Kapitel 4 (Teil 1):
Wir lesen von einer kleinen Familie, die über ein Schiff nach Amerika flüchten will. Sie werden allerdings von Ärzten untersucht und sowohl die Frau, wie auch der Mann leiden unter Schwindsucht und müssen mit dem Schiff wieder umkehren.
Ich fand diese Szenen sehr eindringlich. Die Hoffnungen und Träume der potentiellen Einwanderer wurden so greifbar dargestellt und beschrieben, dass man quasi spüren konnte, wie glücklich sie darüber waren, ihrem Traum so nahe zu sein... bis dann durch die ärztliche Untersuchung eine komplett andere Stimmung aufkam; nun war es die Verzweiflung der Abgewiesenen, die sehr deutlich wurde. Sie haben so viel auf sich genommen, scheitern nun aber doch und müssen die beschwerliche Reise erneut auf sich nehmen, noch dazu mit dem Wissen, dass sie krank sind und eine Art Todesurteil erhalten haben...
Dann schicken die beiden das Kind aufs Meer..
Hui, fand ich schwierig zu lesen, ich will nicht wissen, ob ich das gekonnt hätte. Aber da wo sie herkamen, war es wohl schlimmer als die Ungewissheit, was nun mit ihrem Kind wird.
Ich weiß auch nicht, ob ich das könnte - immerhin ist es das geliebte eigene Kind. Aber die Alternative wäre wohl gewesen, dass es nach dem drohenden Tod der Eltern auch ganz alleine gewesen wäre... und ich kann den Drang verstehen, ihm ein besseres Leben bieten zu wollen.
Das Kind ist übrigens Peter und jetzt wissen wir auch, warum er so engen Kontakt zu den Sumpfmännern hat, denn diese haben ihn bis zu seinem zwölften Lebensjahr aufgezogen. Wir erfahren auch einiges über deren Lebensweisen. Sex mit der Schwester scheint dort sehr normal zu sein
Ich habe mir auch schon fast gedacht, dass der 'Findling aus der See' Peter sein würde - sehr interessant, dass dieses Kapitel uns seinen kompletten Werdegang schildert. Und stimmt, die Lebensweisen der Sumpfmänner sind für uns ... ungewöhnlich
Mit zwölf Jahren wird er alllerdings nach Manhattan geschickt, um selber klar zu kommen. Dort muss er ja verdammt reizüberflutet gewesen sein, sieht er doch sehr viele von den Dingen das erste Mal und das Treiben in Manhattan ist um einiges hektischer als in seinem Sumpfdorf.
Ich will mir gar nicht vorstellen, was für ein Schock das für ihn gewesen sein muss - schließlich ist alles so komplett anders und er kennt nichts, das dieser großen Stadt auch nur annähernd nahe kommt (hierbei denke ich auch daran, wie überrascht er von dem Anblick von Armeen und Chaos war, während es für seine Begleiter ganz normal und kein bisschen ungewöhnlich war, weil sie daran gewöhnt waren). Ganz zu schweigen davon, dass die Gebräuche und Sitten dort sehr unterschiedlich sind als das, was er bisher kannte. Seine spätere Begeisterung von den Maschinen lässt sich wohl auch teilweise darauf zurückführen.
Interessant fand ich noch, dass er sich von der "Welt des Geldes" ausgeschlossen fühlte und überhaupt nicht nachvollziehen konnte, wieso er für sein Tanzen Geld bekommt, obwohl er es doch aus Freude gemacht und keine Bezahlung erwartet hat. Das sagt auch viel darüber aus, wie er aufgewachsen ist und wie sein Charakter damals war.
Die Beschreibung der Stadt gefällt mir übrigens sehr gut. Überhaupt kann ich mir fast alles bildlich vorstellen, was Helprin beschreibt, auch wenn das meiste eher nüchtern geschrieben ist, formt sich ein schönes Bild!
Stimmt, die Beschreibungen gefallen mir auch sehr gut, obwohl ich den Schreibstil ansonsten oft trocken und ein bisschen sperrig finde.
Er scheint dann aber doch noch seine zwei Anarindas zu finden. Es sind zwei Tänzerinnen, die die Passanten durch die Tänze ablenken und den Zuschauern dann ihre Geldbörse klauen. Ohne das recht zu wissen, schließt Peter sich der Diebesbande an und kehrt in deren Unterschlupf ein. Da darf er sich dann auch mit den beiden „vergnügen“.
Die Schilderung, wie sich alle plötzlich ausziehen und sich miteinander "vergnügen", kam mir irgendwie deplatziert vor... sie war nicht einmal besonders explizit, aber für mich hat sie nicht richtig in die Geschichte gepasst. Zumal Peter ja auch gar nicht ganz zu verstehen schien, was die Frauen miteinander machen.
Kapitel 4 Teil 2:
Sorry, aber nachdem die neue Diebesbande ihre ersten Diebstähle erledigt, musste ich so lachen, als Peter das Geld in die Bank bringt und dort eifnach so auf den Boden legt, ganz stolz Armer naiver Sumpfkerl
Das war wirklich lustig Erschreckend fand ich dagegen die fast schon beiläufige Bemerkung, dass der Diakon Kinder missbraucht...
Ich fand hier die Beschreibung des Typs ein wenig widersprüchlich, erst heißt es, dass es ihm so unglaublich leid tue, dann aber verleiht er sie und richtet mit dem Geld, das sie verdienen, zu seinen Freuden Bankette aus. Ist wahrscheinlich nur das schlechte Gewissen
Ich fand es ganz interessant, dass die Motivation des Kerls so komplex und nicht schwarz/weiß war, aber trotzdem war es natürlich seltsam, dass er ein schlechtes Gewissen zeigte, aber problemlos davon profitierte.
Cecil, der Junge, der das Schmieden versaubeutelt hat, folgt ihm allerdings. Als sie in einer Schenke etwas essen, wird Pearly Soames auf sie aufmerksam, vor allem auf Peter der ein Schwert trägt. Die Szene mit dem Apfel jetzt, finde ich sehr gelungen, aber ob das so stimmte War er wirklich so schnell
Peter war ja wirklich davon fasziniert, dass Cecil tätowieren kann und dabei eine Vielseitigkeit zeigt...
Ich habe mich bei der Szene mit dem Apfel auch gefragt, ob man das tatsächlich so schnell machen kann oder ob das ein cleverer Trick war, um Pearly zu beeindrucken/reinzulegen. Kurz hatte ich sogar überlegt, ob das ein Trick ist, der schon häufiger aufgeführt wurde, um an Geld zu kommen.
Jedsfalls macht Pearly den beiden ein Angebot, das sie nicht abschlagen können (er droht nämlich ) und so finden sie sich in der Bande der Short Tails wieder. Knappe zehn Jahre ist Peter mit Cecil dort aktiv und verdingt sich hauptsächlich als WoolaWoola Boy Ja, irgendwie hab ich das Gefühl, dass diese Verbrecher mit Absicht so karrikiert werden, herrlich
Das Gefühl, in der Klemme zu sitzen, weil Pearly sie in Bande aufnehmen will wurde sehr gut dargestellt... und da stellt sich natürlich die Frage, aus wie vielen Quellen er sein Wissen bezieht, schließlich ist er hier in der Lage, sie perfekt zu erpressen/zu bedrohen.
Die Schilderung der 10 Jahre bei der Bande gehörte zu den Abschnitten, die mich nicht ganz fesseln konnten, aber die Beschreibungen der Verbrecher sind definitiv unterhaltsam.
Der Abschnitt jetzt ist so toll Wie er dem Pferd in die Augen schaut und wie er mit sich selbst hadert. Echt toll geschrieben! Überhaupt gefällt mir das sehr gut, wie der Autor die Gegend und die Situationen beschreibt. ich kann mir das richtig gut vorstellen. Und ich mag den Humor Auch jetzt wieder, als Peter sich in seinem Unterschlupf ausruht und ihn die "Dead Rabbits" dann aber aufspüren und um den weißen hengst verhandeln Hab mich gekringelt Vor allem, als sie dann "missmutig" wieder abgedackelt sind Was sind denn das für Banditen bitte
Ich fand ja schon interessant, dass explizit gesagt wurde, der Hengst sei so schnell unterwegs wie nie zuvor. Er wird als außergewöhnlich beschrieben... und dann heißt es, seine Augen seien so tief „wie der Eingang zu einem Tunnel, der zu einer anderen Welt führte“ (Seite 110), zudem wird er als unschuldig bezeichnet. Diese Beschreibung weckt ein sehr klares, starkes Bild und durch seine weiße Farbe wirkt der Hengst irgendwie wie ein Symbol für diese Unschuld. Dass Peter das Gefühl hatte, sich durch den Blick in die Augen des Pferdes zu verändern und dass er glaubte, auf den Grund der Dinge geschaut zu haben, war toll beschrieben, ebenso, dass der Protagonist nun optimistisch in die Zukunft blickt.
Mir stellt sich jetzt ja die Frage, ob der Hengst eine besondere Begabung hat oder er quasi nur der Anstoß für diese Veränderung war... denn diese ganze Szene hatte irgendwie etwas magisches, fast schon übersinnliches. Auch, dass Peter jetzt schon Liebe für das Pferd empfindet und es um keinen Preis der Welt verkaufen will, spricht dafür, dass hier etwas Besonders geschieht. Das passt sehr gut zu einem Märchen.
Der Hengst kann wohl so weit springen, dass es aussieht, als könnte er fliegen... das ist eine beeindruckende Vorstellung. Auch die Summe, die die Banditen ihm geboten haben, war sehr beeindruckend - aber dass sie dann wirklich gegangen sind und nicht versucht haben, Peter niederzuschlagen und das Pferd mitzunehmen, war wirklich komisch. Wie du sagst - was sind das denn für Banditen?