Susanne Röckel - Der Vogelgott

  • Kurzmeinung

    novelista
    Beschreibungen/Gedanken wiederholen sich, Atmosphärisch dicht, teilweise macht es sich die Autorin zu einfach
  • Kurzmeinung

    serjena
    Faszinierender Roman, Realität und Sinnestäuschungen vermischen sich
  • Es ist ein düsterer und etwas unheimlicher Roman, den uns die Autorin Susanne Röckel mit dem Buch „Der Vogelgott“ präsentiert. Erzählt wird in vier Teilen die Geschichte der Familie Weyde. Der Vater und seine drei Kinder haben zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Art Begegnungen mit dem Vogelgott.

    Im Prolog erleben wir den Vater Konrad, der Hobbyornithologe ist. Er hat sich in die Berge begeben, um Wanderfalken aufzuspüren. In dieser unwirklichen Gegend sieht er riesige unbekannte Vögel. Was geschieht mit ihm, als er sich ihnen nähert? Er spricht nie darüber.


    In den weiteren drei Teilen berichtet jeweils eines der drei Kinder, die auch auf ihre Weise von Vögeln fasziniert sind.


    Thedor bricht sein Medizinstudium ab und geht nach Afrika, um ein Hilfsprojekt zu unterstützen und erlebt dort verwirrende Dinge, die ihn fast um den Verstand bringen und er landet im Sanatorium. Thedors Schwester Dora ist angehende Kunsthistorikerin, die auf ein übermaltes Bild stößt; unter dem Madonnenbild werden schreckliche Gestalten sichtbar. Der Journalist Lorenz will Albträumen bei Kindern auf den Grund gehen.


    Über allem liegt der Mythos eines Vogelgottes, der jedes der Familienmitglieder fasziniert. Es herrscht die ganze Zeit eine bedrohliche Atmosphäre, obwohl eigentlich nichts Dramatisches passiert. Die Geschichte ist unheimlich und man spürt eine unterschwellige Angst.


    Es ist ein irritierender Roman, den wohl jeder auf seine eigene Weise interpretieren kann. Man muss sich auf dieses Buch einlassen können.


    Eine schauerliche Geschichte.

  • Das Buch klingt als könnte es in mein Beuteschema passen.

    Bei mir steht es seit ein paar Tagen auf der Wunschliste, und wenn die Bücherei es hat, werde ich es lesen.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Wie schon Buchregal schreibt, besteht der Roman aus drei Teilen, in denen jeweils ein Geschwister von seinen Begegnungen mit dem Vogelgott berichtet.

    Die Grundstimmung des Buches ist unheimlich und entstammt dem Grundmythos des Aza-Volkes, die den Vogelgott verehren, einen großen, prachtvollen Greifvogel (oder auch Harpyie), der sich namentlich nicht erfassen lässt. Das Volk der Aza bringt diesem immer hungrigen Greifvogel menschliche Opfer, denn nur dieses Fleisch mag er fressen. Dafür sorgt der Greifvogel für sie.

    Die drei Geschwister begegnen menschlichen Boten des Vogelgottes, ohne dies zu ahnen. Diese menschlichen Boten sind charismatisch, aber gleichzeitig auch abstossend. Ein leichter Aasgeruch geht von ihnen aus.

    Was die drei Geschwister und ihr Vater Konrad Weyde erleben, ist ein Albtraum. Die Zivilisation scheint nur aufgesetzt, darunter verbirgt sich eine mythologische Naturgewalt, die der Mensch nicht im Griff hat.

    Das Lieblingsspiel der drei Geschwister ist "Verschwinden"; ein Spiel, wo es darum geht, nicht gefunden zu werden und wird im Roman mehrfach erwähnt.

    Röckel schafft es, der Geschichte durchgehend eine unterschwellig unheimliche, bedrohliche Atmosphäre zu geben.

    Auf mich hat das Erzählte wie ein Sog gewirkt.

    SiriNYC (und natürlich auch drawe ), es würde mich interessieren, wie dir/euch dieser befremdliche und rätselhafte Roman gefällt.

  • Susanne Röckel - Der Vogelgott



    Geflügeltes Grauen



    Was für ein wunderbares Buch! Wieder ein Lesehighlight und was für eines. Erstmal möchte ich diesen unwiderstehlichen Lesesog erwähnen, es entsteht fast ein Rausch beim Lesen dieses Buches. Man kann und will es nicht aus der Hand legen, ein unbedingter Wissensdrang nach der Auflösung, nach dem Ende hat mich beim Lesen gepackt. So etwas hat man selten. Schon dafür allein hat die Autorin die Höchstpunktezahl verdient. Dann diese Geschichte, sie ist in vier Teile gegliedert, vier verschiedene Personen der Familie Weyde erzählen Teile ihres Lebens, alle vier haben Berührungspunkte mit etwas Unerklärlichem/etwas Bedrohlichem, jeder weitere Teil erklärt auch mehr aus dem vorhergehenden Teil/aus den vorhergehenden Teilen, dabei wird Fiktion und Wirklichkeit geschickt verwoben, so dass vor den Augen des Lesers eine eventuelle Wirklichkeit entsteht. Echt geschickt gemacht. Auch dafür ist in meinen Augen eine Höchstpunktzahl erforderlich. Dann ist die Geschichte wie ein Schauerroman gehalten, dabei ist dann die Sprache zu erwähnen, die sehr antiquiert gehalten ist, eigentlich wähnt man sich durch diese Sprache in vergangenen Sphären, ich bin beim Lesen richtig über die Worte Flughafen und Laptop gestolpert, es passte für mich nicht zum Text. Herrlich nicht? Auch zeichnen sich die verschiedenen Teile durch einen unterschiedlichen Sprachklang aus, es wird durch die Autorin versucht den verschiedenen Personen angepasst zu erzählen. Wunderbar, auch dafür hat Frau Röckel eine Höchstpunktezahl verdient. Insgesamt in meinen Augen also ein absolut außergewöhnliches Buch!



    Zur Geschichte: 4 Mitglieder der Familie Weyde kommen in Kontakt mit dem Bösen. Im Prolog kommt der Vater Konrad Weyde, ein Ornithologe, in ein Bergdorf und sichtet einen ihm unbekannten großen Vogel, der Jagdinstinkt erwacht. Im Teil 1 wird das Jüngste der Kinder von Konrad Weyde, Thedor, ein ehemaliger Medizinstudent, in ein fiktives tropisches Land zum Leiten einer Krankenstation versetzt und kommt in Kontakt mit einem uralten bedrohlichen Kult, seinem Gott und dessen Jüngern. Im Teil 2 interessiert sich das mittlere Kind von Konrad Weyde, Dora, eine Kunsthistorikerin, für ein Madonnenbild in einer Kapelle und entdeckt, dass dieses übermalt wurde. Um was zu verdecken? Und im Teil 3 entdeckt der Älteste des Weyde-Nachwuchses, Lorenz, ein Journalist, Ungereimtheiten in der Behandlung von Kindern in einer Heilanstalt. Alle vier Mitglieder der Familie Weyde kommen in Kontakt mit mehr oder weniger irdischen Vertretern des Vogelgottes, namentlich sehr ähnlich und außerdem durch Äußerlichkeiten erkennbar. Und sehr gewürzt wird die Geschichte noch durch einen interessanten Bezug auf Mythen und historische Gegebenheiten, teils real und tels fiktiv. Insgesamt wird eine sehr düstere und bedrohliche Stimmung erzeugt.



    Ich gebe eine unbedingte Leseempfehlung!