Pascal Engman - Der Patriot / Patrioterna

  • Kurzmeinung

    Tefelz
    Spannend und mit einem brisanten aktuellen Thema versehen
  • Kurzmeinung

    mapefue
    Voller Klischees, nur im Altpapiercontainer entsorgen
  • In Schweden grummelt es. Populisten sind der Meinung, dass das Land von Flüchtlingen überschwemmt wird und tun ihre Meinung lauthals kund. Vertreter der Medien werden als Lügenpresse beschimpft. Dann wird die junge Journalistin Hannah Löwenström getötet und die Angst geht um. Ein Serienkiller will etwas gegen die unternehmen, die ihm zu liberale Ansichten haben, und findet Gleichgesinnte. Die Unruhe im Land wird größer und damit wächst auch die Ausländerfeindlichkeit. Dann gibt es einen Anschlag, der viele Todesopfer fordert. Schweden ist wie gelähmt.


    Dieser Thriller ist gut zu lesen und sehr spannend. Kurze Kapitel und verschiedene Handlungsstränge sorgen für actionreiche Spannung. Die Thematik ist hochaktuell und die Geschichte sehr authentisch. Jemand hat einen perfiden Plan gesponnen, um seine Interessen durchzusetzen und einen anderen zum Schuldigen zu machen. Wer so planvoll agiert, macht es der Polizei schwer, so dass diese lange im Dunkeln tappt. Derweil eskaliert das Geschehen immer weiter.

    Die Charaktere sind auch sehr gut und individuell beschrieben und man muss sie nicht unbedingt mögen, aber sie tragen alle zum Geschehen ihren Teil bei. Es ist auch sehr schwierig festzustellen, wem man trauen kann.


    Nach und nach werden die Zusammenhänge klar und es ist erschreckend, wie Menschen manipuliert werden können. Aber auch der Fanatismus, der keinen Argumenten mehr zugänglich ist, ist einfach entsetzlich.


    Ein Showdown zum Ende rundet das Ganze zu einem schlüssigen und schockierenden Thriller ab, der aber auch nachdenklich stimmt. Empfehlenswert!

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Pascal Engman - Der Patriot“ zu „Pascal Engman - Der Patriot / Patrioterna“ geändert.
  • Zum Wohl des Volkes

    Pascal Engmann widmet sich in seinem ersten Roman einem äußerst aktuellen Thema. Wie die meisten europäischen Länder, hat auch Schweden eine Vielzahl an Flüchtlingen aufgenommen, was manchen in der Bevölkerung ein Dorn im Auge ist, da die Einwanderer ihrer Meinung nach besser gestellt sind als sie selbst.

    Carl, ein junger Mann, der sich selbst für ein Genie hält, es jedoch zu nichts gebracht hat und vom Geld seines Vaters lebt, will diese seiner Meinung nach schweigende Mehrheit rächen, indem er gemeinsam mit seinen Helfern Journalisten angreift und tötet, die ein für seine Begriffe viel zu positives Bild von der Flüchtlingssituation zeichnen. Er schmiedet den perfiden Plan eines Bombenanschlags auf ein Hotel, wobei er die Tat einem syrischen Einwanderer in die Schuhe schieben will. Dass dabei viele unbescholtene Schweden ums Leben kommen, stört ihn nicht, er verbucht die Toten als Kollateralschäden, als Opfer für eine gute Sache.

    Zu Beginn des Buchs werden mehrere Handlungsstränge eingeführt, einer davon führt den Leser nach Chile, wo der Schwede August für einen skrupellosen russischen Verbrecher arbeitet. Er gerät selbst ins Visier des Russen, weshalb er aus Chile fliehen muss und nach zehn Jahren im Ausland nach Schweden zurückkehrt. Dort trifft er seine erste Liebe Amanda wieder, die inzwischen eine erfolgreiche Journalistin ist und ebenfalls auf der Todesliste der selbsternannten Patrioten steht. August und Amanda lassen ihre Beziehung wiederaufleben. Dass August während seiner Zeit als Söldner selbst Menschen getötet hat, scheint kein Thema zu sein oder Amanda nicht zu stören.

    Die ersten zwei Drittel des Thrillers habe ich als sehr spannend empfunden, wobei mir die Szenen in Chile zu ausufernd und teilweise irrelevant für die Gesamthandlung erschienen.

    Nach dem Bombenanschlag gelingt es Engmann leider nicht ganz, die Spannung zu halten. Der Showdown an Bord einer Fähre bildet ein furioses Finale, bei dem August sozusagen frühere Verbrechen sühnt, indem er viele Menschenleben rettet. Vom Mörder zum Märtyrer, das war mir dann doch ein bisschen zuviel.

    Engmann geht in seinem Debütroman viel auf die Motive des „Patrioten“ und dessen Ansichten ein. Einerseits fand ich diese Erklärung seiner Weltsicht und verqueren Logik durchaus interessant, andererseits nahm es mir doch ein wenig zu viel Raum ein. Alles in allem ein Buch, das ich durchaus empfehlen kann, dem 50 Seiten weniger jedoch gut getan hätten. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Erschreckend real


    Die schwedische Hauptstadt Stockholm wird durch zahlreiche Morde an Journalist_innen erschüttert, die sich gegen Rassismus engagierten und die Polizei tappt bei der Aufklärung lange Zeit im Dunkeln. Wer wird die_der nächste sein und wäre es nicht besser, sich nicht mehr politisch zu Rechtsextremismus zu äußern?
    Der Autor nimmt die Leser_innen mit in eine Welt, wo Rassismus, Angst vor Flüchtlingen, Hetze gegen die da oben und gegen die "Lügenpresse" immer weiter zunehmen, beleuchtet aber auch den Mut von Menschen, sich den rassistischen Mob entgegen zu stellen und unbeirrt an einer offenen Gesellschaft festhalten.
    Pascal Engman ist ein überaus spannender Thriller gelungen, der über eine starke politische Brisanz verfügt und aufzeigt wohin es führen kann, wenn mensch sich den Rassist_innen nicht entschlossen entgegen stellt.

  • Es beginnt mit einem Blick auf die ätzenden Auswüchse von Twitter und Co. – und dann der grausame Mord an der Journalistin Hannah Löwenström. Nach diesem Einstieg nicht weiter verwunderlich, geht es hart und gnadenlos zur Sache, an nahezu allen Fronten. Mit seinen Figuren hat der Autor wenig Erbarmen, er opfert sie stellenweise brutal und grausam, bleibt dabei jedoch einigermaßen sachlich, was es für mich umso authentischer macht.

    Der Plot bietet vier Handlungsstränge und jede Menge interessanter Figuren um ein Thema, wie es aktueller kaum sein könnte.

    Erzählt wird in stetem Wechsel zwischen den Perspektiven, mit kleinen und größeren Cliffhangern, die wirklich gut gesetzt sind und mich ab und an in Versuchung geführt haben, mal eben fix weiterzublättern *g*. Jedoch war ich jedes Mal binnen kurzem von den Geschehnissen des jeweils nächsten Stranges genauso gefesselt.

    Die Wechsel erfolgen zwischen:


    August, Schwede und ehemaliger Fremdenlegionär, sein Part beginnt in Chile, als Leibwächter eines russischen Mafioso.

    Ibrahim, 1985 aus Syrien nach Schweden eingewandert, eine wunderbare Figur, mit Zivilcourage und Mitgefühl, doch er liebt seine Familie, insbesondere seine Tochter über alles…

    Madeleine Winther, Journalistin beim Nyhetsbladet, ehrgeizig und berechnend, wirkt die meiste Zeit wie ein kaltherziges Luder, im Gegensatz zu Ibrahim so gar keine Sympathieträgerin. Ihre Methoden und Mittel die Karriere voranzubringen sind grenzwertig. Auch wenn im Laufe der Geschichte Gründe für ihre problematische Persönlichkeit offenbar werden, fehlt mir für sie jegliches Verständnis.

    Carl Cederhielm, 35 J., mit narzisstische Zügen, aus reichem Haus und bislang eher erfolglos, vor allem in den Augen seines Vaters. Er schlägt einen schrecklichen Weg ein um sein Leben mit Sinn zu füllen, siehe Kurzbeschreibung. Mit Lars und Fredrik findet er Gleichgesinnte, schwingt sich auf zum Führer seiner „Stadtguerilla“ und fühlt sich als Kämpfer für eine gerechte Sache, deren Zweck für ihn jegliches Mittel heiligt.

    In dieser Figur thematisiert der Autor aktuelle Ängste und Strömungen, die derzeit besonders die westlichen Gesellschaften spalten. Er zeigt, wie und auch warum Fremdenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft steigen, wie versucht wird, die „Anderen“ durch eine entsprechende Wortwahl zu entmenschlichen um eventuelle Reste eines protestierenden Gewissens auszuschalten.


    Das Geschehen rankt sich eng um die Hauptfiguren, die auf mich manchmal ein wenig schablonenhaft wirkten. Wobei die Betonung auf manchmal liegt, denn es gab immer wieder Momente, die mich sprachlich und inhaltlich berührt haben. Auch die Gedankengänge der „Terroristen“ und deren vermeintliche Logik schienen mir oft irgendwie simpel und plakativ, aber ich kann mir vorstellen, das entspricht durchaus der Realität. Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Autor den Inhalt auf das für ihn Wesentliche reduziert hat. Dadurch wirkt vielleicht manches etwas unausgegoren und nicht immer rundum glaubhaft, aber möglicherweise ist es auch tatsächlich so einfach. Mehr Information zu einzelnen Abläufen oder den Figuren hätte mehr Ablenkung von der Quintessenz bzw. Botschaft bedeutet, und gerade diese „Einfachheit“ macht sie griffig.

    Der politisch gesellschaftliche Kontext spiegelt wider, was vor kurzem in Schweden bei der Wahl den Ausschlag zu Gunsten der Schwedendemokragen gegeben haben könnte. Nicht nur in Schweden wird die Atmosphäre zunehmend von Fremdenfeindlichkeit und Hass verändert, eine beängstigende Entwicklung.


    Es beginnt spannend und bleibt spannend bis zum Ende, wobei der Spannungsbogen nicht geradlinig auf einen finalen Showdown zuläuft, sondern „unterwegs“ immer wieder Ausschläge nach oben hat, die einen atemlos durch die Seiten fliegen lassen.

    Nicht nur ein megaspannender, sondern auch politischer Thriller, aktuell und brisant, der beleuchtet, was unsere Gesellschaften spaltet. Man begegnet Gewalt und Brutalität, aber auch Zivilcourage.


    Ein starkes Debut eines noch jungen Autors, auf dessen weitere Bücher ich gespannt bin.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Topaktuell!


    In Stockholm werden innerhalb von zwei Wochen drei Journalisten getötet. Eine vierte Journalistin wird schwer verletzt in einem Park gefunden.

    Verantwortlich dafür, sind drei Schweden, die mit rechtsradikalen Ansichten, Journalisten, die die Zustände in Schwedens Aussenpolitik anprangern, einen Denkzettel verpassen. Ihr Ziel, Schweden zu säubern, nimmt extreme Ausmasse an, als sie einen Unbeteiligten erpressen, einen Terroranschlag zu verüben.



    Die Handlung empfand ich als sehr komplex. Was zuerst mit verschiedenen, scheinbar voneinander unabhängigen Erzählsträngen beginnt, verbindet sich mehr und mehr zu einem grossen Ganzen. Der Grund der Verbindung der einzelnen Stränge ist abgrundtief verabscheuungswürdig.

    In jedem der einzelnen Stränge lernen wir Leser, Haupt und Nebenpersonen kennen. Obwohl diese zahlreich sind, sind sie so gut charakterisiert, dass man sie sehr gut auseinander halten kann. Gefallen hat mir, wie prägnant diese Charakterisierung ist. Egal ob der arabische Taxifahrer, der für seine Tochter in Schweden ein " normales schwedisches " Leben möchte. Oder die kaltherzige Journalistin, die durch manches Bett und wenn nötig auch über Leichen geht um Karriere zu machen. Aber auch die drei Rechtsextreme, die dort ansetzen, wo nach ihrem verqueren Denken die Schuld zu suchen ist, dass Schweden durch andere Völker " verunreinigt " wird. Bei den Journalisten, die Stimmung gegen ein sauberes und nationalistisches Schweden machen.

    Ganz richtig, die Täter und deren Motiv sind bekannt. Der Autor bringt es trotzdem fertig, sehr viel Spannung aufzubauen und zu halten. Indem er die verschiedensten Blickwinkel auf Schwedens Einwanderungspolitik zeigt. Aus der Perspektive eines eingewanderten Arabers, einer Journalistin und auch der rechtsextremen Täter.

    Und dann erzählt Pascal Engman noch in einem Strang die Geschichte des Fremdenlegionärs August Novak, der als Leibwächter eines einflussreichen Russen in Chile durch die Hölle geht. Auch da gibt es eine Verbindung zu den Strängen, die in Schweden handeln. Ich konnte kaum fassen, dass die Verbindung so schlüssig ist. Denn über lange Zeit habe ich nicht gedacht, dass der Autor das hinkriegt, ohne an den Haaren herbei gezogen zu wirken.

    Mich hat diese Geschichte sehr gefesselt. Viele Szenen, haben mich atemlos weiterlesen lassen, ein paar mal musste ich sehr schlucken, da es besonders brutal zu und her geht. Die Cliffhanger, die oft am Ende eines Kapitels warten, verleiten dazu das Buch nicht aus der Hand legen zu können. Das Grundthema, Terroranschläge und der Fremdenhass sind (leider) topaktuell. Und Pascal Engman ist es gelungen, diese Aktualitäten in eine fesselnde Story zu verpacken.

    Hier ist Schweden als Handlungsland angegeben. Leider könnte es auch jedes andere Land sein, da Fremdenhass, Rechtsextremismus und Terroranschläge keine Nationalität kennt.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Cover des Thrillers zeigt- vermutlich- einen Städteblock Stockholms neben einem Gewässer. Stilistisch sehr gelungen sind die tiefdunklen Wolken, welche beginnen, die Häuser ins Dunkle zu tauchen und das Licht zu verdrängen.

    Zum Inhalt:

    Nachdem die junge Journalistin Hannah Löwenström kaltblütig in ihrer Wohnung ermordet wurde stellt sich schnell heraus, dass sie nicht das einzige Opfer bleiben wird. Ihr Mörder, Carl Cederhielm, sieht sich selbst als Patriarch, welcher Schweden von der Liberalität gegenüber Ausländern befreien wird. Dazu will Carl die “Lügenpresse” wie er sie nennt auslöschen, indem er einen Journalisten nach dem nächsten umbringt. Er hinterlässt keine Beweise und keine Anhaltspunkte darauf, wo er und seine Anhänger als nächstes zuschlagen. Fernab von alledem, in Chile, wohnt August, ein ehemaliger schwedischer Fremdenlegionär, mit seiner Frau Madeleine. Als Bodyguard eines berüchtigten Straftäters hat auch er es tagtäglich mit Gewalt zutun und wünscht sich nichts mehr, als zurück nach Schweden gehen zu können.

    Meine Meinung:

    Einer meiner Highlight- Thriller auf der “jemals gelesen Liste”! Ich konnte dieses Buch wortwörtlich nicht aus der Hand legen und habe das gesamte Wochenende nur gelesen. Dadurch, dass die vier Handlungsstränge so losgelöst voneinander erzählt werden, entsteht über weite Teile der Lesezeit überhaupt kein Zusammenhang zwischen denselben. Erst mit und mit, vieles erst ganz zum Schluss, wird alles klarer, die Handlungen kommen in Bezug zueinander. Plötzlich hat man das Gefühl, dass bei dem Fehlen eines Teils das gesamte Buch, diese gesamte Konstruktion, gar keinen Sinn ergeben würde. Die sinnbildliche und nüchterne Sprache treibt einen durch das gesamte Buch. Die Spannungskurve wurde gleich zu Beginn aufgebaut und bis zum Schluss nicht mehr locker gelassen. Durch die kurzen Kapitel hatte man nach jedem einen “Cliffhanger” und konnte einfach keine Verschnaufpause einlegen. Selten habe ich so viel Verständnis für die Handlungen eines Mörders gehabt. Und zwar nicht, weil seine Taten richtig sind, sondern weil Carls Charakter so neutral, seine Gedanken und Beweggründe so plausibel dargelegt wurden. Keinem Charakter dieses Buches hätte ich die Attribute “Gut” oder “Böse” zuschreiben können.

    Alles in Allem ist dieser Debut- Thriller des ehemaligen Journalisten eine absolute Kaufempfehlung für alle Thriller- Liebhaber oder die, die es noch werden wollen. Ein von vorne bis hinten durchdachter, spannender Handlungsverlauf.

  • Stockholm: Eine Journalistin wird brutal ermordet

    Südamerika: Der Leibwächter eines russischen Mafiosi gerät zwischen die Fronten

    Stockholm: Eine aufstrebende Journalistin tut alles für ihre Karriere

    Stockholm: ein muslimischer Taxifahrer gerät in eine ausweglose Situation

    Stockholm: Drei Rechtsextreme wollen das schwedische Volk aufwecken


    Aus diesen Fakten macht der Autor eine spannende Geschichte. Am Anfang laufen vier Handlungsstränge parallel. Im Laufe des Buches werden die Zusammenhänge immer deutlicher und es kommt zu dem Showdown. Als Leser ist man immer auf dem Laufenden, trotzdem wird das Buch nicht langweilig, weil man mit den Protagonisten mitfiebert und gespannt ist, ob alles wie geplant passiert.

