Frank Goldammer - Roter Rabe

  • Kurzmeinung

    Gernleserin
    Ich liebe diese Krimi Reihe. Bisher war jeder Teil super.
  • Kurzmeinung

    claudi-1963
    Ein Krimi mit Historie vom Feinsten, wieder bin ich eingetaucht in ein Stück DDR Geschichte und russische Besatzungszone
  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Spion im eigenen Land
    Im Spätsommer 1951 kehrt Oberkommissar Heller mit seiner Familie aus dem staatlich genehmigten Ostseeurlaub nach Dresden zurück. Für seine Frau Karin geht die Fahrt gleich weiter, denn sie hat überraschend die Reiseerlaubnis in den Westen zu Sohn Erwin erhalten. Heller ist besorgt. Doch sein neuer Fall lässt ihm keine Zeit zum Grübeln: Zwei unter Spionageverdacht stehende Männer, Zeugen Jehovas, sterben in ihren Gefängniszellen. Und es geschehen weitere mysteriöse Todesfälle. Bei einem der Opfer wird eine geheimnisvolle Botschaft gefunden: »Eine Flut wird kommen.« Heller beschleicht eine schreckliche Ahnung.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Frank Goldammer wurde 1975 in Dresden geboren und ist gelernter Maler- und Lackierermeister. Neben seinem Beruf begann er mit Anfang zwanzig zu schreiben, verlegte seine ersten Romane im Eigenverlag. Mit ›Der Angstmann‹, Band 1 der Krimiserie mit Max Heller, gelangte er sofort auf die Bestsellerlisten. Er ist alleinerziehender Vater von Zwillingen und lebt mit seiner Familie in seiner Heimatstadt.


    Allgemeines
    Vierter Band um den Dresdener Oberkommissar Max Heller
    Erschienen am 21.12.2018 bei der dtv Verlagsgesellschaft als broschiertes TB mit 384 Seiten
    Gliederung: Nicht-nummerierte Kapitel, jeweils mit Datum und Tageszeit überschrieben – Glossar
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Max Heller
    Handlungsort und -zeit: Dresden, im September 1951


    Zum Inhalt
    Nach der Rückkehr von einem gemeinsamen Ostseeurlaub darf Max Hellers Frau Karin nach Köln reisen, um ihren älteren Sohn Erwin in Köln zu besuchen, Max und die Pflegetochter Anni müssen jedoch in der DDR zurückbleiben. Ausgerechnet während Karins Abwesenheit, als Max eigentlich die kleine Anni intensiv betreuen soll, bekommt er es mit einem merkwürdigen Fall und zeitraubenden Ermittlungen zu tun. Zwei wegen Spionageverdachts inhaftierte Männer, die zu den Zeugen Jehovas gehörten, sollen sich in ihren Zellen umgebracht haben. Max zweifelt am Selbstmord und beginnt im Umfeld der Männer zu ermitteln, jedoch häufen sich plötzlich weitere Todesfälle von Zeugen durch vermeintliche Selbstmorde, Unfälle und einen Schlaganfall. Unglücksfälle wie die Explosion in einem Kraftwerk lassen in Max den Verdacht aufkommen, dass jemand der Stadt durch Sabotage schaden und für den Westen spionieren will. Einen solchen Verdacht hat man auch beim Ministerium für Staatssicherheit, der Drahtzieher aller dieser Todes- und Unglücksfälle soll ein mysteriöser „Amerikaner“, den die Russen auch „woron“, den Raben, nennen, sein. In der Zeitung erscheinen chiffrierte Anzeigen, die möglicherweise auf das Datum eines erneuten, großen Anschlags hinweisen könnten…


    Beurteilung

    Die Handlung des vierten Bandes um Max Heller ist ziemlich komplex und für Leser, die sich bisher nicht mit dem Thema „Spionage“ befasst haben, nicht immer einfach zu überblicken; die Zusammenhänge erschließen sich erst gegen Ende des Romans. Sehr anschaulich und eindrücklich ist dagegen von Anfang an die zeitgeschichtlich sehr interessante Schilderung des Lebens in der DDR in einem Klima von dauernder Bespitzelung. Die Versorgungslage mit Lebensmitteln ist zwar inzwischen ausreichend, jedoch längst nicht so gut wie in der BRD. Das wissen die Menschen und in vielen wächst der Wunsch, in den Westen zu gehen. Deshalb gibt es keine Ausreisegenehmigungen für ganze Familien; am Beispiel Max Hellers wird deutlich, wie die Zurückgebliebenen ihre Angehörigen vermissen und in der Angst leben, diese könnten nicht zurückkehren.
    Des Weiteren leben die Menschen mit der ständigen Befürchtung, der Spionage oder anderer subversiver Tätigkeiten verdächtigt zu werden, für solche Verdächtigungen reicht es schon, wenn man dabei „erwischt“ wird, westliche Radiosender zu hören.
    Wie schon in den vorherigen Bänden widmet der Autor der Persönlichkeit und Gedankenwelt seines Protagonisten große Aufmerksamkeit und arbeitet dessen Charakter differenziert aus. Es ist in Bezug auf den Kriminalfall nicht unbedingt erforderlich, die ersten drei Bände gelesen zu haben, aufgrund der Entwicklungen sowohl im persönlichen Leben Max Hellers als auch im Hinblick auf die politische und gesellschaftliche Situation ist es aber auf jeden Fall lohnend, die Bücher in der korrekten Reihenfolge zu lesen.


    Fazit
    Ein komplexer, nicht von Hochspannung geprägter Kriminalroman, der in sehr anschaulichem Erzählstil einen beeindruckenden Einblick in das Leben der DDR-Bürger zu Beginn der Fünfzigerjahre des 20. Jahrhunderts bietet – sehr lesenswert!

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    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • "Zu viel Vertrauen ist häufig eine Dummheit, zu viel Misstrauen immer ein Unglück." (Jean Paul)

    Dresden 1951:

    Max, Karin und Annie sind nach einem wunderschönen Ostseeurlaub wieder in Dresden angekommen. Karin dagegen darf gleich zur nächsten Reise antreten, den sie hat, einen Besuch bei Sohn Erwin im Westen genehmigt bekommen. Max und Annie hingegen müssen schauen wie sie alleine und mit der inzwischen leicht dementen Frau Marquart zurechtkommen. Und auch bei der Polizei ist heftige Unruhe, nachdem kürzlich 2 Gefangene sich selbst gerichtet haben. Komisch ist nur das die beiden von den Zeugen Jehovas waren und zudem sich absolut identisch umgebracht haben. Während Heller sehnsüchtig auf ein Telegramm von Karin wartet, geschehen weitere Selbstmorde und andere suspekte Todesfälle. Zudem taucht Saizev ein alter Bekannter von Heller auf, der ihn warnt nicht zu tief an den Fällen zu graben. Als dann auch noch die Tochter einer alten Bekannten von Frau Marquart auftaucht, wird Max immer misstrauischer. Kann das alles noch Zufall sein und warum meldet sich Karin nicht?


    Meine Meinung:
    Mit "Roter Rabe" habe ich inzwischen das vierte Buch von Frank Goldammer Ermittler Max Heller gelesen. Ich fieberte diesem Band schon entgegen, den kein anderer Autor bekommt es so gut hin Krimi und historische DDR Geschichte unter einen Hut zu bekommen. Das Cover mit dem im Hintergrund des noch immer zerstörten Dresden und der flüchtenden Frau, passte wieder einmal ausgezeichnet zu der Heller Reihe. Auch in diesem Buch ging es wieder schon in "Tausend Seelen" um die russische Besatzungszone, die Machenschaften und Einflüsse der Russen durch die (MGB), dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Ich als nicht DDR-Bürger und Nachkriegskind fand diese Machenschaften natürlich total interessant, zu sehen was für Schwierigkeiten damals die Bürger hatten. Dazu kamen noch Hellers Ängste das seine Frau Karin nicht mehr aus dem Westen zurückkehrt. Außerdem noch die unverhoffte Mitbewohnerin Edeltraut Herrmann, der er sehr misstraute. Doch auch die Ängste von Werner Oldenbusch, dem seine Verlobte in den Westen abgetaucht ist. Hier sah man besonders, wie misstrauisch die damalige Bevölkerung inzwischen gegen jeden geworden ist, nicht einmal mehr Kollegen traute man über den Weg. Was ja auch teilweise berechtigt war, wie man später feststellen musste. Doch die viele mysteriösen Toten gaben nicht nur Max Heller Rätsel auf, selbst ich war bis zum Ende unschlüssig wer der wahre Täter sein könnte. Trotzdem dieser Krimi nicht von Blut und Spannung strotzte, hatte der Autor hier wieder ein unfassbares Katz und Maus Spiel, zwischen Religion, Spionage und russischen Kalkül gezaubert. Dazu nicht nur gut ausgedachte Charaktere, wie z. B. den cleveren Max Heller, Kollege Werner Oldenbusch, die auch hier wieder ein hervorragendes Team bildeten. Nein selbst die Nebendarsteller waren sehr gut gewählt. Doch am meisten beeindruckt hat mich wieder einmal Goldammers Wissen, vor allem über die Dresdner Historie und das feine Gespür für kleine Nebensächlichkeiten, wie Karins Besuch in den Westen. Für mich ein weiterer lesenswerter und hervorragender Band, dem ich 5 von 5 Sterne gebe.

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  • SPANNUNG VOM ANFANG BIS ZUM ENDE


    Teil 4 – Roter Rabe - und wir sind wieder in Dresden! Man schreibt nun das Jahr 1951. Seit fast zwei Jahren gibt es zwei deutsche Staaten. Deutschland ist getrennt und es existieren zwei politische Systeme.

    Max Heller, der Oberkommissar, kommt mit seiner Frau Karin und Pflegekind Anni vom erholsamen Ostseeurlaub zurück. Nachdem Karin kurze Zeit später in den Westen zu Sohn Erwin reisen darf, bleibt Heller mit unguten Gefühlen und Sorge zurück. Doch zum Grübeln bleibt ihm keine Zeit, denn es passieren unerklärliche Todesfälle wie am Fließband. Von Spionage ist die Rede, vom mysteriösen Amerikaner, den man Rabe (russisch: Woron) nennt, von dem eine große Gefahr auszugehen scheint. Lange Zeit tappen Max Heller und seine beiden Kollegen Oldenbusch und Salbach im Dunkeln, ehe sich alles aufklärt.

    Ich bin sofort wieder gut in das Geschehen hineingekommen. Es sind nur wenige Tage im September (vom 8. bis 23.), die der Autor Frank Goldammer mit einer atemberaubenden, manchmal mit Beklemmung gemischter Spannung beschreibt. Eine unterschwellige Bedrohung ist in den Zeilen für mich ständig spürbar. Es passiert sehr viel Seltsames, Unerklärliches. Eigenartige, manchmal regelrecht schizophren zu nennende Zustände überall!

    Mir gefällt die natürliche, unverkrampfte Schreibweise bis in die Dialoge hinein. Auch die Protagonisten agieren im Kontext ihrer Zeit und mir kam es manchmal so vor, als wäre ich selbst mittendrin. Schon in meiner Rezension zum 3. Teil schrieb ich, wie sehr mich der direkte, lebendige Sprachstil begeistert, der den jeweiligen Umständen voll entspricht. Seit Teil 1 „Der Angstmann“, seit Ende November 1944 habe ich Kommissar Max Heller bisher begleitet. Er ist und bleibt eindeutig der positive Held, an seinem Charakter gibt es fast nichts auszusetzen. Der Mann ist sympathisch, direkt in der Ansprache gegenüber allen; sehr gewissenhaft, pragmatisch, wertungsfrei und konsequent, unbestechlich geht er seiner Arbeit nach. Warnungen seines Vorgesetzten Niesbach schlägt er in den Wind und politische Querelen interessieren ihn nicht, wenn sie seine Ermittlungen tangieren. Es kommt recht gut rüber bei mir, wie unter der Bevölkerung, aber auch in den Ämtern bis hin zum Geheimdienst (MfS) sich eine Atmosphäre breitmacht, die von Angst, Mißtrauen, großer Unsicherheit und Paranoia geprägt ist und die dann wiederum weitergetragen wird. Das bringt der Autor besonders gut bei der Figur des Kommissars Oldenbusch zum Ausdruck. Überhaupt gelingt es Frank Goldammer die gesellschaftlichen, politischen Zustände in der jungen DDR und die Befindlichkeiten der Menschen eindrucksvoll und lebensecht zu schildern. Auch in den Geheimdiensten (DDR – MfS, UdSSR – MGB) arbeiten Menschen aus Fleisch und Blut! Hier im Roten Raben sind das zum einen der ältere Sohn von Max Heller, Klaus, und zum anderen der junge Russe Alexej Saizev. Den sowjetischen Offizier konnte man schon in Teil 1 kennenlernen. Deshalb war ich sehr erstaunt über seine Entwicklung, seine Rolle in dieser Geschichte. Ich bin gespannt, nicht nur wegen ihm, wie der Autor im nächsten Teil die Charaktere weiter agieren läßt.


