Majgull Axelsson - Ich heiße nicht Miriam / Jag heter inte Miriam

  • Kurzmeinung

    frettchen81
    Eindrückliches Buch aus der Sicht von Miriam über die Roma Erfahrungen in Ausschwitz und Ravensbrück und Schweden
  • Zum Inhalt:


    An ihrem 85. Geburtstag bekommt Miriam Guldberg von ihrer Familie einen silbernen Armreif geschenkt, in den ihr Name eingraviert ist. Beim Anblick entfährt ihr der Satz: »Ich heiße nicht Miriam.« Niemand in ihrer Familie kennt die Wahrheit über sie. Niemand ahnt etwas von ihren Wurzeln. Doch an diesem Tag lassen sich die Erinnerungen nicht länger zurückhalten. Zum ersten Mal in ihrem Leben erzählt sie davon, wie sie als Roma unter den Nazis lebte, im KZ war und als vermeintliche Jüdin nach Schweden kam.

    (Quelle: amazon.de)



    Meine Meinung:


    Ein sehr lesenswerter Roman über einen für mich bisher nur am Rande bekannten Aspekt des NS-Wahns, nämlich die Verfolgung der Sinti und Roma: Die Autorin hat ein sprachlich rundum gelungenes, kitschfreies und ergreifendes Buch über das dunkelste Kapitel des Nationalsozialismus vorgelegt. Grundsätzliche Mechanismen von Ausgrenzung und Unterdrückung, aber auch die konkreten Darstellungen des Überlebenskampfes in Auschwitz und Ravensbrück, insbesondere die Untaten des sogenannten Arztes Mengele, sind ungewöhnlich detailliert und explizit ausgeführt und haben mir lange zu schaffen gemacht. Immer wieder neu wirft sich die Frage auf, wie Menschen in der Lage sein können, einander solche Grausamkeiten anzutun.


    Darunter haben die Roma, am untersten Ende der Auschwitzer Gefangenenhierarchie, auf besondere Weise gelitten und wurden besonders häufig zu den grausamen Experimenten Mengeles herangezogen. Anders als bei den Juden war bei ihnen nach Kriegsende die Zeit der offenen Anfeindungen und Verfolgung auch nicht einmal ansatzweise vorbei, sodass die Protagonistin Malika / Miriam ihr trauriges Versteckspiel bis ans Ende ihrer Tage aufrechterhalten muss, um in Schweden ein halbwegs sicheres und würdevolles Leben führen zu können - falls ein Leben mit der Notwendigkeit einer solchen Lüge überhaupt als würdevoll erachtet werden kann...


    Es war für mich persönlich das erste Buch, das die Verfolgung der Sinti und Roma unter den Nazis in den Mittelpunkt gestellt hat, und ich bin der Autorin sehr dankbar für ihre genaue, aufrüttelnde und bewegende Darstellung dieses Themas.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)

    :montag: Rumi - Die Musik, die wir sind





  • Für die schwedische Originalausgabe bietet ama leider kein Cover an und ich weiß noch nicht, wie ich Cover ohne ISBN verlinke... ?(

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

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  • und ich weiß noch nicht, wie ich Cover ohne ISBN verlinke... ?(

    Man kann - besonders wenn Amazon das Original überhaupt nicht im Sortiment führt - einen Link z.B. zum Originalverlag suchen oder einen zu einem Literaturmagazin, dass das Cover abbildet :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Sehr interessant die Rezension.

    Ich habe das Buch schon eine ganze Weile in meiner Kindle-Bibliothek. Vermutlich sollte ich das bald mal lesen. Danke dir. :D

    "I'm one with the force, the force is with me..." - Chirrut Imwe (Star Wars: Rogue One)

    俺は、お前を裏切らない - Ich werde dich nicht verraten

  • Canach Mach mal! :D Es gibt ja sehr viele neue Romane, die in dieser Epoche spielen, aber diesen hier fand ich persönlich schon sehr besonders - und mein bisher bestes Buch von Majgull Axelsson. Viel Freude damit! :winken:

    :study: Jutta Aurahs - Katzen :cat:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

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  • Danke, Sarange, für die Rezension - das Buch liegt schon länger auf meinem SuB (wie so vieles).

    Darf ich Dich auf ein älteres Buch hinweisen? Das dieses Thema das erste Mal aufgegriffen hat (meines Wissens)?


    Hackl hat, wie immer, einen authentischen Fall in seiner Umgebung recherchiert. Das Buch wurde einfach

    wunderbar von Karin Brandauer verfilmt, und ich finde beide - Buch und Film - über die Jahre hinweg immer noch

    berührend.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Danke Sarange für die Vorstellung des Buches, danke drawe für die Erinnerung an "Sidonie" - nicht nur das Buch auch den Film sollte man öfters erwähnen.

    Obwohl wir nun 2019 schreiben sind gewisse Länder wie auch Italien noch weit davon entfernt diese Bevölkerungsgruppen nicht nur zu akzeptieren sondern anzunehmen. Bedrohte Minderheit

    Zitat

    Geht es nach Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega würden alle Roma-Camps in Italien geräumt, die Menschen aus dem Land geworfen. Dafür will er sie vorher zählen lassen. Ein sogenannter Zensus, den auch in Italien viele an düstere Zeiten erinnert, als die Nazis die Sinti und Roma erst registrierten und dann vergasten.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Es gibt ja sehr viele neue Romane, die in dieser Epoche spielen, aber diesen hier fand ich persönlich schon sehr besonders - und mein bisher bestes Buch von Majgull Axelsson

    Wenn es so ist, dann müsste ich vielleicht meine Einstellung zu diesem Buch überdenken. Ich habe auch alle bisherige Romane von Maigull Axelsson gelesen und sehr genossen.:thumleft: Ihre Art zu erzählen imponiert mir sehr. Allerdings bei diesem Buch war ich skeptisch, :-kda es sich um ein Thema handelt, bei dem ich recht vorsichtig bin: Verfolgung und Krieg bezogen auf reale Welt ist nicht so meins. Aber ich Danke dir sehr für die Rezension.:winken: Ich will mal schauen, ob ich das Buch nicht doch noch lese.

    2024: Bücher: 97/Seiten: 42 622

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Lese gerade:

    Töpfner, Astrid - Bis wir unsere Stimme finden

  • sind gewisse Länder wie auch Italien noch weit davon entfernt diese Bevölkerungsgruppen nicht nur zu akzeptieren

    Ja, und da hat Italien gleichgesinnte Kollegen in Europa.

    Freut mich, dass Dir "Sidonie" als Buch + Film gefallen haben!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Danke für den Tipp! Ich habe es mir sofort bestellt. :)

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    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

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    :montag: Rumi - Die Musik, die wir sind





  • Es gibt ja sehr viele neue Romane, die in dieser Epoche spielen, aber diesen hier fand ich persönlich schon sehr besonders - und mein bisher bestes Buch von Majgull Axelsson

    Wenn es so ist, dann müsste ich vielleicht meine Einstellung zu diesem Buch überdenken. Ich habe auch alle bisherige Romane von Maigull Axelsson gelesen und sehr genossen.:thumleft: Ihre Art zu erzählen imponiert mir sehr. Allerdings bei diesem Buch war ich skeptisch, :-kda es sich um ein Thema handelt, bei dem ich recht vorsichtig bin: Verfolgung und Krieg bezogen auf reale Welt ist nicht so meins. Aber ich Danke dir sehr für die Rezension.:winken: Ich will mal schauen, ob ich das Buch nicht doch noch lese.

    Vielleicht kannst du es ja ausleihen und 'reinlesen? Ich hatte es zunächst aus der Onleihe ausgeliehen und habe es mir erst hinterher für ein Reread irgendwann gekauft.

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  • Ich entdecke diese Rezi erst jetzt... - danke!


    Das Problem ist und bleibt aktuell, ob in Italien, oder, noch brennender, in Ländern wie der Slowakei, Ungarn, wor die Sintis eine grosse Minderheit bilden, aber oft in richtigen Ghettos leben.


    Ein Buch über eine Realität in Slowenien habe ich hier besprochen...: