Rolf Peter Sieferle - Das Migrationsproblem

  • Auch auf die Gefahr hin, dass schon beim Lesen des Titels der eine oder andere Schnappatmung bekommt :twisted: Aber genau darum geht es in diesem Buch. In der Außenwahrnehmung ist Deutschland zu einem Hippie-Staat verkommen, in dem reine Gesinnung über politische Vorausschau und Rationalität gesiegt hat und der totalitäre Züge angenommen hat und jeder der auf die Folgen hinweist stigmatisiert wird. Eine offene rationale Debatte ist unmöglich geworden.


    Das Migrationsproblem - Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung


    Der Autor

    Rolf Peter Sieferle

    (1949 - 2016) studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Heidelberg und Konstanz und lehrte ab 1991 in Mannheim. Seit 2005 war er ordentlicher Professor für allgemeine Geschichte an der Universität St. Gallen. Sein Fachgebiet war die Naturgeschichte der menschlichen Gesellschaften, deren Eigenarten und Funktionsweisen Sieferle aus der jeweiligen Energiewirtschaft ableitete. Zu seinen Hauptwerken zählen Epochenwechsel (1994) und die universalhistorische Bilanz Rückblick auf die Natur (1997). Sein 1982 erschienenes Werk Der unterirdische Wald gilt bis heute als Standardwerk zur Durchsetzung des Energieträgers Steinkohle. 2010 verfasste Sieferle für den »Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen« der Bundesregierung die Abhandlung Lehren aus der Vergangenheit. Seine hier zum ersten Mal veröffentlichte Schrift Das Migrationsproblem schloss Sieferle unter dem unmittelbaren Eindruck der 2015 begonnenen Massenzuwanderung kurz vor seinem Tod im September 2016 ab.


    Klappentext

    In der Migrationskrise offenbaren sich nicht nur die Schwächen und das Scheitern des permissiven Staates, sondern auch die grassierenden Verständnis- und Erklärungsnöte der Öffentlichkeit. Während der deutsche Staat in seiner Führung handlungsunfähig erscheint, fehlt es dem medialen Establishment an krisenfesten Begriffen: der Einbruch der Wirklichkeit wird mit bundesrepublikanischen Wohlfahrtsideen und One-World-Phantasien quittiert: Wohlstand für alle, Grenzen für niemand. Dabei übersieht man die Fragilität eines Gemeinwesens, das durch den Sozialstaat getragen wird. Es fußt auf Solidarität und Vertrauen Werte, die in einem Land mit ungeregelter Einwanderung gefährdet sind. Der Sozialstaat und seine Segnungen lassen sich nicht ins Unendliche expandieren. Denn im Globalisierungsstrudel, in dem die Ansprüche universal werden und jeder Ort erreichbar scheint, wird das Wohlfahrtsversprechen zu einem Anachronismus, dessen Verheißungen für die meisten Migranten uneinlösbar sind.

    Die Unvereinbarkeit von Masseneinwanderung und Sozialstaat verdeutlicht der im September 2016 verstorbene Historiker Rolf Peter Sieferle in seiner letzten Studie. Sie ist Aufklärung, weil sie die Irreführungen einer »emphatischen Politik« entlarvt. Die Sentimentalisierung der »Flüchtlings«-Debatte kontert der Autor mit ebenso nüchternem Blick wie die Narrenfeuer der Medien. Rolf Peter Sieferle widerspricht der Akklamation, die an die Stelle der Kritik getreten ist und überwindet die Sprachverbote der »offenen« Gesellschaft.



    Das Buch unterteilt sich in 5 Kapitel. Es beginnt mit den Migrationsursachen, zeigt danach die Situation in den Zielländern auf, geht danach auf die Narrative zur Legitimation ein und erklärt anschließend die Motive der Akteure. Am Schluss gibt es noch eine längere historische Perspektive.


    Das erste Kapitel

    Der Autor zeigt die Bevölkerungsentwicklung in Europa, Japan und Afrika auf. In Europa schrumpfte die Bevölkerung um 31 Mio und 1/4 sind über 60 Jahre. In Japan schrumpfte die Bevölkerung um 19 Mio 1/3 ist über 60 und 1/7 unter 16. Japan geht damit allerdings völlig anders um als Europa. Afrika hingegen verdoppelt sich, hat 5% über 60 J. und 41% unter 15 J.


    Die Ursachen sind schnell und kurz erklärt - kollabierende Staaten und geringes Hoffnungspotential in den Herkunftsländern

    Der relative Wohlstand ist gestiegen und die EInkommensunterschiede gehen zurück, es wird immer leichter sich Informationen zu beschaffen, so dass sich immer mehr Leute auf den Weg machen können.


    Die ökonomische Entwicklung erzeugt starke Erwartungen. In der Industrialisierung gibt es Gewinner und Verlierer.

    Wenn die Erwartungen nicht in dem Maße erfüllt werden, wie sie steigen, gibt es zwei Reaktionsweisen: Auswanderung oder Protest


    Das Problem bei der Migration ist meist, dass es zwar zu einem materiellen Aufstieg aber zu einem sozialen Abstieg kommt, was zu Kriminalität und/oder Radikalisierung führt.



    Zweites Kapitel


    In Situation der Zielländer nennt und erläutert der Autor das Ende der Bürgerschaftsrente, das Ende des Sozialstaats und die Reaktionsweisen unterschiedlicher Länder.



    Auch wenn es sich bei diesem Buch um ein Sachbuch handelt, das nicht gerade in einfacher Sprache geschrieben wurde, konnte es mich doch fesseln und enthält jede Menge Stoff zum Nachdenken. Besonders gespannt bin ich ja auf die Narrative und wie der Autor diese Widerlegen wird. Für mich auf jeden Fall ein Buch, mit dem man sich beschäftigen sollte. Zu diesem Buch könnte es von mir mal wieder eine Rezension geben.


    lg Schattenlady


    Bücher lesen heißt: wandern gehen in fernen Welten, aus den Stuben über die Sterne
    (Jean Paul)

  • Schattenlady

    Hey ! Das Thema der Migration und das gesamte Problemfeld ist wirklich ein sehr aktuelles und höchst kritisches Feld, das stimmt. :-k Egal, mit wem man spricht, es kommt tatsächlich selten eine vernünftige Unterhaltung zustande. Entweder konservative Stammtischhaltung (im stereotypischen Sinn), radikale Akzeptanzhaltung (ohne Sinn für kritische Gedanken oder Einwände) oder Enthaltung aus Vorsicht oder Unkenntnis. :roll: Deswegen finde ich es echt bewunderswert, dass du das Buch liest und hier vorstellst !

    Deine Vorstellung ist toll. :loool: Ich hoffe, du schreibst hier nochmal rein, wenn du etwas weiter bist ! Vielleicht sogar etwas detailierter ? Wie geht Sieferle mit dem Thema um ? Und was hat dich zum Denken angeregt ? Wo stimmst du mit ihm überein und wo nicht ?Ich meine das natürlich nur sehr üunktuell und grob, sonst käme das ja bereits einer Rezension gleich. :loool: