Anna Paulsen - Wirf dein Herz voraus und spring hinterher

  • Klappentext:

    Liane ist Ende dreißig und führt ein unspektakuläres Leben – aus Angst, dass ihr etwas Schlimmes passieren könnte. „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, pflegt sie zu sagen. Flugreisen, Extremsportarten und Spaziergänge im Dunkeln vermeidet sie deshalb am liebsten. Doch als Liane eine Diagnose bekommt, die alles verändert, gibt es plötzlich keinen Grund mehr für sie, vorsichtig zu sein. Etwa das Survivaltraining im Gebirge abzusagen, das ihr Chef organisiert hat. Oder den jahrealten Brief ihrer Adoptivmutter nicht zu öffnen. Liane entdeckt, dass das Leben gefährlich schön sein kann und man manchmal springen muss, um das Glück zu ergreifen.


    Meine Meinung:

    Kennt ihr das? Ihr fühlt euch krank, habt irgendwo weh und googelt danach. Die Liste der möglichen Diagnosen, die das Netz euch ausspuckt, hört sich furchtbar an. Man beginnt zu überlegen, ob es wirklich so sein könnte. Ein harmloser Schnupfen oder eher Lungenentzündung, Flecken oder bereits Hautkrebs?


    So geht es Liane. Sie geht immer vom Schlimmsten aus. Ihre Gefühle und Träume sind unter dem Businesskostüm und den selbst auferlegten Regeln verschüttet. Liane ist ein Hypochonder, korrekt und zuverlässig und macht alles, weil man es muss, nicht weil es Spass macht.


    Eines Tages nach dem zweimonatlichen Arztbesuch geht es für sie um Leben und Tod. Ein Gedanke von Gregor Hill, einem (Lebens-)Künstler, den sie ausnahmsweise zufällig und aus totalster Verzweiflung kennenlernt, lässt sie nicht mehr los. Was wäre, wenn es tatsächlich ihre letzten Tage auf Erden sind? Könnte man dann nicht mal alles anders machen, versuchen das Leben zu geniessen? Verlieren kann man schliesslich nichts mehr.


    Liane lässt sich ein auf diesen Gedanken, der sie mutig macht. Dabei lernt sie viele neue Menschen kennen, wie etwa ihre Nachbarinnen: Krankenschwester Nora und die 80jährige Erna. Gemeinsam mit den beiden fertigt Liane eine Bucket List an - was noch vor wenigen Tagen unvorstellbar gewesen wäre für sie.


    Enorm viel mehr Mut als ein Fallschirmsprung oder eine eventuelle Reise nach Japan hingegen braucht das Öffnen eines Briefes ihrer Adoptivmutter, der seit vielen Jahren ungelesen in ihrer Schublade liegt. Wann liest sie ihn endlich und was steht darin - eine zentrale Frage in diesem Roman. Weniger zentral ist eine zarte Liebesgeschichte, die sich langsam anbahnt.


    "Wirf dein Herz voraus und spring hinterher" ist trotz viel Humor und Szenenwitz sehr tiefgründig und macht Mut Neues zu wagen und sein Leben ohne unnötige Ängste zu leben, auch wenn man sich nicht gerade eine womögliche Sterbediagnose gestellt hat und ein ganz normales Leben lebt.


    Das Spiel mit den Generationen, wie schon in "Liebe M.", beherrscht die Autorin perfekt. Ebenso schon typisch sind die eigenwilligen Charaktere, die die tolle Geschichte ausmachen. Die herzensguten kauzigen Figuren muss man einfach mögen und deshalb ist dieser Roman von Anna Paulsen das pure Lesevergnügen.


    Fazit:

    Richtig schön zu lesen!

    4.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: