Lothar-Günther Buchheim "Der Abschied"

  • Das wird Jannmaat bestimmt interessieren. Buchheim beschreibt hier seine Fahrt mit der "Otto Hahn", dem einzigen atomgetriebenen Schiff Deutschlands. Er nimmt Abschied von seinem "Alten", der damals das "Boot" befehligte und auch in seinem zweiten Band "Die Festung" eine Rolle spielte. Allein die blumige Ausdrucksweise läßt auch die profansten Dinge lebendig vor dem Auge des Lesers entstehen. Diese Mischung zwischen rauhen Sprechweisen und liebevollen Schilderungen hebt das Buch deutlich aus dem üblichen Genregewäsch hervor. Ich möchte sofort auf der "Hahn" anheuern, wenn es sie denn noch gäbe.

  • Ich habe nach "Strandungen" mit dem "Abschied" angefangen und habe jetzt etwa 3 Fünftel gelesen. Ich wußte, dass Buchheim ein streitbarer Mann ist, aber so. Wenn ich auch nicht mit all seinen Sichtweisen einverstanden bin, so muss ihm wohl jeder bescheinigen, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, weder politisch noch menschlich bleibt irgend jemand ungeschoren. Interessant ist für mich natürlich das Bordleben, wenn ich da auch vieles aus einem anderen Blickwinkel sehe und mir auch anmasse das besser zu verstehen als er, da ich weiß wie die Leute ticken und denken und wie es überhaupt erst zu diesen teils fragwürdigen Problemen kommt. Für Aussenstehende muss es sich manchmal lesen: Wenn die keine anderen Probleme haben... Ausserdem hatten wir diese Reise das Problem mit einer Taube auch, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Die Herren Offiziere führten sich auf wie die Kinder im Buch. :wink:
    Auch die Denkweise des Alten über seine alten Vorgesetzten und Kameraden, sowie über seine eigene Vergangenheit erscheint mir ehrlich und ist mir sympathischer als jeder rückhaltlose Widerruf.

  • @Demosthenes
    jannmaat


    Nun habt ihr mich aber neugierig auf das Buch gemacht; Eure Meinungen dazu sind ja sehr vielversprechend.
    Kann ich mir nur >Der Abschied< kaufen oder wäre es ratsam die "Vorgänger" zuerst zu lesen? :-k
    Den Film habe ich gesehen......falls das von Bedeutung sein sollte.


    Grüsse von Bonprix :wink:

  • Hallo Bonprix, ich habe auch noch nichts von Buchheim gelesen und natürlich den Film gesehen. Aber ich komme sehr gut zurecht und die beiden betreiben dabei ja auch so eine Art Geschichtsaufbereitung, wo jeder dem anderen erzählt, was er bei Kriegsende gemacht hat. Irgendwie kommt einem das jetzt so vor als hätten sie sich seit dem Krieg nicht gesehen. Aber "ich nehm das einfach mal so hin"... :lol: Ups, das letzte versteht jetzt nur wer das Buch liest oder gelesen hat.

  • Hallo Janni, das ergibt natürlich sofort einen Sinn, wenn du "Das Boot" und "Die Festung" gelesen hast. Genau in der Reihenfolge schildert Buchheim seine Erlebnisse mit dem "Alten" und er hat ihn auch nicht mehr seit seinem Abgang aus Brest auf die Sache angesprochen, obwohl er schon eine Fahrt mit ihm auf der "Hahn" gemacht hatte. Übrigens, die hatte er auch nicht zu Ende gebracht und verließ vorzeitig den Kasten. Greif die also schleunigst die beiden anderen Bücher und lies sie ebenfalls. Sie sind spannend und klasse geschrieben. Den Bordalltag auf dem Boot wirst du leicht wiedererkennen - Gammel hoch 9 und dann plötzlich "action" bis zum Abwinken.