Margot Jung - Liebe, Tod und Tofu

  • Humorvoller Krimi


    Ich habe mich auf dieses Buch sehr gefreut! Der Titel verhieß einen humorvollen Krimi; zudem schien es um das Thema Kochen zu gehen. Ausserdem war das Buch schon letztes Jahr in einem Magazin positiv besprochen worden. Also nichts wie ran für mich…!


    Es soll sich hier um den zweiten Band um die Fernsehköchin Francesca Carlotti handeln – aber man muss den ersten Band offensichtlich nicht kennen. Die Lektüre war auch so problemlos möglich.


    Es ist der Autorin Margot Jung eine unterhaltsame Mischung gelungen. Erstens ist das Setting gut gewählt: ein Berghotel, dass durch ein Unwetter von der Aussenwelt abgeschnitten wird. Zweitens finden sich ausgerechnet an diesem Wochenende Personen dort ein, die nicht damit gerechnet hätten, sich zu treffen: Francesca Carlotti einerseits, ihr Noch-Ehemann samt neuer Freundin und Fußballverein andererseits. Auch Francescas Kinder Cosimo und Carla verschlägt es durch diverse Umstände in das Hotel. Hier würde ich einen kleinen Punktabzug vergeben, da manches an dieser Konstellation doch konstruiert wirkt.


    Allerdings ist die Schreibweise der Autorin durchweg sehr charmant, so dass man ihr manches verzeiht. Die Personen sind lebendig geschildert; der Fokus liegt ganz augenscheinlich auf ihren Konflikten. Ein liebenswerter Dummbeutel wird ausserdem noch eingeführt; der Dorfpolizist Adam muss ermitteln, da die „echte“ Polizei aufgrund des Wetters nicht zum Hotel durchdringt. Adam sorgt für so manchen Lacher beim Leser; er kennt sich mit Fremdworten nicht aus, und hat einen Drang, alles und jeden sofort zu verdächtigen. Auch Francesca!


    Es ist ein klein wenig wie in so manch klassischem englischen Krimi. Das erste Opfer mochte noch als Zufall gelten. Doch nacheinander werden auf alle Mitglieder des Fußballclubs Anschläge verübt. Nun ist klar, dass da ein tieferliegendes Motiv vorherrschen muss. Glaubhaft werden die Enge und die steigende Panik unter den Gästen geschildert.


    Einen kleinen Minuspunkt würde ich auch hier sehen: Francesca ermittelt eigentlich nicht. Sie ist zum Kochen ins Hotel gekommen, und wollte sich ausserdem dort mit ihrem neuen Freund treffen. Sie unterstützt die Inhaberin des Hotels moralisch; und erst ganz zum Schluss kombiniert sie, und hat einen Einfall, wer es gewesen sein könnte.


    Auch geht es wesentlich weniger ums Kochen, als ich anfangs gedacht hatte. Francesca sollte in dem Hotel einen Kochkurs abhalten – doch dieser wird nur sehr am Rande erwähnt. Da das Personal aufgrund des Unwetters fehlt, wird Francesca zur Grundversorgung der Gäste in die Küche abkommandiert. Das war es auch fast schon. Interessant wird es dadurch, dass die neue Freundin ihres Noch-Ehemannes Veganerin ist, und für so manchen Lacher sorgt aufgrund ihrer freudlosen Ernährung, und ihrer Vorhaltungen. Gut, es gibt am Ende des Buches ein paar Rezepte – für Frühstück, und Kürbis-Gnocchi. Vielleicht liegt es an mir – was ich bislang unter dem Begriff „kulinarischer Krimi“ kenne, hat sich eben wesentlich mehr mit dem Kochen befasst. Wie die Bücher von Tom Hillenbrand beispielsweise.


    Insgesamt hat mich die Lektüre jedoch wirklich gut unterhalten! Francesca ist eine positive Identifikationsfigur; sie ist zupackend und energisch. Die Kriminalhandlung löst sich wie nebenbei; es geht am Ende recht überraschend zu. Vorhersehbar war das Buch jedenfalls nicht! Ich würde weiteren Bänden mit Francesca Carlotti durchaus eine Chance geben.

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)