Joe Bausch - Gangsterblues -Harte Geschichten

  • Kurzmeinung

    Fridoline
    Ich fand es eher langweilig. Quasi monoton vor sich hin erzählt.
  • Kurzmeinung

    Tessa
    Die Geschichten haben mich unterhalten,aber sie wurden extrem distanziert erzählt
  • Gangsterblues

    Harte Geschichten

    Autor: Joe Bausch

    Verlag: Ullstein extra (Oktober.'18)

    ISBN-10: 9783864930560

    Seiten: 224


    Joe Bausch kennen viele als Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth aus dem Kölner Tatort. Doch im echten Leben arbeitet Bausch als Gefängnisarzt in der Hochsicherungsanstalt in Werl. Hier erlebt er seit 30 Jahren die ganz harten Jungs. Schon sein Buch „Knast“ hat mich damals total fasziniert. Dort beschreibt er die Abläufe im Gefängnis und die ganz eigenen Regeln.


    Inhalt:

    In „Gangsterblues“ schildert er Fälle, die genau so nie passiert sind, aber hätten passiert sein können. Er hat aus vielen realen Einzelschicksalen eine neue Lebensgeschichte geschrieben. Von neun Fällen erzählt er hier, jede auf ihre Art schockierend, berührend, hart.

    Da sitzt einer unschuldig lebenslang im Knast. Ein andere ist ein wahrer Psychopath, ein Narzisst, wie er im Buche steht. Doch als er die Grenze überschreitet, bekommt er eine Abreibung, die ihn sein zukünftiges Leben prägen wird. Da sind die ganz alten Insassen, die gar nicht mehr wissen, wie man sich draußen zu recht findet. Ein ganz gefährlicher, bei dem doch alle froh sind, als sie ihn los werden. Ein Auftragskiller einer ausländischen Regierung, wo plötzlich Räder rollen, von denen selbst Bausch lieber nichts wissen will.




    Meine Meinung:

    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen.


    Man bekommt Einblicke in Lebensgeschichten, die einem so nicht mal in einem Krimi nahe gebracht werden können. Denn hier erfährt man nicht nur Einblicke in den Gefängnisalltag (wenn auch nur im Ansatz), sondern man bekommt auch Einblicke in die Seele mancher Insassen. Die unterm Strich alle nur Menschen sind, mit Ängsten und Sorgen. So sehr einem diese Sicht aus der Opferrolle oder der Beobachterrolle im realen Leben auch verständlicherweise abgeht.


    Doch Bausch erzählt es auf eine Art, bei der man plötzlich Mitgefühl empfinden kann, wenn natürlich auch nicht bei allem. Er beschreibt die Fälle mit einer ärztlich, sachlichen und auch mitfühlenden Distanz, in denen er so wohl die Gefährlichkeit der Insassen als zum Teil auch deren liebenswürdigen Seiten nicht außen vor lässt.

    Dabei berichtet er aus der Gegenwart des Gefängnisalltags, bei dem die Männer (meistens) zu ihm als Arzt kommen. Von den Verbrechen erfährt man auf sachliche Art, so wie sie in der Regel in der Akte stehen, die sich Bausch kommen lässt.

    Dabei ist Bausch den Insassen gegenüber stets aufgeschlossen und freundlich, sich seiner Verantwortung bewusst, dass sie manchmal mit niemandem Reden können, außer mit ihm.


    „Da ist er also wieder, der Klassiker, das ewige Dilemma. Ich war böse, aber andere sind noch viel schlimmer: Wie oft habe ich das von meinen Patienten nicht schon gehört. Der Einbrecher betont, dass er keinen Menschen getötet, der Räuber, dass er keine scharfe Waffe benutzt habe; der Mörder macht geltend, dass er sich nicht an einem Kind vergangen habe. So gibt jeder das Schlusslicht weiter. Dabei kann es doch nur darum gehen, irgendwo für sich selbst einzustehen – unabhängig davon, was andere tun und wer dabei erwischt wird oder nicht. Das halte ich allen entgegen, wenn wir an dem Punkt angelangt sind, egal welches Delikt er begangen hat, welchen Glauben oder welche Hautfarbe er hat.“



    Fazit:

    Geschichten, die das Leben schreibt.

    Tragisch, traurig, empörend.


