Magret Kindermann - Und Dein Leben, Dein Leben

  • »Du bist Schriftstellerin. Dann orchestriere meinen Mord doch fiktiv. Wie würdest du es machen, mh?«

    Er trat einen Schritt auf sie zu. Sie wich nicht zurück.

    »Es ist ganz leicht«, sagte er. »Man muss nur wissen, wie. Schau.« Er nahm ihre Hand und legte sie sanft auf seine pochende Halsschlagader. Er schwitzte leicht. Mit sanftem Druck führte er sie zu seinem Herzen....(Klappentext)

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    "Doch die Perversion ist in uns verankert, in uns allen.
    Sie können sich einen Anzug, eine Fliege und teure Schuhe anziehen, sich rasieren und parfümieren,
    aber das mörderische Tier kriegen sie niemals aus sich heraus."
    (S. 55)

    Gleich zu Beginn sollte erwähnt werden, dass dieser Roman nicht ohne Trigger-Warnung auskommt und dieses Buch daher nicht für jeden geeignet sein könnte.

    Trigger: Die Geschichte thematisiert Mord, sexuellen Missbrauch, Selbstmord und Gewalt im Elternhaus.


    Carmen lebt in einem Bootshaus und zelebriert, umgeben von Wald und Gewässer die Einsamkeit. Sie liebt das Morbide und Makabere und freut sich, wenn sie sich ängstigt oder zufällig über eine Leiche stolpert, um dieses Erlebnis sogleich beruflich zu verarbeiten. Carmen ist Krimiautorin und das mit Leidenschaft und schreiben ist ihr Leben. Eines Tages scheinen jedoch die Geschichten ihrer Bücher real zu werden. Ein Mörder findet den Weg in ihr Bootshaus und da ganz und gar nicht zufällig. Aus dieser Begegnung entspinnt sich ein faszinierendes Gespräch, welches hinter die Fassade von Carmen blicken lässt und diese ist äußerst düster.


    "Sie hatte sich angewöhnt, manchmal Selbstgespräche zu führen, um die Stille zu vertreiben.
    So sehr sie die Einsamkeit liebte, manchmal fürchtete sie sich vor dem Wahnsinn."
    (S. 11)

    Diese Story kommt mit nur wenigen Figuren aus, diese sind jedoch mit einer Tiefe gezeichnet, die man nur selten in Büchern findet.

    Eine Schriftstellerin und ein Serienkiller, beide vom Charakter her von gesellschaftlichen Normen abweichend, beide grundverschieden und doch haben sie so manches gemein. Diese beiden, und allen voran der Serienkiller, werden nicht ver- oder beurteilt, sondern regen den Leser an über das Böse im Menschen zu sinnieren. Ja, selbst das Böse ist hier nicht das Böse. Es ist was es ist - eine menschliche Eigenschaft, die in jedem von uns schlummert und sich mehr oder weniger im Laufe des Lebens entwickelt, bzw. entwickeln KANN.


    "Sie war irre!
    Aber sie wollte sich nicht dagegen wehren, denn sie war, wie sie war
    und es gab nichts Schöneres, als das zuzugeben."
    (S. 78)

    Die Story selbst ist spannend, düster und ebenso fern des Mainstreams wie die Charaktere selbst. Es fängt, meiner Meinung nach, zwar etwas holprig an, entwickelte sich im Verlauf jedoch zu einem packenden Pageturner und endet mit einer völlig unerwarteten Wendung. Schade eigentlich, denn diese beiden Charaktere beinhalten Stoff für einen ganzen Roman. Zu gerne wäre ich mit ihnen noch im Bootshaus verweilt und hätte ihnen gelauscht. Dies ist vor allem auch dem Schreib- und Erzählstil der Autorin geschuldet. Flüssig und klar, inklusive unglaublicher Wortgewalt mit teils philosophischen Zügen in beklemmender Atmosphäre, führt die Autorin den Leser durch diese Geschichte, welche einen auch nach dem Schließen des Buches nicht mehr loslässt.

    Fazit:

    Das Buch, bzw. die Story hat mich regelrecht mitgerissen und lässt mich auch jetzt noch nicht los. Diese Novelle hat eine fesselnde Story, tiefsinnige Charaktere fern von 08/15, eine beklemmende Atmosphäre und philosophische Wortgewalt, welche einen zum Nachdenken anregt. Ich will mehr! Mehr von solchen Stories, mehr von dieser Autorin!! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    © Pink Anemone

  • Danke für die Rezi, die Zitate klingen spannend.


    Trigger-Warnungen empfinde ich aber als überflüssiges Relikt aus dem Fanfiction-Bereich. Sie spoilern nur und wer mit solchen Themen nicht umgehen kann, darf heutzutage keine Thriller und Krimis mehr lesen.

  • Trigger-Warnungen empfinde ich aber als überflüssiges Relikt aus dem Fanfiction-Bereich. Sie spoilern nur und wer mit solchen Themen nicht umgehen kann, darf heutzutage keine Thriller und Krimis mehr lesen.

    Wie sollen solche Leser dann wissen, ob sie das Buch lesen können oder nicht ohne Triggerwarnung? Das man bei einem Thriller für Mord und Totschlag oder blutiges Gemetzel keine Triggerwarnung angibt, ist ok, aber bei speziellen Themen sehr wohl, meiner Meinung nach. Was stört Dich an einer Triggerwarnung? Sie steht im Klappentext eines Buches oder in meiner Rezension und das war's.

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted: