Charles Dickens - Eine Geschichte aus zwei Städten / A Tale of Two Cities (Start: 1. Februar 2019)

  • Sagt mal, ist Euch im Prozess auch der Wechsel des Erzählers aufgefallen? Wir hatten ja ganz am Anfang von Chapter 3 die eine Szene, in der ein Erzähler direkt auftritt, und im Prozess jetzt wieder: in dem Moment, in dem auf die Ähnlichkeit zwischen den beiden jungen Männern hingewiesen wird, ist immer die Rede von "meinem gebildeten Freund" - also ein direkter persönlicher Bezug.... aber zu wem??? Das ist mir grad ein Rätsel. :scratch:


    Das musste ich jetzt nur schnell loswerden, ehe ich es nachher wieder vergessen hab. :uups: jetzt les ich weiter, damit ich wieder den Anschluss an Euch habe :study:

  • ist immer die Rede von "meinem gebildeten Freund" - also ein direkter persönlicher Bezug.... aber zu wem??? Das ist mir grad ein Rätsel. :scratch:

    Meinst du diese Stelle?

    Stryver spricht also über Carton.


    In meiner Ausgabe fehlen bei der indirekten Rede, die oft fast wie eine direkte klingt, (natürlich) die Satzzeichen. Das ist manchmal ein bisschen verwirrend.

  • Meinst du diese Stelle?

    Ja, die Stelle meine ich. Aber im Original geht es weiter mit der Benennung "my learned friend":

    Zitat

    Allowing for my learned friend's appearance being careless and slovenly, if not debauched, they were sufficiently like each other to surprise, not only the witness, but everybody present, when they were thus brought into comparison. My Lord being prayed to bid my learned friend lay aside his wig, and giving no very gracious consent, the likeness became much more remarkable. My Lord inquired of Mr. Stryver (the prisoner's counsel) whether they were next to try Mr Carton (name of my learned friend) for treason?

    Da Counsel Stryver ja derjenige ist, der den Zeugen verhört und in deinem Zitat Carton als "meinen gelehrten Freund" bezeichnet - wer redet dann jetzt in diesem Absatz? Wer bezeichnet Carton jetzt als "my friend" wenn Stryver in diesem Absatz in der 3. Person auftaucht?


    Das ist irgendwie ein ganz fieser (sprachlicher) Trick, den uns Dickens hier grad spielt, finde ich. 8)

  • Ah, das klingt im Original wirklich ganz anders. :shock:

    Ich zitier' dir mal schnell, wie es gleich nach dem obigen Absatz weitergeht:

    Zitat

    [...] auch allen Anwesenden auffiel. An den Lord-Oberrichter erging nun das Ersuchen, er möchte dem gelehrten Freunde befehlen, seine Perücke abzunehmen, was denn auch von seiten Seiner Gnaden, obschon in sehr ungnädiger Weise, geschah, und die Ähnlichkeit trat jetzt um so schlagender hervor. Der Lord-Oberrichter fragte Mr. Stryver, den Verteidiger, ob sie etwa zunächst dem Mr. Carton (Name des gelehrten Freundes) wegen Hochverrats den Prozeß machen sollten; doch Mr. Stryver antwortete daruf dem gnädigen Herrn mit Nein; er beabsichtige nur, den Zeugen zu fragen, ob ihm, was ihm einmal zugestoßen sei, nicht auch zum zweiten Male habe begegnen können; ob er so zuversichtlich aufgetreten wäre, wenn man diesen Beweis von Übereilung ihm früher vor Augen gestellt hätte, und so weiter.

    Wo wir "Seine Gnaden" (und "sein") verwenden, hieß es zu Dickens' Zeiten vielleicht "My Lord" in Verbindung mit "my"?


    Wirkt für mich, als wäre diese insel-Taschenbuch-Ausgabe irgendwie schon eine optimierte Übersetzung, wahrscheinlich so eine Art eklektische Fassung aller möglichen Varianten, die für uns Deutsche verständlicher ist.

  • Wo wir "Seine Gnaden" (und "sein") verwenden, hieß es zu Dickens' Zeiten vielleicht "My Lord" in Verbindung mit "my"?

    'My Lord' ist eindeutig und unzweifelhaft der Oberste Richter, die beiden Wörter sind ein fester Begriff und da gibt es keine andere Übersetzung. Ich glaube, Dickens spielt hier mit dem Erzähler und wir werden wohl erst am Ende wissen, was es damit auf sich hat. :wink: Zum Rest gibt es morgen meine Kommentare, v.a. zu dem dunklen und nicht grad sympathischen Mr Carton. Jetzt bin ich zu müde dazu :sleep:

  • 'My Lord' ist eindeutig und unzweifelhaft der Oberste Richter, die beiden Wörter sind ein fester Begriff und da gibt es keine andere Übersetzung.

    Ja, schon klar! :lol:

    So hatte ich es nicht gemeint. Sondern das "my", das du dem Erzähler zuordnest.


    Vielleicht ist es ja eine sprachliche Spielerei; auf jeden Fall haben die Übersetzer eine Form gewählt, die für uns verständlich ist. :friends:


    Ich bewundere derzeit echt jeden, der Dickens im Original liest. Das braucht viel Zeit und Ahnung, worauf er hinaus wollen könnte.

  • Da Counsel Stryver ja derjenige ist, der den Zeugen verhört und in deinem Zitat Carton als "meinen gelehrten Freund" bezeichnet - wer redet dann jetzt in diesem Absatz? Wer bezeichnet Carton jetzt als "my friend" wenn Stryver in diesem Absatz in der 3. Person auftaucht?


    Das ist irgendwie ein ganz fieser (sprachlicher) Trick, den uns Dickens hier grad spielt, finde ich. 8)

    Da bin ich ganz bei dir. Er spielt hier meiner Meinung nach mit der Form des >allwissenden Erzählers<, der sich aber nicht aus einer erhöhten

    Perspektive zeigt, sondern sozusagen mittendrin agiert. Das ist ganz schön verwirrend und ich bin mir nicht ganz sicher was der Autor damit

    bezweckt.

    Auch in der Charakterisierung des Mr. Carton, den ich anfangs eben aufgrund von Dickens Anspielungen als nicht besonders sympathisch empfand,

    gibt er Rätsel auf.


    Hier drei Zitate:


    Zitat


    Mr. Cartons Benehmen war so unbekümmert, dass es fast an Unverschämtheit grenzte. (Kap.4)


    Carton, der nach Portwein roch und augenscheinlich nicht mehr ganz nüchtern war lachte ihm nach.....Kap 4)


    Sydney Carton, ein Faulpelz, von dem sich kein Mensch etwas versprach.....(Kap 5)

    Dann aber Ende des Kap 5, beschreibt Dickens ihn so.............


    Zitat


    Glanzlos ging die Sonne auf, aber sie beschien nichts Traurigeres als diesen Mann von guten Anlagen und edlen Gefühlen,

    der seine Fähigkeiten nicht zu verwenden und sich selbst nicht zu helfen vermochte, sondern im Bewusssein des an ihm

    haftenden Giftes sich darein ergab, vollends von ihm aufgezehrt zu werden.

    Das ist ein böses Spiel das Herr Dickens hier treibt. Da kommt man schon ins Grübeln ob des wahren Charakters des Herrn Carton.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Guten Morgen :D

    Das vermutet auch Mr. Carton, ein Gehilfe des Verteidigers Mr. Stryver. Diese beiden kennen sich seit Schulzeiten und Sydney Carton scheint das bereitwillige "Mädchen für alles" für den windigen Anwalt zu sein, der das reichlich ausnutzt. Bei dem nächtlichen Treffen der beiden kam es mir so vor, als wenn der Schakal Sydney für den Löwen Stryver Akten nach Schwachstellen durchforstet und somit eigentlich die Drecksarbeit für den Anwalt macht. Oder habt ihr das anders gelesen? Ich frage mich nur, was das mit den nassen Tüchern auf dem Kopf sollte? :scratch:

    Ich glaube nicht, dass Carton das Mädchen für alles ist, sondern er ist der Schlüssel zu Stryvers erfolgreicher Karriere. Es wird ja gesagt, dass Stryver eine grundlegende und wichtige Fähigkeit für den Anwaltsberuf fehlt, nämlich die Eigenschaft, das Grundlegende aus dem Wust an Unterlagen herauszufiltern. Diese Gabe hat aber Carton und daher ist er für Stryver von absoluter Wichtigkeit. Ohne Carton ist Stryver quasi nichts. Im übrigen ist Stryver wohl einem damals sehr erfolgreichen Anwalt nachempfunden, der aber auf dem Höhepunkt seiner Karriere aus irgendeinem Grund in Ungnade fiel, seine Zulassung als Barrister verlor und in die USA emigrieren musste. 8)


    Die Szene mit den nassen Tüchern zeigt nur wieder einmal Dickens Fähigkeit zu Slapstick und Humor. Carton ist ja ziemlich betrunken als er schließlich bei Stryver auftaucht. Er braucht die nassen Tücher schlicht, um einigermaßen nüchtern zu werden und vielleicht etwaige Kopfschmerzen zu dämpfen. Gleichzeitig beschreibt es Dickens so herrlich, dass sein Kopf "dampfte" am Ende der nächtlichen Arbeitssitzung - also sein Kopf rauchte so richtig :totlach:


    Mir kommt dieses Kapitel - das trieft ja wirklich vor Sarkasmus! - vor wie ein Gleichnis der britischen Gesellschaft: unter dem Glanz Dreck und Moder, the same procedure as every year, nur ja nichts Neues, "So haben wir das immer gemacht".

    Inhaltlich übel, aber sprachlich einfach herrlich!

    Und so richtig Dickens - herrlich geschrieben, ziemlich bösartig und mir wird immer mehr klar, warum Dickens für dieses Buch so angegriffen wurde. :wink:


    Dickens hat, soweit ich weiß, einige Gerichtsverhandlungen besucht

    Mein Buch liegt im Schlafzimmer, deswegen kann ich es nur sinngemäß wiedergeben, aber in meinen Notes steht, dass Dickens ein Buch über Prozesse und Urteile am Obersten Gerichtshof besaß und sich daraus wohl auch viel Wissen angeeignet hat. Ich such es später genauer heraus.

    Das Lesen fällt mir mittlerweile tatsächlich leichter, da deutlich Bewegung in die Geschichte gekommen ist und ich mich auch in den Stil eingefunden habe.

    Das geht mir auch so, aber wie mein Post von heute nacht zeigt, darf man bei Dickens einfach nicht unaufmerksam werden nur weil die Geschichte auf einmal richtig ins Rollen kommt. :shock:

    Und was bewog diese merkwürdige Existenz Sydney Carlton eigentlich, sich für ihn ins Zeug zu legen?

    Sydney scheint ja ein recht altruistischer Mensch zu sein.

    Neeee, als altruistisch empfinde ich ihn nicht. Er arbeitet für den Anwalt und ist damit natürlich daran interessiert, den Prozess zu gewinnen. Von daher macht er Stryver eben auf die Ähnlichkeit zwischen ihm und Darnay aufmerksam.


    Dickens selbst scheint ja ein Meister im Wechseln der gefühlsmäßigen Ebenen zu sein, für ihn ist es wohl normal, dunkle Themen zu beschreiben und gleich darauf direkt dieser Situation oder einer anderen komische Aspekte abgewinnen zu können. Kann mir aber vorstellen, dass ein dauerndes Hin- und Herspringen zwischen amüsanten Beschreibungen und Ernstem die Leser auch überfordern könnte.

    Zumindest fordert er uns massiv mit diesem Roman, wir müssen ziemlich aufpassen auf das, was er wo und wie beschreibt :ergeben:


    Ich beziehe mich da auf sein gleichgültiges Verhalten (er starrt dauernd an die Decke) während und auch kurz nach der Verhandlung.

