Katharina Münz: Falkenherz - Bewährung der Schildmaid

  • Dänemark, im Jahre 883: Auf ihrer Reise vom christlichen Cornwall über Köln bis in das heidnische Land ihrer Ahnen ist die junge Melwyn mal verzweifelnd, mal mutig durch unglaubliche Abenteuer und Tiefen geschliddert. Einst Sklavin, hat der Däne Ifill sie nicht nur freigelassen, sondern will sie nun durch Heirat zur Herrin seines elterlichen Hofs machen. »... und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende«, könnte es wie beim Schlusssatz vieler Märchen für sie heißen. Doch nicht nur die ihr in weiten Teilen fremde Lebensweise der Dänen birgt manche Herausforderung für die sie. Die schmerzhafte und von Missverständnissen überschattete Transformation von Liebenden zu einem Elternpaar legt ihr Aufgaben auf, zudem belastet vom Wissen, dass ihre Mutter im fernen Cornwall immer noch als Sklavin gefangen ist. Melwyn sieht keinen anderen Weg: Wieder einmal muss sie allein es richten - mit nichts als ihrem Mut, ihrem Schwert und ihrem Schild macht sie sich auf den Weg.


    Leseprobe:

    »Du Untier!« Meine Stimme überschlägt sich angesichts seines entblößten Hinterteils, das er gerade zwischen Ásvörs Oberschenkel drängt. Ohne Nachdenken hole ich mit meinem Schwert aus, Gróas Klinge schlägt eine ordentliche Schramme in das fahle Fleisch seiner Rückseite und der Kerl stößt einen viehischen Schrei hervor.



    »Scheiße!« Mit schmerzverzerrtem Gesicht dreht er sich um, zieht mit der linken Hand die Hose hoch und kommt, ein Messer in der Rechten, auf mich zu. »Verfluchter Mistkäfer!«



    Ich gehe rückwärts, locke ihn weg von Ásvör, die mit unterdrücktem Schluchzen ihre Kleider über die Beine zerrt.



    Dann greift der Kerl an. Seine Klinge gleitet am eisernen Schildbuckel ab, erneut schwinge ich mein Schwert und nur sein rasches Zurückweichen verhindert, dass sein Blut meine Wut stillt.



    Aus dem Augenwinkel bemerke ich eine weitere Bewegung. Noch bevor ich erfassen kann, was dort lauert, zuckt mein Schildarm hoch und das lederbezogene Holz fängt die auf mich geschleuderte Axt ab.



    Die Wucht des Aufpralls erschüttert meine Knochen und Gelenke. Über den mit Metall beschlagenen Rand des Schilds hinweg spähe ich in die Richtung, aus der die Waffe kam, und erkenne einen zweiten Angreifer, der ein langes Messer von der Linken in die Rechte wechselt.



    »Bei den Eiern des Zähneknisterers!« Von rechts ertönt ein heiseres Grölen und ein dritter Räuber kommt mit unseren Pferden heran. »Seh ich recht? Ein kämpfendes Weib?«



    »Noch dazu viel knuspriger als die Alte!«, ergänzt der Zweite, während der, dem ich Gróa über den Allerwertesten gezogen habe, seinen Hosenbund zugenestelt hat und mit Blut im Blick auf mich zustürmt.


    »Falkenherz - Bewährung der Schildmaid« ist eine Art »Herzensbuch« für mich. Schon als Kind interessierte mich brennend, wie es wohl weiterging, wenn die Märchen mit »... und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Ende« abbrachen. Sich zu verlieben ist so simpel. Sein Herz verliert man (vor)schnell. Aus der Verliebtheit, dem Rausch der Hormone dann aber Liebe wachsen zu lassen, sich aneinander zu reiben, sodass die Funken sprühen - die aber nicht das gemeinsame Dach über dem Kopf abfackeln, sondern ein wärmendes Feuer entsteht, an dem aus einem Paar eine Familie wachsen kann. Das ist doch die eigentliche Kunst. Und dann zwischen dem Alltagstrott und hereinbrechenden Katastrophen sich immer und immer wieder neu lieben zu lernen.


    Deshalb schrieb ich dieses Buch.