Jon Cohen - Die wundersame Mission des Harry Crane / Harry's Trees

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Herzerwärmend, berührend, hoffnungsvoll. Ganz tolle Charaktere und eine außergewöhnliche Geschichte - toll!
  • Berührend!


    Klappentext (Quelle Amazon):

    Seit Harry auf Bäume klettern kann, weiß er, wie man sicher durchs Leben kommt: Man muss sich nur gut festhalten.
    Doch ein kleines Mädchen lehrt ihn eine noch viel wichtigere Lektion: Sie zeigt ihm, wie man loslässt.

    Harry Crane braucht nicht viel zum Glücklichsein: seine Frau Beth und die sichere Geborgenheit von Bäumen und Wäldern. Als Beth völlig überraschend stirbt, steht er vor dem Nichts – und beschließt, in den tiefen Wäldern Pennsylvanias zu verschwinden. Dabei kommt ihm allerdings das Schicksal in die Quere, in Gestalt der zehnjährigen Oriana, die an die Magie der Märchen glaubt. Sie hat ihren Vater verloren, ist aber felsenfest davon überzeugt, dass er nicht tot, sondern nur verwandelt ist – und es liegt an ihr, den Zauber zu brechen. In Harry sieht sie den Schlüssel zur Lösung des Rätsels. Und Harry? Findet sich schneller, als ihm lieb ist, mittendrin in einer aberwitzigen Mission: Er soll Orianas Märchen wahr werden lassen …




    Als Beth, die Ehefrau von Harry stirbt, ist er tief verzweifelt. Beth war sein Leben und sein Glück und ein Leben so sinnlos ohne sie. Harry fühlte sich als Mitarbeiter bei der Forstbehörde schon immer zu Wäldern hingezogen, und Bäume sind seine Passion. So flieht er nach Beths Beerdigung in die Wälder Pennsylvenias. In den Endless Mountains lernt er die zehnjährige Oriana und ihre Mutter Amanda kennen, die ein Jahr zuvor den Vater und Ehemann Dean verloren haben. Oriana flüchtet sich in die Welt der Märchen, glaubt, dass ihr Vater als märchenhaftes Wesen in den Wäldern schwebt. Harry und Oriana verstehen sich von Beginn weg, denn sie haben beide Ähnliches erlebt. So planen sie gemeinsam eine grosse Mission, bei der sie mit eine wenig Magie versuchen ihren Verlust zu verarbeiten.



    Es fällt mir sehr schwer zu beschreiben was ich beim Lesen von diesem Buch gefühlt habe. Hauptsächlich hat mich das Schicksal von Harry und Oriana zutiefst berührt. Der Autor beschreibt die grosse Liebe zwischen Beth und Harry sehr eindrücklich und so ist der Schock gross, als Beth bei einem Unfall stirbt. Doch auch die kleine Oriana und der Verlust ihres Daddys ist sehr traurig. Ein Kind, das sich nach einem so grossen Verlust in eine Scheinwelt, hier bei Oriana in die Welt der Märchen, flüchtet ist absolut authentisch und nachvollziehbar. Das zentrale Thema ist Verlust, Verarbeitung dieses Verlustes und schliesslich die Hoffnung, die aus der Verarbeitung entsteht. Wichtige Themen, die wohl jedem, der schon einmal einen Nahestehenden loslassen musste, bekannt vorkommen dürften. Das zweite Thema hier sind Märchen. Offenheit gegenüber märchenhaften Symbolen ist Bedingung um sich ganz auf die Geschichte einlassen zu können.

    Der Schreibstil ist grundsätzlich flüssig zu lesen. Die teilweise verschachtelten und langen Sätze haben es allerdings in sich. Und so habe ich mich immer wieder dabei ertappt, einen Satz mehrere Male zu lesen, um die Bedeutung ganz erfassen zu können. Und manchmal sind sie einfach auch zu schön und bedeutungsvoll, um sie nur einmal zu lesen. Etwas weniger gefallen haben mir Harrys ausschweifende Reden, Gedanken und Handlungen zum Thema Natur, Wald und Bäume. Hier merkt man zwar die hervorragenden Recherchen des Autors in Sachen biologische Vorgänge. Doch gerade diese Passagen empfand ich als etwas trocken und einem Biologiebuch entnommen.

    Das Spezielle in "die wundersame Mission des Harry Crane" ist, wie Nebenfiguren immer wieder in den Mittelpunkt rücken. Und wie das die Hauptgeschichte aufwertet und keinesfalls verdrängt, wie es manchmal vorkommt in Büchern, mit detaillierten Nebenhandlungen. Ich weiss auch nicht , wie der Autor das hinkriegt, denn trotz vieler Nebenfiguren und ihren Geschichten, habe ich nie den Faden verloren.

    Mir hat das Buch gefallen, wenn auch die biologische Komponente etwas gekürzt gehört hätten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Susquehanna Santa


    Die wundersame Mission des Harry Crane, Roman von Jon Cohen, 536 Seiten, erschienen Im Insel Verlag.
    Seit Harry auf Bäume klettern kann, weiß er, wie man gut durchs Leben kommt. Man muss sich nur gut festhalten. Ein kleines Mädchen zeigt ihm wie man loslässt.
    Für Harry Crane gibt es zwei wichtige Dinge in seinem Leben, seine Frau Beth und Bäume. Als Beth überraschend stirbt, gibt er sich die Schuld an ihrem Tod, er beschließt in den Wäldern Pennsylvanias seinem Leben ein Ende zu setzen. Daran hindert ihm ein kleines Mädchen und ihre Mutter beide haben den Ehemann bzw. den Vater verloren. Oriana ist davon überzeugt, dass er nicht tot sondern nur verwandelt ist. Harry soll diesen Zauber brechen.
    Am Anfang des Buches gibt es zwei Erzählstränge, die sich schon bald zu einer Geschichte vereinen. Als Stilmittel hat Jon Cohen die auktoriale Erzählform gewählt. Dadurch entsteht ein umfassender Überblick über die Handlungen der einzelnen Charaktere. Lustige aber auch ernste Dialoge beleben die Erzählung, dies ist dem Autor auch durch seinen flüssigen und vor allem bildhaften Erzählstil gut gelungen. Solche Sätze z.B. Ihre Frisur, eine pikante Mischung aus Schaf und Stachelschwein, war das blanke Grauen. So hatte ich Setting und Personen stets vor Augen. Sehr gut gelungen fand ich die Platzierung des „Buches im Buch“. Die lustige Illustration und der in Schreibschrift geschriebene Text macht „Das Buch des alten Grum“ zu einem Eyecatcher im Text. 37 Kapitel in genau passender Länge und mit Kapitelzahlen überschrieben, helfen das Buch flüssig zu lesen. Erzählungen und Vorgelesenes erscheinen kursiv.
    Der Beginn des Buches hat mich sofort begeistert, die Trauer des Protagonisten und des Mädchens und ihrer Mutter haben mich sehr berührt. Es zeigt wie die Figuren auf verschiedenste Weise mit ihrer Trauer umgehen. Verdrängung, Flucht in die Märchenwelt und Schuldgefühle. Doch im weiteren Verlauf hatte das Buch doch unnötige Längen, die weniger unterhaltsam waren. Es wäre für eine gute Geschichte m.E. nicht notwendig gewesen, die Besteigung jedes einzelnen Baumes zu erläutern, die Baumthematik fand ich sowieso viel zu ausführlich und für den Plot nicht notwendig. Auch konnte ich das Verhalten, von Harry und Oriana nicht unbedingt nachvollziehen. Das Mädchen fand ich altklug und dickköpfig, und dass sich der Protagonist dem Diktat des Kindes so unterworfen hat, fand ich nicht realistisch. Bestechend in diesem Werk sind die Nebencharaktere. Zuallererst der heimliche „Held“ der Geschichte. Ronnie, der sich die Schuld an Deans Tod gibt, ein Tolpatsch und Trinker und doch eine Superfigur. Und auch die resolute Stadtbibliothekarin Miss Perkins, ein liebenswertes Faktotum in der Bücherei, eine Frau die nach jeder Enttäuschung aufsteht und weitermacht. Die Bösewichte Stu und Wolf waren gut gezeichnet. Alles in allem ist es m. M. nach ein Märchen für Erwachsene, dazu passt der böse Bruder von Harry „der böse Wolf“, der rote Mantel von Beth, oder der Sack mit Goldmünzen. Obwohl die Geschichte traurig beginnt mangelte es nicht an Situationskomik, als der Hund die Asche der Verblichenen wie Konfetti verteilte, musste ich unfreiwillig lachen. Ein Lieblingszitat habe ich auf Seite 118 entdeckt: "Die passende Lektüre hat noch jeden Schmerz gelindert". Das kann ich nur bestätigen.
    Dieses Buch eignet sich für Leser, die sich gerne märchenhaft verzaubern lassen wollen. Eine Leseempfehlung auch für Fans von „Happy Ends“. Von mir 3 Sterne.:bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • HARRYS BÄUME UND ORIANAS WALD


    Die Handlung des Buches findet vornehmlich in den Wäldern und den Ortschaften der Endless Mountains im Nordosten von Pennsylvania statt.

    Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt und beginnt zum einen mit Harry Crane, einem Angestellten der Forstbehörde. Er ist zufrieden mit seinem bescheidenen Leben, da er eine glückliche, aber kinderlose Ehe mit der lebensfrohen Beth führt. Das wichtigste in seinem Leben, das sind seine Frau und die Bäume. Für beide empfindet er eine große, starke Liebe.

    Zum anderen sind da die Krankenschwester Amanda Jeffers mit ihrem kräftigen, bärenstarken Mann Dean und der zehnjährigen, lesebegeisterten Tochter Oriana. Sowohl Amanda als auch Harry erleiden fast zur gleichen Zeit den urplötzlichen, schmerzhaften Verlust ihres Ehepartners. - Dann vergeht ein Jahr. - Harrys Schuldgefühle bekommen neue, heftige Nahrung als er eine Abfindung von vier Millionen Dollar erhält für den Unfalltod seiner Frau. Was soll er damit? Seine geliebte Beth bekommt er dadurch nicht zurück. Er geht in den Wald, mit der Absicht sich zu töten. Das Vorhaben mißlingt. Harry macht die Bekanntschaft von Amanda und der kleinen Oriana und richtet sich in ihrem Baumhaus ein. Was für ein phantastischer Zufall. Es ist in einer riesigen Amerikanischen Buche (Fagus grandifolia). Das ist sein Baum, der Baum seiner Kindheit! Ein gutes Omen!


    Zu Beginn war das Buch gekennzeichnet von großer Trauer, Verzweiflung und Selbstaufgabe (Harry Crane), Verklärung und Pragmatismus (Oriana und Amanda). Ich finde die Einblicke in die Gefühlswelten der verschiedenen Personen gut erzählt. Daher war ich sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht, wie die Personen miteinander harmonieren, wie sie alle weiterhin mit dem entsetzlichen Verlust eines geliebten Menschen umgehen. Warum mich das Buch am Ende doch nicht so gefangen nahm, liegt in der Hauptsache an der weitschweifigen, ausführlichen Erzählweise Jon Cohens. Da gibt es sehr viele Sequenzen in der Geschichte, die hätten gekürzt werden können. Zum Beispiel die Obsession Harrys für Bäume ging mir dann doch zu weit, seine Klettertouren auf über einhundert verschiedene Exemplare musste nicht so detailliert erläutert werden. Immerhin kenne ich nun die Baumarten Pennsylvanias, habe einen tiefgreifenden Einblick in die dortige Flora des Waldes erhalten.

    Die märchenhafte und schöne Unbeschwertheit der Erzählung mit der Verflechtung des Buches des alten Grum wird leider immer wieder durch Szenen unterbrochen, die mich in meinem Lesefluss hinderten, die ich als unpassend empfand. Die magische, bezaubernde Atmosphäre, berührende Momente wurden nicht weiter verfolgt. Ich fühlte mich als Leser irgendwie auf Abstand gehalten. Das Buch besticht aber durch einige brillante Einfälle, die dramaturgisch geschickt eingeflochten wurden. Sie werden immer wieder aufgegriffen und weitergeführt. Neben der Geschichte des Grum und der damit verbundenen Phantasiewelt der kleinen Oriana gefielen mir besonders die Gestaltung einiger Nebenfiguren. Die alte Stadtbibliothekarin Olive Perkins und Ronnie, der Loser, wurden zu meinen Lieblingsfiguren. Dagegen waren Stu und Wolf, der Bruder von Harry, etwas überzeichnet. Eben wie im Märchen, der Gegensatz von gut und böse. Die Geschichte schwankt zwischen Jugendbuch und märchenhafter Erzählung für Erwachsene, ohne sich entscheiden zu können. Von allem etwas und doch zu wenig bzw. zuviel. Für mich leider nicht die passende Lektüre.


    Zum Schluß fügt sich alles – eben wie im Märchen. Ende gut, alles gut.


    Meine Bewertung: 3 von 5 Sternen! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Bei einem Unglück wird seine Frau Beth völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Für Harry Crane, Ende 30, bricht eine Welt zusammen, zumal er sich selbst die Schuld an ihrem Tod gibt. In den tiefen Wäldern von Pennsylvania will er für immer verschwinden, denn er liebt Bäume. Doch dann trifft er dort auf die zehnjährige Oriana Jeffers. Sie hat ebenfalls einen Verlust erlitten, weil ihr Vater Dean auch sehr plötzlich gestorben ist. Ihre Mutter Amanda hat ihr erklärt, dass ihm ein Aneurysma im Gehirn zum Verhängnis wurde. Doch das Mädchen will nicht akzeptieren, dass ihr Daddy tatsächlich tot sein soll. Sie ist überzeugt davon, dass Dean nur verwandelt wurde. Und um den Zauber zu brechen, muss Harry ihr helfen…


    „Die wundersame Mission des Harry Crane“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Jon Cohen.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 37 Kapiteln sowie einem Epilog. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, vorwiegend jedoch aus der Sicht von Harry und der von Oriana. Eingefügt sind ein Zeitungsausschnitt, Teile des „ Buchs des alten Grumm“ und mehrere Zeichnungen. Dieser Aufbau gefällt mir gut.


    Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm, einfühlsam und anschaulich empfunden. Schöne Sprachbilder und Metaphern kommen immer wieder vor. Es fiel mir leicht, in die Geschichte einzutauchen, und ich habe das Buch nur ungerne zur Seite gelegt.


    Obwohl Harry und Oriana jeweils auf ihre Art ein wenig anders sind, habe ich beide schon nach kurzer Zeit in mein Herz geschlossen. Beide Charaktere sind eher introvertiert, sensibel und etwas verträumt. Ihnen gemeinsam ist auch, dass sie viel Fantasie haben. Die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden wird sehr gut deutlich. Obwohl sie altersmäßig nicht zueinander passen, hat mir die Wahl der zwei Hauptprotagonisten sehr zugesagt. Auch einige Nebenfiguren finde ich sehr sympathisch.


    Die Themen Liebe, Trauer und Verlust sorgen dafür, dass mich das Buch immer wieder berühren konnte. Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass es nicht nur bei den ernsten, dunklen Tönen bleibt, sondern dass die Geschichte auch eine positive, lebensbejahende Botschaft vermittelt. Dabei spielt die märchenhafte Komponente eine wichtige Rolle. Sie lässt das Licht am Horizont erblicken und macht den Roman gleichzeitig zu etwas Besonderem. Trotz der recht hohen Seitenzahl und der eher langsamen Art des Erzählens kommt beim Lesen keine Langeweile auf.


    Das sehr gelungene deutsche Cover orientiert sich am Original. Es trifft absolut meinen Geschmack. Der Titel weicht dagegen stark von der englischsprachigen Version („Harry’s Trees“) ab, passt aber dennoch auch gut.


    Mein Fazit:

    „Die wundersame Mission des Harry Crane“ von Jon Cohen erzählt eine kreative und märchenhaft anmutende Geschichte, die ich in einer ähnlicher Weise noch nicht gelesen habe. Ein empfehlenswerter Roman, der mich emotional bewegen konnte.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Harry Crane ist glücklich, denn an seiner Seite ist seine große Liebe Beth und genau sie ist es, die ihn rundum zufrieden sein lässt. Doch als eines Tages ein furchtbares Unglück passiert und Beth tödlich verunglückt, bricht für Harry eine Welt zusammen. Ein Jahr vergeht und doch ist es für Harry kein bisschen besser geworden, deshalb beschließt er, sich in seine geliebten Wälder zurückzuziehen und dort für immer zu verschwinden. Aber da hat er nicht mit der zehnjährigen Oriana gerechnet, die ihm mitten im Wald begegnet. Diese hat einen ähnlichen Schicksalsschlag wie Harry erlitten, denn es ist ebenfalls genau ein Jahr her, dass ihr Vater plötzlich verstarb. Oriana liebt Märchen und glaubt ganz fest daran, dass ihr Vater nicht tot, sondern nur verwunschen ist. Und Harry? Dieser soll Oriana dabei helfen, ihren Vater wieder zurückzuverwandeln.

    Meine Meinung

    Das Cover ist schlicht und doch erweckt es durch seinen besonderen Glanz Aufmerksamkeit und ich war neugierig auf die Geschichte hinter dem Cover.

    Die Geschichte beginnt auch gleich mitten im Geschehen und zieht einen auch förmlich hinein, denn man erlebt gleich gemeinsam mit Protagonisten Harry den furchtbaren Unfall.

    Der Schreibstil des Autors Jon Cohen ist sehr intensiv und gefühlvoll, seine Sprache hat etwas poetisches, märchenhaftes und passt dadurch auch sehr gut zu der Geschichte. Mit Worten beschreibt er Charaktere und Umgebungen, wobei es mir an manch einer Stelle doch zu weit ausschweifte.

    Genau dieses weite Ausschweifen machte es mir auch zwischendrin immer ein wenig schwerer, den Lesefluss aufrecht zu erhalten. Das lag noch nicht einmal so sehr an dem Inhalt, denn es ist eine leise und emotionale Geschichte, zu der ein großes Tempo nicht gepasst hätte. Für mich selber aber war es in dem Moment des Lesens leider zu langatmig, gerade der Mittelteil mit all seinen Bäumen und deren Beschreibungen machten es mir schwer, am Ball zu bleiben.

    Zu Beginn gibt es noch zwei unterschiedliche Perspektiven, die der Autor recht schnell miteinander verknüpft. Der Leser lernt hier sowohl Harry als auch das Mädchen Oriana und deren Mutter Amanda kennen und erlebt sowohl den Verlust der geliebten Menschen als auch den Umgang mit der Trauer der Hinterbliebenen. Das hat Jon Cohen wirklich einzigartig und mit sehr viel Gefühl dargestellt, gerade diese unterschiedlichen Arten mit Verlusten umzugehen, waren sehr glaubhaft.

    Nachdem dann die beiden Protagonisten Harry und Oriana aufeinander treffen, wird es auch Momente geben, die den Leser lächeln lassen, Humor findet man hier genauso, wie auch tiefe Gefühle und Trauer. Trotzdem verliert die Geschichte nie dieses märchenhafte und besondere.

    Erzählt wird die Geschichte durch einen auktorialen Erzähler, der dem Leser nicht nur am Geschehen teilhaben lässt, sondern auch an den Gefühlen der Protagonisten. Wobei ich hier doch das ein oder andere Verhalten Harrys nicht immer nachvollziehen konnte.

    Protagonist Harry ist ein sehr eigenartiger Charakter, der durchaus liebenswert ist, mir aber an manch einer Stelle etwas, sagen wir naiv, vorkam. Amanda, Orianas Mutter, nimmt hier ebenfalls eine Protagonistenrolle ein. Diese war mir zunächst nur bedingt sympathisch, wobei mir ihre Reaktion auf den Verlust eines geliebten Menschen noch recht nahe kam. Je mehr ich sie kennenlernte, desto besser konnte ich sie verstehen. Zu guter Letzt ist da noch Oriana, die mich zwar auch schmunzeln ließ, die mir aber auch hin und wieder mit ihrer Art etwas zu viel wurde.

    Was mich ein wenig störte, waren der große Raum, dem die Nebenfiguren bekamen. Zwar waren z. B. Deans ehemaliger Kollege oder die Bibliothekarin sehr wichtig, aber ausschweifend über ihre Vergangenheiten zu erfahren, ließen für mich jedes Mal die Spannung abflachen.

    Mein Fazit

    Eine sehr gefühlvolle und märchenhafte Geschichte über Verlust und Umgang mit der Trauer, aber auch mit Momenten zum Lächeln und Lachen. Leider waren, vor allem im Mittelteil, viele Momente, die sich zu sehr in die Länge zogen und für mich persönliche in diesem Moment zu langatmig wirkten. Manchmal braucht man aber auch für solch eine Geschichte die richtige Zeit, damit diese so wirkt, wie gedacht. Die Beziehung zwischen den Charakteren kam sehr gut zur Geltung und es sind diese leisen Momente, die durchaus berühren können.


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