Teresa Simon - Die Fliedertochter

  • Kurzmeinung

    Rouge
    Ein wunderbarer Schmöker auf zwei Zeitebenen, eine bewegende Geschichte über zwei starke Frauen
  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Eine grandios gut recherchierte Kriegsgeschichte vermischt mit einem Versprechen in der Gegenwart bilden die Grundlage.
  • 2018. Weil Antonia, eine ältere Dame, gesundheitlich nicht mehr so auf der Höhe ist, bittet sie ihre junge Freundin, die 30-jährige Paulina Willke, ihr einen großen Gefallen zu tun. Paulina soll für sie nach Wien reisen und dort für sie eine ungeklärte Erbschaftsangelegenheit zu regeln. Da Paulinas Beziehung momentan nicht so gut läuft, macht sie sich mit ihrem alten Talisman, einer Schneekugel von 1936 mit dem Prater Riesenrad, auf den Weg in die österreichische Metropole, wo sie von der Familie Brunner aufgenommen wird. Von ihnen bekommt sie ein altes Tagebuch ausgehändigt, was sich als Tonis Erbstück herausstellt. Durch das Tagebuch lernt Paulina die Geschichte der jungen Soubrette Luzie kennen, die 1936 nach Wien auf der Flucht vor den Nazis nach Wien kam…


    Teresa Simon hat mit ihrem Buch „Die Fliedertochter“ ihren vierten Roman vorgelegt, der alle anderen regelrecht überstrahlt! Die Geschichte mit historischen Hintergrund besitzt einen so leichten, dabei einnehmenden, gefühlvollen und anrührenden Erzählstil, dem der Leser sich gar nicht erwehren kann und in der wunderbaren Handlung sogleich versinkt, um mal an der Seite von Paulina in der Gegenwart zu wandeln, mal an der Seite von Luzie die harten Jahre von 1936 bis 1944 während der Nazischreckensherrschaft kennenzulernen. Durch die wechselnden Perspektiven wird nicht nur die Spannung gesteigert, sondern gibt dem Leser bei der Rückkehr in die Gegenwart auch immer wieder eine Verschnaufpause von dem sehr berührenden Vergangenheitspart. Die von der Autorin geschickt in die Handlung eingepflegten Tagebucheinträge bekommt die Geschichte etwas so Greifbares und Authentisches, dass der Leser das gesamte Gefühlsbarometer von Luzie während der damaligen Zeit hautnah miterlebt und –fühlt. Durch die sehr gute und akribische Hintergrundrecherche der Autorin wirkt die gesamte Geschichte durchweg sehr biografisch und real, gerade das geht mitten ins Herz und lässt einen lange nicht mehr los. Daneben versteckt sie Geheimnisse in ihrer Handlung und lässt den Leser mit den Protagonisten auf die Suche gehen, um diese zu entschlüsseln und den Kreis zu schließen. Ebenso wunderbar gestaltet sie mit farbenfrohen und detaillierten Bildern die Streifzüge durch Wien, der Leser fühlt sich gleich gut aufgehoben und hat die wunderbare Stadt mit ihren charmanten Straßenzügen und alten Gebäuden sofort vor Augen.


    Die Charaktere sind so mit Leben erfüllt, dass sie dem Leser regelrecht vor Augen stehen. Sie wirken so natürlich, menschlich und individuell, schon nach kurzer Zeit hat man das Gefühl, sie schon so ewig zu kennen und wie alte Freunde liebgewonnen zu haben. Paulina ist eine sympathische junge Frau, die die Reise ihres Lebens erleben wird. Sie ist neugierig, aufgeschlossen und besitzt Empathie und Mitgefühl. Luzie Stern allerdings leuchtet über allen, denn sie ist so eine tolle Protagonistin, die man einfach lieben muss. Sie hat ihren eigenen Kopf, ist unkonventionell und behält immer ihre Hoffnung, die sie weiter durchs Leben trägt und sie stark und mutig wirken lässt. Ihr unverbrüchlicher Glaube rührt an des Lesers Seele und fast beneidet man sie um diese Gabe. Ebenso können Charaktere wie Bela oder auch Paulinas Mutter Simone überzeugen.


    Die Fliedertochter“ ist ein hinreißend erzählter Roman mit zauberhaft eingefügtem historischem Hintergrund, der das Herz berührt, Geheimnisse offenlegt und die Liebe sprechen lässt. Ein Buch, das mehr hält, als es verspricht. Absolute Leseempfehlung für ein Kleinod, wie man es gar nicht besser hinkriegen kann - Chapeau!


    Hätte mehr als :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: verdient, einfach wunderbar!!!

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • hinreißend erzählter Roman mitzauberhaft eingefügtem historischem Hintergrund, der das Herz berührt,Geheimnisse offenlegt und die Liebe sprechen lässt.

    Thread zu den Romanen verschoben, da der Schwerpunkt hier wohl nicht auf dem geschichtlichen Aspekt liegt. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Die Autorin (Amazon)

    Teresa Simon ist das Pseudonym einer bekannten deutschen Autorin. Sie reist gerne (auch in die Vergangenheit), ist neugierig auf ungewöhnliche Schicksale, hat ein Faible für Katzen, bewundert alles, was grünt und blüht, und lässt sich immer wieder von stimmungsvollen historischen Schauplätzen inspirieren.


    Produktinformation (Amazon)

    Taschenbuch: 496 Seiten

    Verlag: Heyne Verlag; Auflage: Originalausgabe (11. Februar 2019)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3453421450

    ISBN-13: 978-3453421455


    Luzies Tagebuch

    Paulina fährt im Auftrag ihrer ‚Oma‘ Toni von Berlin nach Wien um eine Nachlass von deren Großvater in Empfang zu nehmen. Toni kann diese Reise nicht mehr bewältigen. In Wien werden ihr ein Tagebuch und eine Schneekugel ausgehändigt. Das Tagebuch stammt von einer jungen Frau namens Luzie Kühn, die vor vielen Jahren, genauer gesagt anfangs der Hitlerzeit ebenfalls von Berlin – wo sie bei ihren jüdischen Großeltern gelebt hatte – nach Wien geflohen ist. Geflohen vor den Nachstellungen von Joseph Goebbels, dem Bock von Babelsberg, wie er genannt wurde. Das Tagebuch enthüllt einiges was auch Paulines bisheriges Leben auf den Kopf stellen wird.

    Luzie Kühn war eine Künstlerin, und war zu ihrer Mutter nach Wien geflohen. Wie gesagt, ist sie vor Goebbels geflohen, doch auch in Wien war sie nicht sicher. Zunächst sah es sicher aus. Und sie verliebte sich in Bela Krol, einen jungen Künstler. Doch dann holte Hitler sein Heimatland ‚heim ins Reich‘. Aber bereits vorher gab es auch dort die Braunhemden, die Schergen Hitlers, und auch hier hatte es einer von diesen auf Luzie abgesehen.

    Aus Luzies Tagebuch erfuhr Paulina was alles passierte…


    Meine Meinung

    Dieses Buch hat mich sehr berührt. Es ist, ja ich möchte sagen, ein Zeitzeugnis. Ein Historischer Roman, in welchem natürlich auch ein Teil Fiktion vorhanden ist. Den Schreibstil der Autorin kannte ich schon vorher, und er hat mich auch dieses Mal nicht enttäuscht. In der Geschichte war ich schnell drinnen und konnte mich auch gut in die Protagonisten hineinversetzen. Zunächst in eine elfjähriges Mädchen, das beim rumkruschteln in der in der Tasche ihrer Mutter einen Zettel, der ihr Rätsel aufgibt. Außerdem in einer – überraschend unverschlossenen Schublade einen seltsamen Brief. Pauline wird von ihrer Wahloma Toni gebeten nach Wien zu reisen. Diesen Wunsch erfüllt sie ihr gerne. Ich war sehr gespannt auf den Nachlass den sie dort in Empfang nehmen sollte und noch mehr gespannt war ich, was da in früherer Zeit alles passiert war. Als Luzie Kühn nach Wien floh, war mir gleich klar, dass es für sie letztendlich auch dort nicht sicher war. Ich hatte richtig Angst, Goebbels würde sie bis dahin verfolgen. Doch das war ihm sicher zu beschwerlich, aber auch ohne seine Anwesenheit war Luzie nicht wirklich in Sicherheit. Denn die Braunhemden waren ja überall. Und wenn von denen sich einer etwas in den Kopf gesetzt hat das er haben wollte, gab er nicht auf. Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem empfehlen, denn ich weiß, dass Teresa Simons Recherche gründlich sind. Und man daraus wirklich noch etwas lernen kann. Einzig dass ein Personenverzeichnis fehlt, stört mich sehr. Denn ich liebe es, darin zu erfahren, wer historisch belegt, und wer erfunden ist. Eigentlich finde ich sowas Pflicht in einem Historischen Roman. Und deshalb ziehe ich normalerweise dann einen Stern ab, sollte ein solches Verzeichnis fehlen. Doch dieses Buch hat mich so mitgerissen, mich so vereinnahmt und in seinen Bann gezogen und super unterhalten, dass ich nicht umhin kann, trotzdem die volle Bewertungszahl zu vergeben. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Liebe Grüße
    Lerchie



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    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Die Fliedertochter“ ist mittlerweile, nach „Die Holunderschwestern“ und „Die Oleanderfrauen“, der dritte Roman den ich von Teresa Simon gelesen habe. Dieses hat, wie auch ihre vorherigen Bücher, wiedereinmal ein wahnsinnig schönes Cover und einen Titel der hervorragend zum Inhalt , sowie auch zu ihren bisher erschienen Romanen passt.


    Teresa Simon nimmt uns in ihrem Roman größtenteils mit nach Wien in den Jahren 1936 – 1945. Mitten hinein in den zweiten Weltkrieg. Auch wenn ich mittlerweile schon einige Romane gelesen habe, die in dieser Zeit spielen, so spannend, aufregend und schockierend finde ich es trotzdem immer wieder in diese Zeit abzutauchen. Und Teresa Simon schafft es auch hier wieder etwas Besonderes daraus zu machen.

    Nicht nur, dass mich in diesem Roman die Geschichte um Luzie zutiefst berührt und mitgenommen hat, auch hat es mein geschichtliches Wissen wieder um einiges bereichert. Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil Wien in all seiner Pracht, aber auch die Schattenseiten zu dieser Zeit, sehr schön und emotional zum Leben zu erwecken.


    Erzählt bekommen wir Luzies Geschichte in Form eines Tagebuchs, welches Paulina in Wien überreicht bekommt. Gemeinsam mit Paulina erfahren wir Seite für Seite von den schrecklichen Geschehenisse zur Besetzungszeit der Nazis in Wien. Genau wie Paulina, die einige Abende bis hinein in die Nacht, gespannt in Luzies Tagebuch liest, so ging es mir mit dem gesamten Buch. Die Geschichte hat mich komplett abgeholt. Einmal angefangen, flog ich nur so durch die Seiten und konnte es schwer aus der Hand legen. So gefesselt hat es mich.


    Die Charaktere, vor allem aber Luzie mit der ich geweint, gehofft, gelacht und wieder und wieder gelitten habe, waren so toll ausgearbeitet.
    Aber nicht nur die Vergangenheit konnte mich zu 100 Prozent überzeugen, auch die Gegenwart. Ich fand es wieder großartig wie die Autorin die einzelnen Fäden geschickt miteinander verknüpft hat und so das Gesamtbild am Ende für mich rundherum stimmig war.