    Der Autor verarbeitet in diesen Buch aktuelle politische Themen, wie die Einwanderung, Populismus und Rechtsextremismus, ohne mit der moralischen Keule zu drohen. Auch die Rolle der Medien wird gezeigt. Gleichzeitig gelingt es es ihm, persönliche Schicksale einzuweben ohne kitschig zu werden.

    Ein Buch, dass zum Nachdenken anregt.


    Ich gebe dem Buch 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • (Leider) realitätsnaher Thriller mit mutigem Ende


    Sehr flott durchgelesen habe ich diesen Schweden-Thriller. Auch wenn es zwischendurch und auch zur genaueren Einführung der Hauptpersonen kurze Stücke mit mehr “Länge” gibt, erhält sich die Geschichte durch den häufigen Schauplatzwechsel doch eine durchgehende Dynamik.


    Stockholms Journalisten geraten ins Visier von Rechtsradikalen, die sie für die Offenheit des Landes gegenüber Flüchtlingen machen. Das Thema ist brandaktuell (irgendwie schon seit Jahren und leider immer noch) und gut - teilweise beklemmend - umgesetzt. Eine komplett atemlose Spannung kann das Buch nicht halten, aber das ist vielleicht auch gut so. Man kann es mal weglegen ohne Albträume zu haben (als geübter Thrillerleser), findet aber immer sehr schnell wieder hinein und liest wenn möglich gerne ein paar Dutzend Seiten am Stück.


    Der Erzählstil ist unaufgeregt und in manchen Details “typisch schwedisch” (oder es liegt an der Übersetzung). Die “Denke” der Rechten bekommt viel Platz und soll wohl den Lauf der Geschichte, die Taten irgendwie erklären, näherbringen. Dennoch kann man als vernunftbegabter Mensch die Risse in deren Argumentation gut erkennen.


    Der Thriller ist aktuell, stellenweise packend und leider relativ realistisch, auch wenn der Faktor Glück hin und wieder mitspielt. Das Ende kann dann nochmal mit einem Knalleffekt aufwarten, sehr überraschend und auch berührend. Mutig.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Hannah Löwenström ist das erste Opfer einer Serie von Gewalttaten an Vertretern der schwedischen Presse. Schon seit einiger Zeit brodeln die sozialen Medien über vor üblen, zornigen Mails, Facebook- und Twitterkommentaren, gerichtet an die Journalisten, die sich allzu positiv über den Zustrom an Flüchtlingen aus der arabischen und afrikanischen Welt äußern. Sie wird nicht das einzige Opfer sein, eine Welle der Gewalt gegen die Presse setzt ein, und schnell wird klar, dass es kein Einzeltäter ist der hier so äußerst brutal agiert. Als die Gewalt in Stockholm eskaliert, betritt ein in seiner Jugend straffällig gewordene und aus dem chilenischen Exil kommende Schwede die Bühne und stellt sich eher zufällig den Tätern in den Weg.



    Pascal Engmann’s Thriller „ Der Patriot“ ist ein Debüt mit hochaktueller Thematik. Die Zunahme rechtspopulistischer Gruppierungen in ganz Europa steigt, auch Schweden bleibt hiervon nicht verschont. Als Journalist im „unfreiwilligen Ruhestand“ weiß er wovon und worüber er schreibt ganz genau. Die Reaktionen auf journalistische Beiträge in den sozialen Medien sind erschreckend, wahrscheinlich authentisch und können nicht mehr unter der Verharmlosung „von Netztroll geschrieben“ verstanden werden. Die Darstellung seines eigenen Berufstandes gelingt dem Autor ausgezeichnet. Es gibt jedoch einige Dinge die mich nicht ganz so überzeugen konnten. Beginnend mit einem Zitat aus dem Buch gehe ich darauf ein: „Terroristen meinen, dass die Sünden der Feinde auf die restliche Bevölkerung übergehen können, wenn sie nichts dagegen unternehmen. Aber das wichtigste ist, dass sie die Dinge nur schwarz oder weiß sehen. Alle Menschen sind entweder böse oder gut, es gibt keine Grauzonen“. Engmann spielt mir etwas zu sehr mit der sogenannten „Grauzone“- Gute werden unfreiwillig Böse, Böse oder zu mindestens „Zwielichtige“ werden zu Helden, das kam für mich leider nicht glaubhaft rüber. Ganz besonders habe ich die Aufklärungsarbeit durch staatliche Behörden vermisst, diese werden eher am Rande erwähnt und sind nicht aktiv beteiligt. Dadurch ergeben sich für mich eine Reihe von Ungereimtheiten die den Plot nicht schlüssig erscheinen lassen und den Leser etwas desillusioniert zurücklassen. Für einen Thriller baut sich die Geschichte zudem sehr träge auf, das Leben und die Beweggründe der Hauptakteure (und davon gibt es meiner Meinung nach zu viele) werden akribisch beleuchtet, für das Verständnis nicht schlecht, leider gibt im ersten und zweiten Drittel des Buches dadurch kaum Spannungsbögen. Trotz allem ein beachtenswertes Debüt und ich zolle dem Autor dahingegen Respekt, sich mit diesem Buch seiner Arbeit auf Umwegen, trotz der massiven Bedrohungen gegen ihn und seinen Berufsstand, zu widmen.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist durch den Perspektivwechsel kurzweilig zu lesen und der anschauliche und höchst spannende Erzählstil tut ein Übriges, dass man es kaum aus der Hand legen kann.

    Vor allem ist die Handlung sehr aktuell und ließe sich auch ohne Weiteres auf Deutschland übertragen, man denke nur an den Tod des Politikers Walter Lübcke vor wenigen Tagen, bei dem es sich möglicherweise um einen Mord aus politischen Motiven handeln könnte.

    Die Schilderungen sind teilweise sehr brutal und umso schockierender, als es hier - im Gegensatz zu vielen anderen Krimis/ Thrillern - nicht unbedingt "Happy Endings" für Sympathieträger gibt und andererseits die "Bösen" sehr lange ihrem verhängnisvollen Treiben nachgehen können. Das ist zwar schwer zu ertragen, aber auch realitätsnah.


    Der Handlungsstrang um August in Südamerika war mir etwas zu lang geraten, hier hätte gekürzt werden können. Auch das Verhalten von Amanda gegenüber August nach zehn Jahren der Abwesenheit wirkte auf mich nicht vollkommen glaubwürdig. Das tat dem Unterhaltungswert aber keinen Abbruch.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Langweilig.


    Inhalt, gemäß Umschlaginnenseite:

    In Stockholms Zeitungsredaktionen regiert die Angst. Drohungen gehören zum Alltag, populistische Meinungsmacher verschärfen die aufgeheizte Stimmung noch. Als eine junge Journalistin, die strikt für Meinungsfreiheit eingetreten ist, kaltblütig ermordet wird, werden die schlimmsten Befürchtungen plötzlich real. Nur Madeleine Winther, eine junge aufstrebende Nachrichtenredakteurin, bleibt davon merkwürdig unberührt und plant stattdessen ihre nächsten Schritte auf der Karriereleiter. Doch auch sie muss sich der Realität stellen, denn es bleibt nicht bei diesem einen Opfer. Der Täter, Carl Cederhielm, will Rache nehmen an allen, die dazu beitragen, dass seine Heimat Tag für Tag mit Flüchtlingen überschwemmt wird. Sein Ziel sind die Medien, und gemeinsam mit zwei Gleichgesinnten eröffnet er die Jagd auf Journalisten. Es scheint, dass niemand die schwedischen Terroristen aufhalten kann. Doch dann taucht ein neuer Akteur auf der Bildfläche auf, der vor keiner Gefahr zurückschreckt.


    Meine Meinung:

    Der Autor versucht dem Leser die Hintergründe, die zu einer Radikalisierung von Menschen führen mag, nahe zu bringen:

    „'Ich habe gelesen, dass eine von vier Schwedinnen irgendwann in ihrem Leben vergewaltigt wird. Indem wir tun, was wir vorhaben, können wir dies verhindern. Es ist nicht leicht, aber die Geschichte wird uns recht geben', sagt Carl. 'Trotzdem sind es die Politiker und Journalisten, die diese Strafe verdienen, nicht die gewöhnlichen Schweden. Die sind ja genauso Opfer der Propaganda, wie wir es früher waren', sagte Fredrik mit leerem Blick. Carl nickte. Er dachte im Grunde genommen dasselbe. 'Ja, aber um Großes zu erreichen, muss man große Opfer bringen. Manche von den Toten werden schuldig sein, andere unschuldig. Aber wie Lars vorhin gesagt hat: Im großen Ganzen retten wir Leben. Es ist unsere Pflicht, die zukünftigen Generationen vor diesem Wahnsinn zu bewahren.'“ (S. 197).



    Aber darüber hinaus ist der Roman recht blut- und gefühlsleer.

    Der Autor verwendet zwar Stilmittel, die Spannung erzeugen sollen; wie mehrere Erzählstränge mit und über Personen, die auf den ersten Blick erst einmal nichts miteinander zu tun haben und Cliffhänger, aber ich fand dies über sehr lange Strecken einfach nur ermüdend.


    Ansonsten fand ich die vielen, sehr detailliert beschriebenen Szenen, mit genauen Ortsangaben, usw., sehr nervig.


    Unerwartete Wendungen in der Story machen das Erzählte gegen Ende des Romans zwar plausibler – passen deswegen aber noch lange nicht zu dem vorher Geschilderten.


    Und einfach nur aus dem Grund, weil der Roman aktuelle Themen (Flüchtlinge, FakeNews, usw.) aufgreift, würde ich dieses Buch nicht hochloben wollen! Dies reicht mir als Argument echt nicht aus.


    Am einfachsten würde ich diesen Roman mit „langweilig“ zusammenfassen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • DER PATRIOT von Pascal Engman ist ein Politthriller. Bei aller folgender Kritik muss man Engman für sein Erstlingswerk zugutehalten, dass er sich als ehemaliger Journalist einem sehr brisanten und gefährlichen Thema und einem Berufsumfeld gewidmet hat, dem er früher selber angehört hat.
    Engman hat in der Tradition seiner skandinavischen Krimikollegen, wie Jussi Adler Olsen oder Jo Nesbø ein aktuell brisantes Thema, wie z.B. 9/11 in NY oder die kriminelle Bettlerorganisation in Dänemark aufgegriffen: Eben das Flüchtlingswesen in Schweden, vereinfacht ausgedrückt: Aus der Sicht der Opfer und Täter. Beim Lesen merkt man, dass dieses Thema Engmann „unter den Nägeln gebrannt“ hat, es war ihm eine Herzensangelegenheit diesen Politthriller zu schreiben.

    Der Thriller mit seinen fast 470 Seiten lässt sich grob in vier Handlungsstränge gliedern:
    1. August,
    2. Ibrahim der Taxifahrer,
    3. Madelaine und
    4. Carl.

    Ein wesentliches Merkmal des PATRIOT ist seine exzessive Brutalität und ich vermute, dass Engman mit dieser massiven Häufung von Tötungen eine stilistische Verstärkung seiner Aussage gegangen ist. Für mich ist es eher abschreckend, dass jedes Problem mit einer „Kopfschuss“ gelöst werden kann. Zur Frage, wie realitätsnah oder fern ist der PATRIOT? Da ich die übliche Klausel „...die beschriebenen Personen, Begebenheiten, Gedanken und Dialoge sind fiktiv“ nicht gefunden habe, nehme ich einen sehr hohen Realitätswert an. Das ist sehr erschreckend. Ticken Schweden oder die Schweden so?

    Aus meiner eigenen Erfahrung bei einem Aufenthalt in Ystad in Südschweden: Eine schwedische Familie (der Mann) wollte sich in einem Restaurant nicht von einer weißen Kellnerin (Mitteleuropäerin), die kein Schwedisch spricht bedienen lassen. Ihr Deutsch und Englisch reichten dem Mann nicht aus, sprechen doch alle Schweden von klein auf Englisch als Zweitsprache. Was macht die deutsche Gastronomie ohne die Massen aus China? Es gibt keinen Chinesen, der sich nur von einem Chinesen bedienen lässt.

    Alle Klischees der Rechtsextremisten werden bedient. Es liest sich wie ein Handout „Wie werde ich ein Rechtsextremist?“ Carl ist krank im Kopf. Carl ist ein aufrechter Schwede, er fährt einen VOLVO. Vielleicht sollte er wissen, dass VOLVO den Chinesen (gelb und schlitzäugig) gehört.

    Meine Kritik bezieht sich auf manch dumpfe Dialoge wie „... wir finden sie und bringen sie um“, „... in zwei Wochen haben wir mehr für dieses Land getan als jeder Politiker, ... aber ich muss kurz aufs Klo“, „... damit uns die Muslime nicht umlegen“, „...die letzten Tage waren für jeden Einzelnen aufreibend gewesen“ (Carl) Na das Killen kann einen schon aufreiben.
    Journalistentussis quatschen von Arbeiter- und Oberschicht. Sie glauben doch nicht etwa sie gehörten zur Oberschicht.
    Die arme Madeline ist völlig aufgelöst, und das kann einer (r)echten Schwedin nun mal passieren.
    Der Schluss bringt Spannung, aber das Ende ist wahrlich konstruiert. Der Held stirbt den Heldentot, wie in einer griechischen Tragödie.
    Ich habe dieses Buch gelesen, weil ich ein Fan von skandinavischen Krimiautoren: Jussi Adler Olsen, Jo Nesbø, Hjorth&Rosenfeldt, Eva Maria Fredensborg ... Im Normalfall hätte ich das Buch nach 100 Seiten im Altpapiercontainer entsorgt. DER PATRIOT wird auch keinen Platz in meiner privaten Bibliothek finden, sondern ich werde das Buch in einer öffentlichen Buchsammlung „ablegen“.
    Kann das Buch nicht empfehlen. Denis Scheck würde das Buch über die schräge Rutsche in den Abfalleimer gleiten lassen, ich auch.

  • Als ehemaliger Journalist, benutzt Engman die Ängste der normalen Bevölkerung und weiß ganz genau wo er den Finger hinlegen muss, damit viele vielleicht eine Sympathie für den Mörder bekommen. Er spielt mit Klischees und verknüpft 2 Geschichten die zusammen führen mit einer Leichtigkeit und einer Flüssigkeit die mir gefällt.Ob er damit auf einen fahrenden Zug aufspringt und die allgemeine Hetze gegen Asylanten benutzt, wird sicherlich seinem Kalkül entsprungen sein, aber ohne es politisch zu bewerten, war der Thriller bis zum Schluß sehr gut zu lesen.

    Geschichte: Madeleine eine aufstrebende und überragende Klassenbeste, verdients sich ihre Sporen als Journalistin, die alle Methoden anwendet um aufzusteigen. Carl Cederhielm ein junger Mann aus gutem Hause, mit finanziellem Pech und als Looser verschrien, gefällt der aktuelle Zustrom der Asylanten nach Schweden überhaupt nicht und will auf seine Weise etwas dagegen unternehmen. August Novak , ehemaliger Fremdenlegionär und als Bodyguard für einen russischen Kriminellen , der in Chile seine Geschäfte tätigt möchte mit seiner jungen schwangeren Frau ein neues Leben beginnen, darf aber erst in 5 Jahren wieder nach Schweden einreisen, da eine frühere Straftat, dann erst verjährt sein wird. Auf der anderen Seite gibt es Ibrahim Chamsai ein Emigrant, der alles gegeben hat und als Taxifahrer arbeitet, damit seine Tochter als "Schwedin" integriert wird und studieren kann, versucht einfach über die Runden zu kommen. Als eine Journalistin ermordet wird, die immer Pro-Asylanten Berichte verfasst hat, beginnt eine Serie von Morden, bei der die Polizei im dunkeln tappt.

    Personen und Schreibstil:

    Es ist sehr flüssig und der Wechsel von den sehr gut dargestellten Personen klappt flüssig und macht immer Lust auf mehr. Die Kapitel sind kurz gehalten und der Überblick ist immer zu behalten. Sorgfältig herausgearbeitet verfolgen wir die Einzelgeschichten und man fragt sich, wie das ganze wohl am Ende zusammen kommen wird. Aktuelle Politik, Kritik an den Politikern in Schweden und auch die falsche Vorstellungen über Muslime, werden hier bunt gemischt und es bleibt jedem überlassen, sich ein Bild zu machen.

    Meinung:

    Auch wenn, wie gesagt, mit Klischees gespielt wird, handelt es sich trotz allem um ein sehr spannendes und bis zum Ende sich steigernden Thriller der überraschen kann und immer flüssig geschrieben ist. Auch nach dem Lesen, hat er mich weiter beschäftigt und eine Wut auf das System , den Killer und die Voreingenommenheit der Menschen zurückgelassen. Mutig zudem seinen Job aufzugeben um ein Buch zu schreiben. In Schweden anscheinend sehr erfolgreich besitzt er natürlich auch die skandinavische, spezielle Stimmung, die vielen Thrillern anlastet und mich sehr beeindruckt.

    Fazit:

    Für mich eine klare Empfehlung, aber das Thema ist speziell und hat sicherlich für viel Ärger gesorgt. Ich war auch wegen dem Ende eine Weile verblüfft und fand es sehr stark.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: