Benjamin Black - Alchimie einer Mordnacht / Wolf on a String / Prague Nights

  • John Banville alias Benjamin Black

    Alchimie einer Mordnacht

    Kiepenheuer & Witsch

    9783462049190


    Behaglich und beschaulich


    Sorry, Benjamin Black: die ‘Alchimie einer Mordnacht‘ als Kriminalroman zu bezeichnen, halte ich für einen Etikettenschwindel!
    Gewiss, zwei Leichen verzeichnet gleich der Beginn des Handlungsverlaufs; zugegeben, allerlei Ränke werden geschmiedet; ja, wer auf der Seite der Guten, der Bösen, wird dem Leser nicht immer gleich deutlich.
    Doch insgesamt gesehen ist die Stimmung so behaglich und beschaulich, wie sie ein historischer Roman nur zu schaffen vermag. Das liegt in erster Linie am Ehrgeiz des Autors, die Epoche vor dem Dreißigjährigen Krieg vor den Augen des Lesers so recht lebendig werden zu lassen. Insbesondere die Figur des Kaisers vermittelt ein prägnantes Bild von Müdigkeit und Weltabgewandtheit, so versponnen, wie er in seine Spekulationen und Träume ist. Dazu kommt der Schauplatz der Stadt Prag, dessen Zauber selbst der heutige Besucher sich kaum zu erwehren vermag.
    Ein In der Literatur häufig verwendetes Konstruktionsprinzip tut ein Übriges, echte Spannung nicht wirklich entstehen zu lassen: wenn der Erzähler aus der Perspektive eines alten Mannes von den Ereignissen der Vergangenheit berichtet, liegt es auf der Hand, dass alle Abenteuer für IHN glimpflich abgelaufen sind, der Leser also seine Lektüre in entspannter Atmosphäre genießen kann.

  • Ist auch unter dem Titel: Prague Nights erschienen

    Und ein bischen zum Autor

    John Banville (* 8. Dezember 1945 in Wexford, Irland) ist ein irischer Schriftsteller und Literaturkritiker. Für seinen Roman Die See erhielt er 2005 den Man Booker Prize. Unter dem Pseudonym Benjamin Black schreibt er auch Kriminalromane.




    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Darum gehts:

    Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg, kommt im Winter 1599 nach Prag, um dort sein Glück zu machen. Doch gleich in der ersten Nacht findet er die Leiche eines Mädchens. Christian wird zum Ermittler wider Willen. Winter 1599: Christian Stern, ein ehrgeiziger junger Gelehrter und Alchimist, will am Hof des paranoiden und unberechenbaren Habsburgers Rudolf II Karriere machen. Doch schon in der ersten Nacht findet er die Leiche einer jungen Frau, Magdalena, gerade erst 16 Jahre alt, in einer Gasse gleich neben dem Schloss. Ihr wurde die Kehle durchgeschnitten, sie trägt ein Samtkleid und ein goldenes Medaillon und ist ganz offenbar von edler Herkunft. Christian gerät in Verdacht – und in den Bannkreis skrupelloser Höflinge, die durch finstere Machenschaften versuchen, sich Vorteile zu verschaffen. Bald zieht Christian die Aufmerksamkeit des Kaisers selbst auf sich. Doch mit der kaiserlichen Gunst wächst die Furcht, dass es in diesem Ränkespiel auch um sein eigenes Leben gehen könnte. - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Alchimie einer Mordnacht von Benjamin Black alias John Banville“ zu „Benjamin Black - Alchimie einer Mordnacht / Wolf on a String / Prague Nights“ geändert.
  • Starker Beginn, dann leider zäh


    Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg und aufgewachsen bei wenig liebevollen Zieheltern, ist ehrgeizig und wissensdurstig. Nach dem Studium in Würzburg kommt der 25-Jährige im Winter 1599 nach Prag, um dort am Hof des kauzigen Kaisers Rudolf II sein Glück zu suchen. Doch schon in der ersten Nacht findet er die Leiche eines jungen Mädchens. Der erst 16-jährige Magdalena Kroll wurde die Kehle durchgeschnitten und sie war, wie sich bald herausstellen soll, die Geliebte des Kaisers! Obwohl Christian Stern den Leichenfund sofort bei der Stadtwache meldet, gerät in Verdacht und wird zunächst eingekerkert. Doch bald zieht er die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich. Er vermutet in Stern eine Art Heilsbringer, den er in seinen Träumen vorhersehen hat. Und er beauftragt Christian Stern damit, den Mord an der jungen Magdalena Kroll aufzuklären.

    Sterns rascher Aufstieg am Hof bringt ihm natürlich auch Neid und Missgunst ein. Außerdem zieht ihn schon bald Caterina Sardo in ihren Bann, was aber äußerst gefährlich ist, da sie die Geliebte des Kaisers Rudolf und die Mutter seiner Kinder ist. Dazu kommen die Intrigen und Machtspiele skrupelloser Höflinge, sodass Christian Stern schon bald um sein eigenes Leben fürchten muss.

    Der Roman beginnt stark. Lebendig, sehr anschaulich und stellenweise sogar witzig erzählt Stern von seiner Ankunft in einer heruntergekommenen Herberge in Prag, einem Saufgelage mit einem Soldaten und dem Leichenfund. Auch Sterns Rückblicke in seine Kindheit und Jugend gestalten sich originell und unterhaltsam. Je länger Stern sich dann allerdings in Prag aufhält und in die Ränkespiele des Hofs verwoben wird, desto zäher gestaltet sich leider auch die Lektüre. So wie für Christian Stern selbst ist es auch für den Leser fast unmöglich, Schein und Sein, Freund und Feind auseinanderzuhalten. Dabei wird einem zwar die Figur des jungen Gelehrten Stern mit all ihren menschlichen Schwächen und in ihrer Widersprüchlichkeit durchaus sympathisch. Dennoch geht die Darstellung der Verwicklungen auf Kosten der Spannung und der Lesegenuss wird deutlich getrübt.

    Schade, denn die Idee und der Schauplatz des ,,historischen Kriminalromans" klangen sehr vielversprechend.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Historischer Roman im deskriptiven Stil


    Den jungen Gelehrten Christian Stern, unehelicher Sohn des Bischofs von Regensburg, zieht es im Dezember 1599 nach Prag. Dort, am Hof des Kaiser Rudolfs II. will er es zu Ruhm und Ansehen bringen. Doch sein Schicksal nimmt eine unerwartete Wendung, als er in einer verschneiten Winternacht die Leiche der sechzehnjährigen Magdalena Kroll, Geliebte des Kaisers und Tochter des Hofarztes, findet. Nachdem Christian zunächst selbst verdächtigt wird, beauftragt ihn schließlich Rudolf II. damit, Magdalenas Mörder zu finden. Und so wird er hineingezogen in die Intrigen und Machenschaften des Kaiserlichen Hofs.


    Der junge Christian wirkt zunächst sehr von sich eingenommen, was ihm unsympathischen Zug gibt. Interessant ist aber, dass er als ich-Erzähler seine eigene Geschichte in der Retrospektive erzählt. Und so bewertet er sein eigenes Handeln und Verhalten auch nicht immer positiv, sondern mit dem Abstand der Zeit und des Alters.


    Die Sprache ist an den historischen Kontext angelehnt und erschien mir dadurch auf den ersten Seiten doch etwas mühsam zu lesen. Andererseits wird der Geschichte so an Authentizität verliehen und es nicht schwer, sich in das lebhafte Prag der Habsburger mit all seinen Intrigen und Verschwörungen hineinversetzten. Vor allem die detaillierten Beschreibungen der Umgebung und der Situationen sind beeindruckend. Auch treten zweifellos interessante Charaktere auf, die wie ihre Umgebung sehr präzise charakterisiert und beschrieben werden.

    Es handelt sich auf jeden Fall mehr um einen historischer Roman als um einen Krimi. Die Spannung schien mir gegenüber der wortgewaltigen Beschreibung der Kulisse einzubüßen. Die Auflösung des Mordfalls steht teilweise nicht mehr im Fokus.


    Daher eine Leseempfehlung für alle, die sich über einen historischen Roman im deskriptiven Stil freuen und sich auch an Schachtelsätzen nicht stören - wer nach einem klassischen Krimi sucht, wird wohl eher enttäuscht werden.

  • Ich bin ein großer Fan historischer Romane und gleichzeitig lese ich auch gerne Krimis. Aus diesem Grund bin ich auch auf diesen historischen Krimi aufmerksam geworden. Schon zu Beginn wird klar, dass dieser Roman irgendwie anders ist. Sehr persönlich und auch ohne jegliche Spannung. Und genau das war auch schon mein Problem. Ein Krimi ohne Spannung? Oh ja, das geht. Und zwar indem man die kriminalistische Handlung in den Hintergrund drängt. In den Vordergrund stellt man den Herrscher nebst seinen Drahtziehern und schwupps, schon hat man einen historischen Krimi. Na ja, so war vielleicht der Plan. Für mich waren jedoch beide Handlungsstränge nicht wirklich eingängig, von Spannung ja mal ganz zu schweigen.

    Protagonisten:

    Christian: war mir von Anfang an sehr unsympathisch, was vielleicht auch daran lag, dass ich keinerlei Beziehung zu ihm aufbauen konnte. Er war einfach nur da, und das obwohl er eigentlich ja eine, nein, die tragende Rolle sein sollte. Mal abgesehen von

    Rudolf: Eine Erscheinung, die ebenfalls total unsympathisch wirkt. Gut, er hatte nicht wirklich viel zu melden in seinem eigenen Hofstaat, aber auch seine Gedanken und Handlungen waren für mich nicht wirklich eingängig.

    Umfeld:

    Hier hatte sich der Autor zwar viel Mühe gegeben, Stimmungen zu erzeugen, aber irgendwie hat das nicht so richtig funktioniert. Nehmen wir als Beispiel den Kerker, in dem Christian am Anfang gefangen wurde. Hier sollte man doch vielmehr auf die Dunkelheit, den Geruch, Exkremente, Hunger, Durst etc. eingehen. Aber nein, der Autor hatte sich entschieden zu beschreiben, dass die Steine rundum schon eher flach waren, da die Gefangenen zuvor wohl immer mit ihren Händen daran gerieben hätten. Hm... das reicht mir leider nicht, um mich gedanklich in den Kerker zu beamen. Sorry!

    Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zu Cover und Klappentext anmerken.Der Titel wurde passend zur Story gewählt. Sowohl er, als auch der Klappentext machen auf die Geschichte neugierig. Die Farbgestaltung des Covers ist eher blaß und vermittelt, dass das Leben dort nicht sonderlich zugänglich, sondern eher trist war.

    📚 Fazit 📚
    Leider konnte mich dieser historische Krimi nicht begeistern. Nein, es ist eher so, dass ich manchmal das Gefühl hatte, das Buch abbrechen zu müssen. Aber - ich habe durchgehalten und siehe da, zum Schluß kommt sogar wieder ein Krimianteil zum Vorschein. Leider war die Geschichte bis dorthin eher platt.

    Ach ja, wer ebenfalls wie ich über das Wort: Behuf stolpert, es bedeutet: zu diesem Zweck. Dieses Wort stand 1880 erstmals im Rechtschreibduden.