Niccolò Ammaniti - Anna

  • Klappentext:

    Vier Jahre ist es her, dass der Virus kam und alle Erwachsenen tötete. Mittlerweile gibt es keine Elektrizität mehr, die Wasser- und Lebensmittelvorräte gehen zu Ende. Brände haben gewütet und von einem einst blühenden Sizilien eine gespenstische Wüstenlandschaft hinterlassen. In dieser Welt lebt die dreizehnjährige Anna mit ihrem kleinen Bruder in einem Haus im Wald und versucht mit allen Mitteln, ihn vor den Gefahren des Lebens draußen zu bewahren. Doch Anna weiß: Früher oder später muss sie mit ihrem Bruder ihre alte Welt verlassen, um woanders eine neue zu finden. Anna ist ein von der ersten Seite an fesselnder Abenteuerroman und gleichzeitig eine Parabel auf eine Welt, in der Kinder sich selbst überlassen sind und ohne Vorbilder aufwachsen. Eine Parabel auf das Leben in einer Gesellschaft ohne Zukunftsaussichten. Anna ist aber auch eine Hymne an die Kraft der Liebe. Denn so rettungslos die hier geschilderte Welt erscheint, so hell leuchten in ihr immer wieder Zärtlichkeit und pure Lebensfreude auf. Anna zeigt uns, was Menschen auf sich zu nehmen bereit sind, um zu überleben und die Hoffnung in sich nicht sterben zu lassen. Sie ist eine Heldin, der Ammaniti seine ganze Bewunderung schenkt und mit der der große Autor anknüpft an seinen Welterfolg Ich habe keine Angst.


    Autor:

    Niccolò Ammaniti, geboren 1966 in Rom, ist einer der erfolgreichsten und international renommiertesten Autoren italienischer Sprache. Der wohl bekannteste seiner bisher sieben Romane, der Weltbestseller „Ich habe keine Angst“, gewann 2001 den Premio Viareggio, sein 2006 erschienener Roman „Wie es Gott gefällt“ den Premio Strega. Fünf seiner Bücher wurden von international herausragenden Regisseuren für das Kino verfilmt, darunter Gabriele Salvatore und Bernardo Bertolucci. Ammaniti ist ebenfalls Autor zweier Bände mit Erzählungen und führte Regie beim Dokumentarfilm „The Good Life“. Derzeit leitet er die Produktion der internationalen TV-Serie „The Miracle“, für die er auch das Drehbuch schrieb. Seine Werke wurden in 44 Sprachen übersetzt.


    Allgemeines:

    Erscheinungsdatum: 10. August 2018

    Seitenanzahl: 336

    Verlag: Eisele

    Originaltitel: Anna


    Eigene Meinung:

    Das Buch hätte ich wohl gar nicht bemerkt, wenn es mir meine Chefin nicht in die Hand gedrückt hätte. „Ist doch sicher was für Sie. Geht in Richtung Dystopie“. Das hat natürlich mein Interesse geweckt und ich habe mir das Buch mal vorgenommen.

    Alle Erwachsenen sind durch einen Virus umgekommen. Es überlebten nur die Kinder, doch selbst die werden, sobald sie erwachsen werden, vom Virus befallen und sterben.

    Anna ist dreizehn, ihr Bruder Astor vier. Ihre Mutter hat ihnen ein Buch hinterlassen, in dem sie erklärt, wie die Welt aussehen wird, wenn sie stirbt. Sie hinterlässt den beiden also einen Leitfaden, wie sie sich in der neuen geplünderten Welt ohne Erwachsenen zurechtfinden sollen.

    Anna geht tagsüber auf Streifzüge um Essen und andere wichtige Gegenstände zu finden, zum Beispiel Batterien. Sehr anschaulich schildert Ammaniti hier die Welt, welche trostlos und gefährlich wirkt. Anschaulich aber auch die Dinge, die mit Leichen passieren.

    Mich interessierte beim Lesen sehr, wie es Anna und Astor schaffen würden zu überleben und natürlich bin ich immer sehr gespannt darauf, wie ein Autor eine Dystopie enden lässt. Hier war ich tatsächlich mehr als enttäuscht, denn dann Buch endet offen. Vielleicht passt das sogar angesichts der Ausweglosigkeit, die häufig durchscheint, doch es ließ mich dennoch unbefriedigt zurück.

    Auch die Geschichte selbst hatte mehrmals einige Längen. Glaubhaft allerdings wie die Kinder mögliche Gerüchte über ein Heilmittel wahrnahmen und versuchten diese zu bekräftigen oder abzuwinken. Auch Anna wirkte in Bezug auf ihr Alter und die Verantwortung, die sie trägt sehr glaubhaft. Neben ihr verschwimmen die anderen Protagonisten. Nervig wieder diese zum Glück nur kleinen Passagen über Penisse, Titten und Sex… anscheinend geht es heutzutage gar nicht mehr ohne…


    Fazit: Ein Buch, was man lesen kann, in meinen Augen aber nicht unbedingt muss. Ein Buch, was von seinen Beschreibungen lebt, deren Geschichte aber nicht „das Neue“ bietet. Vielleicht durch einige Beschreibungen nicht unbedingt etwas für zartbesaitete Leser. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • pralaya , gut, dass ich Deine Rezension gelesen habe. Das Buch hatte ich mir vorgemerkt für

    meinen Mann, in Originalsprache und weil der Titel meinem Vornamen ähnelt - aber jetzt weiß

    ich, dass das nix für ihn ist.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Niccolò Ammaniti - Anna / Anna“ zu „Niccolò Ammaniti - Anna“ geändert.
  • Inhalt

    Als auf Sizilien der erste Patient an der Seuche erkrankt, hat sich das mutierende Virus längst weltweit verbreitet. Erwachsene sterben an der Krankheit, Kinder scheinen immun zu sein. Warum Jugendliche mit Einsetzen der Pubertät automatisch erkranken und unweigerlich sterben, weiß Anna nicht und mir ist keine überzeugende Erklärung dafür eingefallen. In einer feindseligen Welt müssen Kinder nun allein Nahrung beschaffen und die Dunkelheit aushalten, die einsetzt, als endgültig der Strom ausfällt. Wie alle anderen muss Anna bereit zum Töten sein, um selbst zu überleben. Noch kurz vor ihrem Tod verpflichtete Annas Mutter die damals Achtjährige, sich um ihren jüngeren Bruder zu kümmern, und schreibt in ein Buch der wichtigen Dinge, was ihre Tochter zum Überleben ohne Erwachsene brauchen wird. Inzwischen ist Anna 13 und laviert zwischen der Verantwortung für den kleinen Astor und der Nahrungsbeschaffung in leer stehenden Häusern und Läden. Irgendwo leben Kinderbanden und irgendwo soll es eine „kleine Riesin“ geben, die gegen die Krankheit immun ist und von der man sich Heilung erhoffen könnte. Vieles könnte einfacher sein, wenn Anna sich nicht um Astor sorgen müsste, der ihre Erklärung der Welt außerhalb der Wohnung zunehmend infrage stellt.


    Fazit

    Amanitti verarbeitet die Urangst von Eltern, ihre Kinder könnten allein zurückbleiben, ehe sie zum Überleben nötige Fertigkeiten lernen konnten. Annas Überlebensversuch demonstriert eindringlich, dass das „Buch der wichtigen Dinge“ letztlich abstrakt bleiben muss und ihr bei Problemen nicht helfen kann, die die Mutter nicht voraussehen konnte. Mich hat in Amanittis dystopischem Roman interessiert, wie Anna auf sich gestellt vom Kind zur Jugendlichen reift und was sie vorwärts treibt, wenn sie sich mit keinem Erwachsenen und keinem Gleichaltrigen auseinandersetzen muss. Da der Autor dieser Frage nicht nachgeht, empfand ich die Handlung als wenig spannend und auch die explizite Darstellung vom Zustand diverser Leichen hat mich nicht angesprochen. „Anna“ enthält durchaus Szenen und Formulierungen, die mich noch lange nach der Lektüre beschäftigten; was die Person der 15-Jährigen Protagonistin ausmacht, konnte es mir nicht vermitteln.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Toibin - Long Island

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow