Un Su Kim - Die Plotter / The Plotters

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)

    Raeseng ist Killer von Beruf, seit ihn Old Raccoon als Kind bei sich aufnahm und ausbildete. Aufgewachsen an einem geheimen Rückzugsort in Seoul, einer Bibliothek voller alter Bücher, gehört er zur Killer-Elite Koreas. Denn Old Raccoon ist ein Plotter. Als Kopf der Organisation »Library of Dogs« hat er seit Jahrzehnten alle politisch gewollten Exekutionen in Korea geplant. Doch als die Macht der Diktatur schwindet, gerät auch der Einfluss der Plotter ins Wanken – und eine neue Generation beginnt, ihr eigenes tödliches Netzwerk aufzuziehen. Als Raeseng vom Plan der Plotter bei der Ausführung eines Auftrags abweicht, geraten die Dinge außer Kontrolle – und Raeseng rückt selbst an die erste Stelle der Todesliste …

    Nach Han Kangs Sensationserfolg Die Vegetarierin macht mit Un-Su Kim ein weiterer koreanischer Bestsellerautor international Furore. In Korea gefeiert und mehrfach preisgekrönt, besticht Un-Su Kim in Die Plotter durch einzigartigen Stil und bemerkenswerte Beobachtungsgabe. Mit einfühlsam-sarkastischem Humor lässt er in seinem außergewöhnlichen Krimi noir den Beruf des Killers zum Handwerk werden. Ein faszinierendes Leseerlebnis, das alles zugleich ist: traumhaft und realistisch, hart und aufwühlend. Wie schon Old Raccoon sagte: »Wenn du Bücher liest, wird dein Leben erfüllt sein von Ängsten und Scham« – und alles andere als langweilig.


    Autor (Quelle: amazon)

    Un-Su Kim, geboren 1972 in Busan, Korea, hat in seiner Heimat mehrere Literaturpreise gewonnen, darunter den renommierten Mumhakdongne Preis. Mit Die Plotter, seinem ersten Kriminalroman, ist ihm auf Anhieb ein Werk gelungen, das Zeichen setzt – nicht nur in Korea. Die internationale Krimiszene feiert ihn schon jetzt als den »koreanischen Henning Mankell«.


    Inhalt

    Siehe Kurzbeschreibung


    Beurteilung

    Als erstes zum Cover: Ich fand es faszinierend. Die ganze Aufmachung des Buches mit den Blutspritzern, die sich auch über den Schnitt ziehen, fand ich ganz toll und passend zum Inhalt des Buches. Seit der Leseprobe war mir dann auch klar, warum eine blutbespritzte Dahlie als Cover gewählt war.

    Das Buch hat dann meine Erwartungen, die ich nach der Leseprobe hatte, leider nicht erfüllt. Ich erwartete einen packenden Thriller, aber es war zwar ein ungewöhnlicher Krimi, dem aber nach dem beeindruckenden Beginn die Spannung fehlte. Nur zum Schluß wurde es dann noch mal etwas spannend.

    Der Schreibstil des Autors ist flüssig und auch angenehm zu lesen. Eine Unterteilung in Kapitel hätte ich mir jedoch gewünscht.

    Ein Vergleich mit Henning Mankell finde ich nicht passend.


    Fazit

    Ein unterhaltsames Buch, welches ich auch gerne empfehlen kann. Wer allerdings einen Thriller erwartet, wird enttäuscht sein. Von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • :study: Das Lächeln der Fortuna (R.Gable)
    :bewertung1von5: Bücher/Seiten 2022: 53/23.270 || SUB 277 O:-) (Start:287)

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    "Bücher sind Wahrheiten inmitten von Lügen." / S.King
    "Ein Frosch ohne Humor ist nur ein kleiner grüner Haufen." / Muppet Show
    "Why do most people fail to give each other the fairy tale?" / M.Quick

  • Das Cover hat mich auf den ersten Blick angesprochen und die Buchbeschreibung hörte sich auch interessant an, daher wollte ich den Thriller unbedingt lesen. Die Geschichte spielt in einem brutalen und rücksichtslosen Umfeld und Raeseng sieht sich dann plötzlich selbst auf der Todesliste, aber so ein richtiger Thriller ist es für mich trotzdem nicht. Es ist ein interessantes und spannendes Buch, das in einem Land spielt, welches uns doch ziemlich unbekannt ist.

    Raeseng wurde als Kind von dem Plotter Old Raccoon aufgenommen und dann als Killer ausgebildet. Inzwischen ist er Anfang dreißig. Aber die politischen Verhältnisse ändern sich und die Macht der Organisation „Library of Dogs“ und damit der Plotter schwindet. Es entwickelt sich eine neue Generation von skrupellosen Killern. Raeseng gerät selbst auf die Todesliste, als er einen Auftrag nicht so ausführt, wie befohlen.

    Mir hat es der Schreibstil angetan, der ausdrucksstark und überzeugend ist.

    Es gibt recht viele Personen in dieser Geschichte, was es nicht ganz einfach macht. Doch sie sind vielschichtig und interessant dargestellt. Raeseng ist ein sehr interessanter Protagonist. Er ist gut ausgebildet und nachdenklich. Als es Veränderungen gibt, überlegt er, ob er diesen Job aufgeben soll. Eigentlich möchte er weit weg ein neues Leben beginnen. Doch stattdessen gerät er immer tiefer in dieses Geflecht.

    Das Ende kommt sehr dramatisch daher, aber es ist nur schlüssig und passend.

    Es ist ein spannendes und brutales Buch, das in einer uns fremden Welt mit einer ebenso fremden Mentalität spielt. Man muss sich auf dieses Buch einlassen können. Mir hat es gefallen.

  • Seit Raeseng als Säugling von Old Raccoon aufgezogen wurde, dem Besitzer und Anführer der "Library of Dogs" ist sein Leben vorbestimmt. Und so steigt er mit 17 Jahren quasi ins Familiengeschäft ein: als Auftragskiller erledigt er die Drecksarbeit für die Strippenzieher im Hintergrund, die so genannten Plotter. Doch als Raeseng schließlich eines Tages von den Vorgaben für einen seiner Aufträge abweicht, gerät er selbst ins Fadenkreuz und auf die Abschussliste der Plotter.

    Es ist eine schonungslose Geschichte, die der Koreaner Un-Su Kim uns hier präsentiert. An vielen Stellen merkt man ihr den asiatischen Stil deutlich an und die Alltagsszene lesen sich dann wie aus der Feder von Haruki Murakami. Wenn dann jedoch Finger durch die Luft fliegen oder über die korrekte und spurlose Zerstörung menschlicher Überreste gefachsimpelt wird, ist nur zu klar, dass es sich hier eben nicht um ein Werk des japanischen Bestsellerautors handelt, sondern um einen knallharten koreanischen Thriller.

    Der Leser begleitet Raeseng durch einen Großteil seines Lebens, erfährt von seiner einsamen Kindheit ohne Liebe in der Bibliothek Old Raccoons, von seinen kläglichen Versuchen, einen anderen Beruf zu wählen und von seiner Loyalität zu der einzigen Familie, die er jemals hatte. In Hanja, der so etwas wie sein älterer Bruder ist, hat er den perfekten Gegenspieler und nur einer von beiden kann am Ende lebend aus allem herauskommen.

    "Die Plotter" ist ein Thriller mit einem interessanten Thema, der den Auftragskiller Raeseng für uns greifbar macht. Man muss sich jedoch damit abfinden, dass uns nur ein Ausschnitt aus einem großen Ganzen präsentiert wird, nur eine Episode in einem viel größeren Schauspiel. Das ist dem Autor gut gelungen, der nüchterne Sprachstil unterstreicht die Handlung noch mehr. Dennoch hätten dem Roman in manchen Szenen ein paar Zeilen mehr gut getan, vieles bleibt so einfach unbefriedigend und unabgeschlossen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Langatmig...


    Raeseng verdient seine Brötchen als Auftragskiller. "Plotter" engagieren ihn und geben ihm auch Details zu den zu tötenden Menschen bekannt. Plötzlich wendet sich die Lage und Raeseng gerät selbst in das Fadenkreuz eines Killers.


    Die Geschichte spielt in Korea und damit für mich ein neues Leseerlebnis. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, schon einmal eine Geschichte, die in Korea handelt, gelesen zu haben. Mir war zum Beispiel nicht bekannt, was so genannte Plotter sind.... Auftraggeber, die Berufskiller engagieren um Menschen zu töten.

    Der Schreibstil des koreanischen Un-Su Kim ist sehr nüchtern und sachlich. Und leider durch viele Details auch etwas langatmig. Zuerst einmal konnte ich durch den sachlichen Schreibstil praktisch keine Beziehung zu den Figuren aufbauen. Eine Freundin von Raeseng, mit der er immerhin ein halbes Jahr zusammenlebt, wird zum Beispiel konsequent " die Frau " genannt … auch nach der Lektüre habe ich keine Ahnung, wie ihr Name ist, was sie wirklich gefühlt und sich erhofft hat. So liest sich diese Story um den Auftragskiller nicht wie ein Thriller, eher wie ein gleichmässiger Handlungsstrom ohne wirklich in die Tiefe zu gehen. Oder spannende Passagen zu enthalten. Zwar habe ich zwar Raeseng als roten Faden in der Story wahrgenommen, seine Erlebnisse doch eher als Aneinanderreihung von Figuren und Handlung empfunden. Sehr oft haben die neu eingeführten Figuren einen kurzen Auftritt und verschwinden dann in der Versenkung. Das verstärkt den Eindruck von aneinandergereihten Kurzgeschichten, die nur durch die Präsenz von Raeseng zusammenhängen.

    Zu einem zentralen Thema wird die Liebe zu Büchern und das Lesen an und für sich. In einigen Gedanken und Überlegungen habe ich mich wiedergefunden …. doch was dieses ausschweifende und viel Raum einnehmende Thema mit einem Thriller zu tun hat, bleibt mir unerklärlich.

    Mir war das zu viel koreanische Geschichte und zu viele in die Länge gezogene Gespräche, die jede Spannung schon vor dem Entstehen kappen. Hingegen habe ich doch einiges gelernt, gerade über das soziale Gefüge der Profikiller in Korea.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • "Der Schmutz den wir kennen..."


    Von der saubersten Mülltonne der Welt, vor dem Nonnenkloster, "geboren", wird Raeseng "gerettet" und schon in jungen Jahren von Old Raccoon, dem Leiter der geheimen Bibliothek "Dog House" aufgenommen. Einsam und kalt wächst er zwischen den Büchern und seinen literarischen Helden, zum Beispiel Achilles, auf und wird schließlich selbst zum Attentäter ausgebildet. Wir lernen Raeseng als einen sympathischen Killer mit Herz kennen, ein Mann, den man sich auch gut als Kollegen oder in jeder x-beliebigen gesellschaftlichen Position denken könnte. Doch Raeseng ist im "Dog House", denn "der Schmutz, den man kennt, ist besser, als der Unbekannte. Mit ihm können wir besser umgehen". Nun ist er 32, eigentlich noch jung, - eigentlich, denn man weiß nie, wann die Uhr plötzlich stehen bleibt.


    "Die Plotter" nimmt uns mit in die dunkle und zwielichtige Welt der Profikiller und Mörder. Eine Welt, in der man zwischen alter Ehre, Geld und Korruption zum richtigen Preis auf dem "Fleischmarkt" alles kriegen kann. Eine Welt, an der Wandel der Zeit nicht einfach vorbeistreift. Hungrig steht sie kurz vor den politischen Wahlen. Old Raccoon wird alt und neue "Könige der Unterwelt" betreten den Platz. Ein Krieg um den obersten Stuhl bahnt sich an. Raeseng steht plötzlich zwischen den Fronten.


    Un Su Kim schafft es, durch die Hand seines Charakters Raeseng Mord wie ein gutes, altes, Traditions- Handwerk zu darzustellen.

    Geht der Klappentext eher in guter Thriller- Manier auf die Tatsache, dass Raeseng nach einem veränderten Auftrag nun auf Nummer 1 der Liste steht, hat man beim Lesen eher den Eindruck, diese Tatsache ist nebensächlich. Vielmehr stehen die Verwicklungen seiner Welt, der philosophische Blick aus Raesengs Augen und sein Umgang mit den eigenen Gefühlen im Wandel der Zeit im Vordergrund, mal als Jäger, mal als Gejagter.



    Fazit:

    All die Seiten habe ich bis zum Schluss lebhaft mit Raeseng mitfiebern können. Und es war schön zu sehen, wie man den Hauptcharakter und seine Welt wie beim pellen einer Zwiebel Schicht um Schicht besser zu verstehen lernt, bis zum Kern. "Die Plotter" ist ein Buch, das in uns viele Fragen aufwirft.


    Für Leser des Außergewöhnlichen, die nicht auf pure, harte Thriller- Action, sondern zart ineinandergefiderte Lebens - Szenen, in denen letztlich doch alles ineinander verwoben ist lieben, eine tolle Lektüre!

  • Buchmeinung zu Un-Su Kim – Die Plotter


    „Die Plotter“ ist ein Thriller von Un-Su Kim, der 2018 im Europa Verlag in der Übersetzung von Rainer Schmidt aus dem Englischen erschienen ist. Die koreanische Originalausgabe ist 2010 erschienen.


    Zum Autor:

    Un-Su Kim, geboren 1972 in Busan, Korea, hat in seiner Heimat mehrere Literaturpreise gewonnen, darunter den renommierten Mumhakdongne Preis. Mit Die Plotter, seinem ersten Kriminalroman, ist ihm auf Anhieb ein Werk gelungen, das Zeichen setzt – nicht nur in Korea.


    Klappentext:

    Raeseng ist Killer von Beruf, seit ihn Old Raccoon als Kind bei sich aufnahm und ausbildete. Aufgewachsen an einem geheimen Rückzugsort in Seoul, einer Bibliothek voller alter Bücher, gehört er zur Killer-Elite Koreas. Denn Old Raccoon ist ein Plotter. Als Kopf der Organisation »Library of Dogs« hat er seit Jahrzehnten alle politisch gewollten Exekutionen in Korea geplant. Doch als die Macht der Diktatur schwindet, gerät auch der Einfluss der Plotter ins Wanken – und eine neue Generation beginnt, ihr eigenes tödliches Netzwerk aufzuziehen. Als Raeseng vom Plan der Plotter bei der Ausführung eines Auftrags abweicht, geraten die Dinge außer Kontrolle – und Raeseng rückt selbst an die erste Stelle der Todesliste …


    Meine Meinung:

    Der Beginn des Buches war außerordentlich gut, aber leider konnte dieses Niveau nicht annäherungsweise gehalten werden. Dieser erste Abschnitt mit der Begegnung wissendes Opfer und Killer war faszinierend. Man spürte die koreanische Tradition, die bei beiden Figuren im Vordergrund stand. Für einen westlich geprägten Menschen passierte Unfassbares und für beide Figuren war es angemessen. Nach diesem Einsatz ließ die Spannung stark nach und Raeseng hatte Zeit nachzudenken. Er nutzte diese Zeit zu alleilei eher philisophischen Gedanken und Exkursen über die arbeitsteilige Praxis im Killergeschäft. Dann tauchten immer mehr westlich geprägte Motive auf, eine Liebesgeschichte mit Spionageelementen, die in einem Finale ala Hollywood endeten. Zwischendurch fand sich Gelegenheit sehr detailliert und grausam Auseinandersetzungen im Milieu zu beschreiben. Mir hat diese Mischung asiatisch und westlich geprägter Vorgehensweise nicht zugesagt, zumal der Spannungsbogen verloren ging und die neu aufgebaute Spannung eher Thrillercharakter hatte. So sehr mir die ersten Abschnitte gefallen haben, so sehr war ich vom Rest enttäuscht.


    Fazit:

    Nach grandiosem Beginn wird das Buch zunehmend schwächer und das Ende passte eher zu einem 08/15 Hollywoodthriller. Insgesamt bewerte ich dieses Buch mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Eine Leseempfehlung kann ich nur für den Beginn aussprechen.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ich wusste am Anfang nicht was ich von Die Plotter halten sollte. Es ist ein koreanischer Roman, der durch seine rohen Emotionen und die ehrlichen Characktere überzeugt. Die Handlung schweift regelmäßig durch Rückblenden und oder Erinnerungen ab. Ich dachte das lenkt ab, aber irgendwie zieht einen dies in den Bann. Es fühlte sich natürlich an und nicht aufgesetzt und der Hintergrund der Hauptperson verstärkt nur die seltsamte Sympatie die man mit dem moralisch flexiblen Hauptcharackter hat. Das Buch ist düster aber trotzdem habe ich daran gehangen. An der Aufmachung des Buches fand ich den Touch mit den Blutigen Buchseiten am Einband genial. Das fasst das Buch gut zusammen. Nettes Cover hat es auch.

  • Inhalt

    Raeseng arbeitet in Seoul als Auftragskiller. Bei seinem aktuellen Auftrag zögert er und wird prompt von seinem Opfer in dessen einfache Hütte eingeladen. Ein Mann sollte seinen Tod in Würde wählen dürfen, davon ist der alte Mann überzeugt. Nachdem Raeseng einmal ins Grübeln gekommen ist, scheint es mit der Routine seines Berufsstandes begab zu gehen. Ein Rückblick zeigt auf, wie Raeseng als Findelkind zu Old Racoon gekommen ist, seinem Pflegevater und Ausbilder. Der Junge hat sich im Dog House, in Racoons Bibliothek, selbst Lesen und Schreiben beigebracht, was Old Racoon anfangs nur schwer glauben kann. Man könnte sich fragen, was Racoon mit einer Bibliothek will; schließlich liest er darin nur das Lexikon. In der Zunft der Morddienstleister („gute Arbeit muss anständig bezahlt werden“) ist Raeseng eine Art Laufbursche, der Pläne anderer ausführt. Das akribisch ausgetüftelte System besteht aus Ermittlern, Dispatchern, Killern, und es nutzt für die spurlose Beseitigung der Leichen das gut getarnte Krematorium von „Baer“. Als Kulisse dient ein Staat im Umbruch, vermutlich im Übergang von einer ehemals autoritären Diktatur zu einer freieren Gesellschaft. Fragt sich nur, was das für eine Gesellschaft ist. Die Kräfte des Marktes schlagen bei den Plottern jedenfalls erbarmungslos zu, die Preise fallen ins Bodenlose. Sollen Menschen wirklich ihre Feinde oder Angehörigen abmurksen lassen dürfen, nur weil sie sich das aufgrund eines Preiskampfes neuerdings leisten können? Auch die Frage, warum das Land noch rückständig ist, taucht im Gespräch auf, und dass man seine Einstellung ändern müsse. Bei den Arbeitskräften sind erste Skrupel zu beobachten, auch ein Nachfolgekonflikt zwischen erfahrenen Alten und ehrgeizigen Jungspunden ist zu ahnen. Über die knochentrockene Art mit dem Tod umzugehen musste ich einfach grinsen. Dass der Buchschnitt aussieht, als hätte daneben jemand gerade ein Huhn geschlachtet, macht danach auch nichts mehr.


    Die Struktur von Handwerksbetrieben wirkt in diesem Setting symbolkräftig, ähnlich einem Gleichnis auf einen modernen Industriestaat oder gnadenlose Konkurrenzkämpfe auf globalisierten Märkten. Die zunftartige Organisation der Plotter und ihre Berufsehre könnte es so ähnlich in jeder Kultur und in jeder Epoche geben. Höchst amüsant fand ich den Grundsatz, dass ein Plotter stets unauffällig zu sein hat; nur Unwissenheit wird sein Leben schützen. Diese Weisheit erinnert an die Erfahrung, dass das Wissen, das du deinen Kollegen voraus hast, dir nur schaden wird. Zukünftig wirst du diese Tätigkeiten immer erledigen müssen, während die Unwissenden sich zurücklehnen können. Der Grundsatz, nur ja nicht aus der Masse herauszuragen, hat im asiatischen Raum sicher umfassendere Geltung als bei uns in Europa. Die Bibliothek, das Verhältnis zwischen Meister und Schüler, die Nachfolgefrage in einer mafiösen Gruppe, Raesengs Skrupel – der Interpretationsspielraum ist hier erfreulich umfangreich. Raeseng tritt als erstaunlich offene, leicht zynische und dabei nachdenkliche Person auf. Ein Killer, der Katzen hält und sich nicht daran stört, auf einem rosa Fahrrad mit Einkaufskorb herum zu düsen. Stark.


    Fazit

    Ein kluges, bissiges, höchst symbolisches Buch, für das das Etikett Thriller m. A. nach zu kurz greift.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow