Dörte Hansen - Mittagsstunde

  • Kurzmeinung

    Bridgeelke
    Anfangs etwas schwierig, aber nach kurzer Zeit hat es mir besser gefallen als Altes Land.Ich wäre gerne länger geblieben
  • Kurzmeinung

    eigenmelody
    Eine exquisit geschriebene, sehr menschliche Geschichte. Wenig deutsche Autoren haben Dörte Hansens Qualität.
  • Warmherziges Porträt eines Dorfes und seiner Bewohner

    Im Mittelpunkt dieses großartigen (Hör)Buchs von Dörte Hansen steht der 48jährige Ingwer Feddersen mit seiner Familie. Geboren und aufgewachsen in dem kleinen nordfriesischen Dorf Brinkebüll, schafft er es auf die Oberschule und promoviert später sogar in Kiel. Die Großeltern Ella und Sönke, die ihn aufgezogen haben, waren damals nicht glücklich darüber, lieber wäre es ihnen gewesen, der Junge hätte die Gastwirtschaft der Familie, den alten Dorfkrug, weitergeführt. Jetzt sind die Großeltern alt und brauchen Hilfe, woraufhin Ingwer sich ein Sabbatjahr nimmt und nach Brinkebüll zurückkehrt. Für ihn bietet sich dadurch die Gelegenheit, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen und zu überlegen, wie er sich seine Zukunft vorstellt.


    Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, wir lernen das heutige Brinkebüll ebenso wie das Dorf, wie es in den 70er Jahren war, kennen. Vieles hat sich in der Zeit verändert. Die alten Dorfkastanien mussten weichen, die Landwirtschaft rentierte sich plötzlich nicht mehr, in der Stadt eröffnet ein Supermarkt und der von Dora Koopmann straff geführte Dorfladen (keine Selbstbedienung!) muss zumachen. Auf den alten Höfen ziehen junge Familien ein, die aus der Großstadt kommen, ihre Kinder „Fidel“ (nach ihrem Idol Fidel Castro) nennen und in Brinkebüll das Landleben zelebrieren, während die alten Brinkebüller ihre Einfahren zubetonieren und froh darüber sind, dass der Fortschritt auch ihr Dorf erreicht hat. Die Beschreibungen sind von Wehmut durchzogen, aber viele davon sind auch urkomisch. Dörte Hansen hat eine ganz besondere Begabung, Menschen und ihre Eigenheiten warmherzig und genau zu beschreiben, ohne dabei jemals verletzend zu sein. Es ist schön, dieses Dorf und seine knorrigen Bewohner so genau kennenzulernen. Am Ende des Buchs hatte ich das Gefühl, mich von guten alten Bekannten verabschieden zu müssen.


    Mit „Altes Land“ hatte Dörte Hansen die Messlatte schon sehr hoch gelegt, „Mittagsstunde“ hat mir sogar noch besser gefallen. Es ist ein Buch der leisen Töne, im übrigen auch sehr gut gelesen von Hannelore Hoger, deren ruhige, fast schon eintönige Sprechweise mir zunächst nicht gefallen hat, dann habe ich aber festgestellt, dass sie die Nordfriesen sehr gut darstellt (nur ihr Singen ist ziemlich gewöhnungsbedürftig). Ich habe das (Hör)Buch sehr genossen und kann es nur empfehlen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mario

    Hat das Label Roman/Erzähl. hinzugefügt.
  • Readaholic , Deine Rezension kann ich Wort für Wort unterschreiben.

    Ich bin wenige Jahre jünger als Ingwers Mutter und habe mich sehr über die alten Schlager aus meiner Jugend gefreut. Die Hoger hätte allerdings besser das eine oder andere Lied angehört, bevor sie es so grottenfalsch angesungen hat.

    Schade, dass das Hörbuch zu Ende ist, ich hätte das Leben der Brinkebüller gerne weiterverfolgt.

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).