    Geschichten, die der Knast schreibt.

    Interessant, spannend, erschreckend.


    Ich hoffe sehr, dass es nicht das letzte Buch von Joe Bausch ist.


    5 :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dieses Buch hat mich überrascht. Joe Bausch kannte ich vor allem als Schauspieler aus dem Tatort. Dass er in seinem "wahren" Leben eigentlich Gefängnisarzt ist und darüberhinaus auch Autor hat mich sofort neugierig werden lassen. Was ich in diesem Buch dann aber gefunden habe, habe ich so ganz und gar nicht erwartet.

    Joe Bausch hat einen wirklich feinfühligen und authentischen Schreibstil und erzählt aus der Ich-Perspektive von seinen Erfahrungen mit Gefangenen in der JVA Werl. Dabei ist das Buch in zwölf kurze Geschichten geteilt, die sich immer mit einer bestimmten Person oder einer Personengruppe befasst. Berichtet wird über die Hintergründe von Verbrechen, den Alltag im Knast und vor allem über die Persönlichkeiten, die sich hinter den Gefangenen verbergen. Als "Gangster Blues", der die meisten Gefängnisinsassen irgendwann überkommt, bezeichnet Joe Bausch die Geschichten, die ihm die Gefangenen dann erzählen.

    Man erfährt nicht nur unglaublich viel über den Alltag in deutschen Gefängnissen, über Straftäter und über einzelne Schicksale - vor allem lernt man die Person Joe Bausch besser kennen. Ein Mann, der ohne Vorurteile auf einer respektvollen Ebene mit Menschen arbeitet. Für mich eine inspirierende Person von der ich gerne noch mehr lesen möchte.

  • Harte Jungs, authentische Geschichten und viel Lesevergnügen!

    Geschichten aus dem Knast sind meist Geschichten die das Leben schreibt, aus einer uns sehr nahen und doch, sofern man nicht zufällig schon mal selbst gesessen hat, auch sehr fernen Welt, kennt man Gefängnisalltag und Geschichten meist nur aus Filmen, Serien oder Reportagen.

    Was mich zuerst ansprach war tatsächlich das Cover, was wie ich dachte, neben dem Titel auch schon einen vermeintlichen Häftling zeigt...weit gefehlt, ist das doch ein Porträt des Autors (hier bitte ich Herrn Bausch vielmals um Entschuldigung für meine voreiligen Schlüsse), der tatsächlich seit Jahren Gefängnisarzt ist, also alle Geschichten quasi aus erster Hand erfuhr.
    Genau wie ich voreingenommen über das Cover dachte, so könnte man auch den Protagonisten und Geschichten im Buch begegnen, jedoch wird man beim Lesen schnell eines Besseren belehrt, da oft viel mehr dahinter steckt, als das Auge auf den ersten Blick sieht.

    Zu Anfang liest man, dass die einzelnen Stories im Buch vom Autor verfremdet und teils weitergesponnen wurden, was aufgrund von Persönlichkeitsrechten etc. ein logischer Schritt ist.
    Dennoch stimme ich dem Autor nach dem Lesen absolut zu, auch wenn die Handlungen in Bezug auf die tatsächlichen Ereignisse abgeändert wurden, so könnten die Geschichten doch genau so passiert sein.

    Bereits die erste Geschichte konnte mich begeistern, ja ließ mich mitfiebern und so fiel es mir, auch wenn die abgeschlossenen Erzählungen dazu einladen, recht schwer beim Lesen eine Pause einzulegen.
    Wer sich auch nur im Entferntesten für solcherlei Lesestoff interessiert, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

  • Fiktive wahre Geschichten aus dem Knast


    Joe Bausch, bekannt aus dem Kölner Tatort, arbeitet seit über 30 Jahren als Mediziner in der JVA Werl. Im Laufe seines Berufslebens hat er sicherlich eine Menge erlebt und gehört. In seinem neuen Buch lässt er in 12 Knast-Geschichten die Leser am Leben hinter Gittern teilhaben.
    Man erfährt so einiges aus dem für Normalbürger verborgenen Gefängnisalltag, sowohl der Insassen als auch des Wachpersonals und natürlich des Mediziners selbst. Die jeweilige Haftursache, sprich das begangene Verbrechen, wird jeweils kurz erläutert - nicht mit überflüssigem Voyeurismus, sondern angenehm sachlich. Er erwähnt auch Schwachstellen des Systems und vor allem Schwächen der Menschen innerhalb dieses Systems.

    Die Stories sind durchweg interessant zu lesen und Bausch schreibt so, wie er diese Stories auch live erzählen würde. Das passt natürlich auch irgendwie, denn er ist schließlich kein Schriftsteller. Alles andere würde man ihm vermutlich nicht abnehmen.

    Leider muss ich an dieser Stelle sagen, dass das Buch dadurch auch gewisse Schwachstellen hat. Man ist lediglich Beobachter oder Zuhörer aus der Ferne. Es gelang mir an keiner Stelle irgendeine wie auch immer geartete Verbindung zu einer der geschilderten Personen - nicht einmal zu der des Erzählers Bausch. So, als ob jemand von seiner Urlaubsreise erzählt, was er alles gesehen hat unterwegs. Man hört es, nimmt es zur Kenntnis und das war es dann auch.

    Was mich sehr gestört hat: Wenn man dieses Buch kauft aufgrund des Bucheinbandes, dann ist man der Meinung, dass es sich um wahre Geschichten handelt - so steht es auf dem Klappentext ausdrücklich erwähnt: "Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen."
    Bereits im Vorwort des Buches erfährt man dann allerdings, dass es sich beileibe nicht um wahre Geschichten handelt, sondern vielmehr um fiktive Stories: "Die Idee, die interessantesten von ihnen zu anonymisieren, zu fiktionalisieren und weiterzuspinnen, trieb mich dabei an."
    Obendrein auf einem Vorsatzblatt: "Sie beschreiben also keine lebenden oder toten Personen; sie haben sich nicht zugetragen, hätten sich aber so wie beschrieben zutragen können."
    Das ist natürlich die Entscheidung des Autors, ihm bekannte Begebenheiten noch entsprechend auszuschmücken und weiterzuspinnen, damit sie überhaupt interessant genug erscheinen, um aufgeschrieben zu werden. Dennoch sollte nicht auf dem Bucheinband der Eindruck von True-Crime erweckt werden, wenn es nicht den Tatsachen entspricht. Das gibt auf jeden Fall einen Punkt Abzug von mir.

    Ich gebe zu, dass ich während der Lektüre unwillkürlich Vergleiche zog mit den vom Ansatz her ähnlichen Büchern Ferdinand von Schirachs (Schuld, Verbrechen, Strafe). Leider jedoch hat Bausch nicht dessen schriftstellerische Begabung, mich als Leser mit zu nehmen und vor allem mitfühlen zu lassen. Wenn ohnehin sehr viel Fiktion dabei war, hätte er mir auch irgendwie vermitteln können, was in dem jeweiligen Protagonisten vorging. Aber in diesem Buch ist eigentlich nur einer Protagonist: Joe Bausch. Das war zwar immer noch unterhaltsam, weil ich Herrn Bausch und seine direkte Art durchaus mag, aber insgesamt war es doch etwas wenig.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • HOTEL WERL

    Bisher kannte ich Joe Bauschs charakteristisches Gesicht sowie seine markante Stimme nur aus den Kölner Tatort-Folgen. Dort spielt er seit 1997 den Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth an der Seite von Ballauf und Schenk.

    Mit „Gangsterblues – Harte Geschichten“ legte er nun ein Buch vor, indem er aus seinem realen Berufsalltag berichtet. Seit über 30 Jahren behandelt er in der Justizvollzugsanstalt Werl als Gefängnisarzt die Schwerstverbrecher. Man kann sich durchaus einen leichteren Job in diesem Beruf vorstellen. Ich zolle Joe Bausch meine Hochachtung und bewundere ihn für die jahrzehntelange, gesundheitliche Betreuung der Außenseiter unserer Gesellschaft. Wie er selbst betonte, ist seine Arbeit auch nicht ungefährlich.

    Ich habe sein Werk nun als Hörbuch erleben dürfen. Die 12 Knastgeschichten liest der Autor auf 6 CDs und in 450 Minuten selbst. Sie wirkten auf mich sehr authentisch. Seine eindringliche Stimme hat ein Timbre, das bei mir Wirkung zeigt. Ich war vom ersten Ton an sofort aufmerksam. Ab und zu hatte ich das Gefühl, dass er die Intonierung nicht an der richtigen Stelle einsetzt. Doch das war für mich für den guten Gesamteindruck nicht weiter von Belang. Ich gewöhnte mich an seine etwas ungewöhnliche Betonung und Modulation der Stimme.

    Gleich zu Beginn hat mich die Story um einen zu Unrecht Verurteilten ganz schön mitgenommen. Die Umstände, die den jungen Bankangestellten eines grausamen Mordes an einer jungen Frau beschuldigten und überführten, fand ich skandalös. Letzten Endes war es für den unschuldigen Mann leider dumm gelaufen. Wenn nicht noch ein Wunder geschehen sollte, wird er voraussichtlich sein Leben weiterhin auf unbestimmte Zeit hinter Gittern verbringen. Da hat meiner Meinung nach zuerst die Polizei und dann die Justiz total versagt. Ich finde es einfach fatal, dass es keine Möglichkeit zu geben scheint, auch mal Fehler einzugestehen.

    Wie Joe Bausch seine Knastologen und ihre Verbrecherkarrieren vorstellt, zeigt mir auf eine besondere, beeindruckende Weise, dass er auch diesen Menschen nicht nur als zuständiger Mediziner Beachtung und seine volle Aufmerksamkeit schenkt. D.h. allerdings, wenn sie es wollen! Er legt es nicht darauf an z. B. den Seelenklempner zu geben. Wer seinen Rat oder sein Zuhören benötigt, bekommt das auch.

    Ohne jegliche Klischees versteht der Arzt die Verurteilten im Kontext zur Gesellschaft, zu den Normen darzustellen. Er bezieht dabei ihre Sicht auf ihre Tat(en) mit ein, ohne selbst zu werten. Die Taten stehen für sich und wie die Täter sich selbst dazu bekennen. Es wird über Fälle berichtet, die wirklich interessant, und ausgefallen sind. Sie wirken manchmal sogar absurd. Die harten Geschichten, die Joe Bausch im Laufe der Jahre erfährt, schildert er in einer Weise, die eine Identifikation schwierig machen. Er hat sie wirklich im Knast erlebt. Die Namen und andere Dinge veränderte der Autor, fiktionalisierte sie zum Teil und entwickelte sie weiter. Somit wurde die Privatsphäre der Betroffenen gewährleistet.


    Wie schon im Klappentext zu erfahren ist, hat Joe Bausch die besten dieser Geschichten aufgeschrieben. Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen.


    Für mich war das Hörbuch fünf von fünf Sternen wert und wer ein wenig aus der härtesten Justizvollzugsanstalt Deutschlands erfahren will, dem möchte ich „Gangsterblues“ empfehlen. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Joe Bausch ist nicht nur ein Tatort-Schauspieler sondern auch Autor. Er hat bereits im Jahr 2012 ein Buch rausgebracht. Dieses ist nun sein zweites Werk. Vor allem ist er aber Arzt im Gefängnis.


    Und genau über diesen Bereich seines Lebens dreht sich das Buch. Da er tagtäglich mit Insassen in Kontakt steht und bei vielen ein anderes Ansehen genießt als die Wärter etc. erfährt er manchmal Geschichten, die nicht alle erfahren.


    In diesem Buch hat er einige Geschichten aufgeschrieben. Da gestehen Insassen weitere Morde, erzählen ihm, wie genau eine Tat geschehen ist. Erklären, warum sie etwas gemacht haben.

    In einem spannenden Erzählstil beschreibt er diese Situationen, die Gefangenen und auch sein Verhalten bei diesen zum Teil unerwarteten Erkenntnissen.


    Wie in jedem Buch mit „kurzen Geschichten“ sind nicht alle gleich gut. So ging es mir bei diesem Buch auch. Die meisten Geschichten fand ich spannend und vor allem waren sie alle Unterschiedlich.

    Da mich das Thema Profiling extrem begeistert, ist dieses Buch eine weitere Möglichkeit hinter die Personen zu schauen, die zum Teil grausame Taten ausüben. Psychopathen, Mörder, Räuber… jeder dieser Gefängnisinsassen hat seine eigene Geschichte. Auch das Verhalten im Gefängnis selbst ist sehr unterschiedlich. Einige lassen einfach alles über sich ergehen, andere sind voller Reue, die dritten planen schon die nächste Tat.


    Ich finde das Buch in jedem Fall absolut gelungen und würde es jedem empfehlen, der sich für Profiling, Täter und ihre Persönlichkeit und im Allgemeinen Gefängnisgeschichten interessiert.

  • Joe Bausch, Regierungsmedizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl, plaudert aus seinem Berufsleben. Bis zu fünfzig Patienten versorgt er täglich medizinisch. Sie alle verbindet eine langjährige Haftstrafe und ein breites Spektrum an krimineller Energie. Zwölf Fälle schildert er in einem zu Anfang für mich erst einmal gewöhnungsbedürftigen „Knastjargon“. Anders als der Klappentext jedoch vorgaukelt. Dort steht: „Sie alle vertrauen sich Joe Bausch an und lassen ihn tief in den Abgrund ihrer Seele blicken. Die besten dieser Geschichten hat er hier aufgeschrieben. Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen.“ Joe Bausch stellt in seinem Prolog jedoch klar, dass er den Fokus nicht auf Einzelschicksale legt, sondern den Alltag in deutschen Gefängnissen schildert.


    „Außergewöhnliche Begegnungen und die Geschichten die mir dabei erzählt wurden, oder Geschichten, von denen ich nebenbei erfuhr, inspirierten mich für dieses Buch. Die Idee, die interessantesten von ihnen zu anonymisieren, zu fiktionalisieren und weiterzuspinnen, trieb mich dabei an.“


    Ich finde diese Darstellung hätte doch viel eher auf den Klappentext gehört, als das vorgeben „wahrer“ Geschichten.


    Die zwölf Kapitel sind deswegen jedoch nicht minder lesenswert. Ganz großen Einfluss hat auch der unglaublich trockene Humor des Autors. Wirklich erschrocken war ich über Geschichte 5, als Angehörige eines medizinischen Berufstandes ist es mir absolut nicht fremd, wenn Patienten das Personal körperlich verletzten oder es zu mindestens versuchen. Ein ganz anderes Kaliber sind „schwere Jungs“ die dasselbe versuchen, im Knast. Ein gefährlicher Arbeitsplatz.


    Es gibt jedoch auch Geschichten die einen zum Schmunzeln bringen, oder deren Verfilmung schon vor dem geistigen Auge abläuft. Hier wäre die Geschichte um die „alten Knochen“ zu nennen. Ich kann förmlich, Bruce Willis, John Malkovich und Tommy Lee Jones in den Hauptrollen sehen.


    Professionell, distanziert, mit lockerem Ton, trotzdem spannend und ab und an musste ich auch sehr humorvoll.



    Fazit: Absolut lesenswert, obwohl oder gerade weil es nicht wahre Geschichten sind.

  • Meine Meinung:

    Joe Bausch nimmt uns mit in seinen Alltag im Knast. Wir dürfen hinter Schloss und Riegel schauen. Er erzählt in 12 Kurzgeschichten das Schicksal von einigen Insassen. Einige Details sind geändert und das ein oder andere Detail hineininterpretiert. Nicht jeder Straftäter ist gleich. So lässt er uns verschiedene Einblicke in die „Köpfe“ der Täter werfen und wir sehen was es für unterschiedliche Beweggründe hinter der Tat gibt. Auf die Taten an sich geht er nicht komplett ein, eher auf das zustande kommen. War es geplant? Ist er Haupttäter oder hat er sich mitziehen lassen? Was hat ihn zu der Entscheidung bewegt?

    Der Schreibstil war sachlich und ohne viel Emotionen, sodass uns hier keine Entscheidung aufgezwungen wurde wie wir über den Täter denken/urteilen sollten.

    Ich bin froh diesen Einblick bekommen zu haben und werde noch weitere Titel von Joe Bausch lesen.

    Vielen Dank an vorablesen.de die mir das Leseexemplar zur Verfügung gestellt haben.

  • Wie wird man zu einem Mörder oder Dealer? Was treibt einen Menschen dazu an, jemanden zu vergewaltigen oder einen schweren Raub zu begehen? Joe Bausch, Mediziner in der JVA Werl, begegnet tagtäglich Schwerverbrechern, die langjährige Haftstrafen verbüßen müssen. Im Knast haben die Kriminellen viel Zeit, um sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen - und irgendwann wollen sie reden. Viele vertrauen sich dabei Joe Bausch an.


    „Gangsterblues – Harte Geschichten“ ist das zweite Buch von Gefängnisarzt Joe Bausch mit True-Crime-Geschichten, geschrieben mit Bertram Job.


    Meine Meinung:

    Nach dem Vorwort enthält das Buch zwölf Kapitel. Jedes beinhaltet eine andere Kriminal-Anekdote. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Joe Bausch. Dieser Aufbau funktioniert prima.


    Der Schreibstil ist sehr anschaulich, lebhaft, locker und flüssig. Die Sprache ist dem Ernst der Themen angemessen, also weder übertrieben flapsig noch blumig oder übermäßig dramatisch. Trotzdem konnte mich das Buch gleich fesseln und ich konnte mir die dargestellten Geschichten gut vor dem geistigen Auge vorstellen.


    Joe Bausch arbeitet bereits seit vielen Jahren als Arzt im Gefängnis. Darüber hinaus ist er als Schauspieler im „Tatort“ zu sehen. Ich schaue mir eher selten Krimis an und bin auch keine Anhängerin von True-Crime-Büchern. Bei einem seiner Vorträge bin ich vor einigen Jahren allerdings persönlich auf Bausch getroffen. Seine Charakterstärke und seine angenehme Art haben mich damals beeindruckt. Auch sein erstes Buch, „Knast“, konnte mich überzeugen, denn es bietet sehr interessante, intensive Einblicke in das Leben hintern Gitter und in die Psyche von Tätern. Deshalb habe ich auf das Erscheinen von „Gangsterblues“ hingefiebert.


    Obwohl bereits in „Knast“ auch beispielhaft Gangsterbiografien und -karrieren angerissen wurden, legt sein zweites Buch besonders darauf seinen Schwerpunkt. Joe Bausch selbst spricht von außergewöhnlichen Begegnungen und Geschichten, die er anonymisiert, fiktionalisiert und weitergesponnen hat. Die Einzelschicksale wurden also etwas verfremdet. Dennoch sollen sie nah an der Realität bleiben, sodass sich die Ereignisse exakt so zugetragen haben könnten. Tatsächlich kommen mir die dargestellten Geschichten authentisch und glaubwürdig vor. Die Auswahl ist ausgewogen und abwechslungsreich. Wieder einmal erhält der Leser interessante Einblicke in den Alltag hinter den Gefängnismauern, in die Denkweise und die Erlebnisse der Insassen und deren kriminelle Werdegänge. Die Geschichten machen nachdenklich und lassen einige Stereotype in einem neuen Licht erscheinen. Ganz ohne Effekthascherei schafft es Bausch, dass man gebannt Seite um Seite umblättert und das Buch nicht weglegen möchte, bis man es fertig gelesen hat.


    Das reduzierte Cover, das auf Joe Basch fokussiert, passt inhaltlich sehr gut und trifft meinen Geschmack. Der Titel ist ebenfalls gelungen.


    Mein Fazit:

    Mit „Gangsterblues – Harte Geschichten“ hat mich Joe Bausch wieder einmal überzeugt. Seine Anekdoten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind eine empfehlenswerte Lektüre. Ich hoffe auf ein weiteres Buch von ihm.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Knastfakten


    Gangsterblues, Sachbuch von Joe Bausch, 240 Seiten, erschienen bei Ullstein extra


    Harte Geschichten aus dem härtesten Gefängnis in Deutschland.


    Das Buch ist in zwölf Kapitel eingeteilt, jedes Kapitel ist mit einem Titel passend zum Inhalt überschrieben. Am Anfang ist eine Inhaltsangabe eingefügt, die die Übersicht erleichtert, es ist möglich die einzelnen Erzählungen schnell zu finden. Medizinische Fachausdrücke und Begriffe der Juristensprache sind kursiv gedruckt und werden dadurch deutlich hervorgehoben.
    Zwölf außergewöhnliche Geschichten – erzählt von Bestsellerautor Joe Bausch. Er ist der „Hausarzt“ von Mördern, Dieben, Vergewaltigern, Betrügern und Drogendealern. Sie sitzen langjährige Haftstrafen ab und eines Tages wollen sie reden. Das Buch befasst sich mit dem Alltag in deutschen Gefängnissen. Die geschilderten Fälle beschreiben keine lebenden oder toten Personen, sie hätten sich aber so zutragen können.
    Zwölf Geschichten die Gefangene dem Gefängnisarzt Joe Bausch, Tatort-Fans bekannt als Kölner Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth, in der Justizvollzugsanstalt Werl anvertraut haben, als sie der „Knast-Blues“ erwischt. Erst im Vorwort erfährt der Leser, dass es sich im Buch um fiktive Erzählungen handelt und nicht wie im Klappentext beschrieben um „Wahre Geschichten, die unter die Haut gehen. Was in den Stories der Wahrheit entspricht und wie viel der Phantasie des Autors entsprungen ist, ist egal. Wichtig ist, dass es sich so oder ähnlich zugetragen haben könnte. Und das ist von Bausch glaubhaft und äußerst spannend dargestellt. Keine unnötigen Längen und in deutlicher Sprache, zuweilen im Knastjargon und urteilsfrei erzählt der Autor flüssig und prägnant. Ich fühlte mich gut unterhalten und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. Einige der Geschichten haben mich betroffen gemacht. Z.B. die Geschichte „Auf die Knochen“. Hier handelt es sich um den jungen Fußballstar aus Ghana, dessen erhoffte Karriere aus gesundheitlichen Gründen zu Ende ist bevor sie begann. Das Kapitel Mörderkind hat mich auch nachdenklich gemacht. Wie fühlt sich eine Zeugin, wenn der, durch ihre Aussage, verurteilte Mörder aus dem Gefängnis entlassen wird? Teilweise sogar humoristisch wurde es als drei „alteingesessene“ Knastbrüder entlassen werden und sie so schnell wie möglich wieder in ihre vertraute Umgebung „hinter Gitter“ kommen wollen. Egal was die Insassen auf dem Kerbholz haben, sie sind für ihn zuallererst Patienten, um die er sich kümmert, so gut er kann. Auch wenn es manchmal darum geht nur zuzuhören und dabei zwischen den Zeilen zu lesen, was dem Patienten auf dem Herzen liegt. Wie im Fall des Psychopathen, dessen Entlassung auf eigenes Bestreben und zur Verhinderung einer neuen schrecklichen Straftat verhindert werden konnte.
    Dieses Buch hat mir einen guten Einblick verschafft, wie es im Gefängnisalltag zugeht, fernab von diversen Knastserien. Wie Gefangene „ticken“ und ihre sympathischen und auch menschlichen Seiten, obwohl sie „Schwerverbrecher“ - und in Sicherheitsverwahrung untergebracht sind. Dies hat der Autor durch die Anonymisierung geschafft, ohne anzuprangern, oder zu werten, alleine durch seinen sachlichen emotionslosen Schreibstil bleibt es auch dem Leser erspart über die Insassen zu urteilen.
    Ich kann dieses Buch nur jedem Leser empfehlen. Sehr informativ, sehr interessant und unterhaltsam, dazu schnell und flüssig gelesen. Joe Bausch ist nicht nur ein guter Schauspieler, hier beweist er erneut, dass er auch als Schriftsteller erfolgreich ist. Volle Punktzahl 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • In diesen Buch erzählt Jo Bausch Geschichten aus seinen Alltag als Gefängnisarzt. Die Geschichten sind zwar verfälscht, aber man kann sich trotzdem vorstellen, dass sie so ähnlich passiert sind.

    In dem Buch wird ein Einblick in eine Welt gegeben, die die meisten zum Glück nie kennenlernen werden.

    Das Buch besteht aus zwölf Kurzgeschichten. Dadurch lässt es sich kurzweilig lesen. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Er schreibt nicht reißerisch sondern sehr sachlich. Er beschreibt nicht unbedingt die Fälle, für die die Täter im Knast sind. Vielmehr stellt er die Menschen mit all ihren Schwächen und Stärken in den Mittelpunkt.

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Deshalb gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Sub: 5539:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 10

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Rafik Schami - Wenn du erzählst erblüht die Wüste

    :montag: Eva Almstädt - Akte Nordsee- Der Teufelshof


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.