Antoine Choplin – Partiellement nuageux

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Hervorragend, schlicht erzählte Geschichte über Verlust und eventuellem Aufleben in Chile, 40 nach dem Putsch...
  • Original : Französisch, 2019


    Hilfsübersetzung : « Teilweise bewölkt »


    INHALT :

    Ernesto Guttierez ist Astronom im bescheidenen Observatorium von Quidicio in Chile. Er beobachtet die https://de.wikipedia.org/wiki/Magellansche_Wolken , eine Zwerggalaxie. Er lebt allein auf Mapucho-Gebiet, südlich von Santiago, zusammen mit seiner Katze «Krabbe » und Walter, seinem alten Teleskop. Um ein defektes Stück bei der Behörde zu beantragen fährt er in die Hauptstadt. Dort kann er nicht drumrum, erneut das Museum der Erinnerung zu besuchen, und sich das Photo seiner unter Pinochet verschwundenen Verlobten Paulina anzuschauen. So kommt die schmerzhafte, fast schon 40 Jahre zurückliegende Vergangenheit erneut hoch. Doch im selben Museum lernt er Ema kennen, die ebenfalls an ihrer Geschichte zu tragen hat. Werden sie die niemals verheilten Wunden dieser Periode überwinden, gemeinsam ?


    ANMERKUNGEN :

    In acht römisch durchnumerierten, und stichpunktartig begleiteten Kapiteln nimmt Choplin erneut einen historischen Kontext zum Anlaß und erzählt davon ausgehend, eine Geschichte von Erinnerung, Schmerz, Verlust, aber auch Erneuerung und Lebensfunken. Vierzig Jahre sind beinahe vergangen seit dem Tode Allendes (11.9.1973), dem Putsch Pinochets, doch die Wunden sitzen tief. Vielleicht von daher auch die einsame Stellung Ernestos an einem verlorenen Ort, bzw einem kaum beachteten Observatorium südlich von Santiago, in einem Mapucho-Gebiet. Ist es ein Wunder, dass er wie die Toteme seines indianischen Künstlerfreundes wie ausgerichtet ist auf die « Insel der Toten », und auf seine Weise in ihrem Bannkreis steht ?


    Im Museum der Hauptstadt auf Ema und eine vielleicht gleichartige Verlustgeschichte zu treffen berührt dann in diesen beiden eine feinfühlige Ader. Wie in einem unaufdringlichem, zögernden, unendlich zarten Tanz umgeben sie einander scheu, geben sich Rendez-Vous. Werden sie zueinander finden und ihre Geschichten aneinander anvertrauen und annehmen ?


    Die ungekünstelte, schlichte Sprache des Autors läßt mich jubilieren. Hier stellt er sie erneut in den Dienst einer Geschichte, in der Dunkles und zutiefst Menschliches nebeneinander, miteinander stehen. Erneut tauchen bei diesen Menschen neben den « Todesinstinkten » Elemente anderer Kunstfertigkeiten auf : der Tanz, die Poesie, die Malerei… Was läßt uns leben, widerstehen, gibt uns Hoffnung ? Sicherlich solch ein Buch ! Toll !


    AUTOR :

    Antoine Choplin ist ein französischer Schriftsteller und Dichter, der 1962 in Châteauroux geboren wurde. Nach einem Studium an einer Wirtschaftsschule und weiteren Studien der Mathematik und Wirtschaft in Paris, arbeitet er zunächst in einem Beratungsunternehmen. Er lebt derzeit in der Nähe Grenobles/Isère, wo er seit 1996 Leiter des Festivals von Arpenteur ist. Er liebt die Berge, Schach, Guitarre und das Klavier. Inzwischen hat er ein gutes Dutzend Romane, Schilderungen und Gedichtbände veröffentlicht.



    Broché: 134 pages

    Editeur : La fosse aux ours (17 janvier 2019)

    Langue : Français

    ISBN-10: 2357071397

    ISBN-13: 978-2357071391

  • Vierzig Jahre sind beinahe vergangen seit dem Tode Allendes (11.9.1973), dem Putsch Pinochets, doch die Wunden sitzen tief. Vielleicht von daher auch die einsame Stellung Ernestos an einem verlorenen Ort, bzw einem kaum beachteten Observatorium südlich von Santiago, in einem Mapucho-Gebiet. Ist es ein Wunder, dass er wie die Toteme seines indianischen Künstlerfreundes wie ausgerichtet ist auf die « Insel der Toten », und auf seine Weise in ihrem Bannkreis steht ?

    Ich habe das Buch mit einiger Spannung an einen Chilenen weitergegeben. Und es war sehr interessant, dass er das Buch nicht nur an sich ebenfalls wertschätzte, sondern mir bestätigte, dass es auf gute Weise auf zwei wesentliche, immer noch aktuelle, Probleme Chiles hinweist:


    - also die Diktatur und die Frage nach der Erinnerungsarbeit


    - und - was ich nicht so deutlich gesehen hatte - der Kampf der Mapuches für ihr Gebiet und einen Respekt ihrer Kultur. Seit 150 Jahren geht das hin und her.


    Dieser Blick quasi von innen her eines Chilenen half mir, und zeigt auch auf, dass Choplin einiges Charakteristisches verstanden hat...

  • Nochmals danke für Deinen Hinweis auf diesen Autor und die Empfehlung für dieses Buch tom leo . Es hat mir auch sehr gut gefallen, ich mag solche ruhigen Bücher.


    Die Einfachheit der Menschen, die Freundschaften, das Vertrauen und vor allem, dass man nicht immer reden muss und auch zusammen schweigen kann.


    Ich habe mich ein bisschen schlau gemacht bzw. der Epoche in Südamerika, speziell in Chile und mich auch kurz über die Mapuches informiert. Sehr interessant ! Viele Aspekte waren mir gar nicht bekannt, d.h. ich habe mich nie dafür interessiert.


    Schade, dass es von diesem Autor anscheinend kein Buch in Deutsch gibt :( Ich werde ihn jedenfalls auf dem Schirm behalten, zumal meine Bibliothek einige seiner Bücher vorrätig hat.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