Paula Bergström - Dir verziehen

  • Inhalt

    Um ihre Familie vor einem Skandal zu retten, hatte Gwendolyn die Flucht ergriffen. Nun lebt sie ein einfaches Leben und arbeitet in einem feinen Hutladen. Doch eines Tages betritt ausgerechnet Blair Franklin, der Duke of Rathbone, ihren Laden, an der Seite von Lady Ivory Cattley. Dieser Mann, der sie vor der Gesellschaft bloßstellte und der Grund ihrer Flucht war, ist scheinbar wieder auf Brautschau. Als Blair Gwendolyn erkennt, ist seine Begleiterin vergessen, doch die Frau, die er einst liebte, ist voller Groll auf ihn. Trotz aller Umstände, möchte er sie um Vergebung bitten, doch nach all dem ist verzeihen alles andere als leicht.


    Meine Meinung

    Kann man einem Mann verzeihen, der einem alles genommen hat?

    Dieser Frage muss sich Gwendolyn Beckfisch stellen. Vor vier Jahren hatte sie alles, eine liebende Familie, ein angenehmes Leben und alle Chancen, die die Gesellschaft zu bieten hat. Doch dann verliebte sie sich in Blair Franklin und wurde von ihm vor allen bloßgestellt. Um ihre Familie zu beschützen, floh sie und ließ alles hinter sich. Nun lebt sie bescheiden in London und geht einer Arbeit nach. Dann betritt allerdings Blair ihren Laden und damit auch wieder ihr Leben. Erneut stellt er alles auf den Kopf und will sie diesmal scheinbar nicht wieder gehen lassen. Gwen weiß jedoch nicht, ob sie ihm ein weiteres Mal ihr Herz schenken kann, denn die Aussicht auf ein Happy End ist äußerst trüb.


    Eigentlich wirbt Blair Franklin, der Duke of Rathbone, um die Hand von Lady Ivory Cattley, doch dann sieht er Gwendolyn wieder. Er hatte sie geliebt und sie doch bloßgestellt. Sie nun vor sich zu sehen, abgeschnitten von ihrem alten Leben, weckt Schuldgefühle aber auch die alte Sehnsucht. Recht schnell wendet er seine Aufmerksamkeit ihr zu und versucht ihr näher zu kommen, auch wenn er weiß, dass er damit für sie wieder alles durcheinander bringt. Diesmal will er alles richtig machen, doch Lady Ivory ist nicht bereit ihn so leicht gehen zu lassen.


    Ein Wiedersehen, dass die alten Gefühle und den alten Schmerz weckt. Gwen hat Blair geliebt, doch er verletzte sie zutiefst. Er brach ihr Herz und nahm noch mehr. Sie glaubt zwar die Naivität von damals inzwischen hinter sich gelassen zu haben, ebenso wie die Gefühle für ihn, doch ihn zu sehen, lässt den Schmerz wieder hochkommen. Sein Interesse an ihr lässt alte Hoffnungen aufkommen, doch ihr wird schnell klar, dass Enttäuschung diese begleitet.


    Dieses Wechselbad der Gefühle hat Paula Bergström wunderbar dargestellt. Es war so emotional gestaltet, dieses Hoffen und die Enttäuschung sind so gut in Worte gefasst, dass man beim Lesen alles nachempfindet und sich Gwen unglaublich nah fühlt. Die Autorin hat aber auch kleine Überraschungen und Wendungen eingebracht, die dem Ganzen eine gewisse Spannung verliehen. Zusammen mit den sympathischen Protagonisten, ist diese Geschichte einfach etwas fürs Herz.


    Fazit

    Nach vier Jahren sehen sich Gwendolyn und Blair wieder und alte Gefühle kommen hoch. Blair kämpft um eine zweite Chance, doch Gwen davon zu überzeugen, dass er die Fehler der Vergangenheit bereut, ist nicht einfach. Eine schöne und emotionale Geschichte, die wirklich zu berühren weiß. Perfekt für einen gemütlichen Leseabend.


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  • Ein Happy End mit Fragezeichen für mich.



    Gwendolyn Beckfinch, für ihre Freunde nur Gwen genannt und Blair Franklin, beide großgeworden in adeligen, feinsten englischen Famliien, deren junges Leben nach einem Debütantinnenball durcheinandergerät. Die Einführung in die feine Gesellschaft für Gwen misslingt. Und trotz vieler Umstände finden sie nach vier Jahren wieder zueinander, nach Verzeihung folgt erneute Verliebtheit mit Heiratsplänen.


    Diese historische Liebes-Kurzgeschichte ist als dritter Teil in sich geschlossen und ohne Probleme für ‚Quereinsteiger‘ verständlich. Überraschend sexuell frei finde ich das Verhalten von Gwen, die mit dem Verlust ihrer Junfräulichkeit sehr viel mehr verliert. Auch das Ansehen ihrer ganzen Familie leidet schließlich darunter. Diese für damalige Zeiten höchst leichtsinnige, weibliche Verhaltensweise widerspricht eigentlich ihrer Einstellung zu ihrer Arbeit als Verkäuferin in einem feinen Londoner Hutladen. Da wirkt sie doch sehr zuverlässig, überzeugend, engagiert, wohl überlegt und ‚vernünftig‘.


    Blair, später Duke of Rathbone, verhält sich überhaupt nicht wie ein Gentleman nach dem Debütantinnenball. Sein Verhalten – diese Bloßstellung Gwens vor der feinen Gesellschaft – ist kaum an Negativität zu toppen: Er hat eine Adelsfamilie und auch Gwens schönes, gesichertes Leben im Rahmen dieser angesehenen Familie zerstört. Ob ich dies je verzeihen könnte?


    Insgesamt wirkt diese Kurzgeschichte etwas unrealistisch auf mich.