Jona Dreyer - Die Farbe des Mondlichts

  • Kurzmeinung

    Amalia Zeichnerin
    lesenswerter, romantischer und spannender Gay Fantasy Roman
  • Klappentext
    Einen Krüppel nennen sie ihn. Abschaum. Von Dämonen besessen. Durch seine Tagblindheit ist der junge Bran verdammt zu einem Leben am Rande der Gesellschaft, die nichts für Menschen wie ihn übrig hat. Seine einzigen Begleiter: eine schwarze Augenbinde und die Erinnerung an einen Mann ohne Gesicht. In seiner Heimatstadt Farolaín soll ein priesterliches Konzil darüber entscheiden, ob er und seine Leidensgenossen endgültig aus den Städten verbannt werden.

    Doch das Schicksal führt seine Wege mit denen einiger ganz besonderer Menschen zusammen, darunter denen des verarmten, zynischen, vom Leben verbitterten Adelsmanns Garbhán Iarainn von Dunegal. Der ist in einem geheimen Auftrag unterwegs, dessen Ausführung die Stadt, das Konzil und alle Gläubigen in ihren Grundfesten erschüttern würde ...

    »Die Farbe des Mondlichts« ist eine Geschichte über Intrigen, Freundschaft, Glauben und unverbrüchliche Liebe. Sie ist eigenständig, abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Inselreich-Bänden gelesen werden.


    Eigene Meinung

    Der Roman beginnt mit einem Handlungsmuster, auf das ich normalerweise etwas „allergisch“ reagiere – einer der Protagonisten wird als Jugendlicher vergewaltigt. Dieses Handlungsmuster wird in vielen Roman oft dazu verwendet, einen bösen Charakter noch böser erscheinen zu lassen. Hier ist das glücklicherweise nicht so sehr der Fall, viel mehr geht es darum, was es mit dem Protagonisten macht und wie es sich auch auf sein späteres Leben auswirkt.


    In diesem Roman gibt es mit den Protagonisten Bran und Garbhán eine Figurenkonstellation, die mir auch aus einigen anderen Büchern der Autorin bekannt vorkommt (u.a. „Absinth mit dem Teufel“) - da ist zum einen Bran, ein noch junger Mann, der zu Beginn eher schüchtern und unsicher ist – und in diesem Fall auch idealistisch und so hilfsbereit gegenüber seinen Mitmenschen, dass es an einen Samariter-Komplex erinnert. Zum anderen ist da der weitaus ältere Garbhán, der eher raubeinig, gelegentlich zynisch und grummelig ist, aber auch weichere Seiten sein Eigen nennt.


    Außerdem gibt es zwischen den beiden einen Age Gap von zwanzig Jahren. Normalerweise finde ich Age Gaps, bei denen einer der Charakter der Vater des anderen sein könnte, eher grenzwertig, hier spielt es allerdings kaum eine Rolle, da sich Bran weder jugendlich-leichtsinnig verhält, sondern eher schon etwas älter wirkt, außerdem verhält sich Garbhán ihm gegenüber auch nicht väterlich.


    Die Geschichte der beiden ist kein typischer „Wir retten die Welt“-Plot, wie es ihn oft in der Fantasy gibt, sondern es handelt sich um Romantasy in einem Low Fantasy Setting. Allerdings steht auch hier einiges auf dem Spiel, nämlich der rechtliche Status von Menschen mit Behinderungen (zu denen die Protagonisten ebenfalls zählen) und anderen Minderheiten, die häufig diskriminiert werden. Hier bringt die Autorin sozialkritische Ansätze mit unter.


    Die Liebesgeschichte fand ich sehr gelungen, zumal beide Protagonisten auf mich rundum sympathisch wirkten, jeder von ihnen auf seine Weise. Ihre Beziehung ist oftmals anrührend, ohne in Kitsch abzugleiten.


    Eine Religion spielt eine wichtige Rolle, die sehr stark an den Katholizismus an gelehnt ist, was auch in vielen Begriffen deutlich wird, z.B. „Mönch“, „Kloster“, „Messdiener“, „Beichte“ bis hin zu bestimmten Gottesdienst-Ritualen und Hexenverbrennungen.


    Kritikpunkte: Die Handlung zieht sich an einigen Stellen etwas in die Länge, auch wenn es keine langatmigen Beschreibungen gibt. Es gibt beispielsweise eine Nebenhandlung um einen Zimmermann, die nicht unbedingt erforderlich gewesen wäre.


    Garbhán erwähnt sehr häufig den „heiligen Bim Bam“. Das fand ich die ersten Male noch ganz lustig, nach ungefähr der zehnten Erwähnung wurde es mir dann etwas zu viel.


    Fazit: Ein lesenswerter, romantischer und spannender Gay Fantasy Roman