Gerald Durrell - Meine Familie und andere Tiere / My Family and Other Animals

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Skurrile, exzentrische, liebenswürdige Familie - äußerst unterhaltsam. Geniale Beschreibungen von Fauna & Flora Korfus.
  • Autor: Gerald Durrell

    Titel: Meine Familie und andere Tiere

    Seiten: 399

    ISBN: 978-3-492-05917-6

    Verlag: Piper

    Übersetzer: Andree Hesse


    Autor:

    Gerald Durrell wurde 1925 in Indien geboren und war ein britischer Autodidakt und Zoologe. 1935 wanderte seine Familie nach Korfu aus, wo Durrell einen Teil seiner Kindheit verbrachte, musste jedoch unter den Eindruck des Krieges 1939 nach England übersiedeln. Er arbeitete zunächst als Tierpfleger und Tierfänger, unternahm später mehrere Expeditionen, u.a. mach Mexiko und Madagaskar. Durrell arbeite für mehrere Fernsehsender and Dokumentationen und schrieb Bücher über Tiere und Zoohaltung. 1959 gründete er einen eigenen Zoo, 1980 eine Mini-Universität, die bis heute in Techniken zur Bewahrung von Tierarten ausbildet. Er starb 1995 auf Jersey.


    Inhalt:

    Gerald Durrell erinnert sich an seine wundervoll sorglose Kindheit. Und erweckt sie in diesem witzig sinnlichen Familienroman noch einmal zum Leben. Britischer Humor trifft auf griechische Kauzigkeit, kindliche Beobachtungslust auf tierische Mitbewohner und die flirrende Atmosphäre der Insel. Selten durfte man sich bei großer Literatur so herrlich amüsieren. Geralds liebenswerte Familie und die unverstellt charmanten Korfioten machen diesen englischen Klassiker in neuer Übersetzung zu einer wahren Wiederentdeckung. (Klappentext)


    Rezension:

    Klappentexte wecken Erwartungen und der zum Roman "Meine Familie und andere Tiere" vorliegende stapelt nicht gerade tief. Entsprechend skeptisch geht man als Leser an die Lektüre heran, gleichwohl man mit aller Ehrlichkeit konsultieren muss, dass Fanmilienleben doch genau so, und nicht anders ist oder zumindest so sein sollte. Chaotisch, impulsiv, verquer, sonderbar und ereignisreich. Der Zoologe Gerald Durrell, der an sich nur über die Tier- und Pflanzenwelt der griechischen Insel Korfu schreiben wollte, nimmt den Leser mit auf eine Reise, zum Sehnsuchtsort seiner Kindheit.


    Mit den Durrells, deren Geschichte, besonders eben das Leben auf der Insel im Mittelmeer, betreits mehrfach verfilmt wurde, begibt sich der Leser nach Korfu und hinein, in ein großes Abentuer, dessen chaotische Auswirkungen nicht nur Gerald und dessen Familie in ihren Bann ziehen. Britischer ordnungssinn trifft auf familiäres Chaos und auf mediterrane Gelassenheit, so dass zwangsläufig urkomische Situationen entstehen lassen. Die Charaktere, durch die Beobachtungsgabe des Autoren mit den Blick des Familienmitglieds intensiv und sehr detailliert gezeichnet, nehmen den Leser sofort für sich ein, wobei an sich nicht viel passiert.


    Tatsächlich ist der Handlungsverlauf eher ruhig, wenn man eben vom Zusammenspiel der Personen und deren Auswirkungen mal absieht, aber aus Sicht des Kindes Gerald "Gerry" Durrells passiert eben doch eine ganze Menge. Mit der Lust am Beobachten lässt uns der Autor an den Beginnen seiner zoologischen Interessen teilhaben, aber auch die Beschreibungen der Menschen um ihn herum sind mehr als amüsant. Zwar wünscht man sich manche Ausführungen noch genauer, bleiben einige Figuren vergleichsweise blass, dennoch fliegen die Seiten nur so dahin, ohne dass man allzu viel vermisst.


    Britischen Humor sollte man allerdings mögen. wer damit nichts anfangen kann und den Zugang nur schwer findet, ist mit diesen Roman falsch bedient. Für alle anderen erweckt Durrell die Sehnsucht, diese gleichsam chaotische wie liebenswerte Insel und ihre Bewohner, tierisch und menschlich, zu entdecken und sich einmal näher mit den Leben und Wirken der Durrells zu beschäftigen, die nicht nur einen, in der Fachwelt, hoch akzeptierten Zoologen hervorgebracht haben, sondern auch einen Schriftsteller, einer der älteren Brüder Gerald Durrells, der mehrmals haarscharf am Nobelpreis für Literatur vorbei geschrammt ist. Die Grundlagen dafür liegen auf Korfu.


    Der Autor unterlässt es, zu erzählen, wie die Familie sich auf Korfu über Wasser gehalten hat, gibt jedoch interessante Einblicke in ein Leben, welches in vielerlei Sicht heute nicht mehr so hätte stattfinden können. Um so faszinierender der Werdegang des Autoren und Zoologen, dessen Erlebnisse mit Tieren und Menschen nicht nur ein Schmunzeln hervorrufen dürften. Diese Erzählung ist positiv und lebensbejahend, sollte auch nur unter diesen Gesichtspunkt gelesen werden. Für Tierhalter, Naturfreunde, Mittelmeer-Liebhaber und Familienmenschen eine unbedingte Empfehlung.


    Einordnung:

    Noch nicht neu übersetzt, aber noch antiquarisch erhältlich, geht es in zwei weiteren Büchern um den weiteren Verlauf der Familien- und seiner Geschichte nach den Korfu-Aufenthalt. Dies ist der Auftakt der sog. Korfu-Trilogie.

  • Dieses Buch ist übrigens eine Neuübersetzung und Auftakt eigentlich, einer Trilogie. Die anderen teile sind momentan nur antquarisch zu erwerben. Ich habe den Verlag heute gefragt, ob sie auch die anderen Bände neu herausgeben werden? Mal sehen, ob und was zurückkommt. Ich hätte nichts dagegen.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Gerald Durrell - Meine Familie und andere Tiere“ zu „Gerald Durrell - Meine Familie und andere Tiere / My Family and Other Animals“ geändert.
  • Was für ein Lesevergnügen!


    Dank findos Kommentar, hatte ich hohe Erwartungen an das Buch und wurde nicht enttäuscht.

    Selten, dass ich bei einem Buch bereits beim Vorwort lauthals lachen musste.


    Britische Familie trifft auf griechische Gelassenheit auf Korfu in den 1930er Jahren. Der Klappentext verspricht nicht zu viel und das Zitat trifft den Nagel auf den Kopf.


    Die Erzählungen strotzen nur so vor Chaos, britischem Humor mit einer Prise Zynismus und viel Situationskomik.

    Dabei ist ein Charakter skurriler und exzentrischer als der andere, aber äußerst liebenswert.


    Durch den Blickwinkel des jungen Gerry, bei der Ankunft unschuldige 10 Jahre alt, erhalten wir Einblick in das Leben auf Korfu und vor allem in die Fauna & Flora der Insel. Die Haustiere des späteren Zoologen entpuppen sich als nicht minder skurril - getreu dem Motto "Wie der Herr, so das Gscherr".


    Das Buch weckt die Sehnsucht in die Zeit zurückreisen, denn diese 5 Jahre bzw. das Leben der Familie wären so heute nicht mehr möglich.

    Trotz dem hohen Unterhaltungswert ist die Geschichte keine seichte Lektüre.


    Mich hat das Buch definitiv neugierig auf die Familie Durrell gemacht und ich hoffe, dass die beiden Nachfolgebände ebenfalls neu aufgelegt werden.

    ( findo Hast du da Rückmeldung vom Verlag erhalten?)


    Von mir erhält das Buch :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und eine absolute Leseempfehlung!

    Lesen ist ein großes Wunder. Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach


    :study: Das lese ich gerade: *klick*

  • Neben all dem sympathischen Chaos der Familie, hat mich vor allem beeindruckt, wie viel Zeit und Möglichkeiten der jungen Gerry hatte, um sich in den Natur- und Tierbeobachtungen verlieren zu können. Ein kostbares Geschenk, dass es in unserer heutigen Zeit nicht mehr gibt.

    Ein wunderschönes Buch zum Abtauchen :thumleft:

  • Durrell beginnt ja schon als Kind Tiere zu sammeln und endet als Zoodirektor auf Jersey. Vielleicht kann man heute über den Umgang mit Tieren als Sammlertätigkeit nicht mehr lachen. Sein erstes Buch stammt von 1954, da war das sicher noch anders.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Dazu gehört vermutlich auch, dass die Bücher in der englischen Oberschicht spielen, die sich damals leisten kann, monatelang auf Korfu abzuhängen, während die Leser der Bücher es höchstens zum Gärtner oder Hausmädchen dieser Familien bringen würden. DAS war mir in den 60er Jahren nicht bewusst, als ich alles gelesen habe, das mir in die Hände fiel.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


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  • Jetzt muss man aber dazu sagen, dass das Auswandern vor dem Zweiten Weltkrieg vielleicht noch einfacher war als heute, die Familie durchaus Geldprobleme hatte und sich immer wieder auch von britischen Verwandten aushelfen lassen musste und Durrells Mutter eine Witwenrente erhielt. Als Kind, was mit sich und der freien Natur beschäftigt ist, bekommst du davon wahrscheinlich weniger mit als heutzutage in einer großen Stadt. Und dann die "Tiersammlung", eben wie Kinder das tun, wie es dem damaligen Kenntnisstand entsprach. Das ist heute natürlich anders zu sehen, aber andererseits ist Durrell überhaupt einer der ersten Mitbegründer der Zoologie, die sich natürlich weiterentwickelt hat. Ich finde die Geschichte als solche faszinierend, weil sie zeigt, wie frühe Kindheitseindrücke lebenswege ebnen können.

  • ... Und dann die "Tiersammlung", eben wie Kinder das tun, wie es dem damaligen Kenntnisstand entsprach. Das ist heute natürlich anders zu sehen, aber andererseits ist Durrell überhaupt einer der ersten Mitbegründer der Zoologie, die sich natürlich weiterentwickelt hat. Ich finde die Geschichte als solche faszinierend, weil sie zeigt, wie frühe Kindheitseindrücke lebenswege ebnen können.

    Die Achtung von Tieren und Tierrechten setzt ja voraus, dass Menschen sich in sie einfühlen. Und um daran Interesse zu wecken, musste zuerst jemand welche kaufen/sammeln/ausstellen. Dass Zoohaltung kritisiert wird, ist erst ein späterer Schritt.


    Wer heute eine Tierart schützen will, muss zuerst Kindern ermöglichen, diese Tiere zu sehen, damit sie als Erwachsene dann hoffentlich verantwortlich handeln.


    Ich fand bei Durrell durchaus positiv und charakteristisch, wie er sich als Kind für alles interessiert, das läuft, fliegt und krabbelt - und das lebenslang beibehält.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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