Stephen King - Erhebung / Elevation

  • Kurzmeinung

    DerTinoB
    Auch wenn der Kern etwas traurig ist, musste ich viel lachen.
  • Kurzmeinung

    solis1505
    Schön erzählte, traurige Geschichte.
  • Produktvorstellung von amazon.de:


    Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan trägt, ob Kleidung oder gar Hanteln. Scott hat Angst, dass man ihn zum medizinischen Versuchskaninchen macht. Aber er muss es jemand erzählen. Zu Dr. Ellis hat er Vertrauen, aber auch der weiß keinen Rat.


    In seiner netten Wohngegend in der Kleinstadt Castle Rock gerät Scott in einen eskalierenden Kleinkrieg. Der Hund der neuen Nachbarn – zwei Lesben – verrichtet sein Geschäft ständig bei ihm im Vorgarten. Die eine Frau ist eigentlich recht freundlich, die andere aber eiskalt. Die beiden haben gerade ein Restaurant eröffnet, von dem sie sich viel erhoffen. Die Einwohner von Castle Rock wollen aber nichts mit Homopaaren zu tun haben, da ist großer Ärger vorprogrammiert. Als Scott endlich kapiert, was Vorurteile in einer Gemeinschaft anrichten, überwindet er den eigenen Groll und tut sich mit den beiden zusammen. Merkwürdige Allianzen, der jährliche Stadtlauf und Scotts mysteriöses Leiden fördern bei sich und anderen eine Menschlichkeit zutage, die zuvor unter einer herzlosen Bequemlichkeit vergraben lag.


    Eigene Beurteilung:


    Nun, zunächst einmal haben die Nachbarinnen zwei Boxer und nicht nur einen. Sonst sei zum Inhalt nicht mehr viel gesagt, denn der ist in dieser Produktvorstellung schon umfangreicher, als ich sie gemacht hätte - besonders bei einem so kurzem Buch.


    Vor langer Zeit hat ein gewisser Richard Bachman ein Buch mit dem Titel "Thinner" herausgebracht, in dem ein Mann von einer Zigeunerin verflucht wird und danach beständig abnimmt. Und auch für Scott erscheint die seltsame Veränderung in seinem Leben zunächst wie ein Fluch - bis es ihm gelingt, die Veränderung und ihre möglichen Konsequenzen anzunehmen. Und in diesem neuen Selbstverständnis versucht er das beste Leben als die bestmögliche Version seiner selbst zu leben - und das hat Auswirkungen.


    Durch seine sehr klaren Bezüge auf die aktuelle innenpolitische Lage ist es beinahe unmöglich, dieses Buch nicht auch als eine Kritik zu sehen an Menschen, die in erster Linie bei dem, was sie tun ihrem Eigeninteresse folgen. Und eine Erklärung, dass sie so eben nicht die bestmögliche Version ihrer selbst sind. Und während Scott darauf wartet, dass sein Gewicht den Nullpunkt erreicht, bemüht er sich auch das Leben seiner Mitmenschen ein wenig leichter zu machen.


    Ein schöner, ruhiger und nachdenklicher kleiner Roman, der mir Einiges an Freude bereitet hat.

  • So kurz die Geschichte war, es gab einiges an Inhalt auf den paar Seiten. Die Grundidee ist fantastisch und stellt die Rahmenhandlung dar, während andere Themen, wie Vorurteile, Feindseligkeit, Schicksalsergebenheit einen handfesten Bezug abgeben. Man lernt die Charaktere sehr gut kennen, alle haben Tiefe und Profil und ich mochte auch das Ende und die Tatsache, dass das mysteriöse Gewichtsverlustproblem nicht erklärt wird.

    Kurz, aber intensiv, ein echtes Lesevergnügen! Es sei denn , man kann mit realitätsfremden Gegebenheiten grundsätzlich nichts anfangen, dann würde ich davon abraten, das Büchlein zu kaufen.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Ich habe gestern Abend "Erhebung" in einem Rutsch durchgelesen (hat ja auch nur 144 Seiten).

    Es war so schön mal wieder stundenlang in einem Buch zu versinken und bis auf einige Kritikpunkte hat es mir gut gefallen.

    Das Ende hat mir nicht wirklich zugesagt und die Geschichte hätte gern länger und dafür ausgefeilter sein dürfen, einiges wurde leider nur angedeutet.

    Auch den Preis von 12€ für 144 Seiten finde ich überzogen.

    Obwohl ich ein großer Stephen King Fan bin, hat der Preis mich veranlasst das Buch nicht zu kaufen, sondern aus der Bibliothek auszuleihen.

    Eine ausbaufähige Geschichte in gewohnter (und geliebter) Stephen King Manier.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Als Stephen King Fan musste ich diese Novelle einfach lesen und war sehr froh darüber, dass meine örtliche Bücherei im Besitz dieses Büchleins ist. Denn - ganz ehrlich - 12 Euro (das sind bei mir nach wie vor noch 24 DM :pale:) für ein wirklich sehr dünnes und kleines 144 Seiten Buch, finde ich schon sehr übertrieben.


    Die Geschichte als solches hat mir zwar beim Lesen durchaus Freude bereitet, und sie regt auch definitiv zum darüber nachdenken an - was ich sicherlich auch eine ganze Weile noch tun werde -, aber wirklich überzeugen konnte sie mich nicht. Dafür waren mir - selbst für eine Novelle - einfach zu viele der Themen und Personen nur angerissen, aber nicht wirklich ausgearbeitet. Und wenn auf dem Einband nicht der Name des Autors stehen würde, die Story nicht in Castle Rock spielen würde und auch ansonsten nicht noch ein paar Querverweise auf vorangegangene Werke gezogen würden, ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass Stephen King für dies Story verantwortlich ist.


    Ob er mit diesem Buch Gesellschaftskritik über wollte? Ich weiß es nicht. Möglich wäre es durchaus, aber dafür käme sie mir persönlich viel zu leichtfüßig und fluffig daher.


    Also, unterm Strich kann ich feststellen: Als King Fan sollte man das Buch einfach mal auf sich wirken lassen, aber wirklich begeistern konnte es mich nicht.

    Am Ende vergebe ich :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: dafür.

  • Scott nimmt rasend schnell ab. Sein korpulentes Aussehen ändert sich trotzdem nicht. Und noch unheimlicher: Wenn er auf die Waage steigt, zeigt sie jeweils das gleiche Gewicht an, egal wie viel er momentan trägt, ob Kleidung oder gar Hanteln. Scott hat Angst, dass man ihn zum medizinischen Versuchskaninchen macht. Aber er muss es jemand erzählen. Zu Dr. Ellis hat er Vertrauen, aber auch der weiß keinen Rat....(Klappentext)


    ✯✯✯✯✯


    "Stellten die Zeiger an einer Uhr und die Zahlen auf einer Badezimmerwaage nicht nur den Versuch dar,
    unsichtbare Kräfte zu messen, die sichtbare Wirkungen hatten?
    Die dürftige Bemühung, eine größere Wirklichkeit zu erfassen, die darüber hinausging,
    was ein gewöhnlicher Mensch sich als Wirklichkeit vorstellte?"
    (S. 23)

    Scott ist ein Riese von einem Mann und der Ranzen hängt ordentlich über den Gürtel. Trotzdem zeigt die Waage stetigen Gewichtsverlust an - 1/2 kg täglich, Tendenz steigend. Ob nun mit oder ohne Bekleidung, oder ob er in sich hineinfrisst als gäbe es kein Morgen, die Kilos schwinden auf der Waage...NUR auf der Waage. Den Gewichtsverlust sieht man Scott keineswegs an.

    Er weiht seinen Freund und ehemaligen Arzt Dr. Bob (kurzer Dschungelcamp-Aufblitzer) in diese mysteriöse Sache ein, denn langsam aber sicher bekommt er Panik.


    So viel zur Story, welche durchaus interessant und nach einem typischen King klingt. Zugegeben, ich dachte beim Lesen des Klappentextes an "Thinner", ein Stephen King-Roman aus dem Jahr 1984, doch das war es auch schon mit der Gemeinsamkeit, denn es passiert hier im Grunde rein gar nichts, zumindest bezüglich dieses mysteriösen Problems.

    Man erfährt weder wieso, weshalb, warum, noch woher dieser Gewichtsverlust kommt. Auch den Protagonisten scheint es mit der Zeit nicht mehr zu interessieren. Ist ja eh wurscht, wiegt er eben irgendwann überhaupt nichts mehr. Stattdessen etnwickelt sich diese Novelle zu einem politischen Statement Kings.


    "Er hatte die Messungen abgelehnt, weil Doctor Bob sicher nicht nur die Muskeldichte, sondern auch das Gewicht bestimmen wollte,
    und Scott hatte eine Ahnung gehabt
    - vielleicht war es auch ein tief greifendes Körperbewusstsein -,
    sie sich nun als korrekt erwies.
    Nach einem reichlichen Abendessen, gefolgt von einem nahrhaften Snack, wog er nur noch gut neunzig Kilo.
    Der Prozess beschleunigte sich."
    (S. 64)

    Die Story spielt in der Kleinstadt Castle Rock, welche normalerweise von skurrilen Figuren nur so wimmelt. Diesmal wird Castle Rock jedoch von typisch amerikanischen Kleinstädtern bevölkert - engstirnig, intolerant und verdammt christlich. Die zwei Lesbierinnen sind eine Ausnahme und werden natürlich von diesen Hinterwäldlern diskriminiert und angefeindet. Und dies ist auch das große Thema dieser Novelle.

    ">>Sie ist lesbisch. Wahrscheinlich wäre das okay, wenn sie es für sich behalten würden
    - was hinter geschlossenen Türen passiert, interessiert bekanntlich niemand -,
    aber sie legt Wert drauf, die Köchin vom Frijole als ihre Ehefrau vorzustellen!...<<"
    (S. 45)

    Versteht mich nicht falsch. Ich finde es verdammt wichtig gegen Homophobie und allgemein gegen jegliche Intoleranz einzustehen, diese Thematik auch in Romanen zu verarbeiten, aber bitte nicht wie Stephen King in dieser Novelle.

    Zum einen hatte ich das Gefühl, dass es einfach nur ein lieblos hingerotztes Werk ist, welches Tiefe vermissen lässt. Gerade diese Thematik, wenn wir schon beim Stoff der Intoleranz bleiben, hat etwas besseres verdient.

    Zum anderen strotzt diese Novelle von gerade einmal 143 Seiten regelrecht vor Klischees. Da hätten wir natürlich die typisch amerikanischen Vollpfosten aus der Kleinstadt, dann der Held, welcher sich gegen diese biersaufenden und Flanellhemd-tragenden Intelligenzallergiker stellt und dabei sein eigenes Problem völlig vergisst, und dann natürlich die beiden Lesbierinnen, wobei eine ein schüchternes Mäuschen ist, während die andere die Kampflesbe wie aus dem Buche verkörpert.

    Natürlich wendet sich am Ende alles zum Guten und das durch eine einzig kleine Aktion seitens unseres Helden, welche innerhalb weniger Minuten die beschränkten Homophobiker und deren eingefahrenes Weltbild bekehrt. Jaaa, klar.

    Bei der Klappentext-Story tut sich hingegen nichts. Der Leser bleibt diesbezüglich im Unklaren und dann ist das Buch auch schon zu Ende - Klappe zu, Affe tot.


    Fazit:

    Das Einzige was mir nach Beenden des Buches durch den Kopf ging war: "WTF, was für eine hingerotzte Scheiße!" So etwas bin ich von King absolut nicht gewohnt und daher auch dementsprechend enttäuscht. Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Diese King-Novelle kann man sich also getrost sparen. :bewertung1von5:


    © Pink Anemone