicht alle interessanten Verwicklungen gleich in einem Rutsch am Anfang des Buches. Da habe ich mich viel zu heftig ins Geschehen hineingeworfen gefühlt, und danach ist meiner Wahrnehmung nach nicht mehr sonderlich viel passiert. Manche Entwicklungen wurden aufgedröselt, andere nicht.


    Das Setting an sich korrespondiert ja sehr stark mit Ibsens "Nora", die ebenfalls ihr enges Puppenheim am Ende verlässt. Allerdings hatte sie es zunächst retten wollen. Marta Oulie verlässt es gleich am Anfang, um dann doch wieder zurückzukehren - aber von Rettung keine Spur. Die Handlung verliert sich im Zerstörerischen.


    Sigrid Undset hätte aus diesem durchaus interessanten Stoff viel machen können, wenn sie einen ordentlichen Spannungsbogen aufgebaut hätte. Den habe ich ebenso vermisst wie eine glaubwürdige Schilderung der Entwicklungen, die dazu führen, dass die Figuren ihre Einstellungen zum Leben und zueinander so sehr verändern, dass es am Ende nur auf die im Buch geschilderte Katastrophe hinauslaufen kann. Die zunehmende Entfremdung zwischen Marta und Otto ist m.E. gut nachvollziehbar dargestellt; dieses Phänomen zieht sich auch noch über hundert Jahre später durch etliche Beziehungen. Die anderen Konflikte dagegen (v.a. Martas seltsame Haltung ihren Kindern gegenüber) lassen bei mir am Ende zu viele Fragen offen.


    Positiv hervorzuheben ist aus meiner Sicht vor allem die im Buch angelegte Debatte über Geschlechterrollen, wo Sigrid Undsets Werk sicher eine große Bedeutung zukommt. Ich kannte bisher nur ihr Mittelalter-Epos "Kristin Lavransdotter" und werde nun gern noch weitere ihrer Gegenwartsromane lesen, da mich die Lebenssituation der Menschen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als so viel Bewegung in die klassischen Rollenmodelle kam, sehr interessiert.


    Fazit: Spannend fand ich das Büchlein nicht. Es bietet aber ein interessantes Bild der norwegischen Gesellschaft vor gut hundert Jahren.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • EDIT: Die norwegische EAN scheint nicht als ISBN / ASIN zu funktionieren. :-k

    Man muss nur Autor und Titel bei amazon.de eingeben dann bekommt man zumeist eine ISBN oder ASIN, ISBN aus anderen Quellen funktionieren hier nicht.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • (bei nur 73 Seiten im eBook eigentlich eher eine Erzählung)

    Hast Du einen Link zum E-Book? Bei amazon scheint es kein E-Book zu geben.:-k

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Leider nicht. Ich hatte es bei der Onleihe ausgeliehen.

    Unsere Onleihe hat es leider nus als Hörbuch und mit Hörbüchern kann ich gar nichts anfangen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Leider nicht. Ich hatte es bei der Onleihe ausgeliehen.

    Unsere Onleihe hat es leider nus als Hörbuch und mit Hörbüchern kann ich gar nichts anfangen.

    Das geht mir im Prinzip ähnlich; die Konzentration fehlt mir beim Hören und es nervt mich, dass ich nicht in meinem eigenen Tempo lesen kann. Ich höre aber gern Hörbücher anstelle eines Rereads, wenn ich das Buch schon kenne. Aber bei den Sprechstimmen bin ich auch pingelig... :lol:


    Schau mal, du kannst dir die "Marta Oulie" bei Hugendubel besorgen; ich finde das eBook allerdings etwas überteuert:

    https://www.hugendubel.de/de/e…rau&internal-rewrite=true

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :study: Nadia Murad - Ich bin eure Stimme

    :study: I. L. Callis - Doch das Messer sieht man nicht

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

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  • Komisch, bei mir funktioniert die Weiterleitung. :-k

    Dann geh doch direkt auf die Homepage von Hugendubel und gib den Titel in die Suchmaske ein, dann sollte es klappen. :winken:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

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  • Dann geh doch direkt auf die Homepage von Hugendubel

    Jetzt ist die Seite wegen Wartungsarbeiten nicht erreichbar. Sooo dringend muss ich das Buch aber auch nicht haben.:wink:

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    (Francis Bacon)
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  • Du Arme! :friends: Vielleicht soll es einfach nicht sein... :lol:

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  • Du Arme! :friends: Vielleicht soll es einfach nicht sein... :lol:

    Jetzt ist die Hugendubel-Seite wieder verfügbar, aber bei den E-Books wird mir nur eine dänische Ausgabe angezeigt, die ich ohnehin nicht lesen könnte.

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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich bekomme jetzt auch nur noch diese angeblich dänische Ausgabe angezeigt. Sehr seltsam. Der Titel des Buches und der Name des Verlags stehen ja auf Deutsch auf dem Cover und es ist Gabriele Haefs als Übersetzerin angegeben - die hat es doch nicht vom Norwegischen ins Dänische übersetzt!? ?(


    EDIT:

    Es wird auch bei Thalia als "dänisch" gelistet, aber ich glaube tatsächlich, dass das ein Fehler von Verlagsseite aus sein muss, denn wie gesagt ist der Titel ja auf dem Cover auf Deutsch angegeben (auf Dänisch heißt das Buch genauso wie im Norwegischen "Fru Marta Oulie"). Bei den anderen verfügbaren Büchern von Undset stimmen die Sprachen beim Titel auf dem Cover und die angegebenen Sprachen in der Produktbeschreibung, so weit ich das gesehen habe, überein, nur bei diesem nicht.

    Es gibt bei Thalia einen Feedback-Button, über den ich jetzt mal angefragt habe, ob das mit dem Dänisch denn korrekt ist. Bei meinem eBook aus der Onleihe sah das Cover aus wie bei dem oben von mir verlinkten eBook, und das war definitiv deutsch. :D (Ich kann halbwegs Dänisch lesen, aber nicht so gut, dass es mir vor lauter Spannung gar nicht aufgefallen wäre. :lol: )

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  • Es gibt bei Thalia einen Feedback-Button, über den ich jetzt mal angefragt habe, ob das mit dem Dänisch denn korrekt ist.

    Ich bin gespannt auf die Antwort.

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  • Es gibt bei Thalia einen Feedback-Button, über den ich jetzt mal angefragt habe, ob das mit dem Dänisch denn korrekt ist.

    Ich bin gespannt auf die Antwort.

    Da ich keine Mailadresse angeben konnte, wird da nix kommen. Sie ändern es dann vielleicht einfach nur, falls es tatsächlich ein Fehler ist.

    Sonst musst du halt Dänisch lernen. :lol:

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