Nicolas Cavaillès - Vie de monsieur Leguat

  • Original : Französisch, 2013


    INHALT :

    Monsieur Leguat, « gezwungenermaßen » Reisender und Abenteurer


    Im Frankreich des 17.Jahrhunderts treibt die Widerrufung des https://de.wikipedia.org/wiki/Edikt_von_Nantes wiederum viele reformierte Christen ins Exil. Darunter der schon fünfzigjährige François Leguat (1638-1735) aus Pont-de-Veyle in der Bresse. Sein Schicksal führt ihn dann nach Holland, wo er keine Bleibe findet, aber, eingeschifft, sich auf Fahrt macht in den Indischen Ozean… Von ihrem eigenen Kapitän verraten, verbringen sie zwei Jahre auf einer abgelegenen Insel, in einem halbparadiesischen Zustand, bevor sie weiterfahren können in Richtung Insel Mauritius. Sie werden wegen einer dunklen, unverschuldeten Affäre auf ein Eiland gedrängt, isoliert. Freigelassen kommen sie nach Batavia auf Niederländisch-Indien. Müde von fast zehn Jahren Irrfahrt landet Leguat kurz in Holland, beschliesst sein langes Leben aber in London und heiratet noch über 60 jährig.


    BEMERKUNGEN :

    Der Autor nimmt sich des historischen Stoffes an (siehe auch :https://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Leguat ) und gibt das Leben des ungewollten Abenteurers wieder zwischen spirituellen Suche, Neuentdeckungen, teilweisem Glück und immer wieder dem Erleiden ungewollter Situationen.


    Suchte man allein den Bericht von seinen maritimen Abenteuern zwischen Holland und dann der Wiederkehr, könnte man auch zurückgreifen auf das Buch, dass Leguat selber 1707 verfasste :

    Hn. Francisci Leguat, eines Frantzosen und seiner Gefehrten Reisen und wunderliche Begebenheiten nach zweyen unbewohnten ost-indischen Insuln. Frankfurt u. Leipzig 1709

    (hier tatsächlich kostenlos einsichtbar : https://books.google.de/books?id=Ta5BspLZu0UC&hl=de&pg=PP7#v=onepage&Goncourt de la nouvelle 2014 q&f=false ).


    Doch in seinen achtzehn relativ kurzen Kapiteln beschreibt Cavaillès nicht nur äußere Stationen der Irrfahrt, sondern zeigt das Nicht-Gewollte dieser Schritte. Da ist ein in der Bresse seit 50 Jahren lebender, gar geadelter Mann, und dann drängen ihn die historischen Umstände hinweg. Auch auf der Schifffahrt kommt es zu Ereignissen, die nicht ausgesucht sind. Der Mann, der dort « alles » hatte, landet auf einer paradiesischen Insel und erlebt zwei eher friedvolle Jahre, doch auch da drängen andere zum Aufbruch. Etc...


    So interessiert sich der Autor in seinem Vorgehen besonders an jene Kreuzungsstellen : Was entscheidet da wirklich in unserem Leben, welches Zusammenfallen der Umstände ? Und wo bleibt die Freiheit dabei ?


    Trotz einiger von mir als etwas voreilig eingeschätzter Interpretationen von Cavaillès ein interessantes Buch, und ein Abenteurerleben, das sich neben einem Robinson sehen lassen könnte… (und übrigens wohl auch Defoe beeinflusst haben könnte)


    Das Büchlein erhielt den Goncourt de la nouvelle 2014


    AUTOR :

    Nicolas Cavaillès wurde 1981 in Saint-Jean-sur-Veyle/Bresse (wie auch François Leguat !) geboren. Er ist Übersetzer aus dem Rumänischen und brachte die Werke Ciorans auf Französisch heraus (Bibliothèque de la Pléiade - Gallimard, 2011). Er ist Autor mehrere Essays und leitet seit 2013 das Verlagshaus Hochroth-Paris, das sich der Poesie widmet.


    WERK :

    Cioran malgré lui. Écrire à l'encontre de soi, 2011

    L'Élégance et le Chaos. Correspondance de Catherine Pozzi, 2011)

    Vie de monsieur Leguat, Prix Goncourt de la Nouvelle 2014)

    Pourquoi le saut des baleines, Prix Gens de mer 2015

    Les Huit Enfants Schumann, mention spéciale du jury du Prix Françoise Sagan

    Mort sur l'âne 2018



    Taschenbuch

    Pages : 72

    Publisher: Les éditions du Sonneur (23 Sep 2013)

    Language: Französisch

    ISBN-10: 2916136657

    ISBN-13: 978-2916136653