Vielen Dank. Wie gesagt, das ist mein erster Versuch eine richtige Story aufzusetzen, daher bin ich über jeden Tipp dankbar. Wie ich es dann umsetzen kann, muss ich gucken.
Unabhängiges Feedback zum ersten Roman "Seelenraub"
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Für den ersten Versuch finde ich es aber sehr gelungen.
Bleib dran!
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Danke ;-)
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Inzwischen habe ich auch den Rest der Leseprobe gelesen und möchte dir meine weiteren Eindrücke nicht vorenthalten (Kommafehler, fehlende Bindestriche, stilistische Feinheiten usw. ignoriere ich mal, da du ja schreibst, dass wir es mit einem ersten Entwurf zu tun haben):
- Einige Dinge, die oft unter „Anfängerfehler“ laufen: das Aufwachen und Aufstehen als Einstieg habe ich schon genannt, auch die Beschreibung über den Spiegel fällt darunter. Außerdem jede Menge Infodumps, also Informationen, teils in geballter Ladung, die zu diesem Zeitpunkt nicht (oder evtl. gar nicht?) nötig sind (z.B. die ganze Abhandlung seiner beruflichen Laufbahn, der dicke Dennis, die Kollegin zu Hause, mit der er nicht liiert ist). (Zu) ausführliche Ortsbeschreibungen als Block, anstatt lose in die Handlung eingebettet.
- Interessant wird es für mich ab da, als Igor Romanow auftaucht. Diese Szene könnte ich mir gut als Einstieg in deine Geschichte vorstellen (alles davor könntest du dann streichen). Spannung gibt’s dann zum Ende des zweiten Kapitels hin und im dritten sowieso.
- Logik: z.B. er weiß, dass er sich beeilen muss, aber hat Zeit, sich und seine Umgebung draußen ausführlich zu beschreiben
- Inhaltliche Wiederholungen: z.B. er ruft Nikolai an, „um zu fragen, was er für heute Abend geplant hat“, aber das erfahren wir auch durch den anschließenden Dialog. Dein Kai macht generell gerne durch „stating the obvious“ inhaltliche Doppelungen.
- Zu viele Worte um wenig: z.B. „Unsicher forme ich meine rechte Hand zu einer Faust und mache mit einem sanften Klopfgeräusch auf mich aufmerksam“. Da ginge auch etwas Kürzeres wie „Unsicher klopfe ich an die Tür.“ Gleiches gilt für diese ganzen Körperteil/Organbeschreibungen.
- Verschenktes Spannungspotenzial: z.B. Er hat nicht mal gemerkt, dass ihm Unterlagen fehlen, und er bekommt sie trotzdem noch rechtzeitig. So wirkt das belanglos.
- Fokussierteres Schreiben: Die Dialoge könnten mehr Schmackes vertragen, weniger Banalitäten, aufs interessante Wesentliche konzentriert – das gilt auch für den ganzen Text. Die Szenen könnten durch Kompaktheit gewinnen, auch die spannende dritte. Auch im zweiten Kapitel zieht sich das „Banale“ alles viel zu lange hin, bis es interessant wird (auch hier erst wieder, als Igor auftaucht). Erst im dritten Kapitel zieht das Tempo an, da sind dann keine großen Infodumps mehr, dafür beschreibst du manchmal zu umständlich oder nicht klar genug.
- Noch mal zur Erzählstimme: Im Laufe des Texts wird deutlich, dass Kai gern Bezug auf Computer/spiele nimmt, auch unter welchem Namen der Stick bei ihm angezeigt wird, ist ihm wichtig. Ein „notorischer Langweiler“ also. Das könntest du z.B. weiter ausbauen mit den Vergleichen und auch sein Sarkasmus könnte noch einen Zacken bissiger rüberkommen. Wird schon.
Insgesamt liest sich der Text, als wäre er von jemandem geschrieben worden, der noch nicht so viel Schreiberfahrung gesammelt hat (was ja erst mal nichts Negatives ist) und wenn das wirklich ein „Anfängertext“ sein sollte, ist er auf jeden Fall um ein Vielfaches besser als vieles, das ich sonst so von Anfängern kenne. Potenzial sehe ich auf jeden Fall, da es ja doch recht bald spannend wird. Außerdem gefällt mir das Setting und mit Igor hast du eine vielversprechende Figur geschaffen. Ich denke, da könnte echt was draus werden!
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Bezüglich der Hintergrundinformationen, die pangyau so treffend als Infodump bezeichnet hat: Es ist natürlich nie verkehrt, dem Protagonisten einen entsprechenden Hintergrund zu verpassen, der ihn zu dem macht, der er ist (gilt auch für andere Personen, die im Text auftauchen). Allerdings mache ich das immer in Form einer Exceltabelle, sodass ich, falls ich selbst mal darauf zugreifen muss, das schriftlich fixiert habe. Das hilft bei langen Texten, mögliche Unstimmigkeiten zu vermeiden. Grundsätzlich muss aber der Leser nicht alles wissen. Es muss nur authentisch werden
Sollten diese Hintergrundinformationen irgendwann im Laufe des Textes wichtig werden, ist es sinnvoller, sie auch irgendwann im Laufe des Textes einzustreuen. Das muss nicht unbedingt zeitnah passieren, wo es wichtig ist, sondern kann auch dann erwähnt werden, wenn es einfach passt, der Zeitpunkt der Wichtigkeit aber noch lange hin ist. Die zeitliche Nähe sähe dann nämlich wieder zu gewollt aus oder kann sogar dazu führen, dass man als Leser sofort weiß, was als Nächstes passiert. Das sollte man natürlich vermeiden, will man Spannung aufbauen. Die Kunst besteht also darin, die benötigten Informationen passend im Text zu verteilen, sodass der Leser zwar nicht gelangweilt wird, sich aber auch nicht fragt, warum der Prota jetzt so handelt, nur weil er den Hintergrund nicht kennt
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Sehr gute Idee. So ähnlich habe ich es tatsächlich auch gemacht, aber für mich ist es noch ein wenig schwierig zu entscheiden, was wann dem Leser preisgegeben werden sollte. Deshalb bin über das Feedback sehr dankbar, auch wenn es natürlich bedeutet, dass ich eben noch nicht alles ganz richtig gemacht habe und noch etwas Arbeit vor mir liegt
Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen
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Divina Genau so handhabe ich das auch!
Memories Hoffnungslos ist dein Text ganz sicher nicht, lass dich also nicht entmutigen! Das ist ja auch nur meine Meinung und die ist sicher auch nicht das Nonplusultra. Pick dir davon einfach raus, was dir sinnvoll erscheint und ignorier den Rest
Was wann dem Leser preisgeben: Vielleicht hilft es, dir bei jeder Szene zu überlegen, welche konkreten Infos deine Leser fürs Verständnis wirklich brauchen. Und nur die bringst du an. Bei vielen Sachen reichen auch Andeutungen und vieles wird dann beim Lesen durch den Kontext oder Subtext klar. Kais ganze berufliche Laufbahn oder auch seine jetzige berufliche Situation brauchst du eigentlich gar nicht (also nicht im Text auswalzen, aber als Autor solltest du das natürlich trotzdem wissen). Wenn du z.B. die Szene schreibst, in der er vor Igor den Vortrag hält, wird inhaltlich ja trotzdem klar, dass er ein IT-System an den Mann bringen will, und mir als Leser wäre das an dieser Stelle eigentlich schon genug, um der Szene folgen zu können. Oder du bringst Infos indirekter unter. Du erwähnst z.B. irgendwo, dass Kai seine Auslandseinsätze gar nicht mehr so toll findet. Das könntest du z.B. auch einbauen, indem er beim Frühstück vor dem russischen Buffet steht und nichts findet, was ihm mundet, und deshalb genervt denkt "Ist denn nirgends ein gepflegtes deutsches Frühstück zu haben?" oder so. So was impliziert ja, dass er im Ausland rumkommt und er dabei öfter mal genervt ist. Auf diese Weise wäre es lebhafter in die Handlung eingebaut und nicht nur behauptet, es charakterisiert Kai ganz aktiv und fällt dann auch nicht mehr als Infodump auf. Das mal als kleine Anregung. Vielleicht hilft es dir ja weiter.
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