Beate Sauer - Der Hunger der Lebenden

  • Der Sommer 1947 ist sehr heiß, und Friederike Matthée ist nun schon fast ein Jahr bei der weiblichen Polizei von Köln. Sie wird zu einem Mordfall ins Bergischen Land geschickt, da man dort eine weibliche Tatverdächtige ausgemacht hat. Das Opfer ist die Gutsbesitzerin Ilse Rödel, die auch schon einmal bei der weiblichen Polizei gearbeitet hat. Die vermeintliche Täterin ist die junge Franziska Wagner, die aber die Tat leugnet. Doch sie wurde mit der Tatwaffe in der Hand neben dem Opfer aufgefunden. Außerdem hat sie ein starkes Motiv, denn die Rödel hat in das Frauenkonzentrationslager Uckermarck einweisen lassen, wo es Franziska Wagner sehr schlecht ergangen ist. Friederike ist die einzige, die Franziska für unschuldig hält. Daher ermittelt sie heimlich.

    Auch Richard Davies von der britischen Military Police hat wieder in Köln zu tun, denn die Skelette einer vermissten englischen Flugzeugbesatzung tauchen auf und es stellt sich heraus, dass sie ermordet wurden. Richard fordert Friederike zur Unterstützung bei den Ermittlungen an.

    Dieses Buch ist nach „Echo der Toten“ der zweite Band der Reihe. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und die Geschichte interessant und spannend.

    Für Friederike geht es langsam aufwärts. Es fehlt ihr immer noch ein wenig an Durchsetzungsvermögen, was sie aber durch Beharrlichkeit wieder wettmacht, wie in diesem Fall. Sie hat etwas gegen Ungerechtigkeit und schon deshalb mag ich sie. Ihre Befugnisse als weibliche Polizistin sind sehr eingeschränkt. Mit Richard tue ich mich etwas schwer, aber er ist auch nicht unsympathisch. Die Dämonen der Vergangenheit haben ihn immer noch im Griff, aber im Laufe der Geschichte macht er eine Entwicklung durch und kann sein Leben wieder in den Griff bekommen. Er arbeitet nun wieder mit Friederike zusammen. Sie sind ein gutes Team und fühlen sich zueinander hingezogen. Aber auch die anderen Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben.

    Der Fokus liegt nicht unbedingt auf der Ermittlungsarbeit, denn genauso wichtig sind die Umstände, die die Zeit mit sich bringt. Die Nachwirkungen des Krieges sind immer noch zu spüren. Der Autorin ist es gut gelungen, diese schwierige Zeit einzufangen. Die Städte sind noch immer Trümmerfelder und die Wohnungsnot ist groß. Aber auch die Versorgung der Menschen ist schwierig und viele sind traumatisiert nach dem, was sie erlebt haben.

    Ein interessantes und spannendes Buch.

  • Inhalt: Nur wenige Monate nach ihrer ersten Mordermittlung wird Friederieke Matthée von der Kölner weiblichen Polizei in ihren zweiten großen Fall verwickelt. Eine Gutsbesitzerin und ehemalige Polizisten wurde erschossen aufgefunden. Neben der Leiche die junge, vorbestrafte Obdachlose Franziska Wagner, die eine Waffe in der Hand hält. Doch ist die junge Frau wirklich die Täterin?

    Friederieke hat ihre Zweifel und beginnt auf ihre einfühlsame Art Nachforschungen anzustellen. Auch Richard Davies wird wieder von England nach Köln beordert um in einem Mord an britischen Soldaten zu ermitteln.


    Meine Meinung: Auch der zweite Band um Friederieke Matthée hat mir wieder sehr gut gefallen. Beate Sauer fängt die Sorgen und Nöte der Bevölkerung und auch die Ansichten und Stimmung der Nachkriegszeit gekonnt ein.

    Der tägliche Kampf ums Überleben, etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf zu haben, ist das dringendste Problem großer Teile der Bevölkerung. Heimatlose Kinder und Jugendliche sind sich selbst überlassen und haben ihre eigenen Strukturen entwickelt.

    Aber auch die alten Hierarchien und das Obrigkeitsdenken sind in den Köpfen der Menschen noch deutlich vorhanden und erschweren Friederiekes Ermittlungen.

    Sehr gelungen erzählt fand ich auch die schwierige Beziehung zwischen Richard und Friederieke. Besonders bei Richard spürt man die innere Zerrissenheit, kann er wirklich eine Deutsche lieben?

    Doch auch Frederike ist verunsichert und hin- und hergerissen. Richard ist im Frühjahr auf eigenen Wunsch nach England zurückgekehrt und ein neuer sympathischer Verehrer sucht nun ihre Nähe. Doch ihre Gedanken kreisen immer wieder um den britischen Offizier...

    Dazwischen eingebettet der Kriminalfall um die erschossene Ex-Polizistin, der in mühsamer Kleinarbeit aufgearbeitet wird und den Friederieke mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit und Empathie löst.


    Fazit: Ein gelungener Krimi aus der Nachkriegszeit, glaubwürdig und gut recherchiert, mit einer sympathischen Ermittlerin!

  • Köln in der Nachkriegszeit im Jahre 1947: Polizeiassistentin Friederike Matthée wird ins Bergische Land geschickt um in einem Mordfall zu ermitteln. In einem Gutshaus wurde die Gutsbesitzerin Ilse Rödel tot aufgefunden, die potentielle Täterin in Haft. Richard Davies von der Royal Military Police und in London stationiert, kehrt nach Deutschland zurück und ermittelt zusammen mit Friederike.


    Nach "Echo der Toten" ist dieses Buch der zweite Fall von Matthée und Davies. Privates, wie die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden, geht nahtlos weiter. Der Fall und die Ermittlungen sind in sich abgeschlossen. Vorwissen ist für Neuleser daher meiner Meinung nach keine Bedingung. Die Zeit, die Nachkriegszeit in Deutschland, ist geprägt von Entbehrungen, Hunger und den Folgen des Krieges. Hier werden auch die Schicksale von Kindern und Jugendlichen, die zu Waisen wurden oder deren Familien unauffindbar sind, thematisiert. Gerade dieser Aspekt hat mich doch tief berührt, denn im Hintergrund ist das Wissen, dass es genau so für Tausende Kinder und Jugendliche zu der Zeit in Deutschland Realität war.

    Überhaupt spürt man die hervorragenden Recherchen von Beate Sauer. Filme, Schauspieler, das karge Leben der Menschen, sowie die Angst, der Hunger, ja die ganze Atmosphäre sind authentisch beschrieben.

    Der Schreibstil ist einfach und klar. Ab und zu hatte ich Probleme, den vielen Figuren und den regelmässigen Perspektivwechseln folgen zu können. Gerade letzteres machen die Geschichte teilweise doch unruhig und unübersehbar. So weiss ich nicht, ob ich wirklich allen Ermittlungsansätzen und den daraus gezogenen Ergebnissen lückenlos folgen konnte.

    Emotional mitgerissen hat mich, wie Gefangene und vor allem weibliche Gefangene, mit brutalen Methoden zu Geständnissen und Aussagen gezwungen werden. Auch die Unterbringung von Kindern in Jugendschutzlagern und ihr Leben dort, das, wie ich befürchte, nicht nur fiktiv beschrieben sein könnte, ist mir unheimlich nahe gegangen. Etwas, was auch Friederike Matthée zugesetzt hat. Meiner Meinung ist sie eine sehr gelungen charakterisierte Figur. Man spürt sehr gut, dass sie sich nach den Regeln der damaligen Zeit zu richten versucht. Und gleichzeitig ihr Ding durchzieht. Und das mit Empathie, Willen und Ausdauer. Bei ihr könnte sich wohl so mancher männlicher Ermittler eine Scheibe abschneiden.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Sommer 1947: Auf einem Hof im Bergischen Land wird die Besitzerin brutal ermordet aufgefunden. Schnell ist eine Verdächtige ausgemacht: Franziska Wagner wurde mit einer Schusswaffe in der Hand neben der Toten gefunden. Friederike Matthée von der Weiblichen Polizei in Köln wird zu den Ermittlungen hinzugezogen und zweifelt an Franziskas Schuld. Ermittlungen ergeben, dass die Tote kein Unschuldslamm war, und somit auch andere als Täter in Frage kämen.


    Richard Davies ist nach England zurückgekehrt, wird aber für einen Fall wieder nach Deutschland gerufen: In einem Waldstück werden die Leichen einer britischen Jagdbomberbesatzung gefunden.


    Der zweite Band der Reihe spielt ca. ein halbes Jahr nach dem ersten und führt die beiden Protagonisten wieder zusammen. Friederikes private Lage hat sich etwas verbessert, sie fühlt sich nun wohl bei der Weiblichen Polizei, auch wenn sie manchmal gegen Mauern stößt, wie man gleich zu Anfang des Romans feststellen kann. Sie denkt noch viel an Richard, versucht aber ihr Leben zu leben. Einfach wird ihr das nicht immer gemacht, auch hier muss sie sich einigen Herausforderungen stellen und schwere Entscheidungen treffen.


    Auch Richard Davies denkt immer noch an Friederike, kann sich ein Leben in Deutschland aber nicht vorstellen. Auch er wird vor neue Herausforderungen gestellt, kann aber auch ein Stück Frieden mit seiner Vergangenheit machen. Die Autorin hat alle, auch die Nebencharaktere, gut gezeichnet, und auch das Handeln schwieriger Personen, wie etwa Franziskas, kann man ein Stück weit nachvollziehen, erfährt man doch auch deren Hintergründe.


    Eine große Rolle spielt auch hier wieder das Nachkriegs-Deutschland, speziell Köln und Umgebung, und wie die Menschen in dieser Zeit mit der Situation klar kommen. Nicht jeder hat dem Gedankengut der Nazizeit abgeschworen, mancher hat Leichen im Keller, andere versuchen einfach nur zu überleben. Beate Sauer gelingt das Aufzeigen des Lebens zur damaligen Zeit sehr gut, man fühlt sich in die Zeit versetzt, das Zeitkolorit stimmt – daneben auch das Lokalkolorit, wer die Gegend kennt, begleitet die Charaktere regelrecht auf ihren Wegen.


    Auch die Fälle sind interessant und passen sehr gut in die erzählte Zeit. Manchmal ist vielleicht der Zufall etwas zu präsent, aber tatsächlich gibt es solche Zufälligkeiten ja wirklich. Es ist ebenso interessant, die Ermittlungen sowohl auf der deutschen als auch auf der britischen Seite mitzuerleben und auch die historischen Hintergründe kennen zu lernen. Diese werden übrigens im lesenswerten Nachwort weiter ausgeführt. Einen Teil konnte man bereits im ersten Band lesen, er wird hier für die wiederholt, die diesen nicht gelesen haben, man sollte aber unbedingt weiterlesen, es gibt auch Neues zu erfahren.


    Ich hoffe sehr, dass es noch viele weitere Romane der Reihe geben wird, es ist eine interessante Zeit, über die man heute zu wenig weiß, die Protagonisten sind gelungen, ich würde ihr Leben gerne noch ein Stück weiter begleiten, Zeit- und Lokalkolorit stimmen, und auch die Kriminalfälle sind gelungen. Von mir gibt es wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

  • Nachkriegsermittlungen


    Das Cover des Buches erscheint in seinen Farben sehr schlicht und doch lässt es einen direkt an die Zeiten nach oder auch während des zweiten Weltkrieges in Deutschland denken.

    Das Buch ist der zweite Teil (Vorgänger: Echo der Toten) rund um die Ermittlerin Friederike Matthée. Ich persönlich habe den ersten Teil nicht gekannt, was meiner Meinung nach jedoch kein Problem ist, da dieser losgelöst von seinem Vorgänger ist. Einzig, dass man die Verbindung zwischen Lieutenant Davies und ihr noch nicht kennt, ist ein Nachteil- wobei auch diese nicht schwer zu erkennen ist.

    Der Inhalt:

    Eine ehemalige Kollegin von Friederikes Vorgesetzten wird auf ihrem Gutshof im Bergischen Land erschossen. Hintergrund der Tat scheint die Aufgabe der Frau im Krieg gewesen zu sein: Sie war dafür verantwortlich, junge Mädchen an ein Schutzlager zu überbringen, wo diese misshandelt und größtenteils ermordet wurden. Verdächtigt für den Mord wird Franziska, eine überlebende des damaligen Schutzlagers und seiner Zeit die Magd der Gutsherrin. Als diese jedoch- trotz all der Anschuldigungen und scheinbar erdrückenden Beweislage- weiterhin ihre Unschuld beteuert, verlässt Friederike sich auf ihre Instinkte und ermittelt auf eigene Faust weiter. Im Zuge dieser Ermittlungen trifft sie, wiedermals, auf Lieutenant Davies, welcher für die britische Militärpolizei in einem anderen Fall ermittelt. Doch hängen diese beiden Fälle enger miteinander zusammen, als Davies und Friederike es sich wünschen würden?

    Meine Meinung:

    Erstaunlich, und zum Großteil für meine Begeisterung verantwortlich, finde ich, dass die Autorin es schafft, das Leben in Köln, als auch auf dem Land in den Nachkriegsjahren so anschaulich darzustellen. Man fühlt sich beinahe mitgenommen in diesem Strudel der Historie, kann sich die Schauplätze bildlich vorstellen und auch die Ansichten der verschiedenen Charaktere verstehen.

    Auch den Konflikt zwischen “ich weiß von nichts” und “vielleicht steckt mein Umfeld doch mehr mit in all dem” von Friederike finde ich stilistisch, sowie sprachlich wunderbar greifbar und wird zu einer weiteren großen Stärke des Buches. Schlussendlich finde ich alle Charaktere so ausgearbeitet und charakterstark, dass es mich nicht wundern würde, wenn die Geschichte von einem Zeitzeugen erzählt und von der Autorin aufgeschrieben wurde.

    Von mir eine definitive Leseempfehlung und alle Daumen nach oben!

  • Spannende Zeitreise


    Hitzesommer Juni 1947 - Friederike Matthée arbeitet bei der weiblichen Polizei in Köln, als im Umland die Gutsbesitzerin Ilse Röder brutal ermordet auf ihrem Hof aufgefunden wird. Friederike fährt zur Unterstützung der dortigen Polizei zum Tatort, da die Hauptverdächtige ein junges Mädchen ist. Obwohl die Indizienlage ziemlich eindeutig ist, hat Friederike Zweifel am vermuteten Hergang der Tat und der Schuld der vermeintlichen Täterin. Also stellt sie Ermittlungen an und erweitert diese im Laufe der Geschichte, als Richard Davis, ein Lieutenant der Royal Military Police, sich erneut in Köln einfindet, um den Tod von drei britischen Soldaten aufzuklären, die in den letzten Kriegswochen mit ihrem Flugzeug abstürzten und grausam ermordet wurden. Sie wird ihm als Unterstützung zugeteilt und bald finden sie heraus, dass beide Fälle irgendwie zusammenhängen. Richard Davis, der als jüdischer Junge nach England flüchtete, fühlt sich derweil ständig hin und her gerissen zwischen seinem Hass auf Deutschland und der Zuneigung zu Friederike, die er von seinem letzten Einsatz bereits kennt.


    Dies ist bereits der zweite Roman um die Polizistin Friederike Matthée und Lt. Richard Davis. Beate Sauer schafft es, das Köln der Nachkriegszeit auferstehen zu lassen. Ohne melodramatisch zu werden vermittelt sie dem Leser die anstrengende Hitze, den ständig vorhandenen Hunger, das Gefühl, nie satt zu werden und die damals herrschende Ohnmacht gegenüber der Verwahrlosung vieler elternloser Kinder.

    Obwohl die Story erfunden ist, besteht sie doch aus zusammengesetzten Teilen wahrer Begebenheiten, die sich so oder ganz ähnlich zugetragen haben. Genauere Angaben schließen sich im Nachwort an, genau wie ein Personenverzeichnis, was ich aber durchaus hätte entbehren können, trotz der zahlreichen mitwirkenden Personen.

    Obwohl die Handlung manchen Bogen schlug und der Personenkreis nicht gerade klein war, machte es mir überhaupt keine Mühe, der Geschichte zu folgen. Der Schreibstil kommt ausgesprochen ungezwungen und schnörkellos daher und verrät gutes Gespür für Situationen. Der Spannungsbogen wurde während der gesamten Geschichte gleichmäßig gehalten. Lediglich der Schluss der Ermittlungen kam mir ein wenig zu plötzlich und ruppig daher, so, als hätte nur noch eine bestimmte Seitenzahl für die Auflösung zur Verfügung gestanden.

