Dylan Horrocks - Hicksville

  • Hicksville


    von Dylan Horrocks


    Inhalt: Versteckt an der Nordspitze von Neuseeland liegt „Hicksville“, ein ganz besonderer Ort für das Medium Comic, denn es ist der Geburtsort von Dick Burger. Dick ist Herausgeber und Autor verschiedener Superheldencomics und ein berühmter Star, der jetzt in Los Angeles residiert. Der Reporter Leonard Batts vom US Comic-Magazin macht sich für eine Reportage auf den Weg in das verschlafene Nest Hicksville. Dort scheint für ihn aber alles anders zu laufen, als in der übrigen Welt. In Hicksville findet er einen Ort voller Wunder und Überraschungen und einem Geheimnis, dass niemand mit ihm zu teilen bereit ist.


    Meinung: Dylan Horrocks baut in dem abgelegenen Örtchen Hicksville eine in sich geschlossene Welt auf, ähnlich Pleasentville aus dem gleichnamigen Film mit Tim Carrey. Nur dreht sich hier alles um Comics. Die Bücherei führt hier nahezu alle Comics der Welt, sogar die Originale der großen Klassiker wie Action Comics und Amazing Fantasy sind mehrfach vorhanden. Alle Dorfbewohner sind auf ihre Art und Weise mit Comics verbunden.


    Einer der ehemaliger Bewohner, Dick Burger, ist zum reichen Superstar und Comicherausgeber in Los Angeles avanciert, nachdem er alten Superheldenklassikern ein modernes Gewand verpasste. Seine Mittel zur Durchsetzung des Erfolges sind dabei recht drastisch und soll stark an die Verhältnisse der amerikanischen Superhelden-Comicindustrie mit der Ausbeutung der Künstler erinnern. Dabei nimmt der Autor Horrocks kein Blatt vor dem Mund und nennt auch „Ross und Reiter“, wie Stan Lee, Todt McFarlane, Jack Kirby usw. Somit steht dieser Comic als eine unterhaltsam-bissige Satire über das Geschäft mit Kunst und Comics.


    Neben dieser Hauptgeschichte werden aber auch viele kleine Nebengeschichten der Bewohner erzählt, Geschichten über verlorene Jugend und die Suche nach einem Zuhause, über Sehnsüchte, Liebe, Vergessen und Entdecken des Lebens und des Seins. Das interessante ist dabei die Art der Erzählung, die auf mehreren verschiedenen Zeit und Erzählebenen stattfindet. Da einige Einwohner selber Comics schreiben und zeichnen, wird die Story zum Teil als Comic im Comic erzählt. Eine hervorragenden Idee, besonders dann, wenn der Erzähler sogar in einen Dialog mit seinen eigenen Comicfiguren tritt.


    Die Story als solche ist witzig und unterhaltend geschrieben und überdies außerordentlich spannend mit einem wirklich gelungenen Ende, was zu allerlei Spekulationen über „Hicksville“ verleitet. Dass es sich hier um einen abstrakten Ort handelt, der sich aus der Schaffenskraft aller Comickünstler auf einer geistigen Ebene geschaffen hat, ist dabei mein persönlicher Favorit geworden. Dafür spricht zum Beispiel auch die Tatsache, dass der Reporter Leonard Batts den Ort nicht finden konnte und erst nach einer Ohnmacht darin aufwachte.


    Wer das Medium Comic liebt, der sollte sich diese Liebeserklärung an das Medium Comic voller versteckter und offener Anspielungen auf Comics und Künstler aus aller Welt nicht entgehen lassen. Eine minimale Kenntnis der Hintergründe besonders in der US-Comicindustrie und deren Auswirkungen sollte man aber schon mitbringen. Ich habe übrigens dieses Werk nach einer Empfehlung gekauft, wofür ich sehr danke. Denn dieses hochintelligente Werk fesselt jeden Comicfan, ich verspreche es Euch, bei Odin … äh bei Teutates!

    Das Amt des Dichters ist nicht das Zeigen der Wege, sondern vor allem das Wecken der Sehnsucht.



    H.H.