Dominik A. Meier - Einhorn wider Willen

  • I am Unicorn (Einhorn wider Willen) - Dominik A. Meier


    Selfpublishing

    328 Seiten

    Komödie/Parodie

    Einzelband

    07. Dezember 2018


    Inhalt:


    Alissa Neumann hat ein Problem. Sie verwandelt sich fast jede Nacht in den glitzernden Traum kleiner Kinder: Ein Einhorn.

    Mal ganz davon abgesehen, dass sie mit ihrem Zustand alles andere als glücklich ist, bringen ihre Verwandlungen auch jede Menge Probleme mit sich. So muss sie nicht nur eine geplante Weltreise ausfallen lassen, sondern hat auch mit den Tücken des Alltags zu kämpfen und muss letzten Endes sogar als Geburtstagsgeschenk für ihre Cousine Lina herhalten.

    Beim Versuch, mit ihrem gehörnten zweiten Ich klarzukommen und gleichzeitig eine Heilung für ihren Zustand zu finden, gerät sie in immer kuriosere und wahnwitzigere Situationen. Und als sie schließlich erfährt, was hinter ihren Verwandlungen steckt, nimmt das Chaos endgültig seinen Lauf.


    Meinung:


    Spontan würde ich „I am Unicorn“ jetzt unter „ganz nett“ verbuchen.

    Es lässt mich nicht mit einem unendlichen Glücksgefühl zurück oder verursacht mir dieses Kribbeln im Magen, das ich nach manchen humoristisch angehauchten Büchern oftmals habe, sondern ist einfach nur eine süße Geschichte für zwischendurch.


    Alissa ist unsere Hauptperson, die Story dreht sich um sie und ihr Leben als Wereinhorn. In der personellen Erzählperspektive berichtet uns der Autor von ihren Problemen, Lügen und Situationen, in die sie gerät.

    Ich gebe zu, dass ich mich stellenweise echt gekringelt habe vor Lachen - das Lesen aber trotzdem irgendwie anstrengend war und ich kann nicht mal sagen woran das genau lag, denn der Schreibstil liest sich gut.

    Alissa hatte eigentlich große Pläne für ihre Zukunft: Eine Weltreise, dutzende Orte sehen und danach ein Studium mit ihrer besten Freundin Sandra. Doch seit sie sich immer mal wieder in den Traum jedes kleinen Mädchens auf zwei Beinen verwandelt, ist da nicht mehr viel mit weggehen und sich in der Öffentlichkeit bewegen. Zumal sie weder den Auslöser kennt, noch einen Sinn dahinter sieht, geschweige denn die Kontrolle über ihr inneres Einhorn behält.


    Die Protagonisten sind ganz süß erdacht, leider mangelte es ihnen in meinen Augen etwas an Tiefe.

    Das mag zum Einen an der leidigen Perspektive liegen, zum Anderen daran, dass sich fast alles nur um Alissa und ihre Sorgen drehte. Was das anging, war das ein wenig overloaded.

    Alissa ist eine recht interessante Persönlichkeit, sehr emotional, sie steigert sich binnen Sekunden in Dinge hinein - sei es nun eine Schwärmerei oder das Nachdenken darüber, was in ihrem Leben so schief gelaufen ist.

    Jetzt, wo ich so darüber schreibe, war es, glaube ich, diese extreme Sprunghaftigkeit, ihr niemals „festes“ Wesen, was sich so anstrengend hat lesen lassen. Unausgeglichen und ein wenig labil, wenn man so sagen darf.

    Wie ein kleiner Vulkan, bei dem man nie weiß, was da gleich kommt.

    Auf der anderen Seite zeigte sich Alissa allerdings äußerst loyal und als große Träumerin, ein Freigeist, was mir wiederum sehr gefiel. Ihr schwieriger Charakter hat mich also zweigespalten.


    Die Story an sich hatte auch so ihre Tücken.

    Grundlegend finde ich die Idee, dass man sich in der heutigen, modernen Welt in Glitzer pupsende und nach Zuckerwatte riechende, Regenbögen kotzende Einhörner verwandelt, erstmal ganz cool. Sowas gab es noch nicht, zumindest habe ich nicht davon gelesen. Einfach vorzustellen, weil die Industrie sich ja mittlerweile sehr darauf eingeschossen hat.

    Dass der Leser zu Beginn mit Alissa gemeinsam das Chaos bekämpft, das ihre Verwandlungen hinterlassen, hat mir gut gefallen. Dass man sich mit Sandra und ihr versucht ein relativ „normales“ Leben aufzubauen, auch.

    Dann wird es jedoch etwas kurios, als man anfängt der Frage nach dem „Warum“ auf den Grund zu gehen.


    Hach, ich würde gern sagen, dass das bombastische Gründe sind, mit denen ich niemals gerechnet hätte. Ich würde echt gern ausflippen vor Freude, weil das so abstrus kurios ist, dass es schon wieder genial ist. Geht aber leider nicht, weil ich mir für den Auslöser einer kleinen, menschlichen Einhornepedemie wirklich etwas Spektakuläreres vorgestellt hatte, etwas Aufregenderes als das, was ich bekommen habe. Die Lösung des Problem bzw. der Frage war in meinen Augen wie schon gesagt nur ganz nett, nicht überwältigend, aber auch nicht schlecht.


    Es juckt mich echt in den Fingern abschließend noch irgendwas Positives zu sagen, aber aaaaargh, selbst das Ende wirkte leicht erzwungen. Der Autor hat zwischenzeitlich immer mal wieder versucht die urbane, einhornmäßige Atmosphäre durch kleine Spannungskurven aufzulockern, geschafft hat das aber schlussendlich viel eher der recht humorvolle, verbale Schlagabtausch unter den Protagonisten.

    Das Einzige, was die Sache für mich noch abgerundet hätte, wäre die Einführung eines persönlichen Rent-a-Unicorn Service gewesen.


    Fazit:


    „I am Unicorn“ ist definitiv was für Liebhaber von „Einhornsen“ - um es mal mit den Worten der kleinen Lina zu sagen.

    Dieser ständige Wechsel von Gestalt und Persönlichkeit hat mir zwar zugesagt, war aber auf Dauer echt anstrengend zu lesen, obwohl der Humor da hin und wieder Lücken reißt und das Herz erleichtert.

    Die Umsetzung der Wereinhörner ist nicht so gut angekommen, wie ich mir das erhofft hatte, die Idee dafür umso mehr.


    Entweder man mag es ein Einhorn wider Willen zu sein oder eben nicht.

    Ich bin eher so die Fraktion dazwischen. Bin unentschlossen.

    Wie das Buch. Das hat sich, glaube ich, auch noch nicht entschieden, ob es frech und witzig sein will oder lieber spannend und die Mischung, die daraus entsteht ist zwar unterhaltsam, für mehr reicht es leider nicht.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️ (3/5)