    Fazit:

    Wieder sehr spannend zu lesen! Auch die privaten Aspekte der Protagonisten werden nicht vernachlässigt. Ein sehr lebendiger, großartiger Krimi mit gut recherchierter deutscher Geschichte. Ein Riesenthema! Es gibt wieder ein überraschendes, fulminantes Ende, dass eklatante Fragen über den Roten Raben offen läßt.

    Ich freue mich auf den nächsten Teil und vergebe gern meine Empfehlung und fünf von fünf Sternen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Zum Inhalt:


    In Max Hellers viertem Fall begeben wir uns in den September des Jahres 1951. Max Heller kehrt mit seiner

    Familie aus dem Ostseeurlaub zurück und muss seine Frau schon wieder verabschieden, denn sie hat die

    Möglichkeit, Sohn Erwin im Westen zu besuchen. Währenddessen geschehen zwei Todesfälle, zwei der

    Spionage verdächtigten Zeugen Jehovas begehen in ihren Zellen scheinbar Selbstmord. Doch Heller wird

    hellhörig, denn es bleibt nicht bei den beiden Toten, wer zieht hier hinter den Kulissen die Strippen?


    Meine Meinung:


    Es ist bereits der vierte Roman um den Ermittler Max Heller, aber ich konnte bisher keine Abnutzungsspuren feststellen, ich habe Hellers Spurensuche wieder mit großem Interesse verfolgt.

    Diesmal ist der Aufbau etwas komplexer als bei den vorherigen Bänden, anfangs befürchtete ich, dass sich der Autor verzetteln wird, aber am Ende wird alles logisch und rund aufgeklärt.


    Dieser Band steht unter dem Thema Spionage, nicht nur die Toten am Anfang standen unter dem Verdacht der Spionage, auch die Bevölkerung litt unter der Angst, sich in irgendeiner Weise

    verdächtig zu machen, denn man konnte scheinbar nicht mal mehr dem Freund, dem Nachbarn oder dem Kollegen vertrauen, jeder könnte ein Spitzel des Ministeriums für Staatssicherheit

    sein. Auch in Hellers Team macht sich Unsicherheit und Misstrauen breit.


    Frank Goldammer hat es meines Erachtens geschafft, die Angst vor Bespitzelung, wie auch die Angst vor einem atomaren Schlages des Klassenfeindes, egal wie begründet oder unbegründet

    diese Angst ist.


    Auch das Katz-und-Mausspiel, welches sich der oder die Täter mit Heller liefert bietet bis zum Schluss Stoff für Spekulationen, wer hinter alledem steckt. Der Ami oder doch jemand aus den

    eigenen Reihen? Die eine oder andere Wendung gegen Ende hält den Leser weiter in Atem und man fragt sich, wie alles zusammenpasst.


    Der Autor hat es wieder geschafft, einen Krimi gelungen in ein historisches Gewand zu packen und uns auf eine Reise in das Jahr 1951 mitzunehmen. Die Figuren waren auch wieder sehr gut

    herausgearbeitet, die Ängste und Nöte der Hauptfiguren wie auch der Nebenfiguren sind nachvollziehbar herausgearbeitet und jeder bekommt seine eigene Note.


    Alles in allem ein lesenswerter Krimi, dem zwar wieder etwas von der Würze Hochspannung fehlt, aber ansonsten eine gelungene Fortsetzung. Ich freue mich auf mehr.


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