Liam Erpenbach - In Love with Adam

  • Inhalt

    Alte Tagebücher, eine junge Liebe und der Mut, endlich zu sich selbst zu stehen

    Sam ist ein Außenseiter. Seit er seinen besten Freund verloren hat, zieht er sich immer mehr in sich und seine Bücherwelt zurück. Seine Klassenkameraden geben ihm das Gefühl, dass er anders ist, und so fühlt er sich auch. Bis er Adam, dem gutaussehenden und beliebten Footballstar der Schule, in einer Buchhandlung begegnet und sich alles verändert. Adam weicht Sam nicht mehr von der Seite und in seiner Gegenwart hat Sam endlich das Gefühl, richtig zu sein, so wie er ist. Doch Adam darf niemals herausfinden, dass sein Herz etwas zu schnell schlägt, wenn er in seine grauen Augen blickt und er nachts von Adams weichen Lippen träumt … Erst als Sam die Tagebücher seines Großvaters findet, versteht er, was es heißt, ein Leben lang ein Geheimnis zu hüten. Wird er den Mut finden, zu seinen Gefühlen zu stehen?


    Autor

    Liam Erpenbach wurde 1993 mit der Nase im Buch geboren. Sechs Jahre lang studierte er am Bodensee Germanistik und sammelte dort die ersten Ideen zu seinem Debütroman. Heute lebt er mit seinem Partner und zwei Katzen in Hamburg. Egal ob er zwischen den Regalen des Supermarkts oder im Getümmel des Hamburger Stadtverkehrs steckt, er kann es nicht lassen, sich neue Figuren und Geschichten auszudenken und ihnen Leben einzuhauchen.


    Cover und Titel

    Normalerweise gehe ich, wenn ich eine Rezension schreibe, nicht unbedingt aufs Cover ein, da ich immer denke, naja, man sieht ja was drauf ist.

    In diesem besonderen Fall muss ich aber ein paar Worte dazu schreiben. Das Cover mit den beiden glücklichen jungen Männern und seinen Rot- und Orangetönen suggeriert, dass es sich hierbei um einen dieser klischeehaften Kitsch-Gay-Romanen handelt. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Eigentlich ist es schade vom Verlag, dass der Autor in diesem Fall so wenig Mitspracherecht hatte, denn, wer Liam auf Instagram oder in seinem Blog folgt, der weiß, dass „In Love with Adam“ einen sehr viel passenderen Arbeitstitel und auch angedeutet ein anderes Cover bekommen sollte, die eine ganz andere erste Wirkung auf potenzielle Leser gehabt hätten. Der ursprüngliche Titel des Romans war nämlich „Semikolon“.


    Das Semikolon hat bei Tattoofreunden eine Art Trend heraufbeschworen, der aber in erster Linie eine doch recht tiefe Bedeutung hat: Es geht um Depressionen, Angst und andere mentale und psychische Erkrankungen. Auf einer Internetseite, auf der ich mich über diesen Trend belesen habe, steht als Grund, warum gerade ein Semikolon als Zeichen für diese Menschen steht: „Ein Semikolon repräsentiert einen Satz, den der Autor beenden könnte, aber sich dazu entschieden hat, es nicht zu tun. Dieser Autor bist du - und der Satz ist dein Leben.“

    Meiner Meinung nach eine tolle Idee und als Titel auch deutlich besser zum Inhalt des Buches passend, doch leider scheint der Verlag diesen Trend nicht unterstützen zu wollen. Als Grund, warum der Titel und das Cover vom Verlag geändert wurde, schrieb der Autor in seinem Blog, dass „Semikolon“ nicht ins Verlagsprogramm passen würde. Meiner Meinung nach klingt das irgendwie ein bisschen nach Ironie.


    Meine Meinung

    Wie ich schon zum Cover geschrieben habe, suggerieren sowohl der Titel, als auch das Cover und sogar der Klappentext, dass es sich bei dem Buch um einen leichten, vielleicht kitschigen, Roman handelt, in dem sich zwei Jungs mit der ersten großen Liebe auseinandersetzen müssen.

    Jein.


    Natürlich kommt eine Liebesgeschichte auch vor, aber in diesem Fall spielt sie eher eine untergeordnete Rolle. Denn das Buch behandelt in erster Linie ernste Themen, wie Depressionen und Mobbing. Wie im Klappentext beschrieben, ist Sam in seiner Schule ein Außenseiter, eine graue Maus, der von seinen Mitschülern im besten Fall ignoriert wird, im schlimmsten Fall gemobbt und schikaniert wird. Halt gibt ihm einzig und allein sein Großvater, der der einzige zu sein scheint, der ihn versteht. Selbst mit seinen Eltern scheint Sam nicht reden zu können, da er vor allem durch seine Angst gelenkt wird. Angst davor, wirklich anders zu sein. Angst vor eventuellem Unverständnis und Ablehnung seitens seiner Mitmenschen und auch seiner Eltern. Deswegen vertraut er sich niemandem an.


    Schuld an dieser Veränderung in seinem Leben, ist der Verlust seines besten Freundes, der durch einen Unfall aus seinem Leben gerissen wird. Sam kämpft neben seinen Ängsten auch immer wieder mit Depressionen und negativen Gedanken, denkt er kann niemandem vertrauen und fühlt sich in mancher Hinsicht auch sehr einsam, auch wenn er seiner Umwelt zeigen will, dass er auch allein zurechtkommt. Der Autor konnte diese Gefühle und Gedanken wirklich sehr gut beschreiben, ich konnte Sams Gedanken immer wieder gut nachvollziehen und habe mit ihm gelitten. Das eine oder andere Mal, musste ich mir auch ein Tränchen verdrücken, weil mich seine innerliche Verzweiflung, die immer wieder an ihm gezerrt hat, auch ein bisschen fertig gemacht hat.

    Dennoch hatte ich auch ab und an den Wunsch, Sam zu nehmen und zu schütteln. Denn im Lauf der Geschichte zeigt sich, dass er eben doch nicht ganz allein auf der Welt ist. Adam schleicht sich mehr und mehr in sein Leben und Sam hadert mit sich, ob er ihm vertrauen kann oder nicht. Oft steht er sich dabei auch selbst im Weg, hatte ich so das Gefühl, und ich dachte manches Mal: „Nicht nur Grübeln und Denken, Junge…Tu es! Sag es! Rede!!!“


    Die Geschichte besteht insgesamt aber nicht nur aus diesem Handlungsstrang. Sam findet im Laufe der Handlung die Tagebücher seines Großvaters, in denen er beginnt zu lesen. Die Einträge bilden zusammen geschickt einen zweiten Handlungsstrang und zeigen Sam, dass er mit seinen Gedanken, mit seinen Gefühlen und Ängsten nicht alleine ist.


    So viel zum Inhalt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

    Besonders gefallen an diesem Buch hat mir der Schreibstil des Autors. Dieser flüssige, metaphorische Stil lässt im ersten Moment vermuten, dass man es mit einem erfahrenen Schreiberling zu tun hat, der schon Jahrelang Bücher schreibt. Der Autor bringt mit seinem Schreibstil die Grundstimmung des Buches wirklich sehr gut zum Ausdruck, die ganze Zeit über hatte ich so ein leicht beklemmendes Gefühl, ein wenig düster, traurig. Und dadurch konnte ich mich sehr gut in Sam und seine Gedanken und Gefühle hineinversetzen. Fand ich sehr gelungen.


    Ein paar kleine Sachen sind mir zwar aufgefallen, die nicht so ganz gepasst haben, aber es ist ein Debüt und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber diese kleinen Kritikpunkte, die sich vor allem auf die Zeitrechnung des Buches beziehen, stören den Lesefluss so geringfügig, dass es kaum auffällt, da sie auch nicht im Vordergrund stehen. Was genau ich damit meine, ist dass es in dem Buch kaum Zeitangaben gibt und die Sprünge zwischen zwei Situationen manchmal etwas abrupt kamen, wodurch man als Leser einen kurzen Moment brauchte, um sich neu zu orientieren und zu schauen, ist jetzt noch der gleiche Tag oder sind wir schon am nächsten Tag angekommen? Auch generell hätten einige Situationen ein bisschen mehr vertieft werden können, wie ich finde.

    Gelungen ist das Buch aber dennoch und ich erkenne in diesem neuen Autor gutes Potenzial. Ich freue mich schon auf weitere Bücher aus seiner talentierten Feder.


    Fazit

    Ein ganz toll geschriebener Debütroman, der aktuelle Tabu-Themen behandelt. Leichte Schwächen stören den Lesefluss nicht wirklich. Ich freue mich auf folgende Bücher des Autors.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Ich ordne dieses Buch absichtlich nicht in Liebesromane ein. Zwar enthält es auch eine Liebesgeschichte, aber diese spielt eine eher untergeordnete Rolle. Andere Themen stehen hier mehr im Vordergrund.

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)

  • Vielen Dank für Deine schöne Rezension! Mir ist das Buch auch schon aufgefallen und ich denke, jetzt, nachdem ich Deine Meinung dazu gelesen habe, werde ich es mir auch demnächst zulegen. Besonders weil es, wie Du sagst, nicht so eine kitschige Geschichte ist, wie das Cover suggeriert.


    In diesem Punkt stimme Dir voll und ganz zu, dass es sehr schade ist, dass Gay-Romance Bücher - wobei man hier schon über die Betitelung dieses "Genres" diskutieren könnte - von den Verlagen durch ihre Aufmachung oft sehr klischeehaft und stumpf dargestellt werden, auch wenn sich wirklich vielschichtige Geschichten dahinter verbergen - so ging es mir zum Beispiel mit "Him - Mit dir allein" von Sarina Bowen.

  • In diesem Buch geht es um Sam, aus dessen Perspektive wir die Geschichte auch miterleben.

    Sam ist an seiner Schule ein Einzelgänger und Außenseiter und wird sogar von einigen Mitschülern stark gemobbt. Er hat niemanden, mit dem er sich in der Schule unterhält, mit dem er sich am Nachmittag trifft oder gar jemanden der für ihn einsteht. Seit dem Verlust seines besten Freundes vor einigen Jahren zieht er sich vor allen zurück, auch vor seinen Eltern. Er verbringt seine Zeit in seinem Zimmer oder im Garten.

    Eines Tages spricht Adam, einer seiner Mitschüler, ihn an und will Zeit mit ihm verbringen. Sam ist zunächst irritiert und hält Adam auf Abstand. Er vermutet eine Falle dahinter. Adam ist jedoch sehr hartnäckig und gibt nicht so schnell wieder auf.


    Bei diesem Buch handelt es sich nicht um eine klassische Liebesgeschichte zwischen zwei Jungen, obwohl die Anbahnung zwischen Sam und Adam viel Raum einnimmt. Insgesamt hat diese Geschichte jedoch eher einen traurigen, ernsten Ton, weil fast jede Seite von Sams Einsamkeit und Leid durchdrungen ist. Ich konnte mich sehr schnell in ihn einfühlen und nachempfinden, wie schrecklich es für ihn sein muss, Tag für Tag das Mobbing in der Schule zu ertragen. Auch der Tod seines besten Freundes belastet ihn noch sehr. Allerdings war mein Eindruck, dass ihn weniger der Verlust an sich belastet, sondern vielmehr die Angst vor einem erneuten Verlust und die Einsamkeit, in die er sich danach zurückgezogen hat. Mir hat sehr gefallen, dass diese Themen so eindringlich und greifbar dargestellt wurden und genug Raum bekamen, um sich realistisch zu entwickeln.


    Man begleitet Sam dabei, wie er die Hürden seines Alltags zu überwinden versucht und durch Adam ein kleiner Lichtblick in sein Leben tritt, ein Funke, der in Sam etwas auslöst und ihn dazu bewegt, sich von seiner Komfortzone zu lösen. Ich fand die Szenen zwischen Sam und Adam sehr süß und in der richtigen Dosierung um die Schwere, die auf den Szenen mit Sam allein lastet, etwas aufzulockern. Allerdings hätte ich auf das "absehbare Drama", das dann zum Glück doch kein so großes Drama war, verzichten können. :roll:


    Insgesamt hat mich dieses Buch tief berührt und ununterbrochen gefesselt. Zwar gab es hin und wieder ein paar Stellen, die sich etwas gezogen haben, allerdings konnte dies meinem Lesefluss keinen Schaden anhaben. Schade fand ich allerdings, dass nicht noch mehr auf den Verlust von Sams Freund eingegangen wurde - die Szenen hierzu kamen mir ein wenig zu kurz vor.


    Das Cover mit den beiden glücklichen jungen Männern und seinen Rot- und Orangetönen suggeriert, dass es sich hierbei um einen dieser klischeehaften Kitsch-Gay-Romanen handelt. Das ist aber definitiv nicht der Fall. Eigentlich ist es schade vom Verlag, dass der Autor in diesem Fall so wenig Mitspracherecht hatte, denn, wer Liam auf Instagram oder in seinem Blog folgt, der weiß, dass „In Love with Adam“ einen sehr viel passenderen Arbeitstitel und auch angedeutet ein anderes Cover bekommen sollte, die eine ganz andere erste Wirkung auf potenzielle Leser gehabt hätten. Der ursprüngliche Titel des Romans war nämlich „Semikolon“.


    Das Semikolon hat bei Tattoofreunden eine Art Trend heraufbeschworen, der aber in erster Linie eine doch recht tiefe Bedeutung hat: Es geht um Depressionen, Angst und andere mentale und psychische Erkrankungen. Auf einer Internetseite, auf der ich mich über diesen Trend belesen habe, steht als Grund, warum gerade ein Semikolon als Zeichen für diese Menschen steht: „Ein Semikolon repräsentiert einen Satz, den der Autor beenden könnte, aber sich dazu entschieden hat, es nicht zu tun. Dieser Autor bist du - und der Satz ist dein Leben.“

    Meiner Meinung nach eine tolle Idee und als Titel auch deutlich besser zum Inhalt des Buches passend, doch leider scheint der Verlag diesen Trend nicht unterstützen zu wollen.

    Dem kann ich mich so voll und ganz anschließen. Ich finde Cover und Titel überhaupt nicht passend und könnte mir vorstellen, dass einige Leser von der Geschichte "enttäuscht" werden, wenn ihre Erwartungen an eine süße Liebesgeschichte nicht erfüllt werden. Da der forever-Verlag zu Ullstein gehört, hätte es bestimmt auch eine andere Möglichkeit gegeben, das Buch mit angemessenem Cover und Titel innerhalb des Unternehmens zu veröffentlichen.


    Ich hatte von der Bedeutung des Semikolons keine Kenntnis und habe an einer gewissen Stelle im Buch gestutzt, mir aber nichts weiter dabei gedacht bzw. es anschließend vergessen. Nach deiner Erklärung hat diese Szene eine viel größere, emotionalere Bedeutung. Schade, dass dieser Titel leider nicht genommen wurde und diese Bedeutung des Semikolons im Buch nicht erwähnt wird.


    Fazit:

    Eine sehr berührende, nachdenklich stimmende Geschichte über Mobbing, Verlust und den Mut, zu sich selbst zu stehen. Definitiv keine leichte Lektüre und trotz der Liebesgeschichte definitiv auch keine Romance. Sehr gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne.

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: