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Von rebellischen Töchtern und verblendeten Vätern
Der reiche Kunstsammler Simon Strulovitch aus Manchester hat Sorgen: Seine aufmüpfige Tochter Beatrice ist in die Kreise der leichtlebigen Erbin Plurabelle und ihres persönlichen Assistenten D’Anton geraten. Nicht der richtige Umgang für ein jüdisches Mädchen, klagt Strulovitch seinem Zufallsbekannten Shylock. Dieser rät zur Zurückhaltung. Doch als Beatrice sich auch noch mit dem Fußball-Beau und Unterwäsche-Modell Howsome einlässt, sieht ihr Vater rot. Er verlangt, dass der junge Mann zum Judentum konvertiert. Mit Hilfe einer kleinen Operation ließe sich heute manches arrangieren. Aber das Leben hält nicht nur für Strulovitch ein paar Lektionen bereit.
Howard Jacobson fragt in diesem tiefsinnigen, gleichzeitig amüsanten und stellenweise irrwitzigen Roman: Was macht einen Mensch zum Juden? Und was heißt es, Jude zu sein in einer säkularen Welt? – Ein höchst burlesker Umgang mit dem vermeintlichen Antisemitismus des umstrittensten Dramas von Shakespeare.
Eigene Beurteilung/Eigenzitat (s.o.):
Immer und immer wieder haben Vertreter verschiedener Ideologien versucht, dieses Stück für oder gegen das Judentum zu instrumentalisieren und die Frage, ob es antisemitisch gemeint sein könnte wird immer wieder von neuem aufgebracht.
Die vorliegende Betrachtung benutzt in gewisser Weise den von Shakespeare vorgezeichneten Shylock und lässt ihn in Cheshire Goldenem Dreieck auf den Kunstsammler und Philanthropen Simon Strulovitch stoßen, der wegen des Verlusts seiner Frau und einem Konflikt mit seiner Tochter Beatrice einen gewogenen Gesprächspartner sucht und ihn ausgerechnet auf dem Friedhof findet, wo Shylock im stillen Gespräch mit seiner toten Frau ist.
Simon möchte gerne, dass seine Tochter auf jeden Fall einen Juden heiratet, doch diese befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer Rebellion gegen ihren Vater und seine Ansprüche und hat sich mit einem nazi-grüßenden Fußballer aus dem Staub gemacht – unterstützt durch die reiche und sehr leichtlebige Plurabelle – genauer Anna Livia Plurabelle Cleopatra Ein Objekt von Schönheit ist für immer eine Freude Christine Shalcross -, die zusammen mit ihrem Bewunderer und Beschützer D’Anton für allerlei Verwirrung sorgt.
Die Entwicklung der weiteren Geschichte ist ziemlich absurd und die Parallelen etwa zum Pfund Fleisch und zur Auflösung der ganzen Sache ist in meinen Augen absolut albern. Und bis es dazu kommt gibt es seitenweise Diskussionen und Gedankenstränge über das Judentum, die Natur des Jüdischseins, die Reaktionen der anderen Religionen auf das Judentum und wie dieses sich dadurch zum Teil verändert hat und das alles im Umfeld der geradezu unanständig Reichen und oft operativ unterstützten Schönen, durch ihre Art mit sich selbst und anderen zu diskutieren sicherstellen, dass sie sich immer als Benachteiligte und Verfolgte sehen können. Denn gerade, wenn einer einen Hoffnungsschimmer zu finden scheint, reißt er die verheilenden seelischen Wunden wieder auf.
Die Charaktere in diesem Buch kreisen in erster Linie um sich selbst – und das gilt für sie alle – und wenn diese Kreise die Kreise ihrer Mitspieler berühren, dann wird es wirklich haarsträubend. Dabei wird eine zum Teil überaus laborierte Sprache verwendet, die die öfter mal direkten Shakespearianschen Sentencen absorbiert, aber im Endeffekt ist das mehr Special Effect als wirklich sprachliche Kunst – eher großer Schein als wirkliche Substanz. Und sehr ermüdend zu lesen. Da habe ich an anderen Stellen deutlich tiefgehendere, amüsantere und erzählerisch ansprechendere Umgangsweisen mit dem Jüdischsein in der modernen Welt gelesen.