Arthur Koestler – Die Geheimschrift/The invisible writing

  • Kurzmeinung

    tom leo
    Quasi Insider-Sicht auf Parteizugehörigkeit (KPD) in den 30iger Jahren. Faszinierend.
  • Original : Englisch, 1954


    INHALT :

    Es handelt sich hierbei um den zweiten Band der autobiographischen Erinnerungen von Arthur Koestler. Diese Bände lassen sich durchaus unabhängig voneinander lesen. Der erste Band ging seinen ersten 26 Lebensjahren nach bis zu seinem Eintritt in die Kommunistische Partei Ende 1931. Dieser hier besprochene zweite Band geht in vier Teilen (und insgesamt 34 Kapiteln) von 1932 bis 1940, von der anfänglichen Euphorie als Mitglied der kommunistischen Partei Deutschlands, den utopischen Vorstellungen bei Besuchen in der Sowjetunion, erfahrenem Exil bis hin zur späteren Ernüchterung und Distanzierung. Und der « Flucht » nach England.


    BEMERKUNGEN :

    Was für eine Schlüsselzeit… Und wie vielen Menschen ist es wohl wie Koestler ergangen : angezogen und mitgerissen von der allgemeinen Aufbruchsstimmung der noch jungen kommunistischen Bewegung, tritt Arthur am 31.12.1931 in eben « die Partei » ein. Von Anfang an ist er Aktivist und befindet sich im « Untergrund » in Berlin. Später wird er Mitglied einer Zelle, was die durchgehende Organisationsform war. Schon im Laufe des Jahres 1932 kommt es zu einem langen Aufenthalt in der Sowjetunion. Seine Wege führen ihn bis ins sowjetische Zentralasien, später nach Frankreich, England, Spanien (durchsetzt vom Bürgerkrieg). Dabei war er einerseits stets bedroht durch die feindliche Haltung der (politischen) Gegner. Doch immer mehr bewußt und nun ja auch diese Autobiographie mit zeitlichem Abstand, nämlich 1954, schreibend, nimmt Koestler wahr, wie auch jedes Abweichen von der Parteilinie zu Ausschluss führt, Abseitsstellung, und… mehr, insbesondere in der stalinistischen Sowjetunion mit seinem Purismuswahn und den « Säuberungswellen ». Von wie vielen Ex-Genossen wird er nie wieder etwas hören : verschwunden von der Bildfläche. Wie also funktionierte das Innenleben der Partei ? Wo hörte Menschlichkeit, Kameradschaft auf, kam eine Härte, etwas mechanisch Gehorsamige hoch, pochte man auf unhinterfragte Zugehörigkeit und Unterwerfung?


    Dieses Buch ist eine harte Selbstauseinandersetzung mit der Ignoranz, dem Mitgezogensein. Und eine unerbittliche Beschreibung der Illusionen, die so viele beherrschten, Illusionen, in denen man das ganze Ausmaßdes Terrors garnicht wahrnahm. Diese Insider-Sicht gibt uns fast unvergleichliche Einblicke, wie so viele mitgezogen werden konnten, verschwanden, oder aber dann doch – doch ist Koestler da eine Ausnahme ? - nach einer Selbstanalyse Abstand nehmen konnten und sich distanzierten.


    Zeitlich noch nahestehend geschrieben (und nicht mit fünfzig Jahren Abstand), versucht Koestler nicht nur einfach Fakten zu sammeln, sondern auch den « naiven Enthusiasmus » zu beschreiben, der ihn anfangs prägte. Selbst wenn er es später kaum mehr nachvollziehen kann, ist es doch wichtig, dass wir etwas vom quasi « Innenleben » eines Aktivisten erfahren. Wo sonst könnte man das in dieser Mischung von Offenheit und kritischer Selbstreflexion finden ?


    Für alle, die sich für diese Themenkreise und diese Zeit interessieren eine interessante Lektüre !


    AUTOR :

    Arthur Koestler (geboren 5. September 1905 in Budapest, Österreich-Ungarn; gestorben 1. März 1983 in London) war ein ungarisch-britischer Schriftsteller. Er schrieb vorwiegend auf Deutsch und Englisch, vereinzelt auch auf Französisch und Ungarisch. Seine Zeitgenossen sahen ihn als bedeutendsten Renegaten der Kommunistischen Partei, der er sieben Jahre lang angehört hatte.


    Koestler war der Sohn eines deutschsprachigen jüdischen Industriellen und erlebte als Kind in Ungarn das Ende der Habsburgermonarchie sowie die kommunistische Revolution unter Béla Kun. Während der rumänischen Besetzung von Budapest im Jahr 1919 zog er mit seiner Familie nach Wien und studierte dort ab 1922 Ingenieurwissenschaften, parallel dazu aber auch Philosophie und Literaturwissenschaft. Während seines Studiums wurde er Mitglied der jüdisch-akademischen Verbindung Unitas. Mitte der zwanziger Jahre begeisterte er sich für den Zionismus, dem er einen radikalen Bruch mit der Geschichte des europäischen Judentums zutraute. Er brach das Studium kurz vor dem Examen ab und ging 1926 nach Palästina, wo er aber Schwierigkeiten hatte, sich in den für ihn oft eintönigen Kibbuz-Alltag zu integrieren. Von dort aus schickte er Reportagen an den Ullstein Verlag in Berlin, die in dessen Vossischer Zeitung veröffentlicht wurden.


    Weiteres… :

    (Quelle : wikipedia)


    Gebundene Ausgabe: 458 pages

    Publisher: Desch (1955)

    ASIN: B0000BKCCH

  • tom leo

    Hat den Titel des Themas von „Arthur Koestler – Die unsichtbare Schrift/The invisible writing“ zu „Arthur Koestler – Die Geheimschrift/The invisible writing“ geändert.
  • Koestler wechselte ja atemberaubend leicht seine Verfassungssprachen. Dieses Buch schrieb er wohl auf Englisch. Hier eine Verlinkung zu einer englischsprachigen Ausgabe :


    Taschenbuch

    Publisher: Vintage Books (1790)

    ASIN: B01K186TXC