Nancy Springer - Der Fall des verschwundenen Lords / The Case of the Missing Marquess

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Ein toller Reihenauftakt, der neugierig auf die Fortsetzung(en) macht.
  • Kurzmeinung

    wurm666
    Sehr guter Start in eine Reihe. Ich konnte London förmlich riechen! Ich bin gespannt wie es weiter geht.
  • Hier komnt Enola Holmes!


    Kaum zu glauben, dass es diese liebenswerte und pfiffige Serie im Original schon seit sage und schreibe sechs Bänden geben soll… Bei anderen Conan-Doyle-Spin-Offs sind die Verlage deutlich schneller gewesen. Aber seien wir als Leser froh, dass es Enola Holmes nun auf den deutschen Buchmarkt geschafft hat!


    Sherlock und Mycroft Holmes haben in dieser Version also tatsächlich eine Schwester! Diese lebt abgeschieden und aus ein wenig unklaren Gründen mit ihrer Mutter allein auf einem Landgut, seit dem Tod des Vaters. Eines Tages, am Geburtstag von Enola, verschwindet Lady Holmes spurlos. Die beiden berühmten Brüder wollen die „unerzogene“ und ein wenig wild geratene Enola in ein Internat verfrachten. Doch da haben sie die Rechnung ohne Enola gemacht…


    Dieses Buch, das erste der Reihe, besteht eigentlich aus zwei Büchern. Der „Fall des verschwundenen Lords“ ist da fast eine Nebensache, was dem Charme der ganzen Sache jedoch nicht abträglich ist. Zuvorderst geht es um Enola, ihren Charakter, die ganzen Umstände, und die Art ihrer Flucht, ihres „Ausbruchs“. Und wie sie zu ihrer Berufung, nämlich ebenfalls dem Aufklären von Fällen, findet. Das Buch ist also einerseits Detektivgeschichte, andererseits Abenteuerroman in bester viktorianischer Tradition, samt Verfolgungsjagden und zwielichtigen Charakteren. Insofern hat mich das Buch oft sehr an Dickens erinnert…!


    Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Enola selbst. Sie ist erst 14 Jahre alt, dank der eher unkonventionellen Erziehung durch ihre Mutter jedoch pfiffig, scharfsinnig und auch ein wenig stur. Was sich für eine „Dame“ ihrer Zeit gehört, mag sie wissen – hält sich jedoch nicht immer daran…! Sie fährt Fahrrad, verkleidet sich, treibt sich im Londoner East End herum, gibt sich als Witwe aus… und entwischt letztlich sogar dem berühmten Sherlock Holmes! Dabei hat Enola als Erzählerin durchaus Witz, und ein Auge für sprechende Details.


    Der zeitgenössische Bezug ist sehr gut gemacht! Die Ausdrucksweise hat auch in der Übersetzung nicht gelitten, Hut ab. Es ist flüssig erzählt, jedoch angemessen viktorianisch „aufpoliert“. Es gibt Bezüge zu damaligen Geschehnissen. Wie zum Beispiel „Jack the Ripper“. Oder den „Kleinen Lord“. Und selbstverständlich wird kräftig Bezug genommen auf die klassischen Sherlock-Holmes-Geschichten! Seine Art der Deduktion. Seine Fälle. Und sogar Inspektor Lestrade kommt vor!


    Die ganze Ausgabe ist außerdem sehr liebevoll gestaltet, mit schönen Zeichnungen und sehr gut lesbarer, ein wenig „antiquierter“ Schrifttype. Noch dazu sind die Kapitel gut eingeteilt, und das ganze Buch nicht zu lang. Es endet mit gut ausgesuchten „offenen Fäden“, so dass klar ersichtlich wird, dass weitere Bände folgen werden. Ich kann es wirklich nur empfehlen – für alle Fans von Conan Doyle und Sherlock Holmes, selbstredend. Aber auch für Liebhaber von „all age“- Jugendbüchern.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Nancy Springer - Der Fall des verschwundenen Lords. Ein Enola Holmes Krimi.“ zu „Nancy Springer - Der Fall des verschwundenen Lords / The Case of the Missing Marquess“ geändert.
  • 4.5 Sterne für den amüsanten Auftakt mit der "kleinen" Schwester der Holmes Brüder - spannend und unterhaltsam!


    Klappentext


    Anders als ihre berühmten älteren Brüder Sherlock und Mycroft führt Enola Holmes ein freies aber abgeschiedenes Leben auf dem Land – bis eines Tages ihre Mutter verschwindet und ihr neben versteckten Banknoten auch einige verschlüsselte Hinweise hinterlässt. Heimlich macht sich Enola auf den Weg ins düstere viktorianische London, um ihre Mutter zu suchen. Doch dort wird sie in die Entführung eines jungen Lords verwickelt und muss in zwielichtigen Gegenden vor mörderischen Gaunern fliehen – immer auf der Hut vor ihren scharfsinnigen Brüdern, die sie zur Erziehung in ein Internat stecken wollen. Wird sie es zwischen all dem Chaos schaffen, die Hinweise zu entschlüsseln und gleichzeitig dem Internat zu entkommen?


    Meine Meinung


    Ich bin ja ein großer Fan der Flavia de Luce - und Wells & Wong Reihe, die beide in England in den 30er und 50er Jahren spielen und junge Mädchen im Teenageralter mit detektivischem Spürsinn als Hauptfiguren haben. Auch dieser Reihenauftakt ist ähnlich, führt jedoch noch etwas weiter zurück ins Jahr 1888, und erzählt von der 14jährigen Schwester der berühmten Brüder Mycroft und Sherlock Holmes.


    Im kurzen Prolog erfährt man gleich, dass Enola Holmes in eine ziemlich üble und gefährliche Bredouille gerät und schürt gleich die Neugier, wie sie wohl in solch eine Situation gerät und vor allem: wie sie sich wieder daraus befreien wird!

    Den Titel und den Klappentext finde ich etwas irreführend, den hauptsächlich geht es erstmal um Enola und ihre Rolle auf dem Sitz in Ferndell Hall. Denn erst, als ihre Mutter zu ihrem 14. Geburtstag spurlos verschwindet und sich die Holmes Brüder nach langer Abwesenheit blicken lassen, gerät ihr bisher relativ sorgenfreies Leben total aus den Fugen. Die Autorin lässt Enola aus der Ich-Perspektive erzählen und hat mir dieses pfiffige und gewitzte Mädchen sehr sympathisch gemacht. Wie auch ihre Mutter stelle sie sich gegen die Konventionen, die Frauen zu dieser Zeit auferlegt wurden, bzw. gegen die Vorstellung, dass sie bald in einem Korsett der Zwänge enden soll: sprich- und wortwörtlich.


    Das Frauenbild und überhaupt die Zeit damals wurde durch viele unterschiedliche und anschauliche Details hervorgehoben, die dem empfohlenen Lesealter entsprechen. Auch fand ich den Schreibstil an sich angenehm flüssig und einfach, aber er trägt trotzdem zum Flair der damaligen Zeit bei und ist auch wohl ein bisschen anspruchsvoll bzw. genau richtig für Teenies ab 12.


    Der verschwundene Lord wird allerdings erst später in der Geschichte wichtig, genauso wie London, was mich zwar etwas gewundert aber in keinster Weise gestört hat. Das Abenteuer von Enola ist spannend erzählt und während man erst noch einen Überblick über ihr Leben erhält, nimmt ihr Spürsinn immer mehr raum ein und entwickelt sich zu einem spannenden Abenteuer!


    Auch der Ausblick wie es in der Fortsetzung weitergeht verheißt einige Überraschung - ich bin jedenfalls sehr gespannt!

    Band 2 erscheint übrigens im August 2019 ;)



    © Aleshanee

    Weltenwanderer

  • Ich lese gerne historische Krimis, also warum dann nicht einfach mal zu einer Jugendreihe greifen. Das Cover springt den Leser durch dieses kräftige Rot nahezu an. Ein kurzer Blick zum Klappentext und schwupps... schon war klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.
    Schon auf den ersten Seiten war eine gewisse Grundspannung spürbar, bedingt auch durch die permanente Frage, wohin Enolas Mutter verschwunden war. Das kleine Mädchen meistert ihr Leben tapfer, so dass die Unterstützung der beiden älteren Brüder kaum von Nutzen erscheint. Und schon gar nicht, als Enola im Internat untergebracht werden soll.
    Enolas Gedanken ließen sich durchgängig nachvollziehen und das Rätseln über die verschlüsselten Botschaften sehr viel Kombinationsgabe.


    Fazit:

    Im ersten Band der Reihe um Enola Holmes "Der Fall des verschwundenen Lords" war ein Lesespass auf ca. 190 Seiten. Die Autorin schafft durch ihren Schreibstil, dass sowohl Jung als auch Alt die Geschichte verschlingen. Schon auf den ersten Seiten baut sich eine gewisse Grundspannung auf, die sich bis zum Schluß durchzieht. Der Leser rätselt und leidet mit, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Ich bin sehr gespannt, welches Abenteuer Enola im nächsten Band erlebt, und welche neuen Botschaften es zu knacken und enträtseln gibt.


    Meine Bewertung: ⭐⭐⭐⭐⭐