    Insgesamt hat mich die spannende Story sehr gut unterhalten und ich werde mir sicher den ersten Teil auch noch zulegen. Ein guter Filmstoff und ich hoffe auf einen Nachfolgeband. Weniger weil mich die Liebesgeschichte interessieren würde, dafür die Nachkriegszeit in meiner Heimatstadt umso mehr.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Gelungene Fortsetzung im Deutschland der Nachkriegszeit


    Wieder ein wunderbar historisch-fiktionaler Krimi von Beate Sauer. Sie schließt nahtlos an den Vorgänger “Echo der Toten” an und als Leser schlüpft man mühelos ins Deutschland des Jahres 1947. Die Lage für die Bevölkerung ist nicht mehr so schlimm wie im Jahr nach dem Krieg, aber dennoch haben viele keine Zuhause, wenig zu essen und Zukunftsängste wie Vergangenheitsbewältigung bestimmen den Alltag.


    Friederike Matthée, Mitglied der Weiblichen Polizei, wird zu einem Tatort hinzugezogen, weil Personalmangel herrscht. Zu Beginn fügt sie sich in ihre Rolle als Protokollantin während die über ihr stehenden Herren Ermittlungen anstellen. In flagranti ertappt wird eine junge Frau, die jedoch behauptet, die Frau, deren Leiche gefunden wurde, nicht getötet zu haben. Ein Motiv ist schnell gefunden, alles scheint klar. Doch Friederike folgt ihrer Intuition und ruht nicht eher bis sie, langsam aber stetig, falsche Eindrücke und Vorverurteilungen geraderücken kann und der Gerechtigkeit genüge getan wird.


    Friederike Matthée ist eine wunderbar grüblerische, empathische und an den richtigen Stellen hartnäckige Hauptperson. Anhand ihrer Arbeit als Polizistin, während derer sie vorwiegend Kinder und junge Frauen befragen soll, aber gerne eigene Erkundungen anstellt, führt die Autorin dem Leser anhand von fiktiven Charakteren sehr gut die damalige Realität vor Augen.


    Die Personen sind erfunden, gewisse Abläufe, Einschränkungen und Schauplätze jedoch nicht. Sehr interessant dazu sind auch die Anmerkungen, die die Autorin selbst in einem Nachwort festhält.


    Insgesamt ist der Kriminalroman eine runde Sache, mit Ecken und Kanten, wo sie hingehören und der einen oder anderen Überraschung. Wer Band 1 kennt und wirklich gar nichts vorher wissen will, ein kleiner Tipp: den Klappentext nicht lesen, denn auch wenn er nichts zu den Ermittlungen verrät, steht da doch Wesentliches, was man vielleicht selbst gerne im eigenen Lesetempo entdecken würde.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Das Buch ist der zweite Band um Friederike Matthée. Ich habe schon den ersten Band gern gelesen und freue mich , in diesen Buch wieder alten Bekannten zu begegnen. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

    Beate Sauer ist es auch in diesen Buch gut gelungen die Atmosphäre in Köln und Umgebung in der Nachkriegszeit einzufangen. Der Mangel ist nicht mehr so schlimm und die Leute blicken wieder nach vorn und vergessen gern die Nazizeit, obwohl alte Seilschaften noch wirken. Vor allen wird das im Dorf sichtbar, was die Ermittlungen erheblich erschwert. Die Krimihandlung ist mäßig spannend, wird aber plausibel aufgelöst. Mir hat Friederike gut gefallen. Ihre Entwicklung von der schüchternen Person im ersten Band zur selbstbewussten Polizistin, die auch ihrer Chefin trotzt, hat mir gefallen.

    Das Buch ist etwas für Leser, die einen ruhigen Kriminalroman vor historischer Kulisse lieben.

    Sub: 5539:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 10

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Rafik Schami - Wenn du erzählst erblüht die Wüste

    :montag: Eva Almstädt - Akte Nordsee- Der Teufelshof


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • "Der Hunger der Lebenden" ist eine gelungene Fortsetzung zum ersten Teil der Reihe, "Echo der Toten". Es gelingt der Autorin auf eine für mich schon fast beklemmende Weise, die Atmosphäre der direkten Nachkriegsjahre mit zerbombten Straßenzügen, allgegenwärtigem Hunger und traumatisierten Menschen abzubilden, in der überdeutlich wird, dass die allgemeine Not mit Kriegsende noch lange nicht vorbei war und alte Seilschaften in vielen Lebensbereichen neue Probleme schufen.


    Die Protagonistin Friederike Matthée ist mir schon im ersten Band ans Herz gewachsen und hat auch diesmal positive Eindrücke hinterlassen, auch wenn sie mir an manchen Stellen arg unbedarft erschien. Sie hat sich über die Schrecknisse des Krieges und der Vertreibung hinaus ihre Menschlichkeit bewahrt und gibt sie auch in persönlich schwersten Momenten nicht auf.


    Auch wenn sich die Ereignisse gegen Ende des Buches schier überschlugen und ich die emotionalen Entwicklungen der Figuren an dieser Stelle nicht mehr immer nachvollziehen konnte, habe ich die Auflösung als insgesamt stimmig wahrgenommen. Ein paar Fäden blieben lose hängen und bieten vielleicht Anknüpfungspunkte für einen dritten Band.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    :study: Han Kang - Griechischstunden

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

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  • Sommer 1947 in und in der unmittelbaren Umgebung von Köln



    In Odenthal wird die Leiche der Gutsbesitzerin Ilse Röder gefunden. Der Tat war mit vier Schüssen ins Gesicht äußerst brutal, neben der Leiche wird eine junge Herumtreiberin mit der Mordwaffe aufgefunden. Friederike Matthée von der weiblichen Polizei wird von ihrer Vorgesetzten mit der Vernehmung der Mordverdächtigen betraut. Da sie selbst keine Fahrerlaubnis besitzt bringt sie ein Streifenwagen ins Bergische. Hauptkommissar Heimerzheim ist nicht sonderlich begeistert von der jungen Frau, erst recht nicht, als sie bei der Tatortbegehung schwächelt. Doch wider Erwarten findet Friederike Zugang zu der jungen Tatverdächtigen, die auch sofort ihre Unschuld beteuert, doch kann Friederike beweisen, dass sie ihr Baugefühl nicht trügt?

    Ungefähr zur selben Zeit werden drei Leichen einer englischen Jagdbomberbesatzung aufgefunden. Richard Davies von der Royal Military Police, der als Kind noch rechtzeitig nach England emigrieren konnte, wird wieder in sein verhasstes Heimatland geschickt, um die Vorfälle zu untersuchen. Er fordert Friederike wieder als Unterstützung an, obwohl er seine ehemaligen Landsleute hasst, hat es ihm die junge Frau angetan.


    „Der Hunger der Lebenden“ - eine ausgezeichnete Wahl für diesen Krimi. Beate Sauer zeigt nicht nur die (fast) verzweifelte Suche der Überlebenden des 2. Weltkrieges nach Nahrungsmitteln und Wohnraum, sondern auch den Hunger nach Normalität und Leben. Die Situation im Nachkriegsdeutschland beschreibt die Autorin in all ihren unterschiedlichen Fascetten. Das Zurechtfinden in einer „neuen“ Welt, obwohl man doch fast zwei Jahrzehnte die Ideologie der Nazis indoktriniert bekommen hat, der Hass der wenigen Überlebenden dieser Schreckensherrschaft, unzähligen Waisen für die kein Platz ist in einer Pflegfamilie ist und die deshalb zwischen den Trümmern einer Großstadt zu überleben versuchen. Diese wirklich realistische Darstellung hat mir sehr gefallen. Der eigentliche Kriminalfall ist ebenso vielschichtig und wartet mit vielen Wendungen auf. Spannung ist bis zum Ende garantiert.



    Ich habe die Serie um Friederike Matthée und Richard Davies mit diesem Buch begonnen, der Einstieg war jedoch problemlos. Die beiden Protagonisten sind sympathisch, obwohl die Figur der Friederike wesentlich nahbarer ist, als die des Richard.



    Fazit: Ein packender Krimi der in der Nachkriegszeit spielt und eine Fülle an historischen Details aufweist.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: