Also wenn Du an den Ziehsohn Caesars denkst, dann bist Du beim falschen Brutus
Ja, da war ich beim falschen Brutus. Wie gut, dass Du Fußnoten hast! Das Gemälde von David kenne ich - grässlich.
Aber wie das Zeichen aussieht, weiß ich immer noch nicht...? Und was das mit dem Weinhandel zu tun hat? Außer der Liebe der späten Frz. Revolution zur klassischen Antike?
Vielleicht nur ein Hinweis auf die Blutrünstigkeit der Zeit?
Nochmal ein bisschen Mitgefühl FÜR sie und vielleicht ein wenig Reue oder Bedauern
Vielleicht hätten nur Zweifel gereicht, z. B. bei ihrem Gang durch die Stadt, wo sie sich wie eine Rache-Maschine der Wohnung der Darneys nähert.
Sie ist offensichtlich kein gemischter Charakter wie ihr Mann, sie macht keine Entwicklung, sie ist und bleibt Rache pur.
Hätte sie Mitgefühl gezeigt, wäre das Ende differenzierter und nicht so plakativ. So hat es etwas von einem Märchen, wo am Ende der eindeutig Böse genau so eindeutig bestraft wird.
Ich denke allerdings auch wie Du, dass der Plot durch eine Entwicklung der Mme Defarge mehr Tiefe bekommen hätte.
Was mir übrigens auch noch gut gefallen hat, war dieses Wandern Cartons durch die Stadt, während er immer wieder dieses Gebet mit der Auferstehung wiederholt hat. Das war wie eine Litanei und hatte auch so einen Sog - ich könnte mir gut vorstellen, dass jemand, der dem Tod bald ins Auge blicken wird, sich auf diese Art beruhigt und auch vorbereitet. Fand ich gut.
Mir hat diese ganze Szene auch gut gefallen. Sie wird fortgesetzt im Gefängnis in der Nacht vor der Hinrichtung - das hätte der Erzähler in wenigen kurzen Sätzen abhandeln können, aber er entwirft ein Psychogramm und erspart seinen Lesern nicht den emotionalen Tumult, in dem sich so ein Mensch befindet.
Ansonsten sehe ich das auch so, dass der Plot deutliche Schwächen hat. Vor allem Carton, der Held der Geschichte, hätte bisschen mehr Beachtung seitens des Erzählers verdient. Wir werden neugierig gemacht durch die geheimnisvollen Andeutungen Cartons in seinem Gespräch mit Lucie, aber das Geheimnis wird nicht enthüllt. Oder ist es "nur" der Alkoholismus, der Cartons berufliche Entwicklung gehemmt hat?
Was andererseits aber schon echt tragisch ist, dass Carton quasi auf dem Sterbebett eine Frau kennenlernt, mit der er sich gut verstehen könnte und die auf ihre Art auch eine gute Zukunft mit ihm haben könnte. Wenn es nicht für beide schon zu spät wäre
Ich weiß nicht - da scheint mir doch ein großes soziales Gefälle zwischen den Beiden zu sein. Ich habe die Stelle gar nicht so romantisch gelesen, sondern bloß so, dass sich hier zwei Menschen in einer extremen Situation stützen und, wie gesagt, dass Carton hier seine menschlichen Qualitäten, seine Gefasstheit, seine Stärke zeigen kann.
Obwohl der Kuss natürlich den Gedanken nahelegt, dass - - - wer weiß.