Ghost Stories of flesh and blood (Hrsg: Faye Hell und M.H. Steinmetz)
Klappentext:
Alles begann mit dem Blut in der Kloschüssel.
Das sagenumwobene Haus am Ende der Straße, mitten im Wald, neben dem Friedhof …
Du denkst, du weißt alles über dieses Haus und seine dunklen Geheimnisse?
Du irrst dich.
Tritt ein, schau dich um, hör ganz genau hin.
Es ist nicht das alte Gemäuer, das deinen Namen flüstert.
Achtzehn Autoren.
Sechzehn Geistergeschichten.
Grausam und melancholisch.
Verstörend und grotesk.
Grusel inklusive.
Zwischen Tradition und Rebellion lauert die Angst.
Mit den Horror-Geschichten von M. H. Steinmetz, Faye Hell, Melanie Vogltanz, Jacqueline Mayerhofer, Claudia Rapp, Simona Turini, Jana Oltersdorff, Anja Hansen, Michaela Harich, Vanessa Kaiser, Thomas Lohwasser, Thomas Karg, Thomas Williams, Marc Hartkamp, Vincent Voss, Benjamin Verwold und Torsten Scheib.
Eigene Meinung:
Ich habe ein Rezensionsexemplar vom Verlag erhalten. Meine Meinung ist davon unabhängig.
Im
Vorwort erklären die beiden Herausgeber, dass sie sich am
Horrorsubgenre New American Gothic orientiert haben. Der rote Faden
dieser Anthologie sind Spukhäuser, die allerdings nicht in jeder
Geschichte eine wichtige Rolle spielen. Als Ergänzung gibt es
jeweils eine kurze Vorstellung der AutorInnen.
Ausnahmsweise schreibe ich das Fazit schon hier, wer gern mehr zu den einzelnen Geschichten erfahren möchte, kann unten weiterlesen.
Die Anthologie bietet eine interessante Mischung aus recht unterschiedlichen, gruseligen, schaurigen und spannenden Geschichten, wobei der Gruselfaktor nicht immer, aber meistens durch etwas Übernatürliches bestimmt wird und aus meiner Sicht unterschiedlich stark ausgeprägt ist. In jedem Fall ist die Anthologie insgesamt nichts für Zartbesaitete.
Zu den einzelnen Geschichten:
Das Haus am Friedhof – Jana Oltersdorff
Eine ungewöhnliche Beerdigung gibt der Protagonistin Jacky Rätsel auf. Doch das ist erst der Anfang und schon bald gibt es verstörende, unerklärliche Ereignisse, so dass Jacky an ihrem Verstand zweifelt - ist es nur Einbildung oder steckt mehr dahinter? Ein guter Auftakt für diese Anthologie.
Ausflug ins Moor – Karin Elisabeth
Diese Geschichte wird aus zwei verschiedenen Ich-Perspektiven erzählt und mutet zunächst wie eine Liebesgeschichte an. Allerdings hat das Paar einige Probleme, darunter auch einen möglicherweise von Drogen vernebelten Geist. Eine Geschichte, die Rätsel aufgibt und die man genauestens lesen sollte, um den Horror zwischen den Zeilen zu ergründen
Novemberblut – Vanessa Kaiser, Thomas Lohwasser, Thomas Karg
Ganz langsam schleicht sich der Horror hier ein in einer Familie, die von etwas Übernatürlichem bedroht wird. Oder ist am Ende alles ganz anders, als es scheint?
Das Flüstern im Feuer – Michael Harich
Hier beginnt alles mit einem schon fast klassischen Ansatz – ein abgerissener Schriftsteller will ein Buch über Lost Places und Spukhäuser schreiben und sucht ein Hotel auf, dem man nachsagt, es würde von Geistern heimgesucht. Sein Aufenthalt dort wird zu seinem schlimmsten Albtraum.
End of the Road – Torsten Scheib
Eine lesbische, amerikanische Hauptfigur, die allerdings nicht gerade eine Sympathieträgerin ist, wird in allerhand Probleme und Gewaltätigkeiten verwickelt. Die Geschichte spielt sich auf mehreren Zeitebenen ab, was mich zunehmend verwirrt hat. Es fiel mir schwer, diese Geschichte zu verstehen.
Nachbarschaft – M. M. Vogltanz
Die Protagonistin hat sich von ihrem Mann getrennt und ist umgezogen. Nachts kommen merkwürdige Geräusche aus dem Nachbarhaus, die ihr den Schlaf rauben. Also geht sie der Sache nach … und ab da bricht der Horror in ihr Leben ein, der übrigens nicht nur durch das Nachbarhaus verursacht wird. Eine mitreißende Geschichte.
Klopf Klopf – Vincent Voss
Die Studentin Emma beginnt in Kiel einen Job als Nachtwächterin in einem Parkhaus. Ich musste schmunzeln über eine Nebenfigur namens Vincent (!), die von Emma als Freak bezeichnet wird. Zunächst wird in dieser Geschichte die Routine beschrieben, die nun jede Nacht vor ihr liegt. Doch dann benimmt Vincent sich rätselhaft und bleibt der Arbeit fern, was Emma auf seinen Cannabiskonsum schiebt. Bei einem zufälligen Treffen warnt er sie vor dem Parkhaus, was sie als Spinnerei abtut. Doch nur wenig später wird ihre Arbeitsroutine durch merkwürdige Klopfgeräusche unterbrochen… eine spannende Geschichte, die von dem Horror verlassener nächtlicher Gebäude erzählt.
Imaginarium – Faye Hell
Zum Inhalt dieser originellen Geschichte, die von einem Zitat von Novalis eingeleitet wird,
schreibe ich absichtlich nichts, da dies ohne Spoiler kaum möglich ist.
Stattdessen sei nur so viel gesagt, dass es sich um eine recht harte Geschichte mit einem stellenweise hohen Ekel-Faktor handelt, deren Ende sehr passend gewählt.
0900666 – Marc Heitkamp
Ein Fernsehabend zweier Freunde wird zu einem gräßlichem Albtraum – eine vergleichsweise kurze, blutige Geschichte.
Spiel um dein Leben – Jacqueline Mayerhofer
Einige Studenten brechen in Neuseeland zu einem exklusiven Wochenende in einem Haus auf, das mit Escape-Room-artigen Spielen aufwartet. Doch schon bald wird aus dem Spiel blutiger Ernst.
Wicked Game – M.H. Steinmetz
Wer sich bei dem Titel an den gleichnamigen Song von Chris Isaak erinnert fühlt, liegt insofern richtig, als aus diesem Song zitiert wird. Ein kriminelles Paar übernachtet in einem unheimlichen Haus und erlebt dort merkwürdiges. Eine verstörende, erotische Geschichte.
New Port, Rhode Island – Simona Turini
Die einzige Geschichte in dieser Anthologie mit einem Kind als Protagonisten. Der junge Atticus ist es leid, dass seine Eltern und er ständig umziehen. Er freundet sich mit einem Mädchen an. Diese Geschichte beginnt recht ruhig, doch der Horror gegen Ende wird dadurch umso wirkungsvoller.
Haus aus Lust und Schmerz – Anja Hansen
Eine Familie zieht neu in ein altes Haus ein. Die volljährige Tochter merkt schon bald, dass hier etwas nicht stimmt und zieht Erkundigungen ein. Eine schaurige und blutige Geschichte.
Tohagwasa, der Silberreiher – Claudia Rapp
Diese Geschichte ist in USA angesiedelt und befasst sich unter anderem mit der Mythologie der Native Americans. Auffallend ist hier, dass die Psyche und die Motivationen einiger Personen eine wichtige Rolle spielt und entsprechend genau beleuchtet wird.
Am Anfang vom Ende – Thomas Williams
In dieser Geschichte gibt es ein Endzeit-Setting, in der die Welt nicht gerade von Zombies, aber von Monstern heimgesucht wird. Warum das so ist, findet die Protagonistin im Laufe der Handlung heraus.
Heteronomie – Benjamin Verwold (eine Bonusgeschichte)
Diese Geschichte unterscheidet sich von allen anderen insofern, dass sie im 14. und im 17. Jahrhundert angesiedelt ist und die Handlung anhand historischer Aufzeichnungen erzählt wird.
Eine spannende und verstörende Geschichte.