    Wobei ich mittlerweile glaube, dass Carton einfach den Gerichtssaal über den Spiegel beobachtet. Der Spiegel wird ja kurz erwähnt - er hängt über dem Angeklagten und wirft Licht auf ihn. Aber ein Spiegel funktioniert ja auch anders herum :-,


    Da bin ich ganz bei dir. Er spielt hier meiner Meinung nach mit der Form des >allwissenden Erzählers<, der sich aber nicht aus einer erhöhten


    Perspektive zeigt, sondern sozusagen mittendrin agiert. Das ist ganz schön verwirrend und ich bin mir nicht ganz sicher was der Autor damit

    bezweckt.

    Danke :D Ich dachte heut nacht echt, ich bring alles durcheinander und mein Englisch verlässt mich langsam. Ich hab ja gleich nach dem ersten Lesen meine Verwirrung hier gepostet. Dann hab ich den Absatz nochmal gelesen und dachte "Mensch, ist doch klar"... aber beim dritten Mal war ich wieder verwirrt ?( Das ist richtig fies, was Dickens uns hier abverlangt, und es ist so ganz nebenbei versteckt.

    Schade, dass das in der Übersetzung so verloren geht. :-?


    Das ist ein böses Spiel das Herr Dickens hier treibt. Da kommt man schon ins Grübeln ob des wahren Charakters des Herrn Carton.

    Das ist alles sehr verwirrend und nebulös, ein wenig wie "zwei Seelen wohnten ach in seiner Brust"... Wir werden wohl erst ganz am Ende erfahren, welche die echte Seele ist und welche nur zur Tarnung, als Bild nach außen diente. :scratch:

  • Ich wollte mich schon viel eher melden :uups: Aber ich habe irgendwie die ganze Zeit gehofft, dass ich doch genug Zeit zum Einsteigen finden würde. Leider hat das doch nicht so ganz geklappt, und die drei freien Tage, die ich diese Woche hatte, waren ruck zuck vollgeplant. Schade, ich hätte das Buch gerne mit euch in Angriff genommen, aber so muss ich mich leider doch endgültig abmelden. Ich hoffe, dass es beim nächsten Mal wieder klappt, und wünsche euch weiterhin ganz viel Freude mit dem Buch!

  • Schade, ich hätte das Buch gerne mit euch in Angriff genommen, aber so muss ich mich leider doch endgültig abmelden. Ich hoffe, dass es beim nächsten Mal wieder klappt, und wünsche euch weiterhin ganz viel Freude mit dem Buch!

    Das ist schade :friends: Aber bestimmt sieht es nächstes Jahr wieder anders aus :)

  • Mein Buch liegt im Schlafzimmer, deswegen kann ich es nur sinngemäß wiedergeben, aber in meinen Notes steht, dass Dickens ein Buch über Prozesse und Urteile am Obersten Gerichtshof besaß und sich daraus wohl auch viel Wissen angeeignet hat. Ich such es später genauer heraus.

    Ich hab nachgelesen: die "State Trials", also die großen Prozesse des Königreichs gegen Verräter etc., wurden in gesammelter Form veröffentlicht. Dickens besaß einige dieser Bände. Und Darnays Prozess hat er offensichtlich einem großen Prozess nachempfunden, dem gegen Francis de la Motte, der des Verrats angeklagt, verurteilt und ähnlich grausam hingerichtet wurde, wie es Dickens beschrieben hat. :shock:

    Es sieht so aus als ob Dickens übel genommen wurde, dass er in seinem Roman Darnay hat freikommen lassen. Es wurde ihm wohl unterstellt, dass er damit gleichzeitig Zweifel an de la Mottes Schuld andeuten wollte. Ob dem so war, weiß ich nicht - so viel hab ich nicht nachgelesen um mich nicht zu spoilern.:uups:


    Kleine Infos am Rande:

    • Dieser Jeffries, dessen Gemälde kurz in Kapitel 5 erwähnt wird, war wohl ein Richter, der für seine Brutalität in seinen Urteilen gegen die Anhänger des Duke of Monmouth nach deren gescheitertem Putschversuch gegen James II.
    • die "garrison-and-Dockyard-town" war wohl Chatham, wo Dickens viele Jahre seiner Kindheit verbrachte


    Carton spukt noch massiv in meinem Kopf herum. Er und Stryver sind ja seit Schultagen irgendwie verbunden, denn beide besuchten Shrewsbury School. Das war eine sehr bekannte und noble Schule zu der Zeit, was für mich bedeutet, dass beide einen relativ wohlhabenden Hintergrund haben müssen. Auf eine Eliteschule kam man sonst ja nicht. Und beide verbindet eine gemeinsame Zeit in Paris, auch wenn nicht explizit gesagt wird, wann das war. Aber wenn ich jetzt zugrunde lege, dass Stryver eine gewisse Zeit für seine Karriere brauchte, so könnte das sehr wohl zu der Zeit gewesen sein als Manette im Gefängnis saß. Aber wohl kaum zu der Zeit als er abgeholt wurde, dazu scheinen mir die beiden Männer zu jung. Oder täusche ich mich da? Auf jeden Fall hat irgendwie jeder der Protagonisten eine Verbindung nach Frankreich, gleich welcher Art.

    Tatsächlich scheint mir Carton der mit den "besseren Anlagen" während Stryver sich durch Ehrgeiz hervortut, aber vielleicht nicht unbedingt durch Können. Er versteht es, sich bei den "richtigen" Menschen und Prozessen in den Vordergrund zu spielen und zu drängen, aber ausschlaggebend für seinen Erfolg ist doch eher Carton, der im Hintergrund die entscheidende Arbeit für ihn tut. :-k Altruistisch empfinde ich ihn noch immer nicht, aber irgendetwas in seiner Vergangenheit scheint ihn zu hindern, zu behindern, oder es ihm egal zu machen, was mit ihm passiert.... ein wenig hab ich das Gefühl, dass "die Sünden der Väter" ein Grundthema des Romans werden könnte. Welche "Sünden" aus der Familie heraus sorgen für welche Schwierigkeiten im Leben der Personen? :scratch:

  • Ich habe unseren ersten angeplanten Abschnitt komplett gelesen. Erstes Buch bis Zweites Buch / Kapitel 6

    Gestern im Bett , dabei habe ich es mir doch vorgenommen unseren Dickens nicht im Bett zu lesen, weil ich a) keinen Stift und Zettel in der Nähe habe um mir Notizen zu machen und b) mir bestimmt das eine oder andere dann doch wieder entgeht - aber mei, es war doch sooo spannend und ich so neugierig :uups:



    Die Szene mit den nassen Tüchern zeigt nur wieder einmal Dickens Fähigkeit zu Slapstick und Humor. Carton ist ja ziemlich betrunken als er schließlich bei Stryver auftaucht. Er braucht die nassen Tücher schlicht, um einigermaßen nüchtern zu werden und vielleicht etwaige Kopfschmerzen zu dämpfen. Gleichzeitig beschreibt es Dickens so herrlich, dass sein Kopf "dampfte" am Ende der nächtlichen Arbeitssitzung - also sein Kopf rauchte so richtig :totlach:

    Eine tolle Szene!


    Schade, dass das in der Übersetzung so verloren geht. :-?

    Das ist es wirklich :( Um so dankbarer bin ich für eure aufmerksamen Einwürfe hier im Thread! Wobei ich jetzt irgendwie erst mal den Überblick verloren habe, wer die Geschichte eigentlich erzählt. :uups:


    Carton spukt noch massiv in meinem Kopf herum.

    Mir auch und noch Mr. Darnay dazu. Was steckt wohl alles dahinter, dass Dr. Manette ihn immer wieder so anschaut, als wenn er eine unangenehme Erinnerung auslösen würde.


    Und beide Herren scheinen sich wohl für unser zartes Pflänzchen zu interessieren, warum sonst sollten sie dort immer gerne zu Besuch sein. Oder stecken andere Absichten dahinter, die mir entgangen sind? Bei meiner Lektüre gestern abend bin ich mir ja noch nicht einmal sicher für wen sich Mr. Lorry tatsächlich interessiert, für die resolute Mrs. Proß oder etwa doch Mrs. Manette? Welche Absichten hegt er? Fühlt er sich immer noch verantwortlich für Mrs. Manette und den Doktor?


    Sehr gut gefallen hat mir, wie Dickens das Ende des 6. Kapitels gestaltet hat, eine recht düstere Andeutung.

    Zitat von Seite 147

    "Gute Nacht, Mr. Carton!" sagte der Geschäftsmann. "Gute Nacht, Mr. Darnay! Werden wir wohl je wieder miteinander eine solche Nacht erleben?"

    Vielleicht. Vielleicht auch eine große Menschenmenge, die stürmend und tobend auf sie eindringt.



    Kiya Schade, aber vielleicht beim nächsten Mal wieder :)

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Nun habe ich den Abschnitt bis Buch 2, Kapitel 6 geschafft.

    Danach habe ich Eure Kommentare genau gelesen

    Und jetzt ergänze ich Eure Anmerkungen mit meinen, die noch nicht erwähnt worden sind.


    Zum Erzähler: Ich habe den Eindruck, dass es mehrere sind. Mir kommt es so vor, als würde die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden.


    Zu dem Rost von Herrn Jerry habe ich recherchiert und kann mir keinen sinnvollen Reim machen.


    Bisher habe ich den Eindruck, dass Dickens Szenen beschreibt, die nicht unbedingt einen Zusammenhang haben müssen. Ich bin gespannt, wie sie noch verknüpft werden.


    Ich glaube auch, dass die Geschichte im Tower, die Mr. Darnay erzählt mit Dr. Manette im Zusammenhang steht. Und wieder graben ... ausgraben.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.
    Heinrich Heine

  • Wobei ich jetzt irgendwie erst mal den Überblick verloren habe, wer die Geschichte eigentlich erzählt. :uups:

    Willkommen im Club :loool::friends:

    Mir auch und noch Mr. Darnay dazu. Was steckt wohl alles dahinter, dass Dr. Manette ihn immer wieder so anschaut, als wenn er eine unangenehme Erinnerung auslösen würde.

    Das werden wir bestimmt noch erfahren, denn Darnay hat ja auch Verbindungen nach Frankreich, auch wenn wir nicht wissen welche.

    Und beide Herren scheinen sich wohl für unser zartes Pflänzchen zu interessieren, warum sonst sollten sie dort immer gerne zu Besuch sein. Oder stecken andere Absichten dahinter, die mir entgangen sind?

    Was mich bei Carton erstaunt, hat er Lucie doch als "blondes Püppchen" abgetan. Überhaupt war ich erstaunt über diese selbstverständliche Art, in der die beiden Männer bei Manette erscheinen :-k

    Ich habe unseren ersten angeplanten Abschnitt komplett gelesen. Erstes Buch bis Zweites Buch / Kapitel 6

    Ich hatte übrigens bei der Einteilung nicht darauf geachtet, das Kapitel 7 nach Frankreich springt O:-) Da war ich heute ganz überrascht.

    Zu dem Rost von Herrn Jerry habe ich recherchiert und kann mir keinen sinnvollen Reim machen.

    Das wird später noch erklärt, irgendwann diese Woche 8)

    Bisher habe ich den Eindruck, dass Dickens Szenen beschreibt, die nicht unbedingt einen Zusammenhang haben müssen. Ich bin gespannt, wie sie noch verknüpft werden.

    Das ist seine Art, das war in den anderen Büchern auch so - am Ende führt Dickens alle Fäden zusammen und das kann er grandios :applause:

    Ich glaube auch, dass die Geschichte im Tower, die Mr. Darnay erzählt mit Dr. Manette im Zusammenhang steht. Und wieder graben ... ausgraben.

    dig dig dig - wie es im Original in der Szene hieß. Irgendeinen Zusammenhang muss es geben, Dickens baut so etwas nicht Grundlos ein.

  • Sehr gut gefallen hat mir, wie Dickens das Ende des 6. Kapitels gestaltet hat, eine recht düstere Andeutung.

    Das ist eine richtig dunkle und mit Vorrausahnungen versehene Szene in der Dickens auch gleich das kommende Gewitter mit einbringt

    und dadurch der Stimmung noch mehr Gewicht verleiht.

    Zitat


    (...) und ich bildete mir ein es seien die Schritte von Menschen, die in mein und meines Vaters Lebenhereinkämen.

    >>Ich nehme sie für das meinige in Anspruch<<, sagte Carlton, >> und ich stelle keine Fragen und mache keine Bedingungen.

    Da kommt eine schwere Menge auf uns herunter, Miß Manette, und ich sehe sie...ein Leuchten des Blitzes.<<

    ...>> und ich höre sie<<, fuhr er fort, als das Rollen des Donners aufhörte. >>Da kommen sie, rasch, wild und wütend.<<

    Und dann am Ende das Bild der großen Menschenmenge die stürmend und tobend herankommt. Großes Kino, Herr Dickens.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • ein wenig hab ich das Gefühl, dass "die Sünden der Väter" ein Grundthema des Romans werden könnte. Welche "Sünden" aus der Familie heraus sorgen für welche Schwierigkeiten im Leben der Personen? :scratch:

    Das halte ich auch für durchaus möglich. Die Sünden der Väter fordern ihre Opfer bei den Nachkommen. Sie müssen durch den Wandel der Zeiten

    die Verantwortung übernehmen, ob sie es nun wollen oder nicht. Die Idee gefällt mir und auch die Frage, wer wird Opfer bringen müssen um die

    Schuld der Väter zu tilgen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Herrje, ich hab' inzwischen auch total den Anschluss verloren. Meine Ausgabe ist einfach nicht für eine Leserunde geeignet, denn am meisten lese ich täglich beim Pendeln und dafür ist meine Ausgabe zu schwer. Ich lese das Buch in meinem Tempo zu Ende und dann führe ich mir Eure Beiträge zu Gemüte. Aber regelmäßig teilnehmen schaffe ich nicht, seid mir nicht böse. :(


    Sofern ihr nochmal eine Dickens-Leserunde macht, hole ich mir dann vorher auf jeden Fall eine Taschenbuchausgabe. :pale:

  • Einen schönen Sonntag wünsche ich euch :friends:

    Leider komme ich in der Woche nicht wirklich dazu den guten Charles Dickens zu lesen, noch wirklich mich hier an der Disskusion zu beteiligen.:uups: Trotz dem bin ich ganz brav und verfolge alles hier mit.

    Inzwischen bin ich auch bei Buch 2 Kapitel 6 angekommen und hier nun einige meiner Anmerkungen.....

    Krass fand ich die Strafe (aufhängen, noch lebendig aufschlitzen uws.), die mich irgendwie an die Tudor-Zeit erinnert hat (aber sooooo lange war sie ja noch gar nicht her).

    Nicht nur dir ging es so :friends: Schon alleine das lesen bzw. die Vorstellung wenn man zum Tode verurteilt wird *brrrrr*
    Zumal ich mir vorstelle erst bei letzten Akt der Tötung wirklich tod zu sein und alles andere in den einen oder anderen Maße noch mit bekommt.

    Sehr fragwürdig war die Szene nach dem Freispruch, als Lucies Vater mit dem freigesprochenen Angeklagten Mr. Darnay zusammentrifft - irgendwas (Düsteres) verbindet die beiden :scratch: und der hübsche Mr. Darnay scheint nicht der Unschuldsengel zu sein, der er zu sein vorgibt.

    Ich hatte auch das Gefühl das Miss Manette und ihr Vater sich während der Befragung sehr zurück gehalten haben und ausweichend/charmant zu den Fragen geantwortet haben.

    Das vermutet auch Mr. Carton, ein Gehilfe des Verteidigers Mr. Stryver. Diese beiden kennen sich seit Schulzeiten und Sydney Carton scheint das bereitwillige "Mädchen für alles" für den windigen Anwalt zu sein, der das reichlich ausnutzt. Bei dem nächtlichen Treffen der beiden kam es mir so vor, als wenn der Schakal Sydney für den Löwen Stryver Akten nach Schwachstellen durchforstet und somit eigentlich die Drecksarbeit für den Anwalt macht. Oder habt ihr das anders gelesen? Ich frage mich nur, was das mit den nassen Tüchern auf dem Kopf sollte?

    ...........die nassen Tücher hat Squirrel jetzt schon erklärt, genauso habe ich es auch empfunden. Zumal ich ganz bestimmt nicht nach 2 Flaschen Wein noch irgend etwas lesen bze. recherchieren könnte.

    Miss Proß dagegen will alles Unheil von ihrer Lucie abwenden und fühlt sich belästigt von den Hunderten von Leuten, die ständig ins Haus kommen

    Mir kommt Miss Proß wie eine übervorsorgliche Glucke vor, die ja jedes Unheil von ihren Zögling ab halten möchte. Wer weiß, was sie des nachts schon alles mit bekommen hat, wenn Vater und Tochter wiedermal auf Wanderschaft gehen.

    Ich hatte es so verstanden, dass er seinen Freispruch tatsächlich Mr. Carltons Aussage bzw. der Ähnlichkeit zwischen den beiden zu verdanken hat. Zumindest ein Zeuge wurde unglaubwürdig, weil er nicht mit Sicherheit sagen konnte, wen von beiden er denn bei verdächtigen Handlungen beobachtet hat.

    Diese Doppelgängergeschichte ist auch noch einmal mysteriös.

    So habe ich es auch verstanden, das in dem Moment nicht mehr eindeutig gesagt werden konnte, wem nun diese Taten zu zuordnen sind.

    Die Szene mit den nassen Tüchern zeigt nur wieder einmal Dickens Fähigkeit zu Slapstick und Humor. Carton ist ja ziemlich betrunken als er schließlich bei Stryver auftaucht. Er braucht die nassen Tücher schlicht, um einigermaßen nüchtern zu werden und vielleicht etwaige Kopfschmerzen zu dämpfen. Gleichzeitig beschreibt es Dickens so herrlich, dass sein Kopf "dampfte" am Ende der nächtlichen Arbeitssitzung - also sein Kopf rauchte so richtig

    :thumleft: ..................ein vorzügliche Szene, die mir dann doch schon ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Ansonsten muss man bei diesen Roman hochkonzentriert sein um ja jedes so winzige Detail mit zu bekommen.

    Tatsächlich scheint mir Carton der mit den "besseren Anlagen" während Stryver sich durch Ehrgeiz hervortut, aber vielleicht nicht unbedingt durch Können. Er versteht es, sich bei den "richtigen" Menschen und Prozessen in den Vordergrund zu spielen und zu drängen, aber ausschlaggebend für seinen Erfolg ist doch eher Carton, der im Hintergrund die entscheidende Arbeit für ihn tut.

    ................kurz gesagt, er kann sich einfach besser verkaufen :wink::wink::wink:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Neeee, als altruistisch empfinde ich ihn nicht.

    … die anderen auch nicht, aber ich dennoch :uups:.

    Er hat gute Anlagen, schreibt Dickens, und wir werden sicher

    noch erfahren, wieso er so viel trinkt bzw. welche Umstände es waren, dass er nicht so erfolgreich ist wie sein

    Freund, sondern eher im Hintergrund agiert.


    Ich frage mich außerdem, wieso der Erzähler /der Autor diese Figur überhaupt einfügt, und daher bin ich gespannt, wie

    sein Charakter entfaltet wird, es scheint doch etwas Besonderes an ihm zu sein. Über das Bild Schakal-Löwe muss ich allerdings mal nachdenken.


    Und dann am Ende das Bild der großen Menschenmenge die stürmend und tobend herankommt. Großes Kino, Herr Dickens.

    Diese Szene finde ich sehr beeindruckend: mit dem Gewitter zusammen eine Vorausdeutung auf große Umwälzungen.


    Und das gespenstische Getrappel verstärkt dieses Gefühl.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich frage mich außerdem, wieso der Erzähler /der Autor diese Figur überhaupt einfügt, und daher bin ich gespannt, wie

    sein Charakter entfaltet wird, es scheint doch etwas Besonderes an ihm zu sein.

    wegen des Fräuleins Manette? Zwei Männer und eine Frau :-,