Ellen Berg - Ich küss dich tot

  • Die 35-jährige Annabelle Stadlmair ist kurz vor Weihnachten als Hotelmanagerin auf dem Sprung von New York zur nächsten Herausforderung als General Managerin in einem Luxushotel in Singapur, als sie einen Verzweiflungsanruf von ihrer Mutter Therese bekommt, dass ihr Vater einen Schlaganfall erlitten hat und Annabelle bitte sofort ins oberbayerische Puxdorf kommen solle, um im familieneigenen Hotel Edelweiß zu helfen. Annabelle, völlig verschreckt, schnappt sich die gepackten Taschen und fliegt in die deutsche Heimat, wo sie allerdings schnell bemerkt, dass ihre Mutter nur einen Trick angewandt hat, um sie nach Hause zu lotsen und das Hotel vor dem Untergang zu retten. Vater Alois ist quietschlebendig, auch die 82-jährige Oma Martha ist mit Ausnahme ihrer Hüfte noch ganz gut beieinander, während ihre Mutter eher kraftlos und deprimiert wirkt. Auf dem Weg zum „Edelweiß“ stolpert Annabelle im Schnee über einen Toten. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn einige Tage später gibt es bereits den nächsten, dann wird auch noch die Schwester eines Immobilieninteressenten vergiftet, der Annabelle schöne Augen macht, und zu guter Letzt stirbt auch noch der korrupte Bürgermeister. Das mörderische Puxdorf ist in aller Munde, und Annabelle hat mit ihrer alten Jugendclique alle Hände voll zu tun, um das „Edelweiß“ wieder auf Kurs zu bringen und dem Täter auf die Schliche zu kommen. Wird Annabelle Singapur jemals erreichen?


    Ellen Berg hat mit ihrem Buch „Ich küss dich tot“ einen sehr unterhaltsamen und urkomischen Roman vorgelegt, der dem Leser einiges an Lachsalven entlockt und für Muskelkater im Bauchraum sorgt. Der Schreibstil ist flüssig und gespickt mit jeder Menge Humor, Missverständnissen und ein etwas Romantik. Durch die ganzen Todesfälle ist der Leser von Beginn an gefordert, Annabelle bei der Suche nach dem Mörder zu unterstützen. Unglücklicherweise kommen jede Menge Verdächtige in Frage, was die Sache sowohl heikel als auch unmöglich erscheinen lässt. Die Autorin versteht es sehr gut, den Leser auf falsche Fährten zu locken und ihn mit überraschenden Wendungen durcheinander zu bringen. Auch der Einblick in ein familiengeführtes Hotel wird dem Leser geboten und mit welchen Sorgen und Kosten dies einhergeht. Interessant ist auch die Einführung in die Welt der Phobien, unter denen man leiden kann; der Leser ist perplex für was es alles eine eigene gibt und wie deren korrekte Bezeichnung lautet. Zudem wird der urige Zustand einer Dorfgemeinschaft gespiegelt, wo der Dorfklatsch die Zeitung ersetzt und man noch an Hexen und Flüche glaubt, was der eine oder andere Bewohner jahrzehntelang zu spüren bekommt. Die Landschaftsbeschreibungen des kleinen Puxdorf am Fuß des oberbayerischen Dachsteins sind idyllisch und malerisch, man kann sich die verschneite Gegend gut vorstellen und möchte dort am liebsten den nächsten Weihnachtsurlaub verbringen, wenn es immer so spannend und verschroben dort zugeht.


    Die Charaktere sind sehr differenziert in Szene gesetzt und mit individuellen Eigenschaften versehen worden, die sie lebendig und authentisch wirken lassen. Die Autorin ist bekannt dafür, dass sie einige sehr überspitzt darstellt, was hier besonders gut gelungen ist. Die Gemeinschaft wirkt zusammengewürfelt und setzt sich aus Angebern, Punks, Nerds, Arbeitsbienen, gescheiterten Existenzen, korrupten Politikern sowie Ökofreaks, reichen Snobs und allerlei Skurrilitäten zusammen. Da wundert man sich als Leser, ob man selbst wohl normal ist. Annabelle ist eine nette Frau, die sich ihre Karriere hart erarbeitet hat, dabei ihre Familie aber ein wenig aus den Augen verlor. Ihr ewiger Gefährte ist Herr Huber, ein alter Stoffbär, mit dem sie insgeheim Selbstgespräche führt. Annabelle hat viele Ideen, um das alte Hotel wieder auf Vordermann zu bringen und erhält willkommene Unterstützung durch ihre alte Clique. Was die Liebe betrifft, ist Annabelle etwas naiv und sieht sich gleich drei Kandidaten gegenüber, die in Frage kämen, weil alle ihr Herz zum Schwingen bringen. Oma Martha ist ein stilles liebes Wasser, das es aber faustdick hinter den Ohren hat. Vater Alois ist ein Hansdampf in allen Gassen, während Mutter Therese nur noch wie ein Schatten ihrer selbst herumschleicht, immer mit Trauermiene und leicht depressiv. Auch die weiteren Protagonisten wie die unerträgliche Isabelle Berenson dürfen hier nicht fehlen, machen sie die Handlung doch noch bunter und chaotischer.


    „Ich küss dich tot“ ist ein wirklich komischer und gleichsam fesselnder Krimi-Liebes-Familien-Roman, der von der ersten Seite an fesselt und den Leser an einen verschneiten Ort versetzt, voller liebenswerter Chaoten und alter Traditionen. Wunderbare Lektüre für dunkle Tage, um das Gemüt mit Lachsalven aufzuhellen. Absolute Leseempfehlung!


    Sehr komische :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Die Autorin selbst bezeichnet Puxdorf und seine Gestalten als "ein liebenswerter Komödienstadl", und damit trifft sie den Nagel eigentlich auf den Kopf! Denn beim Lesen fühlte ich mich ziemlich oft an Peter Steiners Theaterstadtl erinnert. Die habe ich als sehr früher Teenager Samstag abends mit Eltern und/oder Großeltern manchmal geschaut, sicherlich auch mal gelacht. Aber mein Humor ist es eigentlich nicht, sonst hätte ich an diesem Buch sicherlich auch mehr Freude haben können.


    Die Grundidee ist noch relativ plausibel. Annabelle kehrt in ihr verschlafenes Heimatdorf zurück, und soll den Eltern helfen das gähnend leere Familienhotel wieder auf Vordermann zu bringen, bevor sich raffgierige Investoren den Kasten unter den Nagel reißen.


    Doch wird die ganze Geschichte dann absolut überspitzt dargestellt. Da gibt es zum Beispiel die beiden Dorf-Cops, von denen ich noch nicht mal sagen kann sie sind der Klischeekiste entsprungen. Denn solche Gestalten gehen weit über jedes Klischee hinaus, wenn sie unsere Romanhelden unvermittelt anblaffen "Gestehen Sie! Sofort!" Oder auch die Finanz- und Giftspritze Isabel Berenson, die sich keinesfalls wie eine Dame von Welt verhält sondern wie eine rotzige Göre.


    Demgegenüber verhält sich die Protagonistin Annabelle noch recht normal, auch wenn es komisch anmutet, dass sie zwar bei einer Leichenbeseitigung hilft, aber sich zu keinem Zeitpunkt fragt wer der Mann ist, wieso er zu Tode kam und wieso vor allem ihre Familie so ein Interesse daran hat ihn verschwinden zu lassen! Vielleicht ist sie aber auch nur etwas begriffstutzig, denn sie fällt tatsächlich aus allen Wolken als sie kapiert, wieso ihre Eltern sie zurück ins verschlafene Puxdorf gelockt haben. Sie soll sich um das "Edelweiß" kümmern! Was!! Wie kommen die Eltern bloß auf die Idee?? Sie, ein Einzelkind - und somit Alleinerbin - mit der allerbesten Ausbildung in der Hotelbranche, soll mal das familieneigene Hotel übernehmen??


    Da fallen dann kleinere Logik-Fehler kaum noch ins Gewicht (stören mich aber leider trotzdem). Dass Annabelle z.B. nur wenige Stunden bevor sie NYC für immer verlässt noch so unglaublich viele Vorräte in ihrem Apartment hat, um ihren Überraschungsgästen eine Vielzahl von kleinen Party-Snacks kredenzen zu können. Oder dass der Supermarkt in einer bayrischen Kleinstadt sofort alles stehen und liegen lässt, sobald eine Online Bestellung reinkommt, und sogar so 'exotische Produkte' wie grünen Spargel mitten im Dezember vorrätig hat. Dass das Ganze dann noch per Drohne verschickt wird, wundert mich dann schon gar nicht mehr.



    Der Schreibstil ist auf ein breites Publikum ausgerichtet. Die paar Brocken bayrische Mundart, die von Max eingstreut werden, werden des besseren Verständnisses auch sofort übersetzt. Leider verpufft damit aber auch der witzige Effekt, den sie sonst vielleicht gehabt hätten. Wobei mir Max angesichts seines beleidigenden Umgangstons gegenüber Sepp sowieso total unsympathisch war. Er war es, der sich mit seiner rudimentären Ausdrucksweise als 'Depp' entlarvt hat, während sich der von ihm angeschnauzte Sepp immer normal auszudrücken wusste.

    Dann sind hier und da noch Witze der Kategorie '"Ich bin Atheist." "In welchem Zirkus?" fragte Oma Martha erstaunt.' eingebaut. Mein Lieblingssatz, den ich aber wirklich gut fand, kam schon nach den ersten paar Seiten. "Ja, genau, deine Klienten bauen Luftschlösser, und du kassierst die Miete dafür." sagt da jemand zur Psychotherapeutin Mary-Jo. Fand ich eine sehr gute Beschreibung für ihre Profession.


    Ich kann zwar durchaus verstehen, dass es zahlreiche LeserInnen gibt, denen solch eine 'humorige volkstümliche Geschichte' gefällt, ganz egal ob realistisch oder nicht. Meinen Geschmack trifft es leider nicht.

  • Endlich wird gemordet!


    Inhaltsangabe:

    Die erfolgreiche Hotelmanagerin Annabelle freut sich riesig auf ihren neuen Job in Singapur. Allerdings währt die Vorfreude nicht lange, denn ihre Mutter bittet sie nach Hause zu kommen. Mit ungutem Gefühl fährt Annabelle sofort zu ihren Eltern nach Puxdorf. Kaum ist sie dort angekommen, stolpert sie über eine Leiche. Aber dies ist nicht die einzige Überraschung, die sie erwartet. Ihrem Vater, der angeblich einen Schlaganfall erlitten haben soll, erfreut sich bester Gesundheit, dafür geht es dem Familienhotel Edelweiß gar nicht gut. Annabelle ist entsetzt, das Hotel ist völlig marode. Hinzu kommen noch die interessierten Investoren, die das Edelweiß lieber gestern als heute abreißen lassen würden, um darauf eine Touristenhochburg bauen zu können. Wie wird es mit dem Familienhotel weitergehen und wie wird sich Annabelle entscheiden? Karriere in Singapur oder doch lieber für das idyllische Edelweiß mit Heimatgefühl?


    Ich küss dich tot ist der neuste (K) Familienroman von Ellen Berg. Der Klapptext zu diesem Buch versprach mir eine humorvolle, aber auch spannende Geschichte zu werden. Tja, was soll ich dazu noch schreiben: Endlich wurde gemordet! und so war es auch.
     
    Der unverwechselbare flüssige und leichte Schreibstil der Autorin zieht den Leser sofort in seinem Bann. Einmal angefangen und man mag dieses Buch gar nicht mehr aus den Händen legen, aber Vorsicht: wer dieses Buch zu schnell durchliest, überliest vielleicht die eine oder andere Pointe und das wäre viel zu schade. Ich liebe den Wortwitz von Ellen Berg, der mich hier und da lauthals auflachen lässt. Bei ihren Romanen habe ich das Gefühl, dass ich nicht nur eine Geschichte lesen, sondern zeitgleich ein herrliches Kopfkino dazu entsteht. Einfach grandios!
    Bei jeden ihrer Bücher merke ich immer wieder, mit wieviel Herzblut sie diese Geschichten kreiert. Hier stimmt von A- Z alles. Die Charaktere, ganz egal ob sich hierbei um Hauptfiguren oder Nebenrollen handelte, sind allesamt facettenreich und mehr oder weniger sympathisch dargestellt worden. Jeder von ihnen hatte seinen Platz und bereicherte so die Geschichte. Am besten gefielen mir Annabelle, die endlich das gefunden hat, was sie so lange verdrängt hat. Oma Martha, die mich ein wenig an meine Oma erinnerte. Das - Mensch – ärger- dich - nicht- Spiel mit ihr habe ich auch sooo geliebt. Oder die Clique von Annabelle, die uns mal gezeigt haben, wie wunderbar es sein kann, wenn wahren Freunde bedingungslos für einander da sind. Schade, dass solche Freundschaften in dieser heutigen Zeit kaum oder eher selten noch zu finden sind.
    Die Kulisse von Puxdorf, die so wunderbar eingefangen und wiedergespiegelt worden ist. Eine schöne romantische verschneite Berglandschaft in Oberbayern, die einem Lust auf Urlaub beschert. Dann aber bitte ohne Leiche im Straßengraben!
    Oder die Handlung, die ein humorvoller und spannender Mix auf Familiengeschichte, Verbundenheit, Liebe und Mord war. Ellen Berg hat wieder mit ihrer Geschichte den Nerv der Zeit getroffen. Wie oft jagt man die Karriereleiter hinauf oder sucht das kleine Glück und vergisst dabei, was einem wirklich wichtig ist. Einen Platz, an dem man sich geborgen fühlt, die Freunde, die ohne groß zu fragen, für einen da sind oder einfach das Gefühl angekommen zu sein. Eigentlich ist es ganz einfach, wenn man, so wie Annabelle es gemacht hat, einfach auf sein Herz hört. Ellen Berg hat mal bewiesen, dass sie auch morden kann. Wenn auch auf die sanfte Tour, aber dieser Roman sollte ja auch nicht seine Authenzität verlieren. Hier sollte der Leser das Ganze mit einem Lächeln und Augenzwinkern sehen.
    Für mich war es wieder einmal ein humorvoller Familienroman mit einigen spannenden Elementen, die mir zahlreiche Lesemomente bescherten. Vielen lieben Dank dafür, Ellen Berg!

    "Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." (James Daniel) :study:

    Liste 2024

    gelesene Bücher: 6 (Januar)

    gelesene Bücher: 3 (Februar)

    gelesene Bücher: 3 (März)

    gelesene Bücher: (April)

    gelesene Bücher: (Mai)

    gelesene Bücher: (Juni)

    gelesene Bücher: (Juli)

    gelesene Bücher: (August)

    gelesene Bücher: (September)

    gelesene Bücher: (Oktober)

    gelesene Bücher: (November)

    gelesene Bücher: (Dezember)

    abgebrochene Bücher: [-(


    Für immer deinAugust - Barbara Leciejewski :study: