Zum Inhalt:
An ihrem 85. Geburtstag bekommt Miriam Guldberg von ihrer Familie einen silbernen Armreif geschenkt, in den ihr Name eingraviert ist. Beim Anblick entfährt ihr der Satz: »Ich heiße nicht Miriam.« Niemand in ihrer Familie kennt die Wahrheit über sie. Niemand ahnt etwas von ihren Wurzeln. Doch an diesem Tag lassen sich die Erinnerungen nicht länger zurückhalten. Zum ersten Mal in ihrem Leben erzählt sie davon, wie sie als Roma unter den Nazis lebte, im KZ war und als vermeintliche Jüdin nach Schweden kam.
(Quelle: amazon.de)
Meine Meinung:
Ein sehr lesenswerter Roman über einen für mich bisher nur am Rande bekannten Aspekt des NS-Wahns, nämlich die Verfolgung der Sinti und Roma: Die Autorin hat ein sprachlich rundum gelungenes, kitschfreies und ergreifendes Buch über das dunkelste Kapitel des Nationalsozialismus vorgelegt. Grundsätzliche Mechanismen von Ausgrenzung und Unterdrückung, aber auch die konkreten Darstellungen des Überlebenskampfes in Auschwitz und Ravensbrück, insbesondere die Untaten des sogenannten Arztes Mengele, sind ungewöhnlich detailliert und explizit ausgeführt und haben mir lange zu schaffen gemacht. Immer wieder neu wirft sich die Frage auf, wie Menschen in der Lage sein können, einander solche Grausamkeiten anzutun.
Darunter haben die Roma, am untersten Ende der Auschwitzer Gefangenenhierarchie, auf besondere Weise gelitten und wurden besonders häufig zu den grausamen Experimenten Mengeles herangezogen. Anders als bei den Juden war bei ihnen nach Kriegsende die Zeit der offenen Anfeindungen und Verfolgung auch nicht einmal ansatzweise vorbei, sodass die Protagonistin Malika / Miriam ihr trauriges Versteckspiel bis ans Ende ihrer Tage aufrechterhalten muss, um in Schweden ein halbwegs sicheres und würdevolles Leben führen zu können - falls ein Leben mit der Notwendigkeit einer solchen Lüge überhaupt als würdevoll erachtet werden kann...
Es war für mich persönlich das erste Buch, das die Verfolgung der Sinti und Roma unter den Nazis in den Mittelpunkt gestellt hat, und ich bin der Autorin sehr dankbar für ihre genaue, aufrüttelnde und bewegende Darstellung dieses Themas.