    Fazit:
    Eine tolle und lesenswerte Geschichte, mit Charakteren und einem Schreibstil der einen ganz für sich einnimmt. Ich kann es jedem, der vor allem Geschichten auf zwei Zeitebenen sehr gern liest, uneingeschränkt empfehlenswert.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft:

    SuB Anfang 2024/aktuell: 742/751
    gelesene Bücher/Seiten 2024: 15 / 4 882 S.

    :study:


    Hier kommt ihr zu meinem Bookstagram Account . :D Schaut gerne vorbei. :love:

  • Berührende Lebensgeschichte


    Paulina lebt in Berlin. Sie ist eine junge moderne Frau im Jahre 2018. Doch dann bittet ihre mütterliche Freundin Antonia, für sie, nach Wien zu reisen. Dort soll Paulina ein Erbstück in Empfang nehmen. Keiner ahnt, was diese Reise für alle bedeuten wird.


    Das Jahr 1936 ist für die junge Sängerin Luzie Kühn ausschlaggebend. Sie muss ihre Heimat Berlin verlassen. Ihr Weg führt sie nach Wien. Hier hofft sie auf eine Karriere beim Theater. Doch es ist nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hat. Als Tochter mit jüdischen Wurzeln ist sie auch in dieser Stadt nicht sicher. Aber dann kreuzt die Liebe ihren Weg und die Hoffnung, alles wird gut.


    In „Die Fliedertochter“ erzählt Teresa Simon die Lebensgeschichte von Luzie Kühn. Die junge Frau lebt in der Zeit des Naziregimes. Sie hat jüdische Wurzeln und so lässt es sich denken, dass ihr Leben nicht ganz einfach war. Die Autorin schafft es aber trotz des schwierigen Hintergrundes, eine leichte Liebesgeschichte zu erzählen.


    Luzie ist mir als Charakter mitten ins Herz gegangen. Ihre Lebensgeschichte wird rückblickend durch ein Tagebuch erzählt. Wobei man dann direkt im zweiten Handlungsstrang ist. Dieses Tagebuch wird von Paulina gelesen, und wie sie darin versinkt, versinkt auch der Leser. Mir ging es jedenfalls so. Auch wenn das Thema nicht immer einfach war, hat es Spaß gemacht, aus dem Leben dieser beiden Frauen zu lesen.


    Frau Simon erzählt aber nicht nur eine einfache Liebesgeschichte, sondern weißt mit gutem Hintergrundwissen auf. Einiges von dem, was ich las, war mir so in dieser Eindringlichkeit nicht bewusst. Vielen Dank für diese Einblicke in eine Zeit, die kaum schmerzlicher sein konnte. Die Autorin hat die Vergangenheit lebendig werden lassen und dabei gekonnt die zwei Handlungsstränge miteinander verwoben. Sie hat ihre Protagonisten wunderbar ausgearbeitet und ihnen auf ihre eigene Weise leben eingehaucht. Ich hatte das Gefühl beim Lesen, so könnte das Leben von Luzie gewesen sein und auch die Geschichte von Paulina wirkte auf mich lebendig und echt.


    Die Fliedertochter“ ist eine Familiengeschichte, die mich nur schwer losgelassen hat. Ich mochte sie von der ersten bis zur letzten Seite. Die Bücher von Teresa Simon sind mit viel Herz und Liebe zum Detail geschrieben. Sie nehmen mich immer mit in eine berührende Vergangenheit und gleichzeitig erzählen sie eine leichte Liebesgeschichte in der Gegenwart. Ich mag es, wie hier Vergangenes mit der Gegenwart verwoben wird.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Inhaltsangabe:


    Paulina lebt mit ihrer Mutter und der großmütterlichen Freundin Toni in Berlin. Eines Tages erhält Toni Nachricht aus Wien: Ein wertvolles Dokument der Zeitgeschichte in Form eines Tagebuchs wartet auf sie. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie jedoch nicht selbst reisen und deshalb schickt sie Paulina hin, die sowieso gerade Zeit zwischen zwei Projekten hat.


    Kaum in Wien angekommen, macht sie Bekanntschaft mit Moritz und Tamas, zwei Freunden, die auch beruflich viel zusammen arbeiten. Moritz Bruckner ist selbst gerade arbeitslos und so kann er sie an verschiedene Orte bringen, die in Wien sehenswert sind. Währenddessen beginnt Paulina in einem Tagebuch zu lesen:


    Berlin 1936: Luzie Kühn hat jüdisches Blut in sich. Durch ihr aufreizendes Tanzen ist Goebbels auf sie aufmerksam geworden und damit er nicht erfährt, dass sie „nichtarisch“ ist, reist sie mit einem Koffer und einem kleinen Notgroschen nach Wien, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Ihre offiziellen Eltern heißen sie herzlich willkommen und Luzie kann schon bald ein Engagement im Theater bekommen. Und sie verliebt sich in einen jüdischen Künstler.


    Doch Hitlers Schergen sind nicht ruhelos und verbreiten viel Unruhe in der Stadt. Schon bald ist Luzie klar, dass die Sicherheit trügerisch ist.


    Mein Fazit:


    Nach Dresden, München und Hamburg entführt uns die Autorin Teresa Simon dieses Mal nach Wien, in die malerische Stadt voll Kunst und Flair. Und auch hier wird ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte beleuchtet, dieses Mal sogar ziemlich brutal, wie ich finde.


    Luzies Mutter war Jüdin, verstarb jedoch bei einem Verkehrsunfall. Offiziell hatte Marie Luzie adoptiert, die Schwester ihres Vaters. Allerdings wuchs Luzie bei ihren Großeltern auf, einem Tierarzt und seiner Frau. Schweren Herzens hat sie Berlin verlassen, denn sie fühlte sich nicht mehr sicher, auch wenn sie offiziell keine Jüdin war.


    Wien erschien ihr erst wie das Paradies mit den vielen Cafés und anderen Sehenswürdigkeiten. Und sie verliebt sich sogleich. Auch wenn ihr Engagement am Theater nicht die große Karriere versprach, so war sie doch glücklich, Teil eines großen Ganzen zu sein. Doch die schlechten Nachrichten aus Deutschland rissen nicht ab und färbten auch allmählich auf Österreich über. Der Antisemitismus fiel in Wien auf fruchtbaren Boden und das spürte Luzie nur allzu deutlich.


    Eindringlich hat die Autorin die Ereignisse geschildert, die in Wien passierten, als die dunkle Zeit in Europa im 20. Jahrhundert vorherrschte. Die Endlösung war natürlich ein Thema, wurde aber nur als vage Vermutung geäußert. Viel mehr gab es schreckliche Vorfälle in Wien, die genauso schockierend waren wie die KZ-Lager im Osten Europas. Luzie wurde Opfer von diesem Hass, obwohl kaum einer wusste, dass sie Jüdin war.

    In der Gegenwart spielt Paulina die große Rolle, die im Auftrag ihrer großmütterlichen Freundin Toni nach Wien reist. Ohne es zu ahnen hat die Geschichte um Luzie Kühn auch mit ihr zu tun. Sie liest das Tagebuch und besucht die Orte, die Luzie in ihrem Tagebuch beschrieben hat. Auf unergründliche Weise fühlt sie sich mit ihr stark verbunden.


    Die Geschichte beginnt langsam und es ist nicht alles gleich so dunkel, wie es später wirkt. Dennoch hatte ich am Anfang leichte Schwierigkeiten, mich in die verschiedenen Ebenen zurechtzufinden. Aber es wurde besser und ab der Mitte konnte ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen. So sehr habe ich mit Luzie mitgefiebert und gerätselt, wie Paulina in die Geschichte passte.


    Die Figuren sind größtenteils liebenswert und ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen. Sie haben viel Platz zur Entwicklung bekommen. Und man muss der Autorin dazu gratulieren, dass sie die Stadt Wien mir wirklich nahe bringen konnte, mit den vielen Gassen, Cafés und anderen typischen Dingen. Ich war vor Jahren schon mal in Wien und kann mich noch lebhaft an den Stephansdom erinnern. Mit diesem Buch wurde die Stadt vor meinen Augen noch einmal lebendig und real.


    Das Buch ist mitreißend, lehrreich (ohne dabei belehrend zu sein) und berührend. Fünf begeisterte Sterne von mir mit einer klaren Lese-Empfehlung.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.

  • "Weder die Vernunft, noch die Schrift lehrt, daß man jedes gegebene Versprechen halten müsse." (Baruch de Spinoza)
    Berlin 2018:

    Antonia soll zu einer Beerdigung und wegen einem Erbe nach Wien. Doch ihr gesundheitlicher Zustand erlauben es nicht das sie diese lange Reise antritt, deshalb schickt sie die 30-jährige Paulina Wilke eine langjährige Freundin für sie hin. Noch ahnen sie beide nicht das dieses Erbstück ihr beider Leben verändern wird. In Wien angekommen wird sie liebevoll von der Familie Brunner aufgenommen. Lediglich das sie dort die identische Schneekugel, vorfindet, macht Paulina stutzig.

    Wien 1936:

    Die junge Sängerin und Halbjüdin Luzie Kühn muss Berlin und ihre geliebten Großeltern verlassen. Insbesondere vor Göbbels der Luzie verehrt und nachstellt, hat sie Angst. Sie befürchtet, dass er irgendwann womöglich ihre jüdische Herkunft herausfinden könnte. Noch ahnt sie nicht das die Spannungen zwischen Österreich und Deutschland ebenfalls zunehmen und sie in Wien genauso in Gefahr kommen könnte. Derweil wird sie bei Familie Brunner gut aufgenommen, bis sie die jüdische Vergangenheit nicht mehr verschleiern kann. Zudem lernt sie den Juden Bela Król kennen und lieben, dieser bekommt vor allem von seinem Kollegen aus dem Theater Probleme.


    Meine Meinung:
    Bisher kannte ich die Autorin, bzw. ihre Bücher nur vom sehen, doch das sollte sich nun ändern. Das schöne blumige Cover mit dem Flieder, den die junge Frau in der Hand hält, passte sehr gut zur Geschichte. Fliedertochter ist der vierte historische Roman der Autorin, der diesmal nach Wien führte, zum einen in der Gegenwart und in der Zeit des Dritten Reichs. Im Plot ging es um eine geheimnisvolle Erbschaft, Verrat, Freundschaft, Krieg, Nationalsozialismus, Hass, Judenverfolgung, Liebe und ein Versprechen. Ich empfand das gekürzte Hörbuch von nicht ganz 10 Stunden ausreichend und die warmherzige Stimme von Christiane Marx als recht angenehm. Die Geschichte mit den verschiedenen Handlungen war sehr gut durchdacht und umgesetzt, insbesondere der historische Teil empfand ich grandios recherchiert. Eingeteilt in Gegenwart bei der ich Paulina und im Nebenstrang ihre Mutter Simone auf der Pilgerfahrt erlebte und der Vergangenheit mit Luzie, Bela und Richard. Ich habe inzwischen schon viele Biografien von Holocaustüberlebenden gelesen, die mich emotional bewegten, doch selten wurde ich von einem Roman so berührt. Besonders Luzies Erlebnisse und ihr Schicksal gingen mir nahe, sodass ich besonders im letzten Drittel häufig mit Taschentuch vor dem Player saß. Was Luzies, Bela und Richard erlebt hatten, zeigte das Leben von vielen Juden in dieser Zeit auf. Das Vermächtnis des Tagebuchs zeichnete ein wirklich bewegendes Leben auf. Doch es offenbarte zudem eine starke Frau, die schon recht jung ihr Leben selbst in die Hand nehmen musste. Auch die Liebesgeschichte von Paulina und Tamesch, die zusammen mit Moritz Brunner einen Film über die Spuren von Luzie in Wien drehten, gefiel mir recht gut. Zu lesen wie es in Österreich in Kriegszeiten und danach zuging, speziell auch in Wien war schon etwas ganz besonderes für mich. Was es mit den nostalgischen, geheimnisvollen Schneekugeln und dem Versprechen auf sich hatte, erfährt man erst nach und nach. Bewegt hat mich außerdem Paulinas Mutter Simone die vor Jahren ihrer todkranken Freundin ein Versprechen gegeben musste und das nun immer mehr zu bröckeln begann. Auch die Charaktere waren sehr gut dargestellt, besonders die Frauenbilder wurden hier stark hervorgehoben. Allen voran die smarte, dynamische, ehrgeizige Paulina und die liebenswerte, zuverlässige Luzie. Ein Hörbuch das ich jedem empfehlen kann der mehr über das Dritte Reich, Judenverfolgung und Nationalsozialismus erfahren möchte. Und von mir gibt es obendrein 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::applause::thumleft:

  • Teresa Simons neuer Roman "Die Fliedertochter" handelt von zwei starken Frauen und spielt hauptsächlich in Wien. Im Jahre 2018 reist Paulina im Auftrag ihrer mütterlichen Freundin Antonia nach Wien, um dort ein altes Tagebuch in Empfang zu nehmen, was Antonia überraschenderweise vererbt worden ist. Paulina beginnt in diesem alten Tagebuch zu lesen und lernt so die Geschichte der Halbjüdin Luzie kennen, die im Jahre 1936 nach Wien flüchten musste.


    Der ganze Roman spielt abwechelnd auf diesen zwei Zeitebenen. Der Leser erfährt sowohl die furchtbaren Geschehnisse während des zweiten Weltkrieges und Luzies Erlebnisse zu dieser Zeit. Und er begleitet Paulina durch das Wien der heutigen Zeit und erlebt mit ihr den Beginn einer schönen Liebesgeschichte. Die beiden Handlungsstränge sind eng miteinander verbunden und fügen sich sehr gut ineinander ein.


    Ich habe "Die Fliedertochter" , wie auch schon die anderen Bücher der Autorin, wieder sehr gerne gelesen. Die Schreibweise der Autorin ist wie gewohnt sehr flüssig, angenehm und lebendig und ich habe mich richtig in Wien hineinversetzt gefühlt und konnte alles vor meinem inneren Auge vor mir sehen.

    Das romantische, hübsche Cover passt meiner Ansicht nach nicht ganz zu der zum Teil sehr düsteren, traurigen und bewegenden Geschichte von Luzie. Ihre Erlebnisse während des 2. Weltkrieges in Wien haben mich sehr berührt und zu Tränen gerührt. Es ist eine sehr traurige und depremierende Geschichte. Deswegen hat es mir um so besser gefallen, dass die Handlung rund um Paulina in der Gegenwart fröhlich und glücklich ist.

    Luzie war mir während der ganzen Lektüre wesentlich näher als Paulina, auch wenn ihr Handlungsteil für mich nicht immer leicht zu lesen war.

    Für mich war das Buch ein wunderbarere Schmöker, den ich kaum aus den Händen legen konnte und in kürzester Zeit ausgelesen habe. Ich freue mich schon auf weitere Bücher von Teresa Simon.


    Ich bewerte diesen Roman mit 4,5 Sternen und freue mich jetzt schon auf den nächsten Roman von Teresa Simon

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