Jasmin Romana Welsch - Ghettoengel

  • Ghettoengel - Jasmin Romana Welsch


    Sternensand Verlag

    ca 350 Seiten

    New Adult

    Einzelband/Vorgeschichte

    14. Februar 2019/10. Mai 2019


    Inhalt:


    Die meisten nennen mich Versager, Nichtsnutz oder Straßenjunge.

    Aber eigentlich heiße ich Remo und so scheiße bin ich gar nicht – hoffe ich zumindest.

    Klar, ich wohne in einem Loch, kann mir kaum genug zu essen leisten, aber ich habe Gründe, nach denen niemand fragt, und eine Geschichte, die niemand hören will.

    Der einzige Mensch, dem ich etwas bedeute, ist das Mädchen, das immer, ohne zu klopfen, in meine Wohnung platzt, mir Cola mitbringt und mit mir vögelt. Claire ist meine beste Freundin und ohne sie würde ich kaputtgehen.

    Ich kann keine Liebesgeschichte erzählen, in dem all der Mist, der passiert, am Ende keine Rolle mehr spielt, weil geknutscht und geheiratet wird, aber etwas zu erzählen habe ich trotzdem.

    Drogendealer, Zuhälter, Nachtclubs und ein Hang zu dummen Sprüchen und schwarzem Humor, der mich am Leben hält – für einen jungen, dummen Ghetto-Köter hat meine Geschichte viele Facetten und Kapitel.

    Und wenn jemand zuhören möchte, erzähle ich sie auch …


    Meinung:


    Ich liebe Teach Me Love.

    Ich liebe Evig Roses.

    Es war für mich ein Muss Remos Vergangenheit zu ergründen, vor allem da ich weiß, dass er einiges durchgemacht hat - das waren so die Zwischenzeilen, die ich aus Teach Me Love herausgelesen habe.

    Ein Junge aus dem Ghetto, wortwörtlich dem Tod von der Schippe gesprungen.

    Jung. Allein gelassen. Einsam und doch stark.

    Ein knurrender Wolf in der Falle, die sich Leben nennt.


    Ich war regelrecht begierig darauf zu erfahren, wie alles begann.

    Denn ich durfte nicht nur in Remos Vergangenheit eintauchen, nein, man sieht auch allerlei lieb gewonnene Charaktere wieder und lernt neue kennen. Vor allem Vincents Vergangenheit wird hier auf eine Weise angeschnitten, wie ich sie nicht erwartet hätte und ich bin mir sicher, dass da noch eine weitere Geschichte drin ist. Mindestens. Eigentlich kann ich nämlich gar nicht genug davon bekommen. Und das liegt nicht nur an den äußeren, sehr heißen Umständen, sondern auch am Stil der Autorin, der für mich mittlerweile unverwechselbar ist.


    Jasmin schreibt super humorvoll, sarkastisch und mit dem gewissen Biss in den Worten.

    Ihre Texte sind schneller aufgesaugt als man „furzender Regenhaifisch“ sagen kann.

    Der Humor ist speziell, aber ich möchte ihn nicht mehr missen und in diesem Fall passt er perfekt zu Remos Schutzhülle.

    Remo, der schon früh lernen musste auf eigenen Beinen zu stehen.

    Der oft allein und verlassen war. Der schon von Beginn an für sich selbst gekämpft und doch keinen klaren Weg gefunden hat.

    Den man buchstäblich zu seinem Glück zwingen muss.

    Der Remo, das kleine Mozzarellabällchen, mit den klaren Prinzipien, die immer edel, aber oftmals auch einfach nur dumm sind.

    Ich wünschte, ich hätte auch so einen.


    Mit dieser Vorgeschichte hat es die Autorin geschafft erneut meine Sehnsucht zu schüren und meine Leidenschaft für Evig Roses und die Clique zu entfachen. Auch, wenn mir die Geschichte um Luca und David und alle anderen noch fehlt, hab ich es im Gefühl, dass sie mich genauso beeindrucken wird wie Remo, Emma, Pascal, Melanie, Claire und all die anderen Protagonisten, die, jeder für sich, einen an der Waffel haben. Doch genau diese Macken machen sie so liebenswürdig.

    Ich bin süchtig nach dieser Art Durchgeknalltheit geworden, die für Andere so normal ist wie Atmen.


    Das Einzige, was mich minimal gestört hat - aber das ist irgendwie ein Tick von mir - ist, dass ich nie genau wusste, wie alt Remo zum Zeitpunkt der Geschichte denn nun ist.

    Auf der einen Seite heißt es, dass er minderjährig ist, auf der anderen Seite gibt es in einen gewissen Club erst Eintritt ab 21.

    Das hat mich ein wenig ins Grübeln gebracht, da die Story ja zumindest in den Kreisen spielt, wo man mit 18 volljährig ist.

    Gut, irgendwann war das auch egal, es nagt aber dennoch an mir. Ungelöste Fälle.

    Vielleicht hab ich auch nicht gut genug aufgepasst, was soll’s!


    Auf jeden Fall beginnt Remos Story herzzerreißend witzig. Herzzerreißend ob der Umstände, wie und wovon er lebt und wie viel Ungerechtigkeit ihm eigentlich widerfahren ist und witzig, einfach, weil er versucht das Beste draus zu machen.

    Meist mit vorlauten Sprüchen, die ihn älter machen als er ist.

    Manchmal zu vergleichen mit einem Wellensittich der sich aufplustert, obwohl seine Knochen brüchig und dünn sind.

    Das war echt mega süß. Und deshalb ist Ghettoengel in meinen Augen auch bisher der emotionalste Band der Reihe, trotz dessem, dass einem stellenweise Lachtränchen in den Augen stehen. Chapeau, Frau Welsch.


    Fazit:


    Ehrlich gesagt weckt Remo nach dieser Story und OBWOHL ich ihn aus Teach me Love kenne, gerade ziemliche Muttergefühle in mir. Wobei ich natürlich noch kein Kind habe, aber ich würde ihn gern in den Arm nehmen.

    Ihn wiegen und schaukeln und ihm sagen, dass alles gut wird. Dabei hat er das gar nicht nötig mit seinem Biss, seiner Schutzmauer und seinem ausgeprägten Überlebens- und Gerechtigkeitsinstinkt.


    Der Ausflug in seine Vergangenheit war eine gefühlvolle Achterbahnfahrt - mit Kribbeln und Döner essen und Kotzen während der Reise. Also im übertragenen Sinne. Ich würde dennoch immer wieder einsteigen, meinen Magen und mein Herz hüpfen lassen und vor Lachen schwankend gleich eine neue Runde drehen. Wie sagte Vincent so schön: „Belehrungsresistenz tut weh, was?“

    - im Fall von Remo bin ich aber gern belehrungsresistent.


    Bewertung:


    ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

  • Ich liebe es!

    Keine Ahnung, wie die Autorin das macht, aber die Mischung aus Sarkasmus und ernsten Themen ist grandios. Ich habe noch nie bei einem Buch so sehr gelacht, gelitten und die Protagonisten gefeiert wie hier und mir noch nie so sehr gewünscht, die Charaktere wären in der Realität auch meine Freunde. Immer eine große Klappe, aber wenn es darauf ankommt, sind sie da.

    Remos Geschichte ist ergreifend und sie macht einem Mut, niemals aufzugeben, egal wie weit man nach unten gerutscht ist. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und sie vermittelt einem, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben, auch wenn es sonst niemand tut. Auch aus einem Ghetto-Köter kann ein Ghetto-Engel werden!