Sara Paretsky - Schiebung / Shell Game

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Also, man nimmt drei Nussschalen und eine Erbse und dann stülpt man eine Nussschale über die Erbse und verschiebt die Nussschalen sehr schnell auf einer glatten Oberfläche und lässt dann seinen Gegenspieler raten, unter welcher Schale die Erbse ist. Dieses Spiel ist in der Regel ein Betrug, weswegen „Shell Game“ für jede Art von Bauernfängerei steht. Und das spielt in diesem Roman eine gewisse Rolle.


    Felix Herschel, der Neffe von V.I.s mütterlicher Freundin Lottie, wird des Mordes an einem ehemaligen Archäologie-Studenten verdächtigt, der in einem hohlen Baum im Wald gefunden wird, weil ein Zettel mit dessen Telefonnummer und Adresse in der Hosentasche des Getöteten gefunden wurde. Aber Felix gibt vor den Verstorbenen noch nie gesehen zu haben. Trotzdem – unter anderem wegen einer unbedachten Äußerung – steht Felix weiter unter Verdacht und benötigt V.I.s Hilfe.


    Doch auch Harmony, eine von V.I.s Nichten steht noch in der gleichen Nacht vor der Tür der total übermüdeten Ermittlerin. Ihre Schwester Reno ist verschwunden und nun möchte Harmony, dass die ihr eigentlich kaum bekannte Tante nach ihr sucht.


    Diese Suche bringt V.I. in ungewollten Kontakt mit ihrem Ex-Mann Dick und dessen neuer Frau, denn Dick hatte Reno anscheinend eine Stelle vermittelt, als diese nach Chicago kam. Doch Dick, seine Frau und ihre Sekretärin erweisen sich als überaus unkooperativ, so dass V.I. immer wieder auf halb- und illegale Mittel zurückgreifen muss, um an Informationen zu kommen. Und dafür taucht sie in die Welt der Gebäudereingier ein mit ihren zum Teil illegal Beschäftigten, die sich ständig nach der Immigrationsbehörde umgucken müssen. Und so geht es um Flüchtlinge, Asylbeantragende und durch die Beschäftigung mit den Geschäften ihres Ex-Manns auch um Lohnsteuerbeleihungen mit exorbitanten Zinssätzen, Versicherungs- und Aktienbetrug und andere unangenehme Dinge. Um das Schicksal der verschwundenen Reno scheint es wirklich sehr schlecht zu stehen.


    Im Zusammenhang mit dem Toten im Baum gibt es auch keine Ruhe, denn auf einmal ist auch Felix incommunicado und bei der Durchsuchung der Wohnung des Getöteten sieht sich V.I. auf einmal unter Feuer genommen. Auch hier scheint die aktuelle amerikanische Einwanderungspolitik und –praxis eine sehr wichtige Rolle zu spielen.


    Die Fälle sind ziemlich interessant, es gibt eine Menge Spannung und das Buch ist mal wieder sehr politisch in seinen Inhalten und den Gedanken V.I.s. Sara Paretsky hat hier eine Menge Missstände in diesem Bereich – und in vielen anderen – aufgezeigt, an denen dringend gearbeitet werden müsste. Also, ein spannender Krimi, mit einer tollen Ermittlerin und einem gewissen sozialen und politischen Sendungsbewusstsein. Was will man mehr? :thumleft:

  • Beginnend nicht mit einer schnöden Inhaltsbeschreibung, sondern mir einer Hommage an meine Lieblingsdetektivin Victoria Iphigenia ‚Vic‘ „V.I.“ Warshawski. Sie ist Sara Paretskys politisches Statement-

    Ihr Charakter ist gekennzeichnet von einem Überfluss an Empathie für alle Verfolgten, ungerecht behandelten und alle am Rande der Gesellschaft leidenden. Sie fürchtet weder Tod noch Teufel, taucht immer dort auf wo es weh tut, folgt ihrer inneren Überzeugung und besitzt ein ermittlungstechnisch hilfreiches und persönlich umfangreiches „Portfolio“: Sie lebt seit zwanzig Jahren allein, mit ihren zwei Hunden und dem nachbarschaftlichen „Guten Geist“ Mr. Contreras, einer Klinik mit Lotty und einem Frauenhaus im Rücken und dem besten Kunde ihrer Detektei, der ihr – wenn es sein muss – seinen Privatjet zur Verfügung stellt.

    Im eiskalten Pigeon River an der kanadisch/amerikanischen Nordgrenze ist VIC ihren Verfolgern überlegen und hat selbst die Natur auf ihrer Seite.

    Letztlich zerdrückt sie das heimtückische Ego ihres Ex wie einst R. Harmstorf in „Seewolf“ die rohe Kartoffel (naja am Set war sie weichgekocht).


    Der deutsche Titel „Schiebung“ erschließt sich mir nicht restlos, vielleicht könnte die Übersetzerin Else Laudan aufklären oder der Ariane Verlag; eher trifft der englische Originaltitel „Shell Game“ – Hütchenspiel – bezeichnet einen Taschenspielertrick, bei dem ein Kügelchen schnell unter drei Schalen von einer zur anderen verschoben wird - den Plot besser.

    Die legendäre „Schnüfflerin“ V.I. Warshawski zurück in ihrer home town Chicago, um dem Großneffen ihrer liebsten Freundin Lotty bei einem Mord-Tatort beizustehen. Unabhängig davon – möchte man meinen – bekommt VIC überraschend Besuch ihrer Nichte Harmony, die ihre Schwester Reno vermisst.


    Eine komplexe, gefährliche Tour durch die ausbeuterischen Fassetten der typisch US-amerikanischen Zahltags-Kreditgeschäfte, mit russischen Auftragskillern, Spuren in den Nahen Osten mit begehrenswerten Artefakten aus archäologischen Ausgrabungen und einer bedenkenloser ICE, der Einwanderungsbehörde des US-Regierung.

    Der Plot ist komplex und kompliziert, erforderlich ist konzentriertes und mitdenkendes Lesen. Trotz der über 500 Seiten lässt Paretsky mit 60 kleinteiligen Kapiteln wieder einen Pageturner entstehen.


    Um es kurz zu sagen – Sara Paretszky on top again.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Sara Paretsky - Shell Game“ zu „Sara Paretsky - Schiebung / Shell Game“ geändert.