Michael Tsokos - Abgeschlagen

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Schonungslose Spannung und eine sehr interessante Geschichte.
  • Kurzmeinung

    fluchtwagenfahrer
    sehr spannend, hat mir sehr gut gefallen
  • Gelungener Fall mit sprechenden Details


    Das Genre „True Crime“ habe ich erst seit relativ kurzer Zeit für mich entdeckt. Es herrscht eine ziemlich große Freiheit, wie man es auslegt – die Qualität reicht von einem Ferdinand von Schirach – mit deutlich literarischem Anspruch – einerseits bis hin zu einem Mark Benecke andererseits, der nur Fakten und Fälle referiert – allerdings „lesbar“ aufbereitet, und sichtlich vom eigenen Berufsethos getragen. Von Michael Tsokos hatte ich bislang noch nichts gelesen, hätte ihn aber instinktiv irgendwo in der Mitte verortet. Und damit lag ich auch nicht ganz falsch!


    Was ist nun ein „True Crime – Thriller“? Nun, in diesem Falle ist es eine ziemlich gut geratene Mischung! Ich hatte ein hastig zusammengeschustertes Kriminalkonstrukt befürchtet, überladen mit Anklängen an echte Fälle, die irgendwie daran aufgehängt werden. Doch nein! Herausgekommen ist eine wirklich spannende Geschichte, durchdacht von vorne bis hinten.


    Ein Fall, der es in sich hat. Der mit einem rätselhaften Prolog beginnt, garstig und mit vielen Leerstellen – ganz wie es die Profis der Thriller-Autoren machen. Dann ein Plot, der mit interessanten Figuren bestückt ist – mit gerade so viel Hintergrund, dass es nicht aufdringlich wirkte. Fernsehteams, welche die Rechtsmedizin besuchen – eine köstliche Szene! Interne Querelen. Assistenten, die schon mal ein wenig spleenig sind. Eine Gastprofessorin aus Italien. Schwierige Abstimmungen mit der Polizeiarbeit. Wirklich, das „Rundherum“ hat mir sehr gefallen!


    Die Handlung an sich hat mich nichts von einem „echten“ Thriller vermissen lassen. Im ersten Drittel eher gemächlich – die Vorgeschichte baut sich auf. Ein irrer Täter wird gefasst. Kommt aber nach einigen Jahren wieder frei! Und scheinbar, aber eben nur scheinbar, geht alles von vorne los…

    Es ist dem professionellen Ehrgeiz des Protagonisten Paul Herzfeld ( und der absolut köstlichen Nebenfigur des Hausmeisters Hansen! ) zu verdanken, dass Verdacht geschöpft und weiter ermittelt wird.


    Im letzten Drittel gibt es einen klassischen Showdown, der mir persönlich sogar beinahe ein wenig zu hektisch getaktet ist. Aber alles ist da: die Zeit, die für ein Opfer abläuft. Der Protagonist, der es retten soll. Ein Irrer, der ihn herumkommandiert. Und auch noch ein Schneesturm, der alles noch viel schwieriger macht. Wirklich beachtlich!


    Insgesamt betrachtet, möchte ich aber doch einen Stern abziehen. Das liegt an manchen Kleinigkeiten, die es aber in der Summe für mich etwas „unrund“ machen. Zum einen die Kürze der Kapitel – oft nur eine oder eineinhalb Seiten lang. Dennoch immer wieder mit Datum, Uhrzeit und Ort versehen. Das finde ich für ein e-book (was ich ja hatte!) ungünstig; das hat mich beim Lesen manchmal gestresst. Weil es beim e-book eben nicht so leicht ist, vor- oder zurück zu blättern, um zu sehen, ob man noch den selben Tag hat, und sich nicht in der Handlung verirrt.


    Zweitens, ein klein wenig könnte der Autor noch an seinem Stil feilen. Wie oft das Wort „regelrecht“ gefallen ist, habe ich vergessen zu zählen – es war aber schon auffällig. Zwischendurch gab es auch immer wieder Ausdrücke, die mir zu flapsig waren, bei denen ich leicht die Stirne gerunzelt habe. Und im Showdown war der Böse einfach teilweise „zu böse“ und der Gute „zu gut“ beschrieben. Das hangelte sich haarscharf am Rand der Platitüde entlang.


    Die verbliebenen vier Sterne verleihe ich jedoch gerne! Hier merkt man, dass der Autor für seinen (Haupt-)Beruf lebt. Er schildert alle Fälle, auch die skurrilsten, mit Takt und Sinn fürs Detail. Ohne dass es reißerisch wirkt. Und er hat ein Händchen für Spannunsabläufe, das muss man wirklich sagen. Ich werde die Fortsetzung (die kurioserweise schon vorher erschienen ist) wirklich gerne lesen!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Danke für die ausführliche Rezi. :thumleft: Ich habe schon auf den neuen Tsokos gewartet.

    Es ist dem professionellen Ehrgeiz des Protagonisten Paul Herzfeld ( und der absolut köstlichen Nebenfigur des Hausmeisters Hansen! ) zu verdanken, dass Verdacht geschöpft und weiter ermittelt wird.

    Was mir allerdings nicht klar war - es gibt offensichtlich einen neuen Ermittler. Das finde ich schade, ich hätte Fred Abel gern wieder getroffen. Aber "köstliche Nebenfigur" hört sich gut an. :)

    Zweitens, ein klein wenig könnte der Autor noch an seinem Stil feilen.

    Hat er das Buch diesmal tatsächlich allein geschrieben? Bei den Abel-Thrillern war ihm Andreas Gößling ja noch behilflich.


    Auf jeden Fall wird das Buch bestimmt bald bei mir einziehen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Hirilvorgul

    Sieht so aus, dass er es allein geschrieben hat...

    Ich kenne seine vorherigen Bücher ja nicht; aber dennoch: Hut ab!

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  • In ‚Abgeschlagen’ von Michael Tsokos geht es um einen Rechtsmediziner namens Herzfeld, der auch gern im Alleingang Jagd auf mutmaßlichen Täter seiner zu obduzierenden Leichen macht – CSI Deutschland – einfach genial.

    In diesem Fall ist es ein bestialischer Mord an einer Prostituierten und deren offensichtlichen Freier, welcher nach einem längeren Zeitraum - nach einem versuchten Tötungsdelikts – wieder entlassen worden war. Herzfeld zweifelt jedoch an der Aussage seiner Vorgesetzten Schneider, welcher sich zu sehr auf ein bestimmtes Mordinstrument und der Vorgehensweise der beiden Morde verbissen hat. Seine Nachforschungen – unter Hilfe des Hausmeisters Hansen – offenbaren Herzfeld einige Ungereimtheiten und sein Gehirn beginnt zu arbeiten: nichts passt so zusammen wie es scheint’s vorgegaukelt wird. Das Entwirrspiel beginnt…

    Wer ‚Abgeschnitten’ bereits gelesen hat, wird hier auf einen ihm alten vertrauten treffen, da Herzfeld ein überaus sympathischer Charakter ist; hier schreibt Tsokos ohne Fitzek, was aber dem ganzen keinen Abbruch tut.

    Das Einzige, was mich etwas traurig stimmte beim Lesen, war, dass man irgendwie viel zu früh ‚wusste’, wer der Rädelsführer und tatsächliche Mörder war. Man hatte keine Chance selbst mit zu raten…! Zudem blieb man etwas verunsichert zurück, was den Assistenten Herrn von Waldstamm betrifft. Achtung, kleiner Spoiler: Sein Verhalten war schon richtig dafür prädestiniert, dass er zumindest ein kleines Bisschen darin verwickelt war – aber Fehlanzeige. Deswegen überlegte ich lange, was wollte er heimlich in Herzfelds Büro?! Naja…war wohl einfach nur ein Mittel des Autors, den Leser noch etwas im Unklaren lassen zu wollen.

    Aber das ist eben Geschmackssache und macht den Thriller für mich keineswegs schlecht, ich habe begierig gelesen und würde mich sehr freuen, wenn ich einen weiteren Herzfeld-Thriller in die Finger bekomme…wie wäre es mit ‚Abgetrennt’?!grins

  • Autor: Michael Tsokos

    Titel: Abgeschlagen

    Seiten: 414

    ISBN: 978-3-426-52438-1

    Verlag: Knaur


    Autoren:

    Michael Tsokos wurde 1967 in Kiel geboren und ist ein deutscher Rechtsmediziner und Professor an der Charite in Berlin. Er leitet seit 2007 das dortige Institut für Rechtsmedzin, gleichzeitig das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berrlin-Moabit. Zudem ist er Leiter der Gewaltschutzambulanz der Charite. 1998-99 nahm er an der Exhuminierung und Identifizierung von Leichen aus Massengräbern des Bosnienkrieges und im Kosovo teil, 2004-05 war er im Auftrag des Bundeskriminalamtes zur Identifizierung der Tsunami-Opfer in Thailand täig. Er ist Autor mehrerer Fachzeitschriften, populärer Sachbücher und Mitautor mehrerer Thriller. Seit 2014 ist er Botschafter des Deutschen Kindervereins. Tsokos lebt mit seiner Familie in Berlin.


    Wolf-Ulrich Schüler arbeitet als Journalist bei BILD, wurde 1980 geboren und lebt mit seiner Familie in Berlin.


    Inhalt:

    In einem Kieler Park werden ein toter nackter Mann und eine zerstückelte Frauenleiche entdeckt. Rechtsmediziner Paul Herzfeld ist überrascht, welche mysteriösen Reaktionen dieser Fall auslöst: Professor Schneider, Herzfelds Vorgesetzter, legt sich schon zu Beginn der Obduktion auffällig schnell auf eine Machete als Tatwaffe fest, während der Sektionsassistent vor lauter Nervosität kaum seine Arbeit verrichten kann. Und dannkommt der Hausmeister des Instituts auch noch einem brisanten Geheimnis auf die Spur. Daraufhin stellt Herzfeld eigene Nachforschungen an und bringt sich und seine Familie in größte Gefahr. (Klappentext)


    Rezension:

    Es scheint immer mehr so zu sein, dass crossover zu verschiedenen alltagstauglichen Berufen Bücher geschrieben werden und diese damit besonders gut funktionieren. Das merkt der Leser z.B. an Sebastian Fitzeks "Amokspiel", einen Thriller, den man durchaus als Anspielung auf die Radiozeit des Bestseller-Autoren verstehen könnte, aber auch an die True-Crime-Werke von Michael Tsokos, Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner, der bereits mit seiner Figur Fred Abel, einen weiteren erfolgreichen Quasi-Ermittler auf das Parkett der Buchhandlungen gebracht hat. Nun jedoch, an das gemeinsame Werk "Abgeschnitten" anknüpfend, welches der Autor zusammen mit Fitzek geschrieben hatte, ein gelungener wahrscheinlicher Auftakt zu einer neuen Serie.


    Handelnder Hauptprotagonist ist Paul Herzfeld, den der Leser über sehr kurze Kapitel, die schnell aufeinander folgen, begleitet. Fachlich versiert und scharfsinnig bearbeitet der Kieler Rechtsmediziner seine Fälle, erstaunt jedoch als sich sein Vorgesetzter allzu leicht auf die Mordwaffe festlegt. Wie kann das sein? Zweiter Handlungsstrang, zumindest zu Beginn und zugleich Aufmacher des Thrillers ist die Geschichte eines freikommenden Mörders, welcher alleine dazu dient, die Handlung ins Rollen zu bringen. Das funktioniert zunächst gemächlich. Sehr ruhig wird der Leser anfangs durch die Handlung geführt. Schnell ist ausgemacht, wer auf welche Seite steht. Für meinen Geschmack ein wenig zu schnell. Mit zunehmender Seitenzahl gewinnt die Geschichte dann jedoch an Tempo, der Spannungsbogen steigt kontinuierlich an und steuert gezielt auf ein großes Finale im verschneiten Schleswig-Holstein zu.


    So viel zum Inhalt. Mehr darf und kann man jedoch auch nicht verraten. faszinierend sind die Details rechtsmedizinischer Arbeit, die Michael Tsokos in seine Werke, hier besonders stark, einfließen lässt. Fasst möchte man mitraten, wie viel von der Handlung wirklich wahr sind und welche fachlichen Anekdoten ihn zu diesem Thriller inspiriert haben. Diese Gedankenspiele sind es, welches die Leser bei der Stange halten, auch die gute Ausarbeitung der Charaktere und gelungene Beschreibung der Arbeit im Obduktionssaal zeichnen sich verantwortlich für das gewisse Etwas. Wer allerdings Brutalität oder allzu blutige Szenen nicht lesen kann, sollte die Finger vom Buch lassen. Nur so als warnung.


    Natürlich hat das Werk auch Schwächen, aber das liegt meines Erachtens daran, dass eben Michael Tsokos' Arbeit nicht hauptberuflich das Schreiben ist, sondern das Ergründen von Todesursachen, auch wenn dies nur einen kleinen Teil der Rechtsmedizin darstellt. In sofern sind Wortwiederholungen oder schwächere Formulierungen, die man vielleicht bei "hauptberuflichen" Thriller-Autoren nicht durchgehen lassen würde, verzeihlich. Legt euch also auf den Sektionstisch und taucht ein in ein mörderisches Szenario des winterlichen Kiel. Nicht nur für Schleswig-Holstein-Fans eine packende Geschichte. Nur eines gilt laut Danksagung übrigens als sicher. Paul Herzfeld wird uns voraussichtlich noch öfter begegnen.

  • Paul Herzfeld, 36 und seit einem Jahr Assistenzarzt am Institut für Rechtsmedizin in Kiel, bekommt es fast jeden Tag mit ungewöhnlichen Todesfällen zu tun. Die Abgrenzung zwischen einer natürlichen Todesursache und einem Tötungsdelikt ist nicht immer klar und bedarf einer sehr genauen Untersuchung. Wie in jeder Branche üblich, gibt es auch hier ein Alpha-Tier, Prof. Dr. Schneider, als Oberarzt Herzfelds direkter Vorgesetzter. Mehr als einmal gibt es Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Die Situation eskaliert als eine zerstückelte weibliche Leiche unter der Leitung von Schneider und Herzfeld obduziert werden soll. Im Beisein von Lucia Tattoli, einer italienischen Gastdozentin und dem ermittelnden Beamten Tomforde führt Schneider Herzfeld vor, in dem er ihn süffisant Todesursache und exaktes Tatwerkzeug voraussagt. Herzfeld findet diese Rückschlüsse mehr als merkwürdig, sind sie bezogen auf das Tatwerkzeug doch zu voreilig und würden bedeuten, dass ein Mörder sein Unwesen treibt, der schon vor einigen Jahren zugeschlagen hat. Ist dies möglich? Tattoli, Tomforde und Herzfeld bekommen es mit einem perfiden Mörder zu tun, der vor nichts und niemandem halt macht um sein Ziel zu erreichen.


    „Abgeschlagen“ spielt ca. 10 Jahre vor Sebastian Fitzek und Michael Tsokos „Abgeschnitten“. Paul Herzfeld, der Protagonist aus beiden Büchern ist noch ganz am Anfang seiner Karriere. Steht das erste Buch noch deutlich unter der Federführung von Fitzek ist das zweite Buch, das Tsokos allein veröffentlicht, fast genauso spannend. Als Insider plaudert Tsokos sehr gekonnt aus dem Nähkästchen, er verpackt die oft doch sehr unschönen Details seiner Arbeit so, dass der Leser sich nicht vor Ekel abwendet, sondern begierig weiterlesen möchte. Gestört hat mich lediglich, dass Täter und Motiv allzu schnell feststehen. Gekonnt gesetzte Spannungsbögen und ein finaler Show down entschädigen reichlich dafür, auch wenn der Protagonist öfter nicht mit seinem Verstand, sondern Herz agiert. Der Mix aus echten Fällen, Sachkenntnis des Autors und realistisch wirkender Ermittlungsarbeit ist perfekt und hat mich gut unterhalten.


    Fazit: Ein Experte der wahrlich spannend zu schreiben versteht.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Machete im Park

    Abgeschlagen, Thriller von Michael Tsokos, 416 Seiten erschienen bei Droemer Knaur.


    „Abgeschlagen“ basiert auf echten Fällen, authentischen Ermittlungen und der jahrelangen Erfahrung des bekanntesten deutschen Rechtsmediziners Michael Tsokos. Es handelt sich um die Vorgeschichte von Paul Herzfeld und spielt 10 Jahre vor „Abgeschnitten“.


    Paul Herzfeld assistiert seinem Vorgesetzten Professor Schneider bei der Obduktion einer zerstückelten weiblichen Leiche. Schneider legt sich ziemlich schnell auf eine Machete als Tatwaffe fest. Dieses Mordwerkzeug wird kurz darauf in dem Kieler Park gefunden, in dem die Leiche entdeckt wurde. Der Hausmeister der Rechtmedizin macht Herzfeld darauf aufmerksam, dass es sich bei der Machete um ein Beweisstück aus dem Archiv der Rechtsmedizin handelt, welches verschwunden ist. Derweil Schneider durch seine Kompetenz auf dem besten Weg ist, zum nächsten Direktor des Instituts aufzusteigen. Herzfeld und seine italienische Kollegin Tattoli wollen Licht ins Dunkel bringen und somit gefährdet Herzfeld nicht nur seine Karriere sondern auch das Leben seiner Familie.
    Dieser True-Crime Thriller aus der Feder des bekannten Professors für Rechtsmedizin und rechtsmedizinischen Leiters der Berliner Charité hat mich absolut überzeugen können. In den fiktiven Fall sind wahre Begebenheiten integriert, was die Lektüre absolut glaubhaft und umso interessanter macht. Der spannende, rasante Schreibstil lässt das Blut in den Adern gefrieren. Durch die am Anfang ständig wechselnden Personen und auch Handlungsorte, hatte ich einige Mühe in Lesefluss zu kommen. Doch schon bald klärte sich der der Plot und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, die Handlung blieb bis zum fulminanten Ende gleichbleibend spannend. Gerade die letzten 50 Seiten fand ich besonders nervenaufreibend, da habe ich kaum noch Luft bekommen.

    Die Geschichte gliedert sich in drei Teile und die Kapitel sind mit Ortsangaben, Datum und sogar Uhrzeit versehen, dadurch kann der Überblick zu jeder Zeit gewahrt bleiben. Die kurzen Kapitel und die schnellen Perspektivenwechsel sorgten für ein hohes Lesetempo. Die Personen handelten glaubhaft und die Handlung war zu jeder Zeit nachvollziehbar. Obwohl der Protagonist m. M. nach doch manchmal etwas zu vorschnell gehandelt hat, wodurch er seine Verlobte und auch eine weitere Person gefährdet hat. Auch dem Täter seine Recherchen und Vermutungen ins Gesicht zu sagen, war für meinen Geschmack, schlichtweg einfach dumm.

    Tsokos schreibt in diesem Thriller wirklich schonungslos, was ihm im wirklichen Leben so alles auf den Obduktionstisch kommt. Man merkt von der ersten Zeile an, dass der Autor weiß wovon er schreibt. Deshalb ist dieser Thriller nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet. Gerade diese spektakulären Begebenheiten, die der Autor beschrieben hat, haben mich fasziniert. Toll gemacht. Ständig hatte ich das Gefühl den Akteuren über die Schulter zu spähen. Die Figur „Tattoli“ hat mir überaus gut gefallen und hat der Geschichte gutgetan, ich hoffe der sympathischen italienischen Rechtsmedizinerin, wieder einmal in einem Herzfeld-Thriller zu begegnen. Auch die Einblicke ins „Privatleben“ des Protagonisten haben die Story aufgelockert. Mein Lieblingscharakter war der schrullige Hausmeister und Seebär Hansen, auch die anderen Handelnden sind gut gezeichnet und haben Tiefgang, mehr hätte Tsokos aus den Figuren nicht mehr herausholen können.
    Eine Leseempfehlung für die Fans von True-Crime-Thrillern und für alle Tsokos Fans. Voller Spannung warte ich schon auf den nächsten Fall für Paul Herzfeld und gebe 5 Sterne, volle Punktzahl. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Nichts für schwache Nerven!$


    Paul Herzfeld vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Kiel ist verwirrt. Denn, sein Vorgesetzter, Professor Doktor Volker Schneider ist ziemlich schnell mit seinem Urteil zur Hand. Eine Machete soll ihr Mordopfer, das sie auf dem Autopsietisch haben, getötet haben. Noch rätselhafter wird die Sache, als durch den Hausmeister des Instituts bekannt wird, dass die Mordwaffe aus der Asservatenkammer entwendet wurde.


    Laut Einleitung, basiert dieser Thriller, auf echten Fällen und der jahrelangen Erfahrung des Autor als Rechtsmediziner. Und genau das merkt man sehr gut in diesem Buch. Die gerichtsmedizinischen Untersuchungen und Erkenntnisse sind sehr detailliert beschrieben. Der Autor erspart dem Leser nicht ein Detail, während hier Leichen am Laufmeter aufgeschnitten werden. Ich bin eine hartgesottene Thrillerleserin, doch etliche Male, gingen mir die grausigen Details hier zu weit. Zudem ist vieles langatmig beschrieben. Ich muss zum Beispiel nicht wissen, was für Utensilien ein Tatortkoffer für Pathologen enthält. So hat es mich nicht mehr erstaunt, als die Handlung doch etwas zu kurz kam. In diesem Thriller hatte ich oft den Eindruck, dass die Handlung irgendwie um die Leichenuntersuchungen zurecht gebogen wurde. Gerade zu Beginn, besteht die Handlung ohne ersichtlichen roten Faden aus einer Aneinanderreihung von Untersuchungen von Tatorten und Opfern. Als Abwechslung, ist man bei einem Mord hautnah dabei. Dass, es Michael Tsokos vor allem darum geht, blutige und brutale Details zum Leser zu transportieren, war mir schnell klar. Und dadurch weniger Gewicht auf die Ermittlungen gelegt wird, zeigt mir die Tatsache, dass direkt im Kapitel nach dem Mord, die Gerichtsverhandlung des Täters beschrieben wird. In der es wieder um Tötungsart und Vorgehen der Untersuchungen geht.

    Immer wieder werden Themen kurz angerissen und wieder fallen gelassen. Wie zum Beispiel Altersuizid aus Einsamkeit und /oder finanziellen Problemen. Teilweise untersucht das Team Todesfälle, die nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben.

    Die Geschichte lebt mit und durch die Figur Paul Herzfeld. Die restlichen Figuren bleiben eher blass, was doch eintönig wird. Gerade Oberkommissar Michael Tomforde hätte eine spannende Figur werden können, hätte der Autor ihm ein Quentchen mehr Tiefe und Raum zugestanden. Zwar gewinnt die Story gegen Mitte an mehr Handlung ausserhalb des Gerichtsmedizinischen Institutes, doch wird es auch vorhersehbarer. Dadurch, dass der Täter für mich schon lange klar war, und auch prompt verraten wird, verliert die Story noch mal an Spannung. So hat mich die Story leider nicht so richtig in den Bann gezogen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Kurzbeschreibung:
    Rechtsmediziner Paul Herzfeld ist irritiert, als sich sein Vorgesetzter, Prof. Schneider, bei der Obduktion einer zerstückelten Frauenleiche überraschend schnell auf eine Machete als Tatwaffe festlegt. Auch der Sektionsassistent wirkt ungewöhnlich nervös und fahrig. Und tatsächlich taucht kurz darauf das blutverschmierte Mordwerkzeug in einer Kieler Parkanlage auf: eine kunstvoll verzierte Machete. Von den Medien wird Schneider sofort als rechtsmedizinisches Genie gefeiert, sein Aufstieg zum Direktor der Kieler Rechtsmedizin scheint reine Formsache. Doch dann gesteht der Hausmeister des Instituts Herzfeld, dass er die Machete schon einmal gesehen hat und dass die tote Frau für ihn keine Unbekannte ist … (Quelle: Verlagswebsite)


    Autor:
    Michael Tsokos, 1967 geboren, ist Professor für Rechtsmedizin und international anerkannter Experte auf dem Gebiet der Forensik. Seit 2007 leitet er das Institut für Rechtsmedizin der Charité. Seine Bücher sind allesamt Bestseller. Einige seiner True-Crime- und Sachbuch-Bestseller wurden bereits mit hochkarätiger Besetzung erfolgreich verfilmt. Weitere TV-Produktionen sind in Arbeit. (Quelle: Verlagswebsite)


    Allgemeines:
    »Abgeschlagen« basiert auf echten Fällen, authentischen Ermittlungen und der jahrelangen Erfahrung des bekanntesten deutschen Rechtsmediziners.
    - Teil 1 der Paul-Herzfeld-Reihe
    - Erschienen im März 2019 bei Knaur
    - 416 Seiten in vielen zum Teil sehr kurzen Kapiteln, Danksagung


    Meine Meinung:
    Lange lag das Buch auf meinem SuB, zu lange. Aber da ja nun bald der 3. Teil erscheint, wurde es höchste Zeit. Und das Buch hat sich „gerächt“, indem es mir eine sehr kurze Nacht bescherte. Auch wenn relativ früh klar war, wer der Drahtzieher und was seine Motivation war, lies es die Story nicht an Spannung missen.
    Sicher… Tsokos ist von Haus aus kein Thrillerautor. Aber auch wenn es hier und da noch Kleinigkeiten auszufeilen gilt, und der kurze Versuch, eine falsche Fährte zu legen, ist grandios misslungen ist, kann Tsokos durchaus spannend unterhalten. Die kurzen Kapitel hetzen den Leser durch die Handlung und sorgen dafür, dass man das Buch quasi an einem Stück lesen muss.
    Herzfeld und seine italienische Gastkollegin hatten sofort meine volle Sympathie. Und wenn der Autor mit Volker Schneider ein arrogantes, unsympathisches Ekel schaffen wollte, ist ihm das grandios gelungen. Mag sein, dass dem ein oder anderen die Charaktere zu schwarz-weiß geraten sind, ich fand sie dennoch glaubwürdig.

    Auch die Nebenfiguren wie Tomforde und Hansen sind meiner Meinung nach gut gelungen.
    Es liegt in der Natur der Sache, dass der Rechtsmediziner nicht mit unappetitlichen Details spart. Wer einen schwachen Magen hat, sollte also eher die Finger von diesem Buch lassen. Wer dem Pathologen gern mal über die Schulter schaut, darf hier gern zugreifen.
    Nun werde ich mich zeitnah auch dem schon längst erschienen zweiten Teil der Reihe widmen, bei dem ja Fitzek mitgemischt hat. Ich hoffe, es ist dort genug Tsokos drin, um meine Begeisterung für Paul Herzfeld zu erhalten.
    Für diesen Teil gibt es von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:.


    Fazit:
    Mord, Blut und Verwesung – wenn der Rechtsmediziner aus dem Nähkästchen plaudert.
    Tsokos jagt seine Ermittler und den Leser durch die Handlung. Spannende Unterhaltung, die ich gern weiterempfehle.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • bwohl es noch nicht ganz so klar ist, um was es geht, startet der PROLOG schon ziemlich rasant. Man spürt förmlich in jeder Zeile den Druck, unter dem Herzfeld steht. Wird er das Geheimnis noch rechtzeitig lüften? Und dann.... nein, mehr verrate ich hierzu nicht.


    Was nun im PLOT auf den Leser einprasselt, ist an Abscheulichkeiten und schonungsloser Grausamkeit kaum zu überbieten. Aber - das ist eben Tsokos. Man sollte schon wissen, auf was man sich bei diesem Autor und dem Ideengeber einlässt.
    Zu dem PROTAGONISTEN Paul Herzfeld gibt es eigentlich gar nicht so viel zu sagen, ohne wiederum vieles preiszugeben. Er ist 36 Jahre und arbeitet als Assistenzarzt am Institut für Rechtsmedizin in Kiel. Herzfeld zeigt sich sehr interessiert, sehr zum Leidwesen seines Vorgesetzten. Aber nun möchte ich auch hier nicht mehr verraten.

    📚 Fazit 📚

    Der in Kiel geborene Professor für Rechtsmedizin an der Charité in Berlin, Michael Tsokos, leitet seit 2014, die erste Berliner Gewaltschutzambulanz und hat durch seine dortige Tätigkeit jede Menge Stoff, um spannende True-Crime-Stories zu schreiben. Oh ja, und spannend sind sie auch jeden Fall. Aber auch nichts für schwache Gemüter, denn hier wird schonungslos berichtet, obduziert und recherchiert. Ich fühlte mich an manchen Stellen sogar als Teammitglied, so nah und eindrücklich hatte der Autor die Tätigkeiten und Handlungen beschrieben.
    Und wer am Ende dachte, puh, nun ist Gottseidank alles vorbei, der findet den Schlußsatz: "Nein", antwortete er. "Ich befürchte, es fängt gerade erst an.