Maria Nikolai - Die Schokoladenvilla

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Man kann an manchen Stellen fast schon den Schokoladenduft zwischen den Seiten riechen
  • Kurzmeinung

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    Für mich ein schönes Highlight zum Jahresabschluss! 2018
  • Leseempfehlung!


    Klappentext (Quelle Amazon):Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladenfabrikanten führt Judith Rothmann ein privilegiertes Leben im Degerlocher Villenviertel. Doch die perfekte Fassade täuscht. Judiths Leidenschaft gehört der Herstellung von Schokolade, jede freie Minute verbringt sie in der Fabrik und entwickelt Ideen für neue Leckereien. Unbedingt möchte sie einmal das Unternehmen leiten. Doch ihr Vater hat andere Pläne und fädelt eine vorteilhafte Heirat für sie ein – noch dazu mit einem Mann, den sie niemals lieben könnte. Da kreuzt ihr Weg den des charismatischen Victor Rheinberger, der sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen will ...




    1903: Wilhelm Rothmann führt die Familie, Bedienstete und seine Schokoladenfabrik mit eiserner Hand. Was vor allem Tochter Judith zu spüren bekommt. Obwohl sie mehr als interessiert am Geschäft und der Schokoladenherstellung ist, will ihr Vater sie verheiraten. Und das möglichst gewinnbringend. Judith ist ganz und gar nicht einverstanden, hat sie sich doch in einen Anderen als den von ihrem Vater Ausgewählten verguckt.


    Ich weiss gar nicht wo ich beginnen soll, zu beschreiben, was mir alles in diesem Buch gefallen hat!

    Erst mal empfand ich das Grundthema der einflussreichen Familie, die einen Schokoladenfabrik besitzt ungeheuer spannend. Denn die Schokoladenproduktion mit den um 1900 gängigen Maschinen und Lagerungs - und Kühlungsmöglichkeiten sind sehr gut beschrieben. Hier spürt man die hervorragenden Recherchen! Wie auch bei den beschriebenen Frisuren, Kleidern und Gepflogenheiten. Dies alles ist mit den nötigen Details versehen, dass man es bildlich vor sich sieht, ohne langatmig zu wirken. Das Geschäft in dem es allerlei Köstlichkeiten zu kaufen gibt ist sehr anschaulich erklärt. Mich hat die Angst gepackt, dass mein Schokoladenkonsum während der Lektüre in ungeahnte Höhen steigt.

    Sehr schnell sind mir die Figuren ans Herz gewachsen. Dies vor allem, weil sie sehr prägend und gut charakterisiert wurden. Egal ob Judith, die reiche Tochter des Hauses, die versucht ihren Weg zu finden und von ihrem Vater immer wieder in die Schranken gewiesen wird. Oder ihre Mutter, die die Flucht vor dem tyrannischen Mann ergriffen hat und so wieder neuen Lebenswillen findet. Hervorragend charakterisiert auch die Brüder von Judith, die zur Auflockerung so einige Streiche aushecken und ihren Vater an den Rand der Verzweiflung treiben. Eigentlich gibt es in diesem Buch keine Figur, die mich nicht überzeugen konnte.

    Ein einschneidendes Thema zu der damaligen Zeit findet ebenfalls seinen Platz. Die Rolle der Frau in der Gesellschaft, Ehe und dem Berufsleben. Mit leisen und manchmal ein wenig lauteren Zwischentönen wird die Emanzipation, die natürlich noch in den Kinderschuhen steckt, in die Geschichte eingeflochten. Mir hat ebenfalls der sozialkritische Touch sehr gefallen. Hier schlüpft vor allem Robert, der Diener des Hauses, in die Rolle des Zweiflers zu der damaligen sozialen Hirarchie.

    Der Schreibstil ist toll und hat mir sehr gefallen. Wechselnde Perspektiven machen das Buch vielschichtig und vielfältig. Ein schneller Erzählrythmus lässt keine Langeweile aufkommen. Und trotzdem wird sehr tiefsinnig und detailliert erzählt.

    Ein zweiter Teil ist geplant, darauf freue ich mich jetzt schon! Und das, obwohl ich sehr selten historische Romane lese.


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  • Viel Schokolade, etwas Liebe und historische Einblicke in die Anfänge des 20. Jahrhunderts


    Schokolade ist im Jahre 1903 noch etwas Besonderes. Ihre Herstellung ist mit viel Arbeit verbunden. Arbeit, vor der sich Judith Rothmann nicht scheut. Sie ist die Tochter eines Schokoladenfabrikanten und ihr größter Traum, ist es einmal diese Fabrik zu leiten. Mit viel Herzblut entwickelt sie immer neue Leckereien und ignoriert die Pläne ihres Vaters. Dieser aber, möchte sie gewinnbringend verheirateten. Ausgerechnet mit einem Mann, den Judith nicht leiden kann.

    Und dann begegnet sie auch noch Victor Rheinberger. Dieser junge Mann will sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen. Ihre Begegnung verändert alles.


    „Die Schokoladenvilla“ ist der Auftakt einer Reihe über das Leben am Anfang des 20. Jahrhunderts überwiegend in Stuttgart. Im Vordergrund steht die Herstellung von Schokolade, könnte man meinen, aber eigentlich ist sie nur ein Beispiel für die damaligen Abläufe in einer Fabrik und im Leben der Oberschicht allgemein. Judith entstammt einer Familie, die privilegiert leben darf, aber auch hier ist es nicht immer einfach. Judith erlebt am eigenen Leib, was es heißt, wenn der Vater über ihr Schicksal bestimmt. Anschaulich schildert die Autorin, welche Möglichkeiten die Frauen in dieser Zeit hatten. Nicht nur Judith verlässt die ihr vorgegebenen Pfade. Es war spannend, zu lesen, welche Möglichkeiten es wirklich für die Frauen der damaligen Zeit gegeben hat.


    Aber nicht nur die Frauen hatten so ihre Probleme, auch bei den jungen Männern bestimmten die Väter die Wege. Victor Rheinberger versucht sich, diesem ebenfalls zu entziehen. Er ist dafür bis nach Stuttgart gereist. Hier findet er Menschen, die ihn unterstützen und ebenfalls Ziele und Träume lebendig werden lassen. Durch ihn erfährt man, wie sich das Leben abgespielt hat, bei den weniger betuchten Menschen. Victor muss sich seine Ziele hart erarbeiten.


    Die einzelnen Charaktere hat Frau Nikolai intensiv ausgearbeitet. Ich hatte meinen Lesespaß bei diesem ersten Buch. Es gab nicht nur Probleme zu bewältigen, sondern auch so manchen Spaß mit einigen Protagonisten. Ich mochte vor allem die Vielfalt der Charaktere. Auch gerade kleine Nebenschauplätze lassen einen die Zeit beim Lesen vergessen. Hierbei ist dann auch deutlich zu spüren, wie gut Frau Nikloai recherchiert hat. Immer wieder fließen Ereignisse oder sogar Personen in die Geschichte ein, die so gelebt haben oder geschehen sind. Mir hat die Mischung aus historischem Wissen und fiktionaler Geschichte gut gefallen.


    Am Ende des Buches befindet sich ein umfangreicher Anhang mit Personenregister, Glossar und einigen Informationen zu den historischen Hintergründen. Fiktion und Wahrheit werden auch noch beleuchtete.


    Auch wenn „die Schokoladenvilla“ der Auftakt einer Trilogie ist, so ist das Ende in diesem Band, trotzdem angenehm zu lesen. Ich möchte natürlich wissen, wie es mit Judith und Victor und ihren Familien weitergeht, aber trotzdem hat mich der Schluss zufrieden zurückgelassen.


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  • 1903 Stuttgart. Als Tochter eines bekannten Schokoladenherstellers lebt Judith Rothmann mit ihren Eltern und jüngeren Geschwistern ein privilegiertes Leben. Judith liebt die Schokoladenfabrik, aber besonders die Entwicklung von neuen Geschmacksrichtungen. Insgeheim träumt sie davon, eines Tages doch noch das Familienunternehmen übernehmen zu dürfen, doch ihr Vater will davon nichts wissen. Lieber will er sie in eine angemessene Ehe drängen, die für die Familie finanziell von Vorteil ist, denn die Finanzen der Fabrik Rothmann stehen nicht gerade zum Besten. Derweil erholt sich ihre Mutter Helene am Gardasee von ihren Depressionen und beschließt, ihrem Ehemann den Rücken zu kehren, um endlich ein Leben führen zu können, das sie sich schon so lange wünscht. Judith denkt gar nicht daran, einen Mann zu heiraten, den sie nicht liebt. Während sie nach einem Ausweg aus dieser Misere sucht, lernt sie den Berliner Victor Rheinberger kennen, der nach einem Gefängnisaufenthalt in der Schokoladenfabrik für eine Stelle vorspricht und einen Neuanfang wagt. Schnell entpuppt sich die Einstellung von Victor als Glücksfall, auch für Judith…


    Maria Nicolai hat mit ihrem Buch „Die Schokoladenvilla“ den ersten Band ihrer dreiteiligen Saga um die Fabrikantenfamilie Rothmann vorgelegt, der den Leser mit einem flüssigen, bildhaften und mundartgerechtem Erzählstil einfängt und bis zur letzten Seite nicht mehr entkommen lässt. Durch eine sehr akribische Recherche lässt die Autorin den Leser während der Handlung nicht nur gekonnt an dem Entwicklungs- und Herstellungsprozess von Schokolade und anderen Leckereien teilhaben, sondern offeriert ihm dazu eine opulente Familiengeschichte, die ihn völlig in den Bann zieht. Geschickte Perspektivwechsel treiben die Spannung hoch und lassen den Leser die Protagonisten gut kennenlernen. Die damaligen gesellschaftlichen Konventionen, Traditionen und Ansichten werden ebenfalls thematisiert und zeigen auf, dass Frauen zur jener Zeit für die Ehe bestimmt waren, nicht aber für die Führung eines Unternehmens. Gleichzeitig mussten Frauen, die ihre Familie mit ihrem geringen Lohn durch Fabrikarbeiten nicht ernähren konnten, zusätzlich andere niedrige Tätigkeiten annehmen oder sich prostituieren. Auch der Unterschied zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Ständen wird sehr schön herausvorgehoben. Die Generation von Judith und Victor steht für den Ausbruch aus den gesellschaftlichen Zwängen und den Aufbruch in ein neues Zeitalter. Die bildhaften Schilderungen von der Fabrik, dem Gardasee und auch Venedig lassen ein wunderbares Kopfkino beim Leser entstehen und entführen ihn während der Lektüre an diese Orte, um hautnah dabei zu sein.


    Die Charaktere sind detailliert ausgestaltet und liebevoll mit Leben versehen. Sie wirken aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften glaubhaft und authentisch, der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen und mit ihnen mitfiebern. Judith ist eine intelligente junge Frau, die vielseitig interessiert ist und auch einen gewissen Geschäftssinn beweist. Sie weiß um die ihr gesellschaftlich verordnete Position, aber sie findet sich damit nicht ab, sondern kämpft für ihre Wünsche und Träume. Judiths Vater ist ein Mann seiner Zeit, dabei despotisch und unnachgiebig. Er fühlt sich wohl in seiner Rolle als Patriarch und lässt dies vor allem auch an seiner Familie aus. Helene, Judiths Mutter, ist nach Jahren der Unterdrückung ihres Mannes und als Gefangene ihrer Ehe depressiv geworden, dass sie sogar ihre Kinder im Stich lässt. Erst fernab gewinnt sie den Mut und die Stärke, ihrem kalten Ehemann die Stirn zu bieten. Judiths Brüder sind zwei liebenswerte Lausebengel, die nichts als Unsinn im Kopf haben. Victor ist ein liebenswerter Mann, der schon einige Schicksalsschläge verkraften musste und sich nun mutig einem Neuanfang stellt, wobei er fleißig und innovativ ist. Auch die übrigen Protagonisten wissen mit ihren Geschichten zu überzeugen und geben der Handlung zusätzliche belebende Impulse.


    „Die Schokoladenvilla“ vereint eine interessante Familiengeschichte mit der wundervollen Welt der Schokoladenherstellung. Die Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit sowie Geheimnisse und auch die Liebe werden hier wunderschöne Weise eingefangen, damit der Leser sie bei der Lektüre entblättern, genießen und schwelgen kann. Absolute Leseempfehlung - Band 2 wird sehnsüchtig erwartet!


    Tolle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Meine Meinung:

    Ich mag Schokolade nicht nur zum Essen, sondern auch zum Lesen - so war es keine Frage, dass ich mir "Die Schokoladenvilla" gönne.


    In einer Villa oberhalb von Stuttgart lebt die junge Judith zusammen mit ihrem Vater, ihren zwei kleinen Brüder und einigen Bediensteten. Ihr Vater ist streng und meistens hält er sich in seinem Büro unten in Stuttgart in der Schokoladenfabrik auf. Die beiden Lausbuben nutzen die Abwesenheit des Vaters aus und stellen so einiges an. Judith hingegen liebt es, neue Rezepte zu entwickeln und ist oft in der Fabrik und dem dazugehörigen Laden anzutreffen. Als ihr Vater eines Tages beschliesst, dass Judith heiraten muss, hat er die Rechnung ohne Judith gemacht.


    Ihre Mutter Helene bekommt von all dem nichts mit. Aufgrund einer Depression ist sie am Gardasee zur Kur. Sie lernt viele interessante Menschen kennen und merkt, wie unglücklich sie zuhause war und was sie stattdessen wirklich gerne machen würde. Auch Helenes Ideen passen nicht mit denen ihres Mannes überein.


    "Die Schokoladenvilla" erzählt von zwei Frauen, die ihren eigenen Weg gehen möchten und sich nichts mehr vorschreiben lassen wollen. Dass das viel Ärger mit sich bringt, überrascht nicht.


    Die spannende Geschichte um Judith und ihre Freunde nimmt einen von der ersten Seite an gefangen. In einem angenehmen Schreibstil schildert die Autorin lebendig die damalige Zeit und lässt ganz viel Historie wie nebenbei einfliessen. Nicht unbedingt geschichtliche Daten, sondern vielmehr die aktuellen Errungenschaften und Erfindungen, die teilweise erstaunen. Oder würdet ihr Ananassorbet mit dem Jahr 1903 in Verbindung bringen?


    So hat fast jede Figur im Roman etwas Spezielles an sich, das damals entweder typisch oder neu war. Väter, die Ehen für ihre Kinder arrangieren, um sich gesellschaftlich zu positionieren; Bedienstete, die unzufrieden waren mit Arbeitsbedingungen und damit unterschiedlich umgehen; Söhne, Töchter und Mütter, die sich nicht länger dem Diktat des Vaters oder Ehemannes unterwerfen; neue Maschinen und Apparate, neue Techniken; Gesundheitsdienste und vieles mehr.


    Sehr gelungen fand ich die Verbindung der beiden Schauplätze. Auf der einen Seite das geschäftige, traditionspflegende und eher trübe Stuttgart, auf der anderen Seite das sonnige, freigeistige Riva am Gardasee, wo man gesellschaftliche Konventionen den Bach runter schickt.


    Mir gefiel, dass nicht nur Judiths Familie, sondern auch ihre Angestellten sowie Handwerker aus der Stadt und weitere Charaktere in der Geschichte ihren Platz inne hatten. Quasi einmal quer durch die gesamte Bevölkerungsschicht, und jeder wurde von der Autorin sorgfältig mit einer glaubhaften Persönlichkeit ausgestattet.


    Das einzige Unglaubwürdige für mich war, dass Helene den Brief von Judith nicht sofort liest. Erst recht nicht, wenn der gleichzeitig angekommene Brief vom Ehemann Neuigkeiten über die Tochter verrät - da will man doch als Mutter wissen, wie die Tochter die Situation aus ihrer Sicht schildert.


    Bis auf diese Szene gefiel mir dieser historische Schmöker sehr gut und jedesmal, wenn ich nun am Bahnhof an einem Snack-Automaten vorbeikomme, denke ich an den Schokolade-Automaten in Stuttgart und wünsche, der würde stattdessen auf dem Perron stehen.


    Maria Nikolai hat mit der "Schokoladenvilla" einen historischen Schauplatz mit Leben gefüllt und lässt den Leser in eine facettenreiche Geschichte eintauchen.


    Fazit:

    Toller Auftakt der Trilogie - ich bin gespannt, was uns in den zwei Folgebänden erwartet.

    4 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Schokoladenvilla - der Auftakt einer neuen Familientrilogie


    Inhaltsangabe:
    Stuttgart, Anfang des 20.Jahrhunderts: Judith Rothmanns ist die Tochter des Schokoladenfabrikanten Wilhelm Rothmann und ihre große Leidenschaft und Liebe gehört der Schokoladenherstellung. Jede freie Minute steckt sie ihr Können und Wissen in neue Kreationen, denn ihr größter Traum ist es einmal, das Familienunternehmen weiterzuführen. Das hört und sieht der Vater gar nicht gern und möchte sie schnellstmöglich gut verheiratet wissen. Allerdings stößt das auf Widerwillen bei ihr auf, denn den Mann der ihr Herr Vater ausgesucht hat, ist nicht das was sie sich als liebevollen Ehemann vorstellt. Sie hätte da auch schon jemanden, der ihren Vorstellungen entspräche: Viktor Rheinberger. Kann sich Judith den Plänen ihres Vaters wiedersetzen oder muss sie den „unliebsamen“ Mann heiraten, den ihr Vater ausgesucht hat?
     
    Die Schokoladenvilla ist der Auftakt einer neuen Familientrilogie von Maria Nikolai. Dank des leichten und flüssigen Schreibstil findet sich der Leser in der Anfangszeit des 20. Jahrhunderts in Stuttgart wieder. Ab der ersten Seite merkte ich wie mich dieser Roman immer mehr in seinen Bann zog. Dieses Buch konnte ich nicht einfach zu Seite legen. Ich musste einfach wissen, wie es mit Judith und der Schokoladenfabrik weitergeht. Schnell merkte ich, wieviel Leidenschaft Maria Nikolai in diesem Roman gelegt hat. Fangen wir bei den Charakteren an:
    Ganz egal, ob es sich hierbei um die Herrschaften der Familie Rothmanns, Dienstboten oder um die Bevölkerung handelte. Jede einzelne Figur wurde perfekt in die Handlung integriert und hatte seinen Platz. Sie wirkten so authentisch und lebendig, dass es mir eine wahre Freude bereitete, sie zu begleitet. Besonders Judith und ihre Mutter Helene haben mir am besten gefallen. Zwei willensstarke Persönlichkeiten, die um ihr Glück kämpften und nicht klein beigeben. Aber auch Judiths Brüder, die Zwillinge haben mich begeistert zurückgelassen. Jede noch so kleinste Gelegenheit nutzen die Beiden aus, um ihren Flausen freien Lauf zu lassen. Einfach grandios die beiden!
    Auch bei der Kulisse merkt man wie detailliert hier gearbeitet worden ist. Man spürte das Flair der Zeit.
    Die Geschichte über die Familie Rothmann ist zwar fiktiv, aber der historische Hintergrund basiert auf wahre Begebenheiten. Die Autorin hat ihr einen enormen Zeitaufwand auf sich genommen, um in akribischer Kleinstarbeit, die geschichtlichen Fakten zusammenzutragen, um sie dann perfekt in die Geschichte zu verarbeiten. Für mich war diese historische Zeitreise nicht nur spannend, sondern auch sehr informativ und dabei habe ich eine Menge über Stuttgart erfahren dürfen. Auch wenn es sich hierbei, wie schon erwähnt, um eine fiktive Geschichte handelt, entstand der Eindruck, dass sie sich genauso hätte abspielen können. Eine sehr lebendige und facettenreiche Handlung, die mich mit ihren über 600 Seiten sehr beeindruckt hat. Auch wenn dieser Roman sehr seitenstark ist, kommt keine Langeweile auf. Eher das Gegenteil war bei mir der Fall. Ich hätte hier noch weiterlesen können.
    Was mich ein wenig Irritierte war das Ende. Dieses hat weder einen typischen Cliffhanger noch endet es offen. Auf mich wirkte das Ganze wie ein abgeschlossener Roman. Jetzt bin ich natürlich neugierig und gespannt darauf, wie es in Band 2 weitergehen wird.


    Kleine Info:

    Auf den letzten Seiten dieses Buches findet man ein Personenregister, Glossar und einen historischen Hintergrund. Daumen hoch dafür!


    Ein unterhaltsamer, historischer und zu gleich spannender Auftakt einer neuen Familientrilogie, die einfach gelesen werden muss. Wer gerne solche Bücher liest, ist hier bestens aufgehoben. Für mich war es ein Highlight zum Jahresende!

    "Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." (James Daniel) :study:

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    Eddas Aufbruch - Beate Rösler :study:

  • DIe Schokoladenvilla - ein süßer, aber kein schnulziger Roman


    Inhaltsangabe:


    Stuttgart, 1903: Als Tochter eines Schokoladenfabrikanten führt Judith Rothmann ein privilegiertes Leben im Degerlocher Villenviertel. Doch die perfekte Fassade täuscht. Judiths Leidenschaft gehört der Herstellung von Schokolade, jede freie Minute verbringt sie in der Fabrik und entwickelt Ideen für neue Leckereien. Unbedingt möchte sie einmal das Unternehmen leiten. Doch ihr Vater hat andere Pläne und fädelt eine vorteilhafte Heirat für sie ein – noch dazu mit einem Mann, den sie niemals lieben könnte. Da kreuzt ihr Weg den des charismatischen Victor Rheinberger, der sich in Stuttgart eine neue Existenz aufbauen will ...

    Quelle: Amazon - Kurzbeschreibung zum Buch


    Meine Meinung:


    Nachdem ich mir vorgenommen habe, meinen Lesehorizont zu erweitern und dieses Buch schon ewig (über ein Jahr:pale:) in meinem Bücherregal stand, zog ich auf der Suche nach neuem Lesestoff dieses Buch hervor.


    Kurz gesagt: mir hat dieses Buch unglaublich gut gefallen.

    Die knapp 660 Seiten gingen wie im Flug vorbei, teilweise konnte ich es gar nicht aus der Hand legen, weil ich wissen musste, wie es mit Judith und Victor weitergeht. Natürlich ahnt man, wie das Buch ausgeht. Aber manchmal ist der Weg ja das Ziel:D


    Das Buch liest sich sehr flüssig ohne langatmige Passagen oder ewige Badwurmsätze. Maria Nikolai schreibt unglaublich schöne Sätze, die aber nie kitschig oder schnulzig werden.


    Zunächst werden die einzelnen Figuren vorgestellt, ihr Situation erklärt. Man bekommt einen sehr schönen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der einzelnen Figuren. Erst im Laufe des Romanes werden die Geschichten der Figuren miteinander verwoben.


    Der Roman beschreibt sehr schön, dass Stuttgart der damaligen Zeit. Auch die gesellschaftlichen Verhältnisse werden anschaulich erklärt. Auch hier finde ich, dass Maria Nikolai die richtige Balance zwischen geschichtlichen Fakten und ihrer Geschichte findet. Sie geht gerade genug ins Detail, damit die gesamte Geschichte schön rund, aber keinesfalls überladen wird.

    Manchmal hatte ich das Gefühl, man kann den Geruch der warmen Schokolade förmlich riechen:uups:


    Das einzige Manko, dass dieses Geschichte in meinen Augen hat: ich hätte gerne noch erfahren, wie es mit der Mutter von Judith weitergegangen ist. Konnte sie sich ihren Traum erfüllen? Ist sie zurück nach Stuttgart gegangen? Das hat mir tatsächlich nachher gefehlt. Das fand ich es ein wenig schade, dass sie einfach so aus der Geschichte "verschwand".


    Aber wer weiß, vielleicht klärt sich das ja im zweiten Band der Schokoladen-Reihe? Den werde ich nämlich lesen. Und den dritten Band auch.


    Fazit:


    Dies war das erste Buch "dieser Art" (also aus der Kategorie Familiensaga und starke Frauen), welches ich gelesen habe und ich war positiv überrascht. Die 660 Seiten vergehen wie im Flug. Wer einen schönen Schmöker sucht, der einen für ein paar Stunden aus der Realität entfliehen lässt, dem lege ich dieses Buch wärmstes ans Herz.


    Ich vergebe daher :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Die Menschheit ist ein Buch, das immer wieder von neuem aufgelegt wird, ohne die Aussicht, jemals ein Bestseller zu werden"

    William Faulkner


    :study::study::study:

  • Die Autorin widmet diesem Roman "den Verführungen dieser Welt". Na, wenn das mal nicht vielversprechend klingt. Und mit dieser Vorfreude bin ich auch an den Roman herangetreten.

    Schon nach den ersten Seiten spürt man, wie feinfühlig die Autorin mit den Worten spielt. Sei es bei den Beschreibungen des Schokoladengeschäftes und seiner feinen Confiserie, bei dem mir schon förmlich das Wasser im Mund zusammengelaufen ist oder bei der Darstellung und Charakterisierung der einzelnen Protagonisten. Alles erscheint absolut rund und eingängig. Ja, ich konnte beim Lesen schon den süßen Duft der Schokolade wahrnehmen und wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich gerne in die Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts nach Stuttgart in das Ladengeschäft gebeamt, und mich mal durch alle Regale, Geschmacksrichtungen, Farben und Formen genascht.

    Aber nicht nur meinen Geruchs- bzw. Geschmackssinn hatte die Autorin angeregt, sondern auch mein Gerechtigkeitssinn wurde angesprochen. Gerechtigkeit? Ja, im Sinne von Entfaltung und Eigenständigkeit der Frauen. Am Beispiel des Fabrikanten Rothmanns zeigt MARIA NIKOLAI die damalige patriarchische Zeit auf. Der Vater ist der Mann im Haus und hat das alleinige Sagen.

    Es gab leider auch ein paar Szenen, Dinge, Hinweise, die mich etwas irritiert haben. War nun Judith oder Hélene die Hauptperson? Weshalb wurde der Titel gewählt? Die meiste Zeit spielt der Roman außerhalb dieses Hauses bzw. hatte auch nichts mit der Villa zu tun.

    Auch die vielen kleinen Handlungsstränge, die irgendwie ins Nichts verliefen haben mich etwas irritiert. Klar, es gibt immer viel zu erzählen, dennoch fände ich es passender, wenn es auch irgendwie zum "roten Faden" gehören würde. Meiner Meinung nach, hatte sich die Autorin an sehr vielen Stellen leider etwas verzettelt und der Haupthandlungsstrang rückte in weite Ferne. Welches war überhaupt der Haupthandlungsstrang? Judith, die den Auserwählten nicht heiraten wollte? Oder ihre Mutter, die in Italien ihren Weg gesucht hat. Irgendwie auch seltsam, dass sie sich so gar keine Gedanken um ihre Kinder, speziell die doch noch sehr jungen Zwillinge, gemacht hat. Wo war hier das Mutterherz?

    Ein bisschen schade fand ich, dass das Personenverzeichnis am Ende des Romans zu finden ist. Ich mag es gerne, wenn ich bereits zu Beginn mit den Protagonisten konfrontiert werde, so kann ich schneller eine Beziehung zu den Darstellern aufbauen und etwaige Fragen werden direkt im Keim erstickt.

    Sehr interessant fand ich das Rezept der Karamell-Pralinen auf der vorderen Klappeninnenseite und der heißen Gewürzschokolade auf der hinteren Klappeninnenseite. Die Rezepte laden in der Tat zum Nachmachen ein und versüßen das derzeitige, unbequeme Novemberwetter.


    📚 Fazit 📚

    Nicht nur, dass ich Schokolade liebe, sondern auch weil ich die Autorin kenne und schätze, Stuttgart kenne und historische Romane sehr gerne lese, deshalb wollte ich diesen Roman unbedingt lesen. Eine lockerleichte Geschichte, für die man sich dennoch Zeit einplanen sollte, denn sie muss unbedingt genossen werden.

    Man kann an manchen Stellen fast schon den Schokoladenduft zwischen den Seiten riechen, und auch das vom Regen glitschige Kopfsteinplaster wurde sehr bildhaft beschrieben.

    Wiedermal hatte es die Autorin geschafft, mich von der ersten bis zur Seiten zu begeistern. Ja, es war stellenweise sogar so, dass ich Zeit und Raum, und vorallem auch das Essen vergessen hatte.

    Obwohl es für mich ein paar klitzekleine Schwachstellen gab, fand ich den Roman rundum sehr gelungen und freue mich schon auf die nächsten Werke der Autorin.


  • Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führt Judith Rothmann als Tochter eines Schokoladenfabrikanten ein recht behütetes Leben in einem Stuttgarten Villenviertel, doch sie fühlt sich auch ein wenig eingesperrt in den Konventionen, die insbesondere Frauen in jener Zeit auferlegt sind, und leidet unter der übermäßigen Strenge ihres Vaters. Ihre Leidenschaft gilt ungewöhnlichen Pralinenkreationen und besonderen Leckereien wie der italienischen Gianduja - für ihren Vater ist das alles neumodischer Quatsch, und außerdem hat eine Frau sowieso nichts in der Fabrik zu suchen und soll lieber heiraten und Kinder bekommen.


    Für Judith hat Wilhelm Rothmann sogar ganz konkrete Pläne, denn eine Heirat mit einem wohlhabenden jungen Erben ist das einzige, was seiner Schokoladenmanufaktur noch helfen kann, um deren Finanzen es nicht gut bestellt ist. Dass Judith sich in einen anderen verliebt, den attraktiven, tatkräftigen, aber leider nicht standesgemäßen Victor Rheinberger, der nach einem unschönen Zwischenfall in Stuttgart noch einmal von vorne anfangen möchte, passt Vater Rothmann somit überhaupt nicht in den Kram.


    Seine Frau Hélène weilt währenddessen zu einem längeren Kuraufenthalt am Gardasee, weil auch sie die Enge und Kleingeistigkeit zu Hause nicht mehr aushält. Fort von zu Hause, blüht sie förmlich auf, nicht zuletzt durch Begegnungen mit fortschrittlich denkenden Menschen, die sie inspirieren.


    "Die Schokoladenvilla" ist genau das, was ich mir davon versprochen hatte: leichte, angenehme Unterhaltung vor historischer Kulisse, in der das Stuttgart der Gründerzeit lebendig wird und auch der eine oder andere bekannte Erfinder jener Zeit mal kurz durchs Bild laufen darf. Die Szenen aus der Pralinenwerkstatt lassen Schokoladenliebhaberherzen höher schlagen, und auch viele andere Entwicklungen dieser Zeit großer technischer Fortschritte sind schön in die Handlung eingebaut.


    Die Sprache fand ich anfangs etwas holprig, was sich aber mit der Zeit gelegt hat, und die Charaktere sind zwar ein recht holzschnittartig geraten (vor allem die Unsympathen), aber die Hauptdarsteller konnten mir trotzdem ans Herz wachsen.


    Bei diversen Dramen lässt es sich schön mitfiebern, ob und wie sich die Sache lösen kann, wobei das ab und zu ein bisschen arg glatt abgeht - aber unterhaltsam war es allemal, und die schönen Schauplätze insbesondere am Gardasee tun noch ihr Übriges. Perfekte Lektüre für ein paar faule Nachmittage oder einen Urlaub, in Riva del Garda oder sonstwo.