John Lanchester - Die Mauer / The Wall

  • Kurzmeinung

    Conor
    Lahm erzählte Dystopie mit Logiklücken und ohne Erklärungen, sowie flache Charaktere
  • Kurzmeinung

    Emili
    Abgebrochen, da ich schon viele bessere Umsetzungen des Themas gelesen habe. Dieser Roman war gar nicht meins.
  • Auf mich hat Kavanaugh gebildet und belesen gewirkt. Ohne eine Vorgeschichte, wer oder was ihn geprägt haben könnte, fand ich das widersprüchlich.

    Es ist schon immer spannend, wie unterschiedlich wir alle Geschichten lesen, Charaktere wahrnehmen und den Plot realisieren - da macht die Diskussion gleich noch mehr Spaß. Mir ist auch tatsächlich erst heute bewusst im Kopf herumgegangen, dass der Protagonist der Erzähler ist.

    Der Icherzähler Joseph

    Und dadurch wissen wir im Prinzip auch, dass er überlebt haben muss, denn sonst könnte er die Geschichte nicht mehr erzählen. Was aber bedeutet das nun für die Geschichte? Bedeutet es überhaupt etwas? Es könnte zumindest einen Erklärungsansatz bieten für dein Empfinden, dass Charakter und Ausdruck für Dich nicht zusammen passen - da erzählt dann nämlich jemand mit einer uns unbekannten Weiter-Entwicklung über das Erzählte hinaus eine kurze, aber sein Leben prägende Episode seiner Jugend. Es spricht ein Erwachsener, ein in irgendeiner Art gereifter Mensch über sein Leben in jungen Jahren, da können Sprache und Charakter sich unterscheiden.


    Vielleicht sollten wir stärker berücksichtigen, dass der Icherzähler Wehrdienstleistender ist, der seine Zeit abreisst und persönlich überleben will. Seine Gedankenwelt gibt leider nicht mehr her. Es gibt eben "sone und solche". Mein größtes Problem mit dem Buch war der Widerspruch, dass K die Rolle eines Durchschnittsmenschen zu spielen hat, sich aber ganz anders ausdrückt und ich ihm das nicht abgenommen habe.

    Seine Gedankenwelt soll auch gar nicht mehr hergeben - ich glaube, genau darum ging es zu einem guten Teil doch auch. Was macht so ein Dienst als Verteidiger mit einem jungen Menschen, wie prägt ihn so eine harte Zeit des Wartens und Ausharrens, wie formt es seinen Charakter? Ändert es seine Sicht auf die Dinge? Und wie ändert es ihn als Mensch wenn es hart auf hart kommt?

    Wobei mir trotzdem einfach noch Hintergründe in der Erzählung fehlen, auch wenn ich jetzt evtl. anders klinge. :-k

    Wenn es quasi zur "Kunstform" gehört, also irgendwie in den Text als Ganzes passt, finde ich das auch gut. Nur manchmal hat man das Gefühl, da wusste jemand selbst nicht, wie die Geschichte aufgelöst werden soll.

    In dieser Geschichte passt es für mich perfekt, aber ich glaube, ich weiß genau was Du meinst. Ich mag es auch nicht immer und ich bin auch nicht per se ein Freund von offenen Enden - auch ich mag es, wenn eine Geschichte geschlossen ist, einen runden Abschluss findet. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Der Icherzähler ist praktisch die schwache Stelle der ganzen Konstruktion. :wink: Manche Icherzähler blicken - spürbar betagt - auf ihre Erlebnisse zurück, können aber den jungen Menschen von damals glaubwürdig darstellen. "Heute weiß ich, was ich damals nicht wahrhaben wollte ..." z. B.


    Dieser konnte es aus meiner Sicht nicht - als Opfer des Systems vielleicht?

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Toibin - Long Island

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Dieser konnte es aus meiner Sicht nicht - als Opfer des Systems vielleicht?

    Das weiß ich nicht, denn ich empfinde es ja nicht so wie Du als Schwachstelle. Mir ist auch die Sprache nicht als unpassend zum Charakter aufgefallen, für mich hat es gepasst. Vielleicht bin ich unbewusst beim Lesen einfach davon ausgegangen, dass der Erzähler natürlich älter sein muss wenn er im Rückblick schreibt? Ich kann es nicht sagen. Mal schauen, was Smoke und Naraya dazu sagen. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Vielen Dank an alle Rezensenten für die spannende Diskussion. Habe ich gerne verfolgt. :winken:Jetzt bin ich nun wirklich neugierig auf das Buch. Danke auch an dieser Stelle für die Spoiler, sind mir persönlich wichtig. Ich werde das Buch, so die Planung, im kommenden Monat lesen.

    2024: Bücher: 91/Seiten: 40 202

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus

  • Der Icherzähler ist praktisch die schwache Stelle der ganzen Konstruktion. :wink: Manche Icherzähler blicken - spürbar betagt - auf ihre Erlebnisse zurück, können aber den jungen Menschen von damals glaubwürdig darstellen. "Heute weiß ich, was ich damals nicht wahrhaben wollte ..." z. B.


    Dieser konnte es aus meiner Sicht nicht - als Opfer des Systems vielleicht?

    Ich glaube, ich lese nicht mit dem gleichen objektiven, intellektuellen, proffessionellen :-k:) Ansatz wie du, Buchdoktor , so dass mir solche Feinheiten garnicht auffallen :uups:. Vor allem dann nicht, wenn das Buch mich mitzureißen versteht.

    Ein bisschen anders sieht es aus, wenn mir ein Buch nicht gefällt, dann hab ich den Fokus automatisch mehr auf den Schwachstellen.

    Hier kam es mir beim Lesen nicht in den Sinn, ob der Ich-Erzähler altersgerecht oder authentisch wirkt.

  • Vielen Dank an alle Rezensenten für die spannende Diskussion. Habe ich gerne verfolgt. :winken:Jetzt bin ich nun wirklich neugierig auf das Buch. Danke auch an dieser Stelle für die Spoiler, sind mir persönlich wichtig. Ich werde das Buch, so die Planung, im kommenden Monat lesen.

    Ich bin schon jetzt gespannt auf deine Meinung :lechz::).

  • Ich bin schon jetzt gespannt auf deine Meinung :lechz::) .

    Lieb von dir.:friends: Ich wollte sogar dieses Buch heute schon anfangen, doch dann kam "Die Reinsten" von Hansen zuvor. Du kennst es ja bestimmt, es sind so viele Bücher, die gelesen werden möchten. Aber in kommendem Monat ist "Die Mauer" dran. :)

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    Lese gerade:

    Saunter, Mick - Im Angesicht des Zorns

    Naam, Ramez - Nexus

  • Ich bin schon jetzt gespannt auf deine Meinung :lechz::) .

    Lieb von dir.:friends: Ich wollte sogar dieses Buch heute schon anfangen, doch dann kam "Die Reinsten" von Hansen zuvor. Du kennst es ja bestimmt, es sind so viele Bücher, die gelesen werden möchten. Aber in kommendem Monat ist "Die Mauer" dran. :)

    Oh ja, das kenne ich.

    An deiner Meinung zu die Reinsten bin ich ebenfalls interessiert, weil ich noch überlege, ob das etwas für mich wäre.

  • Mal schauen, was Smoke und Naraya dazu sagen.

    Hm, vielleicht ist meine Lektüre schon zu lange her, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich die Erzählweise irgendwie unpassend gefunden hätte. Generell fand ich Kavanagh jetzt nicht unbedingt den großen Sympathieträger, aber an seiner Sprache ist mir, ehrlich gesagt, nichts besonders aufgefallen.

  • Ich glaube, ich lese nicht mit dem gleichen objektiven, intellektuellen, proffessionellen :-k:) Ansatz wie du, Buchdoktor , so dass mir solche Feinheiten garnicht auffallen :uups:. Vor allem dann nicht, wenn das Buch mich mitzureißen versteht.

    Ein bisschen anders sieht es aus, wenn mir ein Buch nicht gefällt, dann hab ich den Fokus automatisch mehr auf den Schwachstellen.

    Hier kam es mir beim Lesen nicht in den Sinn, ob der Ich-Erzähler altersgerecht oder authentisch wirkt.

    Mir ist früher mal bei Bernard Cornwell positiv aufgefallen, dass er eine ältere Figur im Rückblick erzählen lässt und die Figur mit ihrer damaligen Weltsicht glaubwürdig wirkt. Er legt der Person nichts in den Mund, was sie in dem Alter vermutlich noch nicht bedacht hätte. Seitdem fällt mir auf, dass das offenbar nicht viele Autoren beherrschen. K. spricht oder schreibt nichts, an dem ich das konkret festmachen könnte, aber ich erlebe ihn nicht als authentischen, jüngeren Wehrdienstleistenden. Wäre er schon 30, in dem Szenario wäre das denkbar, wäre ich darüber nicht gestolpert.

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  • Seit dem „Wandel“ ist der Wasserspiegel der Erde gestiegen und viele Menschen auf der Flucht. Großbritannien hat eine Mauer um die britische Insel gebaut, um „Andere“ abzuhalten, ins Land zu kommen. Die Mauer wird von „Verteidigern“ bewacht, die, sollte es jemand schaffen, die Mauer zu überwinden, Gefahr laufen, selbst auf dem Meer ausgesetzt zu werden. Jeder Brite muss wenigstens einmal im Leben auf die Mauer.


    Der Leser begleitet Joseph Kavanagh, von seinen Mauerkameraden Yeti genannt, der zu Beginn des Romans seinen Dienst auf der Mauer antritt. Wer die Anderen sind, ist ihm nicht ganz klar, er weiß nur, das diese Menschen wegen des Wandels ihre Heimat verlassen mussten und nun verzweifelt nach etwas suchen, wo sie in Sicherheit sind. Diejenigen, die an der Mauer erwischt werden, haben zwar nur die Wahl zwischen Tod und Sklaverei (wer sich für letzteres entscheidet, wird verniedlichend „Dienstling“ genannt), aber ihre Kinder haben die Chance, britischer Bürger zu werden (wohl auch, weil das britische Volk selbst die benötigte Geburtenrate nicht mehr gewährleisten kann). Für mich dabei mit am schockierendsten war die Aussicht der Verteidiger selbst auf dem Meer zu landen, nicht, weil sie etwa Schuld daran sein könnten, dass jemand illegal ins Land gekommen ist, sondern einfach nur, weil für jeden, der es geschafft hat, einer gehen muss.


    Der Dienst auf der Mauer ist langweilig, 12 Stunden müssen die Männer und Frauen ausharren und aufs Meer starren. Kommt es tatsächlich zu einem Überfall wird es brandgefährlich, denn die Anderen tun alles, um die Mauer zu überwinden, und so kommt es immer zu Toten auf beiden Seiten. Und selbst wenn man das überlebt, hat man noch lange nicht überlebt, denn dann droht die Aussetzung auf dem Meer.


    Leider ist, trotz dieses Hintergrundes, auch der Roman relativ langweilig. Kavanagh erzählt in Ich-Form, und er erzählt ausführlich und erstaunlich sachlich, wenig emotional. Und das, obwohl er sich auf der Mauer verliebt, mehr als einmal in Lebensgefahr gerät und erleben muss, wie Kameraden sterben. Auch erfährt der Leser leider wenig über die gesellschaftlichen und sozialen Hintergründe des Landes bzw. der Welt und das alltägliche Leben, alles bleibt relativ abstrakt, die Charaktere blass. Das hat zwar einerseits auch etwas Bedrückendes, weil man als Leser so im Ungewissen bleibt, aber, es hätte den Roman auch interessanter machen können, hätte man mehr erfahren.


    Die Geschichte ist hochaktuell, und oft hat man das Gefühl, die Situation zu kennen, auch der Bau einer Mauer, um sich abzuschotten, alles Fremde draußen zu lassen, ist eine durchaus mögliche und von einigen gewünschte Zukunftsversion. Das ist im Grund auch das, was den Roman letztlich ein wenig rettet. Mehr hätte man aber mit einer emotional packenderen und interessanteren Geschichte erreichen können. Erst im letzten Drittel kommt mehr Spannung auf, man kann nur hoffen, dass es viele Leser bis hierhin geschafft haben. Im Gegensatz zu anderen Rezensenten empfinde ich das Ende der Geschichte übrigens als sehr passend.


    Die Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück, zum einen macht sie mich betroffen, auch, weil so die Zukunft möglich sein könnte, zum anderen hätte ich mir eine weniger langatmige und sachliche Erzählweise und greifbarere Charaktere gewünscht, um wirklich emotional beteiligt sein zu können, vielleicht hätten der Geschichte auch einige Seiten weniger gut getan. Dass die Geschichte eine durchaus mögliche Zukunftsvision darstellt, ist bedrückend, sie aus der Sicht eines Einzelnen darzustellen, gar nicht einmal eine so schlechte Idee, die Umsetzung lässt aber leider zu wünschen übrig, da sie emotional nicht packt und wegen ihrer Langatmigkeit Gefahr läuft, dass das Buch schnell wieder aus der Hand gelegt wird. Bis zum Ende lesen lohnt sich aber. Ich vergebe 3 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung – lasst euch auf die Geschichte ein und zum Nachdenken anregen.

  • Zitat von Buchdoktor:

    Der Icherzähler ist praktisch die schwache Stelle der ganzen Konstruktion. :wink: Manche Icherzähler blicken - spürbar betagt - auf ihre Erlebnisse zurück, können aber den jungen Menschen von damals glaubwürdig darstellen. "Heute weiß ich, was ich damals nicht wahrhaben wollte ..." z. B.


    Mein Eindruck ist nicht, dass Kavanagh als alter Mann auf die Ereignisse im Zusammenhang mit seinem Dienst auf der Mauer zurückblickt. Seinen von verschiedenen Rezensenten kritisierter Mangel an Emotionalität sehe ich als Reflex auf die allgegenwärtige Situation der ihn umgebenden Welt. Wenn für alle spürbar der bekannte Lebensstil nicht mehr aufrecht zu erhalten ist, entwickelt sich eine gewisse stoische Grundhaltung, wie an der Hauptfigur ablesbar. Ich halte es sogar für einen besonderen Kunstgriff, durch einen Ich-Erzähler Anteil an den Ereignissen zu nehmen, und dass die Handlung so unvermittelt abbricht, führt dem Leser die ganze Ausweglosigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung vor Augen. Kavanagh ist noch jung, aber sein Leben, verstanden als potentielles Entwicklungsversprechen, ist am Ende des Romans bereits zu Ende.7

  • K. spricht oder schreibt nichts, an dem ich das konkret festmachen könnte, aber ich erlebe ihn nicht als authentischen, jüngeren Wehrdienstleistenden. Wäre er schon 30, in dem Szenario wäre das denkbar, wäre ich darüber nicht gestolpert.

    Ich hab da jetzt drüber nachgedacht: ich glaube, dass hier natürlich auch eine Falle lauert, denn wir urteilen aus unserer Erfahrungswelt. Die von Kavanaugh ist eine andere und deshalb muss er ja auch anders klingen als ein heutiger junger Mann klingen würde. :-k

    Auch erfährt der Leser leider wenig über die gesellschaftlichen und sozialen Hintergründe des Landes bzw. der Welt und das alltägliche Leben, alles bleibt relativ abstrakt, die Charaktere blass. Das hat zwar einerseits auch etwas Bedrückendes, weil man als Leser so im Ungewissen bleibt, aber, es hätte den Roman auch interessanter machen können, hätte man mehr erfahren.

    Dann geht es Dir wie mir, mir fehlt auch irgendwie was :wink:

    Mein Eindruck ist nicht, dass Kavanagh als alter Mann auf die Ereignisse im Zusammenhang mit seinem Dienst auf der Mauer zurückblickt.

    Alt muss er ja nicht sein, theoretisch hätte er seine Erlebnisse auch direkt nach Erreichen der Bohrinsel aufschreiben können. Das wissen wir ja nicht. Als "alt" empfinde ich ihn auch nicht.

    und dass die Handlung so unvermittelt abbricht, führt dem Leser die ganze Ausweglosigkeit der gesellschaftlichen Entwicklung vor Augen. Kavanagh ist noch jung, aber sein Leben, verstanden als potentielles Entwicklungsversprechen, ist am Ende des Romans bereits zu Ende

    Interessant, so hab ich das noch gar nicht gesehen. Für mich war es ja zu "happy", aber ausweglos in einem gewissen Sinn ist es trotzdem.


    ich fahr nachher zu meinen Bücherwürmern und bin gespannt, wie sie das Buch empfunden haben. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Aber in kommendem Monat ist "Die Mauer" dran. :)

    Ich zitiere mich selbst. Ich habe tatsächlich das Buch gelesen, auch wenn nicht ganz bis zum Ende. (ich muss dazu sagen, dass mir liebe BT-ler mit der Auflösung der Geschichte geholfen haben, so dass ich mich nicht ganz bis zu Ende quälen musste) O:-)Bei mir ging es gar nicht[-(. Ich fand es furchtbar langweilig erzählt, auch wenn von dem Thema her eine interessante und wichtige Geschichte war. Ich habe mir viel mehr versprochen, doch leider, war es ganz und gar nicht mein Buch. Es war in meinen Augen schlicht und ergreifend langweilig erzählt, einfach lahm. Es fehlte an Gefühlen, die wurden zwar angedeutet, aber man konnte die als Leser nicht fühlen. Nun ja, bei mir sind die auf jeden Fall nicht angekommen. Schade darum , die Kurzbeschreibung war spannender, so dass ich ein Buch, das mich gefangen nimmt, erwartet habe, dem war es nicht so. Ich habe schon bei weitem bessere Dystopien gelesen.

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  • So, ich habe den Roman heute gelesen und ich muss gestehen, dass ich nach manchen Besprechungen - auch anderer Stelle - ein wenig enttäsucht gewesen bin.


    Die Idee, durch aus der Perspektive eines jungen Wehrdienstleistenden zu schreiben, der in einem langwierigen Wachdienst eingespannt ist unter klimatisch widrigen und kulinarisch widerlichen Bedingungen ist schon ganz interessant. Dieser junge Mann ht bisher einen mittleren Schulabschluss und eigentlich keine klaren Ideen zu seiner Zukunft, was ich seinerzeit bei Wehr- und Zivildienstleistenden in der ersten Hälfte ihrer Dienstzeit öfter gesehen habe. Und die, die mit einem bestimmten Plan in den Dienst gegangen sind, kommen oft mit einem anderen wieder heraus. Insofern kann ich Chewies Denken ganz gut nachvollziehen.


    Wachdienst ist schon in "normalen" Fällen nicht sonderlich entwicklungsförderlich, aber etwas geschieht schon, denn man hat sehr viel Zeit nachzudenken, insbesondere, wenn man viele Stunden ohne Unterhaltung mit anderen verbringen muss. Deswegen halte ich auch Chewies emotionale Abgebremstheit in diesem Buch für durchaus nachvollziehbar und finde ihn als Charaktere ziemlich glaubwürdig. Auch sein gedämpfter Konflikt mit seinen Eltern passt da ziemlich gut rein, genau wie die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen. Man muss ja auch bedenken, dass - anders als zu Wehrdienstzeiten - die "Verteidiger" real vom Tod durch "die Anderen" bedroht sind: entweder direkt, wenn diese die Mauern stürmen, oder aber indirekt, wenn die "Anderen" es schaffen ins Land zu kommen und dafür die zuständigen "Verteidiger" aufs Meer gejagt werden. Viele Menschen, die unter einer solchen Bedrohung Zeit verbringen mussten, empfinden es als nahezu unmöglich mit Zivilisten oder nicht und Feuer gewesenen Soldaten über diese Dinge zu sprechen - und tun es dann auch oft nicht. Und auch untereinander reden sie nicht viel darüber, weil sie es als überflüssig empfinden. Insofern sind Chewies Reaktionen hier überaus nachvollziehbar.


    Krieg ist oft "Warte, Warte, Warte, Renn, Renn, Warte, Warte" und genau das erfährt man überaus deutlich in der Beschreibung der Arbeit der Verteidiger im ersten Teil des Buchs das ist sehr gelungen.

    Und auch ich hätte mir Einblick in die Situationen der restlichen Welt gewünscht - auch wenn das Nichtwissen Chewies durchaus auch in unserer sehr vernetzten Welt seine Vorbilder findet - und das nicht einmal im kleinen Stil.