Die Party: Wer Glück hat, stirbt als Erster - Jonas Winner
Heyne Verlag
368 Seiten
Thriller
Einzelband
10. September 2018
Inhalt:
Es ist der 31. Oktober - Halloween: Zehn Jugendfreunde freuen sich auf ein Wiedersehen nach vielen Jahren.
Brandon, der elfte im Bund, hat sie alle in einen Glasbungalow geladen, der sich auf einem Felsplateau hoch über dunklen Wäldern erhebt. Auf dieser Party will Brandon die Zeit der achtziger Jahre aufleben lassen - was damit beginnt, dass alle ihre Handys abgeben müssen. Doch als die Freunde begrüßt werden, überschlagen sich die Ereignisse.
Aus einem vermeintlichen Schockeffekt wird tödlicher Ernst:
Ein Kronleuchter löst sich von der Decke und begräbt den Gastgeber unter sich. Ein tragischer Unfall.
Oder? In diesem Moment wird der Gesellschaft klar:
Unter ihnen ist ein Killer. Die Party beginnt ... ihre letzte Party!
Meinung:
Den Autoren Jonas Winner kannte ich ja bereits von „Murderpark“ - ein solider Thriller, durch den ich neugierig auf mehr wurde. Und so kam es, dass ich aufgrund dieses genialen Klappentextes auch „Die Party“ lesen wollte.
An dieser Stelle entschuldige ich mich schon mal bei allen, falls das Folgende etwas abschätzig klingen sollte, aber ich kann einfach nicht an mich halten: Was für ein hausgemachter Blödsinn! Wirklich.
Ich habe selten einen so wirren, chaotischen, komischen „Thriller“ gelesen.
Es fing ja alles ganz vielversprechend an: Ein abgelegenes Haus auf einem Hügel, umgeben von Stromzäunen und einem Zufahrtsweg, auf den man nur mit einer Fähre kommt. Dazu eine Halloween-Revivalparty, die die 80er wieder aufleben lassen soll. Zehn Menschen, eingeladen bei Brandon, die sich schon jahrelang nicht mehr gesehen haben.
Und was gehört zu einer guten 80er Party dazu?
Genau, keine Handys - es gibt ja Festnetz, so wie damals. Alles schön und gut.
Kim, Donna, Terry, Henry, Louise, Nick, Janet, Ashley, Scott und Ralph.
Das sind die Gäste. Ohne Brandon, den Gastgeber.
Tja und hier kann ich leider schon nicht mehr weiterschreiben ohne zu spoilern.
Denn jedes Wort dazu, würde dazu führen, dass ich mich über diese generell vorherrschende Dummheit und diesen nicht vorhandenen roten Faden aufrege. Deshalb fange ich mal mit den Dingen an, die mir gefallen haben.
Davon gibt es drei. Erstens: Rein von der Idee her ist die Geschichte genial.
Morde in Reihenfolge sind ja sowieso mein Steckenpferd und wenn da auch noch ausgeklügelte Pläne dahinter stecken, umso besser. War hier ja leider nicht der Fall, zumindest nicht in meinen Augen.
Zweitens: Ich wusste tatsächlich bis kurz vor Ende nicht, wer für den Plan verantwortlich ist.
Das ist mir bei Thrillern immer besonders wichtig.
Drittens: Ohne das ganze Drumherum und Tralala - die wenigen blutigen und brutalen Szenen fand ich echt gut.
Wäre der Rest auch nur annähernd an die Situationen ran gekommen, hätte das was werden können.
Und jetzt kommt das große Aber.
Die Geschichte ist... ja, aus der Sicht von irgendwie allen erzählt?
Es gibt keinen großartigen führenden Erzähler - der Autor springt von einem Charakter zum Anderen - die Abstände sind unterschiedlich und manchmal wusste ich wirklich nicht, wer da grade am Zug ist.
Dadurch ging auch einfach ein überdimensionaler Brocken an Spannung verloren, sodass ich nicht mal mitfiebern konnte, wer denn als nächstes dran ist. Ich bin ehrlich, zwischendurch hat mich das so kirre gemacht, dass ich Sätze übersprungen habe, um voran zu kommen. Zumal ich mir dann auch dachte: „So richtig sinnvolle, interessante Informationen kommen da nicht mehr...“
Der Schreibstil, den der Autor hier an den Tag legt, ist extrem schwer zu lesen. Nicht, weil er irgendwie viele unbekannte Worte benutzt oder verschachtelt schreibt, nein, es hat einfach nur keinen Spaß gemacht.
Die Informationen, die die Protagonisten austauschen, waren teilweise so aus dem Kontext gerissen oder aus dem Nichts kommend - bspw tauchen immer wieder Lieder aus den 80ern auf, Sendungen, Bücher, Filme, alles in den Köpfen der Protas, die sie dann auf die Wirklichkeit beziehen - dass ich im Laufe der Zeit keine Lust mehr hatte, dem zu folgen.
Ich habe tatsächlich nur weitergelesen, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht UND welche Fallen sich der Gastgeber sonst noch ausgedacht haben könnte.
Leider wurde meine Begeisterung nicht wieder entfacht und der Rest des Buches tröpfelte nur so vor sich hin.
Ich konnte auch überhaupt keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen.
Da es so viele waren wurde die Vergangenheit immer nur kurz angeschnitten und nicht ausgebaut.
Emotional gesehen war die Geschichte einfach nur flach.
Weder unheimlich, noch gruselig, noch spannend, einfach flach.
Hinzu kommt, dass die Protagonisten im Verlauf der Story auch noch absolut unauthentisch gehandelt haben.
Lüsterne Gedanken haben, obwohl man verheiratet ist - ok. Aber während man sich in einem Haus aufhält, das es augenscheinlich auf einen abgesehen hat UND kurz nachdem einer der Partygäste gestorben ist? Ich denke nicht.
Anderes Beispiel: Dein Mann, mit dem du schon lange zusammen bist, rettet heldenhaft die anderen Leute. Anstatt zusammenzubrechen oder ihn davon abzuhalten, steht man teilnahmslos daneben und lässt es geschehen?
Weint nicht mal? Stellt sachlich den Tod fest?
Der Autor hat versucht die Revival Party auf einem Ereignis von damals zu gründen.
Sprich vor 30 Jahren ist in dem Haus von Brandon etwas passiert und um diesen Punkt baut sich die Geschichte auf.
Doch wer an dieser Stelle irgendeinen genial ausgeklügelten Plan erwartet, den muss ich enttäuschen.
Das, was am Ende ans Licht gebracht wird war, für mich, schlicht und ergreifend, ganz ganz großer Unsinn. Zum Haareraufen.
Blödsinn! Wah Wah Wah! Wie kommt man bitte auf solche Ideen?
Es hätte sooooooo gut werden können.
Fazit:
Wie ihr seht, bin ich von „Die Party“ absolut nicht begeistert gewesen.
Eine gute Idee alleine reicht leider nicht aus.
Die Geschichte enthielt für mich keine Spannung, die Charaktere waren farblos, die Umsetzung chaotisch, wirr und ja, irgendwie zu durchgeknallt. Auch die einzeln verstreuten hervorragenden blutigen Szenen konnten die Bewertung nicht retten.
Am Ende hat das Negative überwogen - dass es mir teilweise unauthentisch vorkam und nicht ganz logisch an einigen Stellen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Für mich kein Thriller.
Bewertung:
⭐️⭐️ (2/5)