Julian Barnes - Die einzige Geschichte / The Only Story

  • Kurzmeinung

    Kapo
    Langweilige, fade und nichtssagende Love Story.
  • Kurzmeinung

    Mojoh
    Zuviel Geschwafel, egozentrischer und unsympathischer Protagonist - Abbruch nach einem guten Drittel.
  • Original : Englisch/GB, 2018


    INHALT :

    Mit rund 70 Jahren schaut der Ich-Erzähler zurück : Als er 19 Jahre alt war lebte er das « was wirklich zählt, die Liebe ». Nun erzählt er diese seine Geschichte. Und die sieht zunächst mal schräg aus : Im Tennisclub eines Londoner Vorortes spielt er immer gewohnheitsmäßiger mit der fast 30 Jahre älteren und verheirateten Susan das Doppel. Sie lernen sich lieben. Als ihre Beziehung herauskommt fliegen sie aus dem Club. Susan und ihr alkoholabhängiger, cholerischer Mann lassen sich scheiden. Und Paul und Susam ziehen in ein kleines gekauftes Häuschen. Bleibt es bei der Idylle ?


    BEMERKUNGEN :

    Der Annäherungsprozeß dauert ; beide sind in gewißer Weise unschuldig. Und es geht nicht um eine Verführungsgeschichte, oder was es da sonst an Assoziationen geben möge. Hier geht es um « DIE einzige Story, die zählt », um das, was wirklich wichtig ist. Im gesamten ersten von drei Teilen steht das Wunderbare und Erquickende dieser Liebe im Vordergrund. Ja, es geht auch viel um Sex, und doch ist es nicht einfach eine kurze Episode einer theoretisch erfahrenen Frau mit einem jüngeren Mann. Durch die Umstände und überhaupt, ist jede « story » einzigartig, aber nicht im Sinne von « unmöglich, total unvorstellbar ». Der Altersunterschied scheint da gar keine Rolle zu spielen (für Paul?).


    Schnell wird dem Leser angedeutet, dass die Beziehung über Jahre dauern wird, sicherlich ein Dutzend geteilter Nähe, gemeinsamen Wohnens. Was aber ist es, was dazwischenkommt, -kommen wird, und sich ab und an zwischen den Zeilen ankündigt ? Hat Paul etwa Lust auf jüngeres Fleisch ??? Oder was ? Ganz was anderes geschieht, etwas Tragischeres. Und die b-molls tauchen auf...


    Die halb- bis paar seitigen Abschnitte sind locker chronologisch ungefähr angeordnet, aber gleichzeitig auch irgendwie brockenhaften Charakters, wie Erinnerungsfetzen oder Episoden des nun ja 70-jährigen Erzählers. Interessant ist die erzählerische Vorgehensweise des Ich-Erzählers (bzw Barnes) : Im ersten Teil ein bewusstes « Ich », im zweiten ein sich selbst meinendes « Du », im ditten Teil (das Leben nach Susan…) ein distanzierteres «Er »... Das Buch ist nicht so sehr mit action vollgespickt, auch nicht an sich frivoleren Beschreibungen. Oft ist und wird es reflektierend : Was passiert(e) da ? Was war MEINE Liebesgeschichte, meine « einzige story » ? Und wo schlug das Ganze um ?Gibt es eine untragische Liebe???


    Wer Barnes bislang mochte wird ihn hier erneut meisterhaft erleben !


    Most of us have only one story to tell. I don’t mean that only one thing happens to us in our lives: there are countless events, which we turn into countless stories. But there’s only one that matters, only one finally worth telling. This is mine.


    AUTOR :

    Julian Patrick Barnes (* 19. Januar 1946 in Leicester; als Pseudonym gelegentlich Dan Kavanagh) ist ein englischer Schriftsteller. Er arbeitete nach einem Sprachenstudium und einem anschließenden Jurastudium als Lexikograph und Journalist. Seit etwa 1980 ist er als Schriftsteller tätig.


    Unter dem Pseudonym Dan Kavanagh (Familienname seiner Frau!) schrieb Julian Barnes in den 80iger Jahren vier Kriminalromane. Etwa gleichzeitig mit dem ersten publizierte er das Buch Metroland, eine Novelle über einen jugendlichen Großstädter und seine Reiseerlebnisse in Paris und London. Es folgten zahlreiche weitere Romane, Erzählungen und Essays. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit machte er sich einen Namen als Übersetzer französischer Literatur, etwa von Alphonse Daudet und Gustave Flaubert. Barnes gilt als Vertreter der Postmoderne. Er gewann 2011 den Man Booker Prize für « The sense of an ending ».


    1979 heiratete Barnes seine damalige Agentin Patricia Olive Kavanagh, die aus Südafrika stammte. Ihr sind auch die meisten seiner Werke gewidmet hat. Sie starb am 20. Oktober 2008 an den Folgen eines Gehirntumors.


    Julian Barnes lebt in London.

    http://www.julianbarnes.com



    Gebundene Ausgabe: 224 pages

    Publisher: Jonathan Cape (1 Feb 2018)

    Language: Englisch

    ISBN-10: 1787330699

    ISBN-13: 978-1787330696

  • Als e-book schon auf Niederländisch erschienen:


    Het enige verhaal


    Verlinkung anscheinend nicht möglich? Hier ein Hinweis auf die entsprechende Seite:

    https://www.amazon.nl/Het-enig…-3&keywords=julian+barnes

  • Gibt es sogar schon auf italienisch.


    Descrizione

    Alta e scanzonata, sicura in campo e affascinante, Susan ha un marito, due figlie e grossomodo l'età di sua madre. Con lei Paul inizia una relazione scandalosa che lo traghetta nella vita adulta e lo cambia per sempre

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Danke, serjena!

    Gibt es sogar schon auf italienisch.


    Ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch andere Sprachen folgen. Barnes hat doch inzwischen schon fast Kultstatus...

  • Wer Barnes bislang mochte wird ihn hier erneut meisterhaft erleben !

    Ja, ich mag seine Bücher, und daher freue ich mich über Deinen Tipp.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Julian Barnes – The Only Story“ zu „Julian Barnes – Die einzige Geschichte / The Only Story“ geändert.
  • Ich kann mich tom leo leider nicht anschließen, denn in mir hat die erzählte Geschichte keine Begeisterung ausgelöst. Das beginnt schon mit der Erzählweise, denn ich kann es gar nicht leiden, wenn in einer Erzählung ständig zwischen Präsens und Präteritum hin- und hergeschwankt wird. Ja, ich weiß, das soll (angeblich) die Authentizität erhöhen, den Leser tiefer in die Geschichte ziehen, das Tempo erhöhen - oder so. Bei mir löst es leider einen gegenteiligen Effekt aus, mich stört es schlicht und ergreifend. Ich kann mich an kein gelesenes Buch erinnern, bei dem ich dieses Stilmittel als passend oder angenehm empfunden hätte. Somit hatte ich schon stilistisch einen schlechten Start ins Buch.


    Am Anfang war ich noch mit Interesse dabei, das erste Drittel fand ich ja noch ganz interessant, v.a. vor dem gegebenen zeitlichen Hintergrund der erzählten Geschichte. Dieses Verhältnis zweier Menschen gegen jede gesellschaftliche Norm, diese untolerierte Liebe, die trotzdem gelebt wurde, fand ich zu Beginn noch spannend, aber dann nach einer Zeit in ihrem Verlauf irgendwie schon wieder unglaubhaft. Dabei empfinde ich v.a. Susans Verhalten unglaubwürdig, die sich nach so vielen Jahren gegen die Norm auflehnt und dies auf eine Weise tut, in der sie ihre eigene Familie darin verstrickt. Natürlich bleibt eine Familie davon nicht unberührt, aber wer holt sich denn den eigenen Liebhaber ins Haus, einen Liebhaber im Alter der eigenen Kinder, und tut dabei noch so als sei er nur der nette Junge von nebenan mitsamt seiner Clique? Da hat sich vieles in mir dagegen gesträubt....

    Und dann kreist der Erzähler den Rest der Geschichte nur noch um sich selbst - es ist eine einzige Nabelschau, die für mich aber schnell nicht mehr nachvollziehbar ist. Mir ist die Geschichte zu egozentrisch, zu zentriert, zu einseitig und ich kann schlicht mit ihr nichts anfangen. Das liegt natürlich an mir, der lesenden Person - für andere ist das bestimmt anders. Aber ich verlor sehr schnell beim Lesen den kleinen Zugang, den ich anfangs noch zu den beiden Protagonisten hatte und hab mich dann nur noch durchgekämpft, da ich zum einen hoffte, dass sich die Geschichte evtl. noch etwas dreht, und zum anderen war es das Buch für meinen Lesekreis und ich verfechte bis heute die Theorie, dass man nur über ein Buch diskutieren kann, das man auch zu Ende gelesen hat.


    Daher bleibt für mich das Fazit, dass man das Buch lesen kann, aber nicht gelesen haben muss. Ich werde Barnes sicherlich noch eine dritte Chance geben, denn "Der Lärm der Zeit" war ein tolles Buch. Und dann sehe ich weiter, ob ich Barnes einen "Kultstatus" zugestehe oder nicht.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Julian Barnes - Die einzige Geschichte



    Liebesglück und Liebesleid



    Julian Barnes hat hier in meinen Augen ein für mich bisher unvergleichliches Buch über die Liebe geschrieben. Es ist dabei gespickt mit philosophischen Gedanken zum Thema Liebe und menschlichem Empfinden, diese Gedanken werden in Sätzen formuliert, die sich ins Hirn graben und den Leser zum Sinnieren bringen. Jeder, der schon einmal tief geliebt hat, den die Liebe umgehauen hat, wird sich hier wiederfinden.



    Sätze und Gedanken wie folgende:

    "Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? S.11"

    "Meiner Meinung nach ist jede Liebe, ob glücklich oder unglücklich, eine wahre Katastrophe, sobald man sich ihr voll und ganz hingibt. S.293"

    wühlen sich ins Hirn und lassen einen beim Lesen innehalten/erstarren. So etwas nenne ich Sprachgewalt. Sofort gleitet man ins Sinnieren. Und das Buch ist voll von solchen Teilen und ich habe einen neuen Lieblingsautor gefunden.



    Dabei ist die Geschichte allgemein nicht so herausragend, es wird eine unkonventionelle Liebe beschrieben. In drei Teilen wird ein Blick auf die Liebe von Paul und Susan geworfen. Der junge 19-jährige Paul lernt in den 60er Jahren die 48-jährige eindrucksvolle Susan kennen. Beide verlieben sich tief ineinander, wobei das Bild dieser Liebe nicht dem Bild der älteren und erfahrenen Frau und des jungen unerfahrenen Mannes folgt. Beide sind hier unerfahren in der Liebe. Die Erzählstimme Paul zeigt in den drei Teilen welche Folgen diese Liebe für beide hat.



    Durch den ungemein poetischen und philosophischen Ton ist man tief bewegt. Ein gewisser feinsinniger Humor lockert das Ganze dann wieder auf. Auch durch einen sehr ehrlichen Blick auf den Menschen zeichnet sich diese Geschichte aus. Es entsteht eine insgesamt sehr ausgewogene und stimmige Geschichte, die tief berührt und zum Sinnieren einlädt. Und diese Mischung aus der Geschichte und den dazu passenden poetischen/philosophischen Gedanken zum Thema Liebe und der Ehrlichkeit der gezeichneten menschlichen Charaktere machen diese Geschichte für mich zu etwas Besonderem und bedingen dadurch meine 5-Punkte Bewertung.

  • Es gab eigentlich so gut wie gar nichts an dem Buch, das mir gefallen hat. Der Protagonist war mir von Anfang an derart unsypmathisch: ein Egomane, ein Ich-Mensch und sehr vor sich selbst überzeugt. Die Frau seiner Begierde Susan war auch ein recht nichtssagender Charakter und Nebenfiguren wie der cholerische Ehemann oder die ständig alkoholisierte Witwenfreundin waren wandelnde Klischees. Für mich war das auch keine gute Literatur, sondern oft einfach selbstverliebtes Geschwafel und Geschwurbel vom Autor. So als ob jemand in einem Gespräch abschweift und sich in einem Monolog, den außer ihm niemand interessiert, verliert. Jedes Mal wenn man denkt, die Geschichte könnte interessant werden, passiert im Grunde eigentlich wieder nicht wirklich etwas. Die Liebesgeschichte war ebenso nichtssagend. Es wurde ja ständig betont, dass Paul nicht genau sagen kann, warum er Susan liebt. Und genau das war das Problem. Eine Chemie war für mich nicht wirklich vorhanden und die Liebe der beiden blieb für mich sehr fremd und reserviert. Dass das Buch mit Meinungen wie "menschlich, liebevoll, wunderbar" beworben wird und es einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern soll, dann frage ich mich schon ob wir das gleiche Buch gelesen haben. Ich habe das ganz anders empfunden.

    Und als am Ende der Protagonist mit seinen Gedanken vom Wesentlichen abschweift hat er im Grunde das getan, was er die ganze Geschichte lang getan hat: Jeden Blick auf das Grundlegende verloren. Und da schließt sich der Kreis.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • So als ob jemand in einem Gespräch abschweift und sich in einem Monolog, den außer ihm niemand interessiert, verliert.

    Eine treffende Beschreibung für das, was ich als egozentrierte Nabelschau bezeichnet habe. Es hätte mich echt gewundert, wenn ausgerechnet Dir das Buch gefallen hätte. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • 44. Ein Buch, das Dich zwar irgendwie genervt hat, das Du aber trotzdem fertig lesen musstest, um zu wissen, wie es ausgeht

    Furchtbar nervige Figuren, aber irgendwie war ich dann schon bei der Hälfte weil ich noch Hoffnung hatte und da es ein recht kurzes Buch ist, habe ich es fertig gelesen.