Original :
Brasilianisch, 1881
INHALT :
Hervoragender Arzt, kehrt Simon Bacamarte heim nach Brasilien und widmet sich nach reiflichem Überlegen dem Erforschen der menschlichen Psyche. Was ist normal ? Er eröffnet in der heimischen Stadt das erste Heim für « Verrückte ». Langsam, aber unaufhörlich füllt es sich mit immer mehr festgestellten Fällen. Oder läuft hier was verkehrt ?
BEMERKUNGEN :
Nach Studien in Coimbra und Padua steht Bacamarte die Welt offen, doch er entscheidet sich für das heimische Itaguaï, nicht allzu weit entfernt von Rio. Das « vor ziemlich langer Zeit » schlägt den ungewissen Ton einer Fabel an. Zusammen mit dem Jahr des Schreibens (1881!) kann man ziemlich lange zurückschauen, vielleicht an die Anfänge der Heimerrichtungen, des fragwürdigen Wegschließens von so genannten Verrückten, circa Anfang XIX.Jahrhunderts. Ob sich das Büchlein nun aber als psychiatriehistorisches Manifest versteht denke ich eher nicht. Zu satirisch-humoristisch der Ton, vielleicht auch zu kafkaesk die Situationen. Der Text stellt uns eher vor die Frage, wo denn nun « Verrücktheit », wo Normalität liegen. Und ab und zu werden die Definitionen quasi umgekehrt und man macht andere Grenzen aus… Ist es also eine objektive Anormalität, oder eher eine festgestellte Abweichung von der definierten Allgemeinheit ?
Das Buch kennt dann das Ausbrechen eines Chaos, einer Revolution, schließlich jene « Umkehrung der Wert », mit der man sich wieder distanzieren kann. Doch all das mit lustig-verständlichem Ton, das zwischen Ernst, Kritik und Schauspiel nicht zu unterscheiden ist.
Ich finde diese Schreibe, also an die 140 Jahre alt, überraschend modern und uns ansprechend. Kein Wunder, dass Machado de Assis als DER brasilianische, ja lateinamerikanische Autor schlechthin gilt !
AUTOR :
Joaquim Maria Machado de Assis, geboren am 21. Juni 1839 in Rio de Janeiro, gestorben am 29. September 1908 ebenda, war ein brasilianischer Autor von Romanen, Kurzgeschichten und Gedichten. Er ist die wichtigste Figur in der brasilianischen Literatur und hatte großen Einfluss auf die Literatur Brasiliens im 19. und 20. Jahrhundert. Portugiesischer und afrikanischer Herkunft wurde Machado de Assis in ärmlichen Verhältnissen in Rio de Janeiro geboren. Sein Vater, Francisco José Machado de Assis, war Arbeiter. Seine Mutter, Leopoldina Machado de Assis, verlor er sehr früh. Er wuchs im Stadtviertel Livramento von Rio de Janeiro auf. Er, der Mulatte, hatte nicht die Mittel zu einer geregelten Ausbildung und lernte deshalb, wo und wann er konnte. Schon mit 15 Jahren veröffentlichte er sein erstes Gedicht, Ela (Sie). Es erschien in der Zeitung Marmota Fluminense am 12. Januar 1855. Im folgenden Jahr trat er in die Setzerlehre in den staatlichen Druckwerkstätten ein. Später arbeitete er dort auch als Korrekturleser. Schon im Jahr 1859 begann er dann, als Journalist beim Correio Mercantil zu schreiben, und 1860 beim Diário do Rio de Janeiro. Mehr:
1869 heiratete er Carolina Augusta Xavier de Novais, die Schwester seines Freundes, bei dessen Zeitung er auch arbeitete, der jedoch drei Monate zuvor verstorben war. Seine Frau eröffnete ihm die Klassiker der portugiesischen und englischen Sprache.
Ab 1872 arbeitete er als erster Sekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Handel und öffentliche Arbeiten. Im Jahr 1889 wurde er zum Direktor für Handel in diesem Ministerium ernannt. Dennoch setzte er die Arbeit an seinem umfangreichen Werk fort. Mit seinen Freunden José Veríssimo und Lúcio de Mendonça arbeitete er in der Zeitschrift Revista Brasileira zusammen. In dieser intellektuellen Gruppe wurde die Idee der Schaffung der Brasilianischen Akademie der Literatur geboren, die 1879 gegründet und zu deren erstem Präsidenten Machado de Assis ernannt wurde.
Während seines gesamten Lebens schrieb er in allen literarischen Genres. Seine frühen Werke sind klassische, romantische Gedichte und Romane. Ab den 1880er Jahren lassen sich seine Arbeiten keinem Genre zuordnen. Die Charaktere seiner Romane bringen seine Ansicht zum Ausdruck, dass man nicht vorwärtskommt, indem man einfach den Spielregeln folgt. Viele dieser Charaktere gewinnen, um morgen zu verlieren.
Autobiographische Züge sind in seinen Werken sehr schwer zu finden; er war der Ansicht, dass man ein interessantes Buch schreibt, indem man Dinge auslässt. Dies soll die Vorstellungsgabe des Lesers anregen. Über das persönliche Leben der wichtigsten Figur in der brasilianischen Literatur, der stets auch gegen eine Krankheit ankämpfen musste, ist deshalb wenig bekannt.
(Quelle : wikipedia)
Eventuell befindet sich dieses Werk in deutscher Übersetzung in einer der Sammelbände von Erzählungen, doch ich kann es nicht ausmachen. Von daher hier EINE englische Version (es gibt verschiedene Übersetzungen, auch unter verschiedenen Titeln, so auch « The alienist »)
The Psychiatrist and other stories
Broché: 147 pages
Editeur : University of California Press (décembre 1963)
Langue : Anglais
ISBN-10: 0520007875
ISBN-13: 978-